Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den aktuellen Krisen innerhalb der EU, die in Folge weltweiter politischen Veränderungen, wie etwa im Zusammenhang mit der Flüchtlingsdiskussion, immer wieder zu neuen Herausforderungen führen und die angestrebte gemeinsame Zukunft der Staatenunion, besonders vor dem Hintergrund immer stärker werdender nationalpolitischer Interessen, in Frage zu stellen droht. Prinzipiell gesehen wäre es falsch zu behaupten, dass Krisen zu hoffnungslosen und unumkehrbaren Situationen führen. Vielmehr bieten sie für die Betroffenen die Chance auf eine wahrhafte Weiterentwicklung der bereits bestehenden Konzepte. Demnach können Krisen sich, in Bezug auf das Krisenmanagement der EU, als ein intrinsischer Bestandteil der europäischen Integration herausstellen. Deshalb wird am Ende auch konkret zu fragen sein, ob und wie die EU an ihren Krisen wächst.
I. Einleitung
"It's a crime to waste a crisis" (Hazel Henderson[1] )
In den vergangenen Jahren hat der Disput in Katalonien rund um den Autonomiestatus an Intensitat gewonnen. Kernpunkt dieser Debatte ist fur Spanien und Katalonien gleichermaRen die Frage nach der Kompetenzzuweisung und Finanzierung Kataloniens und der politisch auRerst kontrovers diskutierten Frage nach der Identitat katalanischer Burger, ob Katalonien denn eine „Nation" oder vielmehr eine „Nationalitat" sei[2]. Die aktuelle, seit Oktober 2017 andauernde Krise in Katalonien entstand in Folge eines inzwischen aufgehobenen Unabhangigkeitsreferendums.
Ahnlich wie in Spanien sind auch in der EU Krisen maRgebliche Bestandteile des europaischen Integrationsprozesses. Im Rahmen diese Integrationsprozesses sind Krisen und Erfolge syndetisch miteinander verbunden; ohne die ihnen vorausgehenden Spannungen ware es nicht zu solch zahlreichen integrationspolitischen Fortschritten innerhalb der EU gekommen[3].
Die vorliegende Arbeit beschaftigt sich deswegen mit den aktuellen Krisen innerhalb der EU, die in Folge weltweiter politischen Veranderungen, wie etwa im Zusammenhang mit der Fluchtlingsdiskussion, immer wieder zu neuen Herausforderungen fuhren und die angestrebte gemeinsame Zukunft der Staatenunion, besonders vor dem Hintergrund immer starker werdender nationalpolitischer Interessen, in Frage zu stellen droht. Prinzipiell gesehen ware es falsch zu behaupten, dass Krisen zu hoffnungslosen und unumkehrbaren Situationen fuhren. Vielmehr bieten sie fur die Betroffenen die Chance auf eine wahrhafte Weiterentwicklung der bereits bestehenden Konzepte. Demnach konnen Krisen sich, in Bezugauf das Krisenmanagement der EU, als ein intrinsischer Bestandteil der europaischen Integration herausstellen. Deshalb wird am Ende auch konkret zu fragen sein, ob und wie die EU an ihren Krisen wachst.
Zunachst (Kap. II) soll in diesem Zusammenhang ein historischer Uberblick geboten werden, der die Entstehung und Entwicklung der EU beschreibt und die Mitgliedslander auflistet. Die in diesem Rahmen beschriebenen Symbole spiegeln die Suche nach Gemeinsamkeiten der einzelnen EU- Nationen wider, die dazu beitragen sollen, die Ressourcen aller Lander Europas zu vereinen[4].
Danach (Kap. Ill) stehen die gegenwartigen Krisen der EU im Mittelpunkt. Zuerst werden die Krisen seit den 2000er Jahren erlautert, anschlieRend wird naher auf die Ursachen und Auswirkungen der Krise in Katalonien eingegangen. Ferner wird anhand von Statistiken die momentane AuRenwahrnehmung der EU dargestellt.
AbschlieRend (Kap. IV) wird die Notwendigkeit von Krisen fur die EU thematisiert, denn sie bieten die Moglichkeit unter Berucksichtigung der aktuellen Entwicklungen Strategien zu entwerfen, die sich vordergrundig und passgenauer an den Anforderungen neuer Gegebenheiten orientieren. Dazu wird erst auf die Ereignispolitik Europas und danach diskutiert, welche Effekte routiniertes Denken und Handeln im Krisenmanagement zeigt.
II. Historischer Ruckblick
II. 1 Grundung und Entwicklung der EU
Die Idee und spatere Grundung der Europaischen Union baut auf dem Wunsch nach dauerhaftem Frieden auf. Eine fruhe Europa-Bewegung findet sich bereits im 19. Jahrhundert, als der franzosische Schriftsteller Victor Hugo wahrend des Internationalen Friedenskongresses 1849 in Paris die Grundung der Vereinigten Staaten von Europa forderte[5]. Dabei griff Hugo auf die 1795 von Immanuel Kant verfassten Schriften Zum ew/gen Frieden[6] zuruck. In diesen entwirft Kant einen Friedensvertrag, der konkrete logik- und vernunftorientierte Aufgaben vorsieht, die sich an von ihm zuvor entwickelten moralphilosophischen Grundsatzen orientieren. Diese beziehen sich sowohl auf innerpolitische Vorgehensweisen als auch auf auRenpolitische Handlungen und sollen die Grundlage zu einer zukunftigen internationalen Rechts- und Friedensgemeinschaft darstellen [7].
Relevant und konkret wird der europaische Gedanke jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem im Widerstand gegen den Nationalsozialismus wird dieser Gedanke genahrt und gestarkt. Gerade hier verbindet sich der Kampf sowohl gegen Besatzung und Rassenhass in besonderer Intensitat mit dem Bekenntnis zu den Grundlagen des Europagedankens und bildet somit uber die Grenzen hinweg das gemeinsame Erbe der Vergangenheit und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.[8] Auch wenn nicht jeder gegen den Nationalsozialismus gerichtete Widerstand sich gleichzeitig auch pro-europaisch auRerte, existierten jedoch zahlreiche Organisationen in der Schweiz, GroRbritannien oder den USA, die sich zur europaischen Einigung bekannten, wie etwa die schweizerische Europe Un/on, die offen fur einen europaischen Zusammenschluss eintrat und daruber hinaus als „letzte sichtbare Brucke [...] den Europagedanken uber die Kriegswirren in die Nachkriegszeit hinubertrug."[9] Am 31. Marz 1944 kamen fuhrende Personlichkeiten der Widerstandsbewegung aus Italien, Frankreich, Polen, Jugoslawien, Danemark, Norwegen, den Niederlanden und dem deutschen Widerstand erstmalig in Paris zusammen. Diese vertraten verschiedene Stromungen der europaischen Einigungsidee. Das Treffen hatte zum Ziel sich auf eine gemeinsame Erklarung zu einigen. In dieser Erklarung wird neben der Forderung nach einer gemeinsamen gesamt-europaischen Regierung auch eine gemeinsame Streitmacht und ein Oberster Gerichtshof verlangt.[10]
In den ersten Nachkriegsjahren verstarkte sich der europaische Gedanke erst, als Fuhrungspersonlichkeiten privater Organisationen, wie der schweizerischen Europe Un/on, eine entscheidende politische Rolle in ihren Heimatlandern ubernahmen, wie etwa Jean Monnet, Robert Schumann, Konrad Adenauer, Alcide de Gasperri und der fruhere britische Premierminister Winston Churchill. Am 19. September 1946 hielt Churchill an der Universitat von Zurich eine Rede, in der er seine Idee eines vereinten Europas vorstellte, indem er von einer Union aller beitrittswilligen Staaten Europas unter der Fuhrung Deutschlands und Frankreichs[11] sprach: „Let Europe arise."[12]
Vom 7. bis zum 10. Mai 1948 wurde schlieRlich in Den Haag von unterschiedlichen Reprasentanten europaischer Parteien, Gewerkschaften und der Wirtschaft die Europd/scde Bewegung gegrundet. Dieses Datum wird noch heute als eigentliche Geburtsstunde der europaischen Bewegung angesehen. Vor allem vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts erhielt diese Bewegung zunehmend Zuspruch[13].
Der Den Haager Kongress wurde jedoch hauptsachlich durch die Kontroverse zwischen den Foderalisten und Realisten gekennzeichnet, „deren zentraler Streitpunkt die Frage des Souveranitatsverzichts der nationalen zugunsten der europaischen Ebene" war.[14] Die Foderalisten strebten einen „echten europaischen Bundesstaat" nach dem Subsidiaritatsprinzip an, in dem Deutschland fest integriert werden sollte. Die Realisten hingegen forderten ein Staatenbund, bei dem die nationalen Souveranitatsrechte weitgehend unangetastet bleiben und die Mitglieder nur in wenigen Fragen wie etwa zu Umweltfragen oder der Agrarpolitik, zusammenkommen sollten[15]. In der Abschlusserklarung des Kongresses wurde schlieRlich der politische und wirtschaftliche Zusammenschluss der europaischen Staaten unter begrenzter nationaler Souveranitatsbeschrankung gefordert. Dabei wurde jedoch weder das Ziel eines europaischen Bundesstaates, noch das einer europaischen Verfassung erwahnt.[16]
Am 05. Mai 1949 wurde der Europarat in StraRburg als eine der ersten umfassenden
europaischen Organisationen gegrundet. Dieser sollte als europaisches Forum und Instrument zur Erorterung gemeinsamer europaischer Abkommen dienen, die die wirtschaftlichen, rechtlichen, sozialen und kulturellen Bereiche betrafen.[17] Die Grundungsmitgliedsstaaten des Europarats waren Belgien, Danemark, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Schweden und GroRbritannien. Zu den Zielen des Europarats gehort es „an der europaischen Einigung mitzuwirken, zur Verwirklichung von Demokratie und Menschenrechten beizutragen, die Lebensbedingungen in Europa zu verbessern und Gemeinsamkeiten im Leben der europaischen Volker zu entwickeln."[18] Die Aufgaben des Europarats beinhalten die Verabschiedung verschiedener Konventionen, insbesondere zum Schutz der Menschenrechte und den Grundfreiheiten (1950), oder die der Europaischen Sozialcharta zum Schutz der Mindestnormen fur wirtschaftliche und soziale Rechte (13. Oktober 1961).
Als weiterer Schritt zur Vertiefung der europaischen Integration wurde die Montanunion (Kohle und Stahl) angesehen. Im Mai 1950 sprach sich der franzosische AuRenminister Robert Schuman fur die Einrichtung einer europaischen Behorde aus, um den Montan-Bereich vor allem zwischen Deutschland und Frankreich, aber auch unter der Beteiligung weiterer europaischer Staaten, zu fordern. Zwischen 1951 und 1952 entwarf der franzosische Wirtschaftsexperte Jean Monnet den Plan zur Grundung der sogenannten „Montanunion", ein Meilenstein in der europaischen Integrationsgeschichte. Am 18. April 1951 wurde der Vertrag uber die furopd/scde Geme/nscdo/t /dr Kod/e und Stod/ (EGKS) von Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden unterzeichnet.[19] Durch diese Montanunion wurde die Schwerindustrie dieser sechs Lander unter eine gemeinsame Verwaltung gestellt, um zukunftig zu verhindern, dass einer der Mitgliedstaaten Kriegswaffen herstellt, um sie dann auch moglicherweise gegen die Nachbarlander einzusetzen. Somit gelang erstmals die supranationale Organisation eines zentralen Politikbereiches, die bislang in nationalstaatlichen Handen lag.[20] Mithin wurde der Grundstein fur eine zukunftige europaische Federation geschaffen.[21]
Am 27. Mai 1952 wurde im Rahmen des EGKS-Vertrages von den sechs Grunderstaaten die furopd/scde \/erte/d/gungsgeme/nscda/t (EVG) gegrundet. AnstoR hierzu war das Bestreben des damaligen franzosischen Ministerprasidenten Rene Pleven eine gemeinsame europaische Armee unter einem gemeinsamen europaischen Verteidigungsminister zu grunden. Gleichzeitig wurde die Schaffung einer furopd/scden Po//t/scden Geme/nscdo/t (EPG) als erganzender konstitutioneller Rahmen zur EVG angestrebt. Da sich die AuRenminister in den Verhandlungen der EVG am 30. August 1954 jedoch nicht uber den Umfang des nationalen Souveranitatsverzichts die EPG betreffend einigen konnten, wurde dieses Vorhaben schlieRlich aufgegeben.[22]
Am 1. bis 2. Juni 1955 fand in Messina (Italien) eine Konferenz statt, in der die AuRenminister der sechs Grundungsstaaten beschlossen Verhandlungen uber die Integration zweier weiterer Bereiche zur Vertiefung der europaischen Integration zu fuhren. Infolgedessen unterzeichneten sie am 25. Marz 1957 die „Romischen Vertrage" und bewirkten zudem die Grundung der furopd/scden l/V/rtscda/tsgeme/nscda/t (EWG) und der furopd/scden Afomgeme/nscda/f (EURATOM). Im Rahmen der EWG sollte sich zwischen den Grunderstaaten eine Zollunion entwickeln, welche dem Abbau von Handelshemmnissen und der Schaffung eines gemeinsamen AuRenzolls dienen sollte. GleichermaRen sollte die Entwicklung eines gemeinsamen Marktes, des sogenannten „Binnenmarktes"[23], der einen freien Personen-, Dienstleistungs-, und Kapitalverkehr garantierte, beschlossen werden. Weiterhin sollte eine Harmonisierung und Koordinierung des dafur notwendigen politischen Handelns vorangetrieben werden[24]. Die EURATOM hatte vor allem die Forderung des Aufbaus und der Entwicklung der Nuklearindustrie, aber auch „die Atomspaltung ausschlieRlich zu friedlichen Zwecken zu betreiben", zum Ziel.[25] Im Zuge der europaischen Integration ist die Bedeutung der EWG im Vergleich zu der der EURATOM betrachtlich grower. So fuhrte die EWG nicht nur zu einer engen wirtschaftlichen Verflechtung der sechs Grunderstaaten, sie war auch ein politischer Akt und „ein Bekenntnis zum unveranderten Ziel der Schaffung eines vereinigten Europas."[26] Bereits ab dem 1. Januar 1958 konnte die EWG groRe Erfolge vorweisen: Die innergemeinschaftlichen Zolle wurden in mehreren Stufen gesenkt und gleichzeitig wurden weitere Handelshemmnisse beseitigt. Zudem wurden die nationalen Agrarmarktordnungen durch eine europaische Marktordnung fur landwirtschaftliche Erzeugnisse abgelost.[27]
In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich die EWG zu einem der wichtigsten Handelspartner der Welt, zum zweitgroRten Exporteur und zum groRten Importeur. Zwischen 1958 und 1962 erhohte sich das Bruttosozialprodukt (BSP) um 21,5% (USA: 18%) und die Industrieproduktion um 37% (USA: 28%).[28] Genauso groRe Wachstumssprunge konnten auch dem innergemeinschaftlichen Handel sowie dem Warenaustausch mit Drittlandern zugeschrieben werden. So wurde am 20. Juli 1963 der Jaunde-Vertrag unterschrieben, ein Vertrag zur Unterstutzung von 18 ehemaligen Kolonien in Afrika. Bis in das Jahr 2015 wurden besondere Partnerschaften mit 79 afrikanischen Landern[29] und Landern des karibischen und pazifischen Raums[30] geschlossen. Vorrangige Bedingung fur diese Vertrage war die Einhaltung der Menschenrechte in diesen Landern. Angezogen von der wirtschaftlichen Prosperitat der EWG, stieg auch deren Anziehungskraft auf andere Staaten und hatte zahlreiche Beitrittsantrage, Assoziierungsinteressen und Praferenzwunsche zur Folge.
11.2 Symbole der Europaischen Union
Im Zusammenhang mit den unterschiedlichsten Zielen der furopd/schen Un/on (EU) wurden im Laufe ihre Entstehung und (Weiter-)Entwicklung Symbole geschaffen, die auf vielschichtige Art und Weise die Ideen der EU aussagekraftig nach auRen hin reprasentieren sollen. Am bekanntesten ist sicher der Kreis der gelben Sterne auf blauem Hintergrund, der bereits 1955 vom Europarat ausgewahlt wurde, um die neu erstandene europaische Gemeinschaft zu
reprasentieren. Die Sterne stehen dabei fur die europaischen Werte der Einheit, der Solidaritat und der Harmonie zwischen den Volkern Europas. Dabei ist die Anzahl der Sterne nicht mit der Anzahl der Mitgliedslander verbunden, da der Kreis den hohen Wert der Einheit innerhalb Europas darstellt. Im Jahre 1983 verkundete das Europaische Parlament, dass dieses Symbol von nun an auch die Flagge der EU zieren solle. Im Jahre 1985 wurde der Sternenkreis auf blauem Hintergrund schlieRlich von den EU-Staats- und -Regierungschefs aller Mitgliedslander als offizielles Symbol der EU angenommen.[31] Noch heute ist der Sternenkreis in allen europaischen Institutionen anzutreffen, meist neben der Nationalflagge des betreffenden Landes. Die Verwendung der Flagge durch Dritte wurde strikt in einer Verwaltungsvereinbarung des Europarats reguliert, um jeglichen Missbrauch dieses Symbols zu unterbinden. Die Europaische Union veroffentlichte am 8.9.2012 in ihrem Amtsblatt (2012/C 271/04) diese Vereinbarung.
Die gemeinsame Wahrung „Euro" ist ein weiteres Symbol der EU und ist wohl eines der greifbarsten Beweise der europaischen Zusammenarbeit. Diese einheitliche Wahrung beseitigt das Risiko von schwankenden Wechselkursen und -gebuhren, erleichtert den grenzuberschreitenden Handel fur Unternehmen, stabilisiert die Wirtschaft, kurbelt dessen Wachstum an und vergroRert das Angebot fur die Verbraucher.[32] Nach dem US-Dollar verleiht der Euro der EU, auf globaler Ebene die zweitwichtigste internationale Wahrung, groReren Einfluss. In vielen Landern der Welt halten mittlerweile die nationalen Notenbanken ebenfalls den Euro neben dem US-Dollar als Reservewahrung vor. Fur die Geldangelegenheiten der EU ist die unabhangige Europd/scbe ZenfraAbank (EZB) in Frankfurt zustandig. Ihr wichtigstes Ziel ist es die Preisstabilitat zu gewahrleisten. Vor der Einfuhrung des Euro existierte bereits der European Currency Dn/f (ECU), eine Art Kunstwahrung, die uberwiegend zu Verrechnungszwecken verwendet wurde. Die Abkurzung dieser Vorlauferwahrung erinnerte auch an den historischen Ecu, der bis ins 18. Jahrhundert vor allem in Frankreich und in den Niederlanden als Zahlungsmittel verwendet wurde.[33]
Bereits 1972 erklarte der Europarat Beethovens „Ode an die Freude" zur europaischen Hymne und somit zu einem weiteren europaischen Symbol. Diese wurde jedoch erst 1985 offiziell von allen EU-Staats- und -Regierungschefs als Hymne der EU angenommen.[34] Die Hymne enthalt entgegen der Nationalhymnen ihrer Mitgliedsstaaten keine Worte und soll nur in der universellen Sprache der Musik die europaischen Werte zum Ausdruck bringen. Sie soll nicht die Nationalhymnen ersetzen, sondern einzig und allein fur die Werte stehen, die diese Lander miteinander teilen.
In Anlehnung an die Rede des franzosischen AuRenministers Robert Schumann am 9.5.1950 in Paris wurde die Einfuhrung eines „Europatages" alljahrlich fur den 9. Mai festgelegt.[35] In seiner Rede stellte Schuman damals seine Vision einer neuen Art der politischen Zusammenarbeit in Europa vor. In dieser sind Kriege zwischen den europaischen Nationen unvorstellbar. Sein ukunftsbild wurde bereits knapp ein Jahr spater durch die Schaffung einer uberstaatlichen europaischen Institution zur Verwaltung und Zusammenlegung der Kohle- und Stahlproduktion Realitat[36]. Der Europatag soll dem Leben in Frieden und Einheit in Europa gedenken.
11.3 Mitgliedsstaaten der Europaischen Union
Die EU umfasste anfanglich nicht so viele Mitgliedsstaaten wie sie es heute tut. Die ersten europaischen Lander die sich 1951 dazu entschlossen im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Zwecken[37] waren die Lander Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Luxemburg und die Niederlande. Schrittweise schlossen sich immer mehr Lander diesem Bund an. Heute gehoren 28 Mitgliedsstaaten der EU an[38]. Momentane Kandidatenlander sind Albanien, Montenegro, die Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Serbien und Turkei. Diese Lander befinden sich gegenwartig im Prozess der so genannten „Umsetzung" oder Jntegration" der EU- Rechtsvorschriften in ihrem nationalen Recht. Potentielle Kandidatenlander, wie Kosovo, Bosnien und Herzegowina, sind Lander die daran interessiert sind ebenfalls der EU beizutreten jedoch die Voraussetzungen fur eine derartige Mitgliedschaft noch nicht erfullen. Jene Voraussetzungen sind auch besser bekannt als „Kopenhagener Kriterien". Diese setzen eine freie Marktwirtschaft, eine stabile Demokratie und eine rechtsstaatliche Ordnung voraus. Zudem mussen alle EU- Rechtsvorschriften und der Euro akzeptiert werden.
Wie sich im Jahre 2016 gezeigt hat ist es moglich aus der EU wieder auszutreten. Solch ein Austritt erfolgt jedoch nicht unverzuglich. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess wahrend den alle bisherigen geschlossenen Vertrage, Handelskommen, politische Einigungen u.a. zwischen dem Austrittsland und der EU-Mitgliedsstaaten neu verhandelt werden mussen. Auch muss, in Hinblick auf laufenden Vereinbarungen aller Parteien, die Vertragsbedingungen bis zum Vertragsende eingehalten werden. Somit verbleibt GroRbritannien, trotz des bereits 2016 unter den Namen „Brexit" bekannten Austrittsreferendums, rechtlich gesehen bis zum Abschluss der Austrittsverhandlungen im Jahre 2019 mit allen Rechten und Pflichten, die sich daraus ableiten, Mitglied der Europaischen Union.
[...]
[1] Henderson, H.: „Es ware ein Verbrechen, die Krise ungenutzt zu lassen". In: Von Lupke, G.: Zukunft entsteht aus Krise.
Munchen, 2009, Riemann-Verlag, S.366-389.
[2] Bernecker, W. L.: „Zwischen "Nation" und "Nationalitat": das Baskenland und Katalonien". In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APUZ. Bonn, bpb, 2010, S. 14-20.
[3] Kirt, R.: Die Europaische Union und ihren Krisen. Baden-Baden, Nomos, 1. Auflage, 2001.
[4] Weidenfeld W.: „Europaische Union". In: Korte KR., Grunden T. (eds): Handbuch Regierungsforschung. Wiesbaden, Springer VS, 2013, S. 131-140.
[5] st, F.: „Auf dem Weg in eine bessere Zukunft: Victor Hugo (1802-1885) und die „Vereinigten Staaten von Europa"". In: Neohelicon. Herne, Springer, 2013, Volume 40, S. 581-623.
[6] Kant, I.: „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf von 1795". In: Weischedel, Wilhelm (Hrsg.): Immanuel Kant Werkausgabe, Band 11: Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Padagogik. Frankfurt a. M., 1977, S. 193-251.
[7] Castillo, M.: „10 Moral und Politik: MiRhelligkeit und Einhelligkeit". In: Hoffe, 0. (Hrsg): Immanuel Kant: Zum ewigen Frieden. Berlin/ Bosten, Akademie Verlag, 2011, S. 139.
[8] Gasteyger, C.: Europa zwischen Spaltung und Einigung 1945 bis 1993. Bonn, bpb, 1994, Band 321, S. 25.
[9] Ebenda, S. 26.
[10] Gasteyger, C.: Europa zwischen Spaltung und Einigung 1945 bis 1993. Bonn, bpb, 1994, Band 321, S.14.
[11] Weidenfeld, W.: „Europaische Einigung im historischen Uberblick". In: Weidenfeld, W. /Wessels, W. (Hrsg.): Europa von A-Z: Taschenbuch der europaischen Einigung. Berlin, Nomos, 11. Aufl., 2009. S. 20.
[12] Churchill, W.: Speech: „United States of Europe". University of Zurich, 19/09/1946.
[13] Weidenfeld, W.: „Europaische Einigung im historischen Uberblick". In: Weidenfeld, W. /Wessels, W. (Hrsg.): Europa von A-Z: Taschenbuch der europaischen Einigung. Berlin, Nomos, 11. Aufl., 2009. S. 19.
[14] Gasteyger, C.: Europa zwischen Spaltung und Einigung 1945 bis 1993. Bonn, bpb, 1994, Band 321, S. 15.
[15] Bruckner, M./ Przyklenk, A.: Europa transparent: Information, Daten, Fakten, Hintergrunde. Heidelberg, Decker und Muller, 1991, S. 16-17.
[16] Weidenfeld, W.: „Europaische Einigung im historischen Uberblick". In: Weidenfeld, W. /Wessels, W. (Hrsg.): Europa von A-Z: Taschenbuch der europaischen Einigung. Berlin, Nomos, 11. Aufl., 2009. S. 19-20.
[17] Gasteyger, C.: Europa zwischen Spaltung und Einigung 1945 bis 1993. Bonn, bpb, 1994, Band 321, S.58.
[18] Bruckner, M./ Przyklenk, A.: Europa transparent: Information, Daten, Fakten, Hintergrunde. Heidelberg, Decker und Muller, 1991, S. 15.
[19] Ebenda, S. 16.
[20] Gasteyger, C.: Europa zwischen Spaltung und Einigung 1945 bis 1993. Bonn, bpb, 1994, Band 321, S. 16.
[21] Weidenfeld, W.: „Europaische Einigung im historischen Uberblick". In: Weidenfeld, W. /Wessels, W. (Hrsg.): Europa von A-Z: Taschenbuch der europaischen Einigung. Berlin, Nomos, 11. Aufl., 2009, S. 21.
[22] Ebenda, S. 23.
[23] Bruckner, M./ Przyklenk, A.: Europa transparent: Information, Daten, Fakten, Hintergrunde. Heidelberg, Decker und Muller, 1991, S. 20 ff.
[24] Weidenfeld, W.: „Europaische Einigung im historischen Uberblick". In: Weidenfeld, W. /Wessels, W. (Hrsg.): Europa von A-Z: Taschenbuch der europaischen Einigung. Berlin, Nomos, 11. Aufl., 2009, S. 23-24.
[25] Ebenda, S. 23ff.
[26] Gasteyger, C.: Europa zwischen Spaltung und Einigung 1945 bis 1993. Bonn, bpb, 1994, Band 321, S. 151.
[27] Weidenfeld, W.: „Europaische Einigung im historischen Uberblick". In: Weidenfeld, W. /Wessels, W. (Hrsg.): Europa von A-Z: Taschenbuch der europaischen Einigung. Berlin, Nomos, 11. Aufl., 2009, S. 57ff.
[28] Gasteyger, C.: Europa zwischen Spaltung und Einigung 1945 bis 1993. Bonn, bpb, 1994, Band 321, S. 152.
[29] Abkommen uber die Assoziation zwischen der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft und den mit dieser Gemeinschaft assoziierten afrikanischen Staaten und Madagaskar und dazugehorige Dokumente: Jaunde, 29. Juli 1969.
[30] Das Abkommen von Jaunde: Die Assoziierung der uberseeischen Lander mit der EWG: dazugehorige Dokumente. Brussel, Europaische Wirtschaftsgemeinschaft, 1963.
[31] Europaische Union: Uber die EU: Die Europaflagge.
[32] Europaische Union: Uber die EU: Der EURO.
[33] Springer Gabler Verlag (Hrsg.): Gabler Wirtschaftslexikon: Stichwort: „ECU".
[34] Europaische Union: Uber die EU: Die europaische Hymne.
[35] Europaische Union: Uber die EU: Der Europatag.
[36] Siehe S.6, Montanurn'on.
[37] Siehe S.6, Montanurn'on.
[38] Siehe S. 23, Anhang.
- Quote paper
- Clara Dacharry (Author), 2018, Krisen und Krisenfolgen. Wächst die Europäische Union (EU) an ihren Krisen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412822
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