Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es herauszufinden, welche wesentlichen Eigenschaften die Sprachtheorie hat und in welche Teilakte eine Sprechhandlung unterteilt werden kann. Zuerst wird dargestellt, wie die Sprechakttheorie entstanden ist und weiterentwickelt wurde. Darauf aufbauend zeige ich anhand konkreter Beispiele, wie diese Beiträge der vier Teilakte zum Erfolg einer Sprechhandlung führen. Anschließend wird untersucht, wie gleiche Sätze unterschiedlich interpretiert werden können.
Inhalt
1. Einleitung
2. Sprechakttheorie
2.1 J. L. Austin und J. R. Searle: Theorie der Sprechakte
2.2 Definition und Beispiele der vier Teilakte der Sprechhandlung
2.2.1 Lokution
2.2.2 Proposition
2.2.3 Illokution
2.2.4 Perlokution
3. Die unterschiedlichen Interpretationen in verschiedenen Kommunikationssituationen
3.1 Sprachmittel als Veränderungshebel in der Bedeutung
3.2 Der kurze Satz „Der Hund ist bissig“ als Beitrag zum Thema
4. Schlusswort
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Worte sind eine Brücke zwischen Außen und Innen. Jedes Wort ist ein Bestandteil eines doppelten Übersetzungsvorgangs zwischen Sprechern und Zuhörern.“1 Wort und Bild repräsentieren zwei Pole unseres Lebens. Unser Bild-Erleben spielt sich auf eine ganz andere Weise ab als unsere Reaktion auf Worte und Begriffe. Die menschliche Sprache ist eine wichtige Grundlage der Kommunikation, die wirklich hilft, Informationen auszutauschen, Fakten zu analysieren und Sachverhalte zu klären. Sie kann nicht nur Phantasie und Kreativität wecken, sondern auch innere Bilder hervorrufen, sodass die Gesprächspartner einen roten Faden finden, der den Weg zur Freude am gesprochenen Wort zeigt. Viele Linguisten sind zu der Auffassung gekommen, dass die Sprache viel leisten kann und Spuren hinterlässt, die neue Handlungen und Ereignisse anregen.2
Dabei stellen sich folgende Fragen: Was bedeutet das Handeln durch Sprache? Welchen Zweck haben die Äußerungen der Sprachhandlung und wie wird dieser Zweck erfüllt? Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es herauszufinden, welche wesentlichen Eigenschaften die Sprachtheorie hat und in welche Teilakte eine Sprechhandlung unterteilt werden kann. Zuerst wird dargestellt, wie die Sprechakttheorie entstanden ist und weiterentwickelt wurde. Darauf aufbauend zeige ich anhand konkreter Beispiele, wie diese Beiträge der vier Teilakte zum Erfolg einer Sprechhandlung führen. Anschließend wird untersucht, wie gleiche Sätze unterschiedlich interpretiert werden können.
2. Sprechakttheorie
2.1 J. L. Austin und J. R. Searle: Theorie der Sprechakte
Der Amerikaner John Langshaw Austin (1911-1960) entwickelte die sprachphilosophische Theorie der Sprechakte, die aus Vorstellungen über die Unterscheidung zwischen Behauptungen und „explizit performativen Äußerungen“ entstehen. Seiner Meinung nach, die in den Vorlesungen von „How to do things with words“ vorgestellt wurde, besteht die Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken in ihrem Gebrauch; verschieden gebrauchte Äußerungen haben verschiedene Bedeutungen.3 Zu diesen Äußerungen gehören Berichte, Vermutungen, Behauptungen, Voraussagungen, Feststellungen, Mitteilungen, Bezeugungen, Zweifel usw. auf der einen Seite und die Inhalte solcher Äußerungen, die Sachverhalte, um die es in ihnen geht, auf der anderen Seite. Augustin hat sofort die Theorie der Sprechakte angewandt, obwohl er noch dabei war, sie weiter auszuarbeiten. Es ist Austins Untersuchung der Voraussetzungen, unter denen ein Mensch Wissen beanspruchen kann. Er vertieft sich in die Frage, was wir über Gefühle, Haltungen, Gedanken und Absichten anderer wissen können. Trotz aller skeptischen Haltungen, die er als „other minds“ bezeichnete, hat Austin es tatsächlich geschafft, die philosophischen Ergebnisse aus der Untersuchung der Sprache und des Sprachverhaltens zu eruieren und damit zu beweisen, dass jedes Wort ein machtvolles Instrument sowohl zum Aufbau als auch zur Zerstörung des Lebens ist.
Parallel zu J. L. Austin arbeitete der amerikanische Philosoph John Rogers Searle (geb. am 31.06.1932) an der Verbindung zwischen seiner Sprachphilosophie und der Philosophie des Geistes und entwickelte die klassische Theorie der Sprechakte. Seiner Auffassung zufolge besteht die Interaktion aus Geist und Gehirn, die ein hochstufiges Phänomen des biologischen Systems darstellt.4 Er stellte die Hypothese auf, dass „das Sprechen einer Sprache eine {...} Form internationalen Verhaltens ist.“5 Im Rahmen dieser Sprechakte geht es folglich darum, welche Gefühle von diesen Äußerungen hervorgerufen werden. Sein sprachphilosophisches Hauptwerk „Speech Acts“ wirkte sich weit in die Linguistik hinein.
In den 1960er Jahren wurde Austins Sprechakttheorie weiterentwickelt und im Bezug auf das Erreichen der gewünschten Kommunikationsziele erweitert.6
2.2 Definition und Beispiele der vier Teilakte einer Sprechhandlung
Das Tätigen einer Äußerung wird im Rahmen der Sprechakttheorie untersucht und es wird dabei zwischen vier Teilakten unterschieden. Ihre charakteristischen Merkmale werden in den folgenden Definitionen erläutert und anhand konkreter Beispiele dargestellt.
2.2.1 Lokution
Lokution bezeichnet sprachliches Handeln als Äußerungsakt, Redestil und Ausdrucksweise. „Die Handlung kann auf andere Weise als mit der performativen Äußerung vollzogen werden. {...}.“7 Die Worte bleiben bloß als ein äußeres und sichtbares Zeichen eines inneren geistigen Aktes und gehören nur noch zu den kleinen Schritten auf dem Weg der unbewussten Annahme.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1
Lokution unterteilt sich in drei verschiedene Akten. Der phonetische Akt umfasst die Äußerungen von bestimmten Vokalen und Konsonanten8, wie z.B. „Der ganze Arm schmerzt, und der Arzt hat nur Tabletten gegeben. Ich habe mich nur gefragt, ob die Narbe nicht ein bisschen {...}.9 Der ganze Schmerz und das Leiden werden durch das Hervorbringen des Vokals „a“ dargestellt.
Der phatische Akt dient der korrekten Verwendung der Vokale sowie der Grammatik der Sprache.10 „Wie war Dublin?“ „Hektisch, stressig.“11 Das „Adjektiv“ wird in diesem Fall als am ausdruckskräftigsten verwendet.
„Du hättest dort sein müssen. Du hättest hören müssen, was sie gesagt hat.“12 Die Verwendung des Konjunktivs II zeigt einen Wunsch, der zurzeit nicht durchführbar ist. „Nur damit ich Bescheid weiß - heißt „später - heute Abend?“13 Das Darstellen durch das Wort in Anführungszeichen soll den Zuhörer noch einmal auf den Zeitpunkt des Geschehens hinweisen.
Der rhetische Akt ermöglicht durch die Referenz und die Prädikation, welche gemeinsame Bedeutung erfasst werden kann.14
„Und woher kommt jetzt das große Geld, alter Junge? Doch nicht vom Handel mit feuerfesten Tischdecken?“15
Bestimmte ironische Vokabeln „alter Junge“ (der phatische Akt) und die Wiederholung des Vokales „o“ (der phonetische Akt) äußern sich über die Lügen, die dem Zuhörer erzählt werden, und sollen ihn dazu bringen, die Wahrheit zu sagen (der rhetische Akt).
2.2.2 Proposition
Mit dem Ausdruck „Proposition“ bezeichnet man in der Linguistik den Inhalt, der mit einem Satz in einem bestimmten Kontext ausgesagt wird. Die Proposition besteht darin, dass man sich auf etwas bezieht und darüber etwas aussagt.16 Während der Äußerung wird z.B. über eine Person ausgesagt:
„Sie hatte es immer vorgezogen, ihre Energie auf die Arbeit, auf substanziellere Leistungen zu konzentrieren.“17
Die Proposition kann in verschiedenen sprachlichen Formen, Fragen und Befehlen verstanden werden, sie kann ebenso gut von wirklichen wie von möglichen und gedachten Sachverhalten handeln, dabei nehmen die Aussagen über Möglichkeiten ebenfalls Wahrheitswerte an. Zum propositionalen Gehalt eines Satzes zählen die Aspekte einer Satzbedeutung, die bestätigt oder bestritten werden können. „Ich weiß schon, dass ich dich kenne.“18 Der Satz beschreibt den Aspekt, der einseitig bestätigt wird.
„Ich mag den Kerl, aber ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich es sechs Monate mit ihm aushalte.“ So lange willst du wegbleiben?“19 Der erste Satz stellt die Zweifel der Person dar. Der zweite Satz, die Antwort des Zuhörers, klingt wie eine Frage mit der Antwortintension.
[...]
1 Gerndt, C. C. (2011), S. 73
2 Vgl. Gerndt, C. C. (2011), S. 7-8
3 Vgl. Austin, J. L. (1979), S. 7
4 Vgl. Austin, J. L. (1979), S. 16-19
5 Eckard, R. (2009), S. 34
6 Vgl. Austin, J.L. (1979), S. 20
7 Eckard, R. 2009), S. 186
8 Vgl. Wunderlich, D. (1976), S. 211
9 Moyes, J. (2006), S. 57
10 Vgl. Austin, J. L. (1979), S. 33
11 Moyes, J. (2006), S. 363-364
12 Moyes, J. (2006), S. 470
13 Moyes, J. (2006), S. 393
14 Vgl. Ernst, P. (2004), S. 92
15 Moyes, J. (2006), S. 64
16 Vgl. Ernst, P. (2004), S. 97
17 Moyes, J. (2006), S. 154
18 Moyes, J. (2006), S. 57
19 Moyes, J. (2006), S. 469
- Quote paper
- Anna Movsovic (Author), 2017, Handeln durch Sprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/413373
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