Das wahrscheinlich bekannteste, mit Sicherheit aber dunkelste Kapitel der Eugenik ist das der Zeit des Nationalsozialismus. Die Eugenik ist seither diskreditiert, die Eigenschaft "eugenisch" negativ besetzt. Die heute weit verbreitete Gleichsetzung von eugenischem Gedankengut und NS-Ideologie ist jedoch historisch falsch. Zwar lässt sich die Eugenik perfekt in das Weltbild der Nationalsozialisten integrieren (und vice versa), dennoch kann diese weder zeitlich noch geografisch noch ideologisch auf den Nationalsozialismus beschränkt werden. Dies aufzuzeigen ist Ziel der gegenständlichen Arbeit, die sich auf folgende drei Hypothesen stützt:
1. Zeitliche und räumliche Dimension: Eugenik ist weder ein spezifisch deutsches Phänomen noch ein Phänomen des Zeitraums zwischen 1933 und 1945. Sie existiert davor, sie existiert danach und man findet sie in unterschiedlichen Ausprägungen in nahezu allen Industrieländern.
2. Ideologische Dimension: Die deutsche Rassenhygiene geht mit dem Nationalsozialismus zwar eine perfekte Symbiose ein, dennoch ist es falsch, sie ideologisch darauf zu reduzieren. Auch zu anderen Weltanschauungen lassen sich Anknüpfungspunkte finden.
3. Aktuelle Dimension: Eugenik ist kein Phänomen der Vergangenheit. Sie existiert, wenn auch in veränderter Form, noch immer und berührt zahlreiche aktuelle Fragen. Dies wird an Hand des Beispiels der der medizinisch unterstützten Fortpflanzung aufgezeigt.
Im ersten Kapitel werden zunächst Begriff, Wesen, Formen sowie die wichtigsten Vertreter der Eugenik vorgestellt und ein kurzer Überblick zu ihrer Geschichte gegeben. Im Anschluss daran, wird jede dieser drei Thesen einer kritischen Prüfung unterzogen und auf ihren Wahrheitsgehalt hin untersucht.
Dass eugenische Fragestellungen nichts von ihrer Aktualität verloren haben, zeigt sich an aktuellen Debatten zu Gentechnik, Stammzellenforschung, Euthanasie oder der von Thilo Sarrazin angestoßenen Kontroverse zum Thema Migration. Die Arbeit möchte einen Beitrag leisten, die persönliche Einstellung des Lesers / der Leserin zu diesem kontroversen Thema zu qualifizieren und die Debatte von der ideologisierten Ebene auf die Sachebene zu verlagern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Grundlagen der Eugenik
- 1.1. Begriff, Ziel und Wesen der Eugenik
- 1.2. Formen der Eugenik
- 1.3. Wegbereiter der Eugenik
- 1.4. Vater der Eugenik
- 1.5. Geschichte der Eugenik
- 2. Zeitliche und räumliche Dimension der Eugenik
- 2.1. Eugenik in Deutschland vor 1933 ...
- 2.2. Eugenik in Deutschland nach 1945
- 2.3. Eugenik in Österreich
- 2.4. Eugenik in der Schweiz
- 2.5. Eugenik in Großbritannien
- 2.6. Eugenik in Italien
- 2.7. Eugenik in Skandinavien
- 2.8. Eugenik in den USA
- 2.9. Eugenik in der Sowjetunion
- 3. Ideologische Dimension der Eugenik
- 3.1. Sozialistische Eugenik
- 3.2. Feministische Eugenik
- 3.3. Katholische Eugenik
- 14. Aktuelle Dimension der Eugenik
- 4.1. Reproduktionsmedizin
- 4.2. Samenspende
- 4.3. Leihmutterschaft
- 4.4. IVF und ICSI .
- 4.5. Eizellspende
- 4.6. Tragemutterschaft
- 4.7. Präimplantationsdiagnostik
- 4.8. Pränatale Diagnostik
- 4.9. Reproduktionsmedizin und Gesellschaft
- 4.10. Wie eugenisch ist die Reproduktionsmedizin?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Eugenik als ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, das nicht auf die Zeit des Nationalsozialismus reduziert werden kann. Sie verfolgt das Ziel, die historische und ideologische Dimension der Eugenik zu beleuchten und die aktuellen Debatten im Kontext von Reproduktionsmedizin und Gentechnik zu analysieren.
- Zeitliche und räumliche Dimension: Die Arbeit zeigt, dass Eugenik nicht auf Deutschland oder die NS-Zeit beschränkt ist, sondern in verschiedenen Ausprägungen in vielen Industrieländern existiert.
- Ideologische Dimension: Die Arbeit verdeutlicht, dass Eugenik nicht nur mit dem Nationalsozialismus verbunden ist, sondern auch in anderen ideologischen Kontexten eine Rolle spielt.
- Aktuelle Dimension: Die Arbeit untersucht, wie eugenische Aspekte in aktuellen Debatten über Reproduktionsmedizin und Gentechnik präsent sind.
- Kontroversen und Debatten: Die Arbeit beleuchtet die Kontroversen und Debatten, die sich im Kontext der Eugenik ergeben, und versucht, die verschiedenen Positionen sachlich darzustellen.
- Wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz: Die Arbeit verdeutlicht die wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz des Themas Eugenik und die Notwendigkeit einer fundierten Debatte über die damit verbundenen ethischen und moralischen Fragen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Eugenik ein und erläutert die drei zentralen Hypothesen, die im weiteren Verlauf der Arbeit untersucht werden. Kapitel 1 legt die Grundlagen der Eugenik dar, indem es Begriff, Ziel, Formen, Wegbereiter und Geschichte beleuchtet. Kapitel 2 analysiert die zeitliche und räumliche Dimension der Eugenik, indem es auf die Entwicklung und Verbreitung eugenischer Ideen in verschiedenen Ländern und Zeitabschnitten eingeht. Kapitel 3 beleuchtet die ideologische Dimension der Eugenik und zeigt, dass sie sich nicht nur mit dem Nationalsozialismus verbindet, sondern auch in anderen ideologischen Kontexten eine Rolle spielt. Kapitel 4 beschäftigt sich mit der aktuellen Dimension der Eugenik und analysiert die ethischen und gesellschaftlichen Implikationen der Reproduktionsmedizin und Gentechnik.
Schlüsselwörter
Eugenik, Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Reproduktionsmedizin, Gentechnik, Euthanasie, Migration, Ethik, Moral, Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Rainer Krottenthaler (Autor:in), 2018, Zucht in Ordnung. Über die Allgegenwärtigkeit der Eugenik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412506