Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Grundzüge der unserdeutschen Grammatik darzustellen. Der Hauptteil ist in sechs Kapitel unterteilt, beginnend mit dem Gebrauch von Substantiven und Artikeln. Es folgen Beschreibungen der Verwendung von Pronomen, Präpositionen, Verben und Adjektiven. Das letzte Kapitel befasst sich mit dem Satzbau in Unserdeutsch.
Unserdeutsch gilt als die einzige deutschbasierte Kreolsprache. Sie entstand Anfang des 20. Jahrhunderts im heutigen Papua-Neuguinea, das damals den Namen Deutsch-Neuguinea trug und eine deutsche Kolonie war. In der Missionsstation der Herz-Jesu-Missionare in Vunapope lebten zu dieser Zeit Kinder, die meist aus Beziehungen zwischen Einheimischen und Weißen hervorgegangen waren. Diese sogenannten „Halbweißen“ sollten christlich erzogen werden, nachdem die Missionierung erwachsener Einheimischer fehlgeschlagen war. Die Deutschen hofften, dass Kinder mit einem weißen Elternteil empfänglicher für europäische Einflüsse wären als solche mit rein indigenen Wurzeln.
Die Kinder lernten im Schulunterricht Standarddeutsch und mussten dieses im Umgang mit den Missionaren verwenden. Ihre Muttersprachen waren – wie im vielsprachigen Papua-Neuguinea zu erwarten – unterschiedlich. Einige Kinder verfügten zwar über grundlegende Kenntnisse der Verkehrssprache Tok Pisin, doch die Nutzung dieser war ihnen an der Missionsstation verboten. Aus diesem Grund kreierten sich die Kinder ihre eigene Ingroup-Sprache: Unserdeutsch. Darin verbauten sie die deutschen Wörter, die sie im Unterricht lernten, in eine grammatikalische Struktur, die in vielen Aspekten dem Tok Pisin ähnelt.
Viele der Kinder wurden als Erwachsene untereinander verheiratet und gaben Unserdeutsch als Erstsprache an ihre Nachkommen weiter. Somit vollzog sich der Schritt von einer Pidgin- zur Kreolsprache. Nach der Unabhängigkeit Papua-Neuguineas 1975 zogen die meisten Sprecher nach Australien. Die Mitglieder der Sprachgemeinschaft lebten fortan verstreut an der Ostküste des Landes. Heute beherrschen nur noch rund 100 Menschen Unserdeutsch aktiv, wovon die Jüngsten das 65. Lebensjahr bereits überschritten haben. Deshalb steht die Sprache kurz vor dem Aussterben.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die Grammatik der Kreolsprache Unserdeutsch
- 2.1 Substantive und Artikel
- 2.2 Pronomen
- 2.3 Präpositionen
- 2.4 Verben
- 2.5 Adjektive
- 2.6 Satzbau
- 3 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit hat zum Ziel, die grammatikalischen Grundlagen der Kreolsprache Unserdeutsch darzustellen. Unserdeutsch, eine einzigartige deutschbasierte Kreolsprache, ist vom Aussterben bedroht. Die Arbeit beleuchtet die Besonderheiten der Grammatik im Vergleich zum Standarddeutschen.
- Entwicklung und Geschichte von Unserdeutsch
- Grammatikalische Strukturen von Unserdeutsch im Vergleich zum Standarddeutschen
- Analyse von Substantiven, Artikeln, Pronomen und Präpositionen in Unserdeutsch
- Beschreibung des Satzbaus in Unserdeutsch
- Der aktuelle Forschungsstand zu Unserdeutsch
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung stellt die Kreolsprache Unserdeutsch vor, die im frühen 20. Jahrhundert in Deutsch-Neuguinea entstand. Sie beschreibt die Entstehungsgeschichte der Sprache in einer Missionsstation, die von Kindern „Halbweißer“ entwickelt wurde, die Standarddeutsch lernten, aber untereinander eine eigene Sprache ausbildeten, die auf dem Deutschen basierte, aber grammatikalisch dem Tok Pisin ähnelte. Die Einleitung betont den aktuellen Status von Unserdeutsch als vom Aussterben bedrohte Sprache und benennt das Ziel der Arbeit, die grammatikalischen Grundzüge der Sprache darzustellen.
2 Die Grammatik der Kreolsprache Unserdeutsch: Dieses Kapitel bietet eine umfassende Übersicht über die grammatikalischen Strukturen von Unserdeutsch. Es werden die Besonderheiten der Sprache im Vergleich zum Standarddeutschen herausgestellt, indem es die verschiedenen Wortarten (Substantive, Artikel, Pronomen, Präpositionen, Verben und Adjektive) und den Satzbau detailliert analysiert. Der Fokus liegt auf den Abweichungen vom Standarddeutschen, wie beispielsweise der vereinfachten Anwendung von Genus und Kasus bei Substantiven und Artikeln, der Verwendung von analytischen Formen zur Kennzeichnung von Kasus und Numerus, und der Besonderheiten im Gebrauch der Personalpronomen (inkl. der Unterscheidung zwischen inklusivem und exklusivem "wir").
2.1 Substantive und Artikel: Die Analyse der Substantive und Artikel in Unserdeutsch zeigt eine Vereinfachung im Vergleich zum Standarddeutschen. Genus und Kasus werden kaum angewendet, außer in feststehenden Wendungen. Artikel werden nicht nach Genus unterschieden, und die Pluralbildung ist analytisch und nicht durch Flexion des Substantivs gekennzeichnet. Die verschiedenen Strategien zur Kennzeichnung des Genitivs (Präposition "fi", Nennung des Besitzers vor der Sache, Suffix "-s") werden erläutert und ihre Häufigkeit diskutiert. Die Beispiele aus der Literatur verdeutlichen die pragmatische Anwendung dieser Strukturen.
2.2 Pronomen: Dieses Unterkapitel beschreibt die Personalpronomen von Unserdeutsch und hebt die wichtige Unterscheidung zwischen inklusivem und exklusivem "wir" hervor, die aber nicht konsequent angewendet wird. Es zeigt, dass die Pronomen im Gegensatz zum Standarddeutschen nicht flektiert werden und keine Unterscheidung nach Genus in der dritten Person Singular besteht. Das Fehlen von Höflichkeitsformen und die Verwendung von "er" auch für neutrale Substantive wird ebenfalls diskutiert, ebenso wie der seltene Gebrauch des Objektpronomens "mi".
2.3 Präpositionen: In diesem Abschnitt wird gezeigt, dass Unserdeutsch keine Post- oder Zirkumpositionen verwendet. Die Präpositionen ähneln weitgehend denen des Standarddeutschen, mit der Ausnahme der Präposition "fi", die sowohl die Funktion von "für" als auch die des Ausdrucks von Besitzverhältnissen hat.
Schlüsselwörter
Unserdeutsch, Kreolsprache, Deutschbasierte Kreolsprache, Grammatik, Genus, Kasus, Numerus, Pronomen, Präpositionen, Pidgin, Kreolisierung, Sprachwandel, Sprachtod, Feldforschung, Sprachdokumentation.
Häufig gestellte Fragen zu "Grammatik der Kreolsprache Unserdeutsch"
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text bietet eine umfassende Übersicht über die Grammatik der Kreolsprache Unserdeutsch. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Glossar mit Schlüsselwörtern. Der Fokus liegt auf der Beschreibung der grammatikalischen Strukturen von Unserdeutsch und deren Vergleich zum Standarddeutschen. Die Arbeit analysiert Substantive, Artikel, Pronomen, Präpositionen, Verben und den Satzbau dieser vom Aussterben bedrohten Sprache.
Was ist Unserdeutsch?
Unserdeutsch ist eine einzigartige, deutschbasierte Kreolsprache, die im frühen 20. Jahrhundert in Deutsch-Neuguinea entstand. Sie wurde von Kindern ("Halbweißer") in einer Missionsstation entwickelt, die zwar Standarddeutsch lernten, aber untereinander eine eigene, vereinfachte Sprache sprachen, die auf Deutsch basiert, aber grammatikalisch dem Tok Pisin ähnelt. Der Text beschreibt Unserdeutsch als vom Aussterben bedrohte Sprache.
Welche grammatikalischen Besonderheiten von Unserdeutsch werden behandelt?
Der Text analysiert verschiedene Aspekte der Unserdeutsch-Grammatik im Detail, darunter die Vereinfachung von Genus und Kasus bei Substantiven und Artikeln (analytische Pluralbildung, verschiedene Strategien zur Kennzeichnung des Genitivs), die Besonderheiten der Personalpronomen (inklusive/exklusives "wir", fehlende Genusunterscheidung in der 3. Person Singular), den Gebrauch von Präpositionen (insbesondere die Präposition "fi"), und den Satzbau. Die Abweichungen vom Standarddeutschen werden hervorgehoben.
Wie wird der Genitiv in Unserdeutsch gebildet?
Der Genitiv wird in Unserdeutsch auf verschiedene Weisen gebildet: durch die Präposition "fi", durch die Nennung des Besitzers vor der Sache und durch das Suffix "-s". Der Text diskutiert die Häufigkeit und die pragmatische Anwendung dieser verschiedenen Strategien.
Welche Rolle spielt das Pronomen "wir" in Unserdeutsch?
Das Pronomen "wir" in Unserdeutsch zeigt eine wichtige Unterscheidung zwischen inklusivem und exklusivem "wir", die jedoch nicht konsequent angewendet wird. Im Gegensatz zum Standarddeutschen wird es nicht flektiert.
Welche Ziele verfolgt diese Arbeit?
Das Hauptziel dieser Arbeit ist die Darstellung der grammatikalischen Grundlagen der Kreolsprache Unserdeutsch. Sie beleuchtet die Besonderheiten der Grammatik im Vergleich zum Standarddeutschen und trägt zur Dokumentation dieser vom Aussterben bedrohten Sprache bei.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Textes?
Schlüsselwörter sind: Unserdeutsch, Kreolsprache, Deutschbasierte Kreolsprache, Grammatik, Genus, Kasus, Numerus, Pronomen, Präpositionen, Pidgin, Kreolisierung, Sprachwandel, Sprachtod, Feldforschung, Sprachdokumentation.
Welche Kapitel enthält der Text?
Der Text enthält eine Einleitung, ein Kapitel über die Grammatik der Kreolsprache Unserdeutsch (unterteilt in Unterkapitel zu Substantiven & Artikeln, Pronomen, und Präpositionen), und eine Zusammenfassung.
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- Verena Binder (Autor), 2018, Die Grammatik der Kreolsprache Unserdeutsch, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412712