Ausgehend von den Werken von Streufert (1990), Hasselmann (1993), Funke (1993) und Breuer und Streufert (1995) wurden zur Verfassung der vorliegenden Hausarbeit hauptsächlich Veröffentlichungen zu dem Thema Strategische Management Simulationen hinzugezogen, wie sie in den Literaturverzeichnissen dieser vier Werke zu finden waren, insbesondere Streufert, Pogash und Piasecki (1988), aber auch Fromkin und Streufert (1976) und Dörner et al. (1983). Weitere Literatur erschloss sich durch Internetrecherche, so z. B. Kleinmann und Strauss (1998) und Satish, Streufert et al. (2001).
Computergestützte Simulationen unterscheiden sich maßgeblich von herkömmlichen eignungsdiagnostischen Messinstrumenten wie Beobachtungen oder Fragebogentests. Der Entscheidungsalltag von Managern ist von komplexen Situationen geprägt, erfordert demnach ein komplexes Problemlöseverhalten. Es dargestellt, wodurch Komplexität gekennzeichnet ist und dann auf den konkreten Einsatz computergestützter Szenarien eingegangen unter Bezugnahme auf den Ansatz von Dörner et al.. Es wird aufzeigt, welche Anforderungen an ein Szenario gestellt werden, damit es in der Lage ist, alle Merkmale von Komplexität zu erfüllen, um diese so vollständig wie möglich zu simulieren. Der Unterschied zu den Strategischen Management Simulationen wird deutlich, anhand der beiden Szenarien „DISKO“ und „TEXTILFABRIK“ sowie deren Beurteilung wird dargestellt. Schwerpunkt der Beurteilung der Messinstrumente sind Reliabilität und kriterienbezogene Validität – auf die Konstruktvalidität wird nicht eingegangen. Schwerpunktmäßig werden Strategische Management Simulationen behandelt, die in der Literatur durch ihre Vorteile insbesondere bei der Auswertung der zu messenden Merkmale und der Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewürdigt werden. Hier werden zunächst die „freien“ den „quasi-experimentellen“ Simulationen gegenübergestellt und der entscheidenden Unterschied zu den davor behandelten Simulationen für die inter- und intraindividuelle Vergleichbarkeit herausgestellen. Die Szenarien „SHAMBA“ und „WOODLINE COUNTY“ werden beschrieben, die beide zusammen genommen zentraler Bestandteil des Konzeptes der Strategischen Management Simulationen sind: Durch ihre konzeptionelle Verknüpfung kann ein höheres Maß an Reliabilität und Validität erreicht werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Fragestellung und Vorgehensweise
2 Bedeutung computersimulierter Szenarien zur Messung von komplexem Problemlöseverhalten
2.1 Computergestützte Simulationen in der Eignungsdiagnostik
2.2 Handeln in komplexen Situationen
3 Der Einsatz computersimulierter Szenarien in der Managementdiagnostik
3.1 Anforderungen an ein Szenario
3.2 Beispielhafte Beschreibung der Szenarien „TEXTILFABRIK“ und „DISKO“
3.3 Zusammenfassende Darstellung der Beurteilung anhand von Gütekriterien
3.3.1 Gütemaße für die Steuerleistung
3.3.2 Reliabilität und Validität
4 Strategische Management Simulationen
4.1 „Freie“ vs. „quasi-experimentelle“ Simulationen
4.2 Beispielhafte Beschreibung der Szenarien „SHAMBA“ und „WOODLINE COUNTY“
4.3 Reliabilität und Validität
4.3.1 Generierte Messwerte
4.3.2 Gütekriterium Reliabilität
4.3.3 Kriterienbezogene Validität
5 Schlussfolgerung
1 Fragestellung und Vorgehensweise
Seit Gesellschaft und Technologie sich immer schneller verändern und seit diese Veränderungen sich in immer größerem Ausmaße vollziehen, bedeutet „Entscheidungen treffen“ nicht mehr nur die Wahl zwischen zwei Alternativen und können die Folgen von Entscheidungen nicht mehr nur in positive und negative klassifiziert werden, sondern wird es zunehmend schwieriger, alle Entscheidungsalternativen zu erkennen und deren Folgen in einer bestimmten Situation vorauszusehen. Auch die Anforderungen an Manager großer Unternehmen haben sich vornehmlich in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts maßgeblich verändert. „Die fortschreitende Internationalisierung der Märkte, eine ständig größer werdende Vielfalt von Produkten in allen Bereichen bei gleichzeitig zunehmender Komplexität der einzelnen Produkte sowie – hieraus resultierend – eine ständig wachsende Informationsflut“ (Hasselmann 1993, 3) sind Indizien hierfür.
Auf Grundlage des Ansatzes der Anforderungen im Managementbereich, die Hasselmann in „fachliche Qualifikation“, „intellektuelle Leistungen“, „soziale Kompetenzen“ und „Voraussetzungen aus dem Bereich der Persönlichkeit“ (1993, 9) klassifiziert, wurden zur Messung der intellektuellen Leistungen, die in besonderem Maß das Entscheidungsverhalten eines Managers determinieren, eine ganze Reihe computergestützter Simulationen zur Eignungsdiagnostik entwickelt. Ein gänzlich anderer Ansatz liegt den Strategischen Management Simulationen zu Grunde, die ebenfalls zu eignungsdiagnostischen Zwecken entwickelt wurden, die ihren Ursprung jedoch in der kognitiven Komplexitätstheorie haben (vgl. Streufert 1990, 210). Die Wirtschaftspädagogik hat naturgemäß ein gesteigertes Interesse an der Erforschung der interindividuellen Unterschiede von Managern im Bezug auf ihre Entscheidungsfähigkeit, wofür sowohl die Arbeiten mit dem kognitionspsychologischen Ansatz (z. B. Streufert (1990)) als auch Arbeiten mit dem Ansatz der Anforderungen im Managementbereich (z. B. Hasselmann (1993)) Instrumente bereitzustellen versuchen.
Ausgehend von den Werken von Streufert (1990), Hasselmann (1993), Funke (1993) und Breuer und Streufert (1995) wurden zur Verfassung der vorliegenden Hausarbeit hauptsächlich Veröffentlichungen zu dem Thema Strategische Management Simulationen hinzugezogen, wie sie in den Literaturverzeichnissen dieser vier Werke zu finden waren, insbesondere Streufert, Pogash und Piasecki (1988), aber auch Fromkin und Streufert (1976) und Dörner et al. (1983). Weitere Literatur erschloss sich durch Internetrecherche, so z. B. Kleinmann und Strauss (1998) und Satish, Streufert et al. (2001).
Computergestützte Simulationen unterscheiden sich maßgeblich von herkömmlichen eignungsdiagnostischen Messinstrumenten wie Beobachtungen oder Fragebogentests, weshalb in der folgenden Arbeit zunächst dargestellt wird, welche Bedeutung ihnen im Vergleich zu jenen in der Eignungsdiagnostik zukommt (2.1). Der Entscheidungsalltag von Managern ist von komplexen Situationen geprägt, erfordert demnach ein komplexes Problemlöseverhalten. Es wird daher zuerst dargestellt, wodurch Komplexität gekennzeichnet ist (2.2), um anschließend auf den konkreten Einsatz computergestützter Szenarien eingehen zu können (3). Im Bezug auf die Komplexität wird dabei der Ansatz von Dörner et al. Zu Grunde gelegt. Hier soll aufgezeigt werden, welche Anforderungen an ein Szenario gestellt werden, damit es in der Lage ist, alle Merkmale von Komplexität zu erfüllen, um diese so vollständig wie möglich zu simulieren (3.1). Damit der Unterschied zu den Strategischen Management Simulationen deutlich wird, sollen dann beispielhaft die beiden Szenarien „DISKO“ und „TEXTILFABRIK“ beschrieben werden (3.2), da diese häufig eingesetzt werden und sehr gründlich auf die Erfüllung der Kriterien der klassischen Testtheorie hin untersucht wurden. Die daraus resultierende Beurteilung dieser beiden Szenarien wird in Kapitel 3.3 dargestellt. Schwerpunkt der Beurteilung der Messinstrumente in den Kapiteln 3 und 4 werden Reliabilität und kriterienbezogene Validität sein – auf die Konstruktvalidität wird nicht eingegangen. Das vierte Kapitel stellt den zentralen Teil dieser Arbeit dar. Hier werden Strategische Management Simulationen behandelt, die in der Literatur durch ihre Vorteile insbesondere bei der Auswertung der zu messenden Merkmale und der Vergleichbarkeit der Ergebnisse gewürdigt werden. Hier sollen zunächst die „freien“ den „quasi-experimentellen“ Simulationen gegenübergestellt werden, um somit den entscheidenden Unterschied zu den davor behandelten Simulationen für die inter- und intraindividuelle Vergleichbarkeit herauszustellen (4.1). Darauf aufbauend werden dann die Szenarien „SHAMBA“ und „WOODLINE COUNTY“ beschrieben (4.2), die beide zusammen genommen zentraler Bestandteil des Konzeptes der Strategischen Management Simulationen sind: Durch ihre konzeptionelle Verknüpfung kann ein höheres Maß an Reliabilität und Validität erreicht werden, wie in Kapitel 4.3 dargestellt sein wird. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die einzelnen Bezeichnungen für die Messwerte nicht ins Deutsche übersetzt, sondern im Original von Streufert, Pogash und Piasecki (1988) übernommen werden. In Kapitel 5 wird abschließend eine Schlussfolgerung aus den Erläuterungen der vorliegenden Arbeit gezogen und diverse Anwendungsmöglichkeiten für die Strategischen Management Simulationen aufgezeigt.
2 Bedeutung computersimulierter Szenarien zur Messung von komplexem Problemlöseverhalten
2.1 Computergestützte Simulationen in der Eignungsdiagnostik
Von besonderem Interesse für ein Personalmanagement ist es, herauszufinden, ob ein Bewerber den Anforderungen einer führenden Position gewachsen ist. Ein möglicher Ansatzpunkt, die Eignung zu diagnostizieren, geht von den Anforderungsprofilen von Managementaufgaben aus, die Hasselmann (1993, 8) aus der großen Zahl von Arbeiten zu diesem Thema in vier Gruppen von Anforderungen zusammenfasst: „fachliche Qualifikation“, „intellektuelle Leistung“, „soziale Kompetenz“ und „spezifische Voraussetzungen aus dem Bereich der Persönlichkeit“. Die „intellektuelle Leistung“ sei hier herausgegriffen, für deren Messung sich computersimulierte Szenarien in hohem Maße eignen und worunter z. B. Fähigkeiten bzw. Fertigkeiten der Planung, Entscheidungsfindung, Organisation und Kontrolle etc. fallen (vgl. Hasselmann 1993, 16). Der zweite möglich Ansatzpunkt besteht in der Komplexitätstheorie, die u. a. danach strebt, eine vollkommene Darstellung menschlichen Handelns in komplexen Situationen zu erreichen (vgl. Streufert 1990, 210). Handlungen in komplexen Situationen liegen kognitive Prozesse zugrunde, die zu messen mit klassischen Messinstrumenten kaum möglich ist (vgl. Streufert 1990, 201). Wenig sinnvoll ist es z. B., einen Probanden mit einer komplexen Aufgabe zu konfrontieren und ihn berichten zu lassen, wie bei ihm verschiedene kognitive Prozesse „miteinander in unterschiedlichen Situationen interagieren [...] und wie sich solche Interaktionen in Handlungen manifestieren“ (ebd. 1990, 201). Dem Probanden werden diese Vorgänge nicht bewusst geworden sein, sodass er keine befriedigende Antwort wird geben können. Genauso wenig sinnvoll ist die teilnehmende Beobachtung von Probanden bei deren Bewältigung von bestimmten Aufgaben, da der Grad der Komplexität dieser Aufgabe nur selten bestimmbar ist, sodass ihr keine Normwerte zugeordnet werden können und somit eine Vergleichbarkeit mit anderen Aufgaben nicht gewährleistet ist (vgl. ebd., 202). „Zur Diagnose von Verhaltens- und Leistungsunterschieden bei der Bewältigung komplexer Handlungs- oder Entscheidungssituationen bieten sich spezielle, auf Computern implementierte Aufgaben an, die die Kontrolle und Steuerung komplexer dynamischer Systeme oder Prozesse verlangen“ (Funke 1993, 109). Mit Hilfe dieser Verfahren kann die Komplexität der Aufgabe kontrolliert werden und die Denkstrukturen können dank spezieller ebenfalls computergestützter Auswertungsprogramme sichtbar gemacht werden.
2.2 Handeln in komplexen Situationen
Nach Dörner et al. (1983, 19ff) sind komplexe Situationen von sechs Merkmalen geprägt: Komplexität, Intransparenz, Vernetztheit, Eigendynamik, Polytelie und Unbestimmtheit. Dörner et al. charakterisieren diese Merkmale folgendermaßen: Komplexität ist gekennzeichnet durch eine hohe Anzahl von Aspekten die ein Akteur berücksichtigen muss (vgl. ebd., 19). Die Intransparenz einer Situation entsteht, wenn Informationen benötigt werden, die nicht zur Verfügung stehen und auch nicht beschafft werden können oder wenn Informationen zur Verfügung stehen, die für richtig gehalten werden, aber falsch sind (ebd.). Wenn verschiedene Aspekte einer Situation Abhängigkeiten aufweisen, d. h. „die verschiedenen Aspekte der Entscheidungssituation nicht unabhängig voneinander beeinflussbar sind“, so nennen Dörner et al. (1983, 20) dies Vernetztheit, wobei dem Akteur die Struktur des Netzwerkes nur partiell bekannt ist (vgl. ebd.) . Eine Situation ist eigendynamisch, wenn sie sich verändert, ohne dass der Akteur aktiv auf sei einwirkt und wenn er keine Möglichkeit hat bestimmte Entwicklungen zu beeinflussen (ebd.). „Ein weiteres Merkmal der Entscheidungssituation [...] ist etwas, was man Polytelie nennen kann“ (ebd., 20/21). Der Akteur kann nicht nur ein Ziel ansteuern, sondern er muss viele Ziele und Teilziele beachten, die u. U. in Konfliktbeziehung zueinander stehen (vgl. ebd., 21). Das Merkmal der Unbestimmtheit umschreiben Dörner et al. (1983, 22) mit „offene Zielsituationen“. Die Ziele sind oft nicht klar formuliert und erfordern somit Aktionen in einer Situation, deren Zielzustand offen ist (vgl. ebd.).
Infolge dessen verlangt die erfolgreiche Bewältigung von Problemen in komplexen Systemen die Fähigkeit, die gegenwärtige Situation vor dem Hintergrund alternativer Dimensionen zu betrachten (vgl. Streufert 1990, 200). Der erfolgreiche Umgang mit komplexen Systemen setzt demnach u. a. voraus, dass der Akteur mehrere mögliche Interpretationen der gegebenen Informationen erwägt und die verschiedenen Möglichkeiten mit alternativen Plänen und Strategien verbindet; dass er sich Abänderungen seiner Entscheidungen vorbehalten wird und von der veränderlichen Situation abhängig macht; dass er Informationen stufenweise verarbeitet und sich Meinungen nur für einen begrenzten Zeitraum bildet etc. (vgl. ebd., 200/201).
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- Arbeit zitieren
- Antje Adams (Autor:in), 2004, Zur Diagnostik von Entscheidungen in komplexen Systemen - Der Ansatz in den Strategischen Management Simulationen (SMS), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41448
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