Am 9. Oktober 1989 war es soweit. Die Demonstranten an jenem Montag in Leipzig ahnten, dass „die DDR am Abend dieses Tages nicht mehr dieselbe wie am frühen Morgen“ (Führer, 2010) war. Sie gingen nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche in Leipzig auf die Straßen und demonstrierten friedlich. Immer mehr Menschen schlossen sich den nachfolgenden Demonstrationen an und brachten die Mauer schließlich am 9. November 1989 zum Einstürzen. Es war das Ende des sozialistischen Ostdeutschlands und damit auch das Ende eines langen Weges der evangelischen Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Doch wie sah dieser Weg aus? Welche Stellung hatten die Kirchen in der DDR? In der Literatur gehen die Meinungen darüber weit auseinander. Passten sich die Kirchen an den Staat an oder leisteten sie Widerstand, waren sie Opportunisten oder Opposition? Gerade nach der Wende beschäftigten sich Theologen, Politikwissenschaftler und Soziologen mit den evangelischen Kirchen in der DDR. Einerseits wurden die evangelischen Kirchen kurz nach der Wende in der DDR als Vorbilder verbindlicher Kirchen gelobt, andererseits enorm stark für ihre Fehler kritisiert und als Teil des unehrlichen Systems angesehen.
Damit die Stellung der evangelischen Kirchen in der DDR deutlich wird und der Weg der evangelischen Kirchen durch Ost-Deutschland nachvollzogen werden kann, ist es kaum möglich, sich auf bestimmte Zeitetappen zu beschränken. Deshalb wird der Weg der evangelischen Kirchen in der DDR zunächst vom Kriegsende bis hin zur Entstehung des Bundes evangelischer Kirchen beleuchtet. Darauf folgt eine Darstellung der „Kirche im Sozialismus“. Die Schwierigkeiten, Probleme, aber auch Möglichkeiten, die diese Standortbestimmung und die Zeitspanne der „Kirche im Sozialismus“ mit sich brachten, wird unter Einbeziehung von drei Persönlichkeiten betrachtet, die eine zentrale Rolle innerhalb der Kirchen in der DDR spielten. Anschließend wird die oppositionelle Bewegung in den 1980er Jahren dargestellt, welche dem abschließenden Resümee
voraus geht. Diese Ausarbeitung konzentriert sich ausschließlich auf die evangelischen Kirchen in der DDR.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Evangelische Kirchen in der DDR zwischen 1949 und 1961
- 3. Der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR
- 4. „Die Kirche im Sozialismus“
- 4.1.
- 4.2. Rechtsstellung der evangelischen Kirchen
- 4.3. Die evangelischen Kirchen zwischen Verantwortung und Deeskalation
- 5. Anpassung und/oder Widerstand: Wichtige Persönlichkeiten und ihr Wirken
- 5.1. Albrecht Schönherr
- 5.2. Christa Lewek
- 5.3. Heino Falcke
- Exkurs: Christus befreit - darum Kirche für andere
- 5.4. Würdigung und Vergleich
- 6. Oppositionelle Bewegung in den 1980er Jahren
- 6.1. Politische und gesellschaftliche Situation in den 80er Jahren
- 6.2. Die Friedensbewegung
- 6.2.1. Schwerter zu Pflugscharen
- 6.2.2. Basisgruppen unter dem Dach der Kirche
- 6.2.3. Friedensgebete
- 6.2.4. Montagsdemonstrationen
- 6.3. Die friedliche Revolution und der Fall der Mauer
- 7. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Weg der evangelischen Kirchen in der DDR von Kriegsende bis zum Fall der Mauer. Ziel ist es, die Rolle der Kirchen im sozialistischen Staat zu beleuchten und die Debatte um Anpassung und Widerstand zu differenzieren. Dabei werden sowohl die institutionelle Entwicklung als auch das Handeln wichtiger Persönlichkeiten berücksichtigt.
- Die Entwicklung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten der "Kirche im Sozialismus"
- Die Rolle von Schlüsselpersonen im Umgang mit dem Regime
- Die Beteiligung der Kirchen an der Oppositionellen Bewegung der 1980er Jahre
- Die unterschiedlichen Strategien der Kirchen im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Widerstand
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung skizziert den historischen Kontext der friedlichen Revolution und den Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989. Sie stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Rolle der evangelischen Kirchen in der DDR und den kontroversen Interpretationen in der Literatur dar. Die Arbeit verfolgt einen chronologischen Ansatz, beginnend mit der Nachkriegszeit und der Bildung des Bundes Evangelischer Kirchen, über die "Kirche im Sozialismus", die Rolle wichtiger Persönlichkeiten, bis hin zur oppositionellen Bewegung der 1980er Jahre.
2. Evangelische Kirchen in der DDR zwischen 1949 und 1961: Dieses Kapitel beschreibt die Situation der evangelischen Kirchen in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Es beleuchtet den Prozess der Reorganisation der Landeskirchen unter schwierigen Bedingungen, die Bemühungen um eine gemeinsame Organisation (EKD) und die Herausforderungen durch die Teilung Deutschlands. Die Stuttgarter Erklärung mit ihrem Schuldbekenntnis wird als ein bedeutender Schritt im Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit herausgestellt.
3. Der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR: (Annahme: Kapitel 3 beschreibt die Gründung und die ersten Jahre des BEK). Dieses Kapitel wird die Entstehung und Entwicklung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) detailliert darstellen. Es wird die Herausforderungen im Aufbau einer einheitlichen Kirchenstruktur unter den Bedingungen des sozialistischen Staates beleuchten und die unterschiedlichen Ansätze und Strategien der beteiligten Akteure analysieren. Die Bedeutung des BEK als zentrale Vertretung der evangelischen Kirchen in der DDR im Verhältnis zum Staat und zur Gesellschaft wird herausgearbeitet.
4. „Die Kirche im Sozialismus“: Dieses Kapitel wird den komplexen und vielschichtigen Versuch der Kirchen, ihren Platz im sozialistischen Staat zu finden, analysieren. Es wird die Auseinandersetzung mit dem staatlichen Anspruch auf umfassende gesellschaftliche Kontrolle und die Versuche der Kirchen, ihren Handlungsspielraum zu erhalten, beleuchten. Die ambivalenten Strategien von Anpassung und Widerstand werden im Detail betrachtet. Die einzelnen Unterkapitel werden analysiert und die Kapitelthemen werden zusammenfassend behandelt.
5. Anpassung und/oder Widerstand: Wichtige Persönlichkeiten und ihr Wirken: Dieses Kapitel präsentiert Biografien und die theologisch-politische Rolle von drei wichtigen Persönlichkeiten aus der evangelischen Kirche in der DDR. Die Kapitelanalyse wird ihre Handlungsstrategien, ihren Einfluss auf die kirchliche Entwicklung und ihre unterschiedlichen Interpretationen im Kontext von Anpassung und Widerstand vergleichen und analysieren. Der Exkurs wird eingebunden und im Kontext zu den Persönlichkeiten und ihren Strategien analysiert.
6. Oppositionelle Bewegung in den 1980er Jahren: Dieses Kapitel befasst sich mit dem zunehmenden Widerstand der evangelischen Kirche gegen das DDR-Regime in den 1980er Jahren. Es wird die Rolle der Kirchen bei der Friedensbewegung, den Montagsdemonstrationen und der friedlichen Revolution eingehend analysieren. Die einzelnen Unterkapitel (Friedensbewegung, Basisgruppen, Friedensgebete, Montagsdemonstrationen) werden zu einer zusammenhängenden Darstellung des Engagements der Kirche für Veränderung synthetisiert.
Schlüsselwörter
Evangelische Kirchen, DDR, Sozialismus, Anpassung, Widerstand, Friedensbewegung, friedliche Revolution, BEK, Albrecht Schönherr, Christa Lewek, Heino Falcke, „Kirche im Sozialismus“, Rechtsstellung der Kirchen, Ostdeutschland, Theologie, Politik, Gesellschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema: Evangelische Kirchen in der DDR
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Rolle der evangelischen Kirchen in der DDR von 1949 bis zum Fall der Mauer 1989. Der Fokus liegt auf der Analyse der komplexen Beziehung zwischen Kirche und Staat, den Strategien der Kirchen im Umgang mit dem sozialistischen Regime und der Debatte um Anpassung und Widerstand.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK), die Herausforderungen der "Kirche im Sozialismus", die Rolle wichtiger Persönlichkeiten wie Albrecht Schönherr, Christa Lewek und Heino Falcke, die Beteiligung der Kirchen an der Friedensbewegung und der friedlichen Revolution, sowie die unterschiedlichen Strategien der Kirchen im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Widerstand.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Evangelische Kirchen in der DDR zwischen 1949 und 1961, Der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR, „Die Kirche im Sozialismus“, Anpassung und/oder Widerstand: Wichtige Persönlichkeiten und ihr Wirken, Oppositionelle Bewegung in den 1980er Jahren und Resümee.
Wie wird die Rolle wichtiger Persönlichkeiten behandelt?
Die Arbeit analysiert die Biografien und das Wirken von Albrecht Schönherr, Christa Lewek und Heino Falcke. Dabei werden ihre Strategien im Umgang mit dem Regime, ihr Einfluss auf die kirchliche Entwicklung und die unterschiedlichen Interpretationen ihrer Handlungen im Kontext von Anpassung und Widerstand verglichen.
Welche Rolle spielte die Kirche in der Opposition der 1980er Jahre?
Die Arbeit untersucht die zunehmende Beteiligung der evangelischen Kirche am Widerstand gegen das DDR-Regime in den 1980er Jahren, insbesondere im Kontext der Friedensbewegung, der Montagsdemonstrationen und der friedlichen Revolution. Die Rolle von Basisgruppen und Friedensgebeten wird ebenfalls analysiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit folgt einem chronologischen Aufbau, beginnend mit der Nachkriegszeit und der Gründung des BEK, über die "Kirche im Sozialismus" und die Rolle wichtiger Persönlichkeiten bis hin zur oppositionellen Bewegung der 1980er Jahre. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung der behandelten Themen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Evangelische Kirchen, DDR, Sozialismus, Anpassung, Widerstand, Friedensbewegung, friedliche Revolution, BEK, Albrecht Schönherr, Christa Lewek, Heino Falcke, „Kirche im Sozialismus“, Rechtsstellung der Kirchen, Ostdeutschland, Theologie, Politik, Gesellschaft.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage ist die nach der Rolle der evangelischen Kirchen in der DDR und den kontroversen Interpretationen dieser Rolle in der Literatur. Die Arbeit beleuchtet die institutionelle Entwicklung der Kirchen ebenso wie das Handeln wichtiger Persönlichkeiten.
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- Verena Steigelt (Author), 2016, Evangelische Kirchen in der DDR. Die Kirche im Sozialismus. Oppositionelle Bewegung in den 1980er Jahren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/413271