Die offensichtlichen Unterschiede zwischen den beiden Medien “Schrift“ und “Bild“ werden nicht ausreichend in die Diskussion um Literaturverfilmungen miteinbezogen. Deren Regisseuren wird allzu häufig vorgeworfen, sie hielten sich nicht an die Werktreue und ließen zu viele Änderungen zu. Dabei wird jedoch nicht berücksichtigt, dass mediale Grenzen überschritten, der Stoff in ein völlig anderes Medium übertragen wird und Änderungen somit zur Qualität der Verfilmung enorm beitragen können. Bei der Umsetzung von Literatur in Film muss man sich von der Materie Literatur lösen und sich der spezifischen Eigenheiten beider Medien bewusst sein. In dieser Arbeit soll es daher nicht um die Kritik an Literaturverfilmungen gehen, es sollen vielmehr die medienspezifischen Darstellungsmöglichkeiten der Literaturverfilmung aufgezeigt werden, die diese als eigenständiges Werk neben der Literatur bestehen lassen. Neben gewissen Gemeinsamkeiten zwischen einem literarischen Werk und seiner Adaption, sollen vor allem gewollte und ungewollte Unterschiede, die aufgrund von Umsetzungsproblemen und medienspezifischen Umsetzungsmöglichkeiten der beiden Medienformen bestehen, veranschaulicht werden.
Um die Thematik noch konkreter darzustellen, soll im Verlauf der Arbeit und im abschließenden Kapitel noch ein Beispiel analysiert werden. Als eine der kontroversesten Verfilmungen deutscher Literatur eignet sich in diesem Fall Der Tod in Venedig. Thomas Manns Novelle (1912) und Luchino Viscontis italienische Verfilmung (1971) zeichnen sich vor allem aufgrund ihrer herausragenden Unterschiede aus. Denn Manns Novelle, in der sich ein alternder Künstler in Venedig in einen Jüngling verliebt und in der choleraverseuchten Stadt zugleich einen moralischen und physischen Zusammenbruch erleidet, wurde von Visconti auf eine sehr interessante Weise umgesetzt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Vom reinen Wort zum reinen Bild…
- 2.1 Funktion
- 2.2 Wirkung
- 2.3 Umsetzungsprobleme
- 3. Von der Literatur zum Film…………..
- 3.1 Präsentationselemente des multilinearen Mediums Film
- 3.1.1 Bild
- 3.1.2 Musik/ Geräusche
- 3.1.3 Sprache
- 3.1.4 Ausstattung/ Licht
- 3.2 Wechsel der Romanstruktur in eine filmische Handlungsführung
- 3.3 Gestalterische Möglichkeiten der Kameraführung
- 3.4 Probleme des Blickwinkels
- 3.5 Die veränderte Rolle des Rezipienten:
- Lesen/Zuschauen - Vorstellen/Wahrnehmen
- 3.1 Präsentationselemente des multilinearen Mediums Film
- 4. Beispiel: Die Verfilmung von Der Tod in Venedig..
- 4.1 Parallelen und Veränderungen von der Novelle zum Film
- 4.2 Filmspezifische Elemente
- 4.2.1 Musik
- 4.2.2 Körpersprache
- 4.3 Symbole und Leitmotive
- 5. Schlussbemerkung..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Transformation literarischer Texte in das visuelle Medium Film und den damit verbundenen Veränderungen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie Literaturverfilmungen mediale Grenzen überwinden und welche besonderen Gestaltungsmöglichkeiten sich durch die Umwandlung von Schrift in Bild ergeben.
- Die Funktion von Wort und Bild in Literaturverfilmungen
- Die Wirkung von Schrift und Bild auf den Rezipienten
- Umsetzungsprobleme bei der Adaption von Literatur in Film
- Gestalterische Möglichkeiten der Kameraführung
- Die veränderte Rolle des Rezipienten im filmischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung definiert den Begriff der Literaturverfilmung und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar. Sie beleuchtet die Kontroversen zwischen Wort und Bild im Kontext der frühen Filmgeschichte. Das zweite Kapitel analysiert die Funktion und Wirkung von Wort und Bild in Literaturverfilmungen. Es zeigt die Unterschiede zwischen dem reinen Wort und dem reinen Bild auf und thematisiert die Rolle der Sprache im Film.
Kapitel 3 widmet sich den medienspezifischen Darstellungsmöglichkeiten von Literaturverfilmungen. Es erläutert die Präsentationselemente des Mediums Film und die Herausforderungen der Übertragung von Romanstrukturen in eine filmische Handlungsführung. Des Weiteren wird die Bedeutung der Kameraführung und die veränderte Rolle des Rezipienten im Vergleich zum Lesen eines Buches beleuchtet.
Im vierten Kapitel wird die Verfilmung von Thomas Manns "Der Tod in Venedig" als Beispiel für eine kontroverse Literaturverfilmung analysiert. Es werden Parallelen und Veränderungen zwischen Novelle und Film aufgezeigt, sowie filmspezifische Elemente wie Musik und Körpersprache betrachtet.
Schlüsselwörter
Literaturverfilmung, Schrift, Bild, Medienvergleich, Umsetzungsprobleme, Kameraführung, Filmsprache, Rezeption, Der Tod in Venedig, Thomas Mann, Luchino Visconti.
- Quote paper
- Nicole Streich (Author), 2005, Von der Schrift zum Bild. Wie Literaturverfilmungen mediale Grenzen überwinden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41538