In der vorliegenden Abschlussarbeit wird, anhand der von mir verwendeten Literatur, die Thematik „Was bedeutet für mich Mut, wie ermutige ich mich und andere“ erläutert. Als Grundlage dienen die eigenen Erfahrungs- und Reflexionsberichte über gezielte Ermutigungsaufgaben, die für diesen 4-semestrigen Ausbildungslehrgang einmalig und daher so wertvoll sind. Grundsätzlich soll diese Arbeit, neben der praktischen Umsetzung im Unterricht, den pädagogischen und psychologischen Hintergrund der Individualpsychologie näher erläutern.
Ermutigung erhöht das Gefühl von Selbstachtung, stärkt den Glauben an die eigenen Fähigkeiten und führt zu dem Schluss: „Ich weiß, ich bin okay! So, wie ich bin, bin ich gut genug!, und führt zu der Überzeugung „Ich kann!“. Entmutigung raubt uns das Wichtigste was wir im Leben brauchen, nämlich Mut. Mit Mut sind wir immer kreativ genug, um unsere Aufgaben zu lösen und konstruktive Kontakte zu Mitmenschen zu pflegen.
In meinem persönlichen Umfeld begegne ich immer wieder Menschen, die mut-, kraftlos und entmutigt sind. Viele Schüler leiden unter einem zu geringen Selbstwertgefühl. Diese Abschlussarbeit gibt mir die Möglichkeit, mich mit den Themen Mut und Ermutigung intensiv auseinander zu setzen. Ich bin der Überzeugung, dass ich durch meine praktischen Ermutigungsbeispielen einigen Lesern Mut und Kraft geben kann, ihre eigenen Potenziale zu entdecken.
Ausgehend von einer selbstgeschriebenen Geschichte eine Schülers befasst sich Kapitel 1 mit der Begriffsbestimmung. Mut, Selbstvertrauen und Ermutigung werden erläutert. In Kapitel 2 werden Selbst- und Fremdermutigung beschrieben. Kapitel 3 gibt praktische Ermutigungsbeispiele anhand von in unseren vier Ausbildungssemestern selbstdurchgeführten Ermutigungsbausteinen. Eine Schlussbemerkung soll diese Arbeit abrunden und schließlich werden im Literaturverzeichnis alle Literaturangaben dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Mut
1.1 Eine Geschichte, die Mut machen sollte!
1.2 Mut
1.3 Selbstvertrauen
1.4 Ermutigung
1.4.1 Existentielle Ermutigung
1.4.2 Ziel der Ermutigung
1.4.3 Ermutigung – warum?
1.4.4 Ganzheitliche Wirkung von Ermutigung
2 Wie werde ich mutiger?
2.1 Selbstermutigung
2.1.1 Zielsatz
2.2 Fremdermutigung
2.2.1 Ermutigungsdusche
3 Praktische Ermutigungsbeispiele
3.1 Ermutigung bei Kindern
Einfühlsames Zuhören
Verantwortung übertragen
3.2 Ermutigung von Jugendlichen im Unterricht Geduld
3.2.2 Fehler zulassen und anerkennen
3.2.3 Lächeln - Freundliche Stimme
3.2.4 Vertrauen erwecken
3.2.5 Das Gute erkennen
3.2.6 Versuche um Bemühungen anerkennen
3.2.7 Humor
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit vollkommen selbstständig verfasst und außer dem im Literaturverzeichnis angeführten Schrifttum bei der Abfassung keine andere Unterstützung in Anspruch genommen oder genossen habe. Die Arbeit ist auch noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden.
Klagenfurt, im Mai 2005
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Einleitung
In der vorliegenden Abschlussarbeit wird, anhand der von mir verwendeten Literatur, die Thematik „Was bedeutet für mich Mut, wie ermutige ich mich und andere“ erläutert. Als Grundlage dienen die eigenen Erfahrungs- und Reflexionsberichte über gezielte Ermutigungsaufgaben, die für diesen 4-semestrigen Ausbildungslehrgang einmalig und daher so wertvoll sind. Grundsätzlich soll diese Arbeit, neben der praktischen Umsetzung im Unterricht, den pädagogischen und psychologischen Hintergrund der Individualpsychologie näher erläutern.
Ermutigung erhöht das Gefühl von Selbstachtung, stärkt den Glauben an die eigenen Fähigkeiten und führt zu dem Schluss: „Ich weiß, ich bin okay! So, wie ich bin, bin ich gut genug!, und führt zu der Überzeugung „Ich kann!“. Entmutigung raubt uns das Wichtigste was wir im Leben brauchen, nämlich Mut. Mit Mut sind wir immer kreativ genug, um unsere Aufgaben zu lösen und konstruktive Kontakte zu Mitmenschen zu pflegen.[1]
In meinem persönlichen Umfeld begegne ich immer wieder Menschen, die mut-, kraftlos und entmutigt sind. Viele Schüler leiden unter einem zu geringen Selbstwertgefühl. Diese Abschlussarbeit gibt mir die Möglichkeit, mich mit den Themen Mut und Ermutigung intensiv auseinander zu setzen. Ich bin der Überzeugung, dass ich durch meine praktischen Ermutigungsbeispielen einigen Lesern Mut und Kraft geben kann, ihre eigenen Potenziale zu entdecken.
Ausgehend von einer selbstgeschriebenen Geschichte eine Schülers befasst sich Kapitel 1 mit der Begriffsbestimmung. Mut, Selbstvertrauen und Ermutigung werden erläutert. In Kapitel 2 werden Selbst- und Fremdermutigung beschrieben. Kapitel 3 gibt praktische Ermutigungsbeispiele anhand von in unseren vier Ausbildungssemestern selbstdurchgeführten Ermutigungsbausteinen. Eine Schlussbemerkung soll diese Arbeit abrunden und schließlich werden im Literaturverzeichnis alle Literaturangaben dargestellt.
1 Mut
1.1 Eine Geschichte, die Mut machen sollte!
In einer ersten Klasse der Berufsschule stellte ich am Anfang des Schuljahres im Unterrichtsgegenstand „Deutsch und Kommunikation“ den Schülern die Aufgabe, Geschichten zum Thema Mut zu schreiben. Ein liebenswerter 16jähriger Junge namens Patrick schrieb folgenden Aufsatz mit der selbst erfundenen Überschrift „Eine Geschichte, die Mut machen sollte!“.
Hans war 13 Jahre alt und lebte in einer kleinen Stadt. Er war ein lieber, verträumter Junge. Auf dem Weg zur Schule machte er immer einen großen Umweg. Er liebte es, durch die Gegend zu streifen. Jeden Tag ging er bei einem kleinen Teich vorbei, beobachtete die Enten und Vögel und genoss die ersten warmen Sonnenstrahlen.
Wie immer kurz vor Beginn des Unterrichtes stürzte er in die Klasse und setzte sich auf seinen Platz. Er hatte jeden Tag ganz weiche Knie, hoffte die Schulstunden würden schnell vergehen. Hans war der Außenseiter der Klasse. Nie hatte er irgendjemand etwas getan. Er war ein Durchschnittsschüler, sah aus wie ein ganz normaler Junge, half jedem, der ihn um Rat fragte. Warum also? Er hasste den Turnunterricht, denn er hatte riesige Angst die Kletterstange hinaufzuklettern. Der Turnlehrer jedoch zwang Hans dazu. Hans war immer ganz bleich im Gesicht, Schweißperlen standen auf seiner Stirn, sein Herz pochte bis in den Hals hinein, er hörte das Lachen seiner Mitschüler im Hintergrund. Hans hatte riesige Angst, hatte Tränen in den Augen, es waren immer die schlimmsten Stunden in seinem Leben. Und so wurde er von morgens bis abends nur gehänselt. Er war „ein Feigling“, „ein Schwächling“, „ein Träumer“, „ein Angsthase“ usw. Es ging sogar soweit, dass niemand mehr mit ihm etwas zu tun haben wollte. In der Pause stand er immer alleine am Fenster und schaute traurig auf die Vögel, die ihre Freiheit genießen konnten.
Eines Tages als Hans wieder einmal ganz „überpünktlich“ zum Unterricht erschien, erblickte er ein Mädchen, das an „seinem“ Fenster stand und auch die Vögel beobachtete. Das Mädchen war irgendwie eigenartig. Es hatte lange gekräuselte schwarze Haare, hatte eine dunkle Hautfarbe und sehr traurige Augen. Da Hans ja keinen Sitznachbarn hatte, und kein anderer Platz im Klassenzimmer frei war, setzte sich das Mädchen zu ihm. Es lächelte zaghaft, doch Hans schielte nur leicht nach links, um sie zu beobachten. Sie sprachen kein Wort miteinander, doch schienen die beiden miteinander vertraut zu sein.
Natürlich zog das dunkle, andersartige Mädchen sofort den Spott der Mitschüler auf sich. Ab diesem Zeitpunkt ließen sie Hans einigermaßen in Ruhe. Jede Pause standen sie gemeinsam am Fenster und beobachteten die Vögel.
Im Deutschunterricht wurden Referate vergeben. Jede Stunde kam ein anderes Kind an die Reihe. Sie mussten über ihr Zuhause und ihre Familie berichten. Schon bald kam Irina, so hieß das Mädchen, an die Reihe. Sie begann mit ihrem Referat. Irina war in Österreich geboren, ihr Vater kam aus Österreich und ihre Mutter aus Südafrika. Weiter kam sie jedoch nicht. In der Klasse wurde gejohlt, gepfiffen. „Sie solle doch wieder zurückgehen“, „Wir brauchen keine Ausländer“, „Ihr nehmt uns ja doch nur die Arbeit weg“ waren nur einige wenige Wortmeldungen. Irina hatte Tränen in den Augen, hilflos und zitternd stand sie vor der ganzen Klasse und erfuhr wie schon so oft Demütigung. Der Deutschlehrer bemühte sich zwar, die Klasse zu stoppen, doch es misslang. Hans, der das ganze Geschehen beobachtete, stand plötzlich auf. Seine Augen glitzerten vor Zorn. Er stellt sich neben Irina und begann lautstark zu argumentieren. Er sprach über Ausländerhass, Gewalt und Demütigung. Dabei nahm er Irinas Hand und hielt sie ganz fest. Seine Stimme wurde immer lauter, seine Bewegungen immer heftiger, er redete und redete. Plötzlich hatte Hans all` das Selbstbewusstsein, welches ihm so sehr fehlte. Er wollte nur eines, er wollte seine Freundin beschützen, egal ob seine Mitschüler darüber spotteten, egal ob er sich bloßstellte. Die Klasse leistete zuerst noch Widerstand, als es jedoch nichts nützte, wurde sie immer ruhiger. Eine merkwürdige Stimmung lag im Raum. Einige der Mitschüler bekamen sogar Tränen in die Augen, andere sahen beschämt zu Boden. Auch der Deutschlehrer wusste nicht so recht, wohin er seine Augen richten sollte. Als Hans seine eindrucksvolle Rede beendete, war es ganz still, man hätte sogar eine Feder zu Boden fallen gehört. Einige Sekunden passierte gar nichts. Plötzlich begann der Klassensprecher auf den Tisch zu klopfen, erst leise und dann immer lauter, und einige begannen Beifall zu klatschen.
Von diesem Zeitpunkt an wurden Hans uns seine Freundin akzeptiert. Nie wieder wurde ein böses Wort gesprochen. Hans brauchte auch seinen Mut im Turnunterricht nicht mehr unter Beweis zu stellen, denn „mutig sein“, so erkannten viele, bedeutet nicht nur eine Kletterstange hinaufzuklettern.
Patrick erklärte, dass die Geschichte einen wahren Kern hatte, er selbst der Klassensprecher in dieser Geschichte war und ihn bis heute mit Hans eine innige Freundschaft verband. Diese Geschichte berührte mich und seine Klassenkameraden sehr Sie beschreibt mit den Worten eines Jugendlichen die Bedeutung des Begriffes „Mut“. Mutig zu sein heißt demnach, die Kraft zu besitzen, seine eigene Meinung zu vertreten, auch wenn die Gefahr besteht, dadurch eine Außenseiterrolle einzunehmen.
Im nachstehenden Kapitel wird mit Hilfe von Fachliteratur die Begriffsdefinition Mut näher erläutert.
1.2 Mut
Entmutigung raubt uns das Wichtigste
was wir im Leben brauchen, nämlich Mut.
Mit Mut sind wir immer kreativ genug
unsere Aufgaben zu lösen.
Theo Schoenaker
Mut bezieht sich auf das Zusammenleben mit anderen. Mutig sein heißt: „Deine Meinung vor anderen vertreten und tun, was Du für richtig hältst, auch wenn andere etwas anderes hören oder sehen wollen und dich kritisieren. Mut ist die Bereitschaft, Dich aktiv mit dem Leben und den Menschen auseinander zu setzen, Probleme anzugehen, dabei das Risiko, Fehler zu begehen und Dich unbeliebt zu machen, in Kauf zu nehmen. Mutig ist auch derjenige, der Fehler eingestehen kann, ohne dabei seine Selbstachtung zu verlieren.“[2] Adler beschreibt den Mut bei der Bewältigung der Lebensaufgaben als folgendermaßen: „Leben heißt, Anteil zu nehmen an den Mitmenschen. Teil des Ganzen zu sein, nach Kräften zum Wohl der Menschheit beizutragen.“[3]
Laut Dreikurs ist Mut der Ausdruck des Selbstvertrauens und erwächst an den Glauben an unsere Befähigung. Er ist eine natürliche Eigenschaft aller Lebewesen, wenn Angst sie nicht lähmt. Mut ist jedoch nicht mit Tollkühnheit zu verwechseln. Mut steht in Wechselbeziehung zum Verantwortungs- und Zugehörigkeitsgefühl, denn er bringt unser Vertrauen zum Ausdruck, uns allem stellen zu können, was uns im Leben entgegentritt. Mut ist das Gegenteil von Angst, welche die Wurzel allen Übels ist. Mut ermöglicht vernünftiges Urteil und damit erfolgreiches Handeln. Er befähigt uns zum vollen Einsatz unserer physischen Stärke, unseres Intellekts, unserer Empfindungskraft und schöpferischen Macht. Er gibt uns die Fähigkeit, in Frieden mit uns und anderen zu leben, weil wir uns selbst und unsere Umwelt nicht mehr fürchten.[4]
Wenn wir uns selbst ermutigen, kann man Mut und damit die wesentlichste Kraft des Lebens gewinnen. Mut allein ermöglicht den vollen Einsatz unserer inneren Kräfte in irgendeiner gegebenen Situation. Wenn unsere Energie nicht damit verschwendet wird, unseren Wert zu beweisen, können wir uns wesentlichen Zielen zuwenden. Wenn wir nicht unter der Furcht des Misslingens stehen, sind wir imstande, eine Situation richtig zu beurteilen und den Umständen entsprechend zu handeln[5].
1.3 Selbstvertrauen
Die Fähigkeit zu ermutigen, setzt Selbstvertrauen voraus. Wenn dieses Vertrauen nicht vorhanden ist, kann das kompensatorische Bedürfnis, den eigenen Wert zu heben, unsere größten Anstrengungen nur zunichte machen. Die Fähigkeit zu ermutigen, ist die Fähigkeit, Selbstvertrauen einzuflößen. Niemand hat genug Selbstvertrauen. Jeder Mensch hat ein nicht ganz richtiges Bild von sich, und keiner ist ganz von dem Verdacht frei, dass er nicht gut genug ist. Um die irrige Vorstellung, die ein Mensch von sich hat, zu korrigieren, muss man überzeugt sein, dass man, so wie man ist, gut genug ist. Die treibende Kraft jeder Entwicklung ist Mut. Niemand erwirbt sich Kenntnisse und Fähigkeiten, wenn er nicht fühlt, dass er dessen fähig ist. Wir können unseren Kindern und Jugendlichen kein Selbstvertrauen vermitteln, solange wir nicht an sie glauben.[6]
1.4 Ermutigung
Ermutigung macht den Schwachen stärker
den Kranken gesünder
den Zweifelnden sicherer,
den Ängstlichen mutiger
Unbekannt
Die Verwendung des Begriffs der Ermutigung in der Psychologie geht ursprünglich auf die Individualpsychologie Alfred Adlers zurück. Adler nannte es die „Lebensaufgaben“. Er postulierte als lebenslängliche Aufgabe des Menschen, die jede/jeder zu bewältigen bzw. immer wieder neu zu lösen hat, die Themen Arbeit/Beruf, Liebe/Partnerschaft und Gemeinschaft/Freundschaft. Die Lösung dieser Lebensaufgaben verlangen Mut, Selbstbewusstsein, Sensibilität, Ausdauer, etc. Kinder und Jugendliche stehen vor vielen Herausforderungen des Lebens, wie zB den Aufbau der eignen Identität, ihrer Ausbildung, der Beziehung zu Freunden, Ablösung von den Eltern, usw. Die Bewältigung dieser Aufgaben erfordert Selbstvertrauen und Mut.[7]
Das Wort Ermutigung gehört nach dem Duden mit der Vorsilbe er- zu der Gruppe von Wörtern, die das Erreichen eines Zwecks ausdrücken, zB schwerer machen ist er-schweren; mutiger machen ist er-mutigen. So ist der Prozess der Ermutigung als jedes Zeichen der Aufmerksamkeit zu definieren, das anderen oder uns selbst Mut macht oder Auftrieb gibt. „Wenn ich dich anschaue, berühre, ein gutes Wort der Anerkennung sage, Dich sein lassen, wie Du bist, Dich in Deinen eigenen Absichten bestärke oder Dich anlächle, und Du fühlst Dich dadurch besser, dann war das, was ich tat, eine Ermutigung für Dich.“[8] Ermutigung bewirkt eine Änderung der inneren Haltung und erhöht das Gefühl von Selbstachtung, stärkt den Glauben an die eigenen Fähigkeiten und führt zu dem Schluss: „So wie ich bin, bin ich gut genug.“ und zu der Überzeugung: „Ich kann!“. [9]
Ermutigung gilt in der Pädagogik als unterstützende Erziehungsmaßnahme und wird von Dreikurs/Soltz als das „wichtigste Element in der Erziehung von Kindern“[10] bezeichnet. Voraussetzung für Ermutigung sind u.a. die Wertschätzung des Kindes bzw. des Jugendlichen und Einfühlungsvermögen in seine Situation und Befindlichkeit.[11]
Ermutigung ist darauf gerichtet, den Glauben des Kindes an sich selbst zu stärken. Nur wer an ein Kind glaubt, wie es ist, und das Gute in ihm sieht, kann ermutigen.[12] „Wir müssen an ein Kind glauben, und zwar jetzt, ohne Rücksicht darauf, was es tun wird.“[13]
1.4.1 Existentielle Ermutigung
Die Basis jeder Ermutigung besteht darin, das Gegenüber in einer gleichwertigen Beziehung bejahen und annehmen zu können: So wie du bist, als Person, mag ich dich, bist du in Ordnung. Dazu gehören ferner das angemessene und realistische Vertrauen in die Möglichkeiten und Fähigkeiten des Kindes, der „Glaube“ an positive Veränderungen beim Kind.[14] Wer als Kind das Glück hatte, sich in der Herkunftsfamilie zugehörig zu fühlen, der überträgt dieses Gefühl der Sicherheit auch auf das Erwachsenenleben und fühlt sich als gleichwertiger Teil der ganzen Menschheit. Leider sind viele Kinder mit dem Gefühl aufgewachsen, in der Familie nur geduldet zu sein und so ziehen viele den Schluss, dass sie nicht wertvoll sind, dass sie so wie sie sind nicht sein dürfen und dass sie keinen Platz in der Familie bzw. Gesellschaft haben. Minderwertigkeitsgefühle sind schließlich das Ergebnis dieser entmutigenden Erfahrungen. Und schließlich entsteht dadurch ein falsches, schwer korrigierbares, Selbstbild (die Meinung, die unter Einfluss der Veranlagung und der Erziehung in den ersten Kinderjahren gebildet wird). Wer von sich überzeugt ist, unterlegen und minderwertig zu sein, der hat auch die Neigung, andere klein zu machen und zu kritisieren.[15]
Ermutigen kann sich auch auf bestimmte Fertigkeiten beziehen, zB das Erlernen neuer Kompetenzen (partielle Ermutigung).[16] Meiner Erfahrung nach, ist bei vielen Berufsschülern, wie auch die PISA-Studie bestätigte, eine Leseschwäche zu bemerken. Durch gezielte Ermutigung konnte ich bei meinen Schülern die Freude am Lesen wieder wecken. Und die Motivation, ein Buch in die Hand zu nehmen, zu lesen und den Text verstehen zu wollen steigert automatisch die Lesekompetenz.
Ermutigende Qualitäten eines Menschen beinhalten ein echtes Interesse für andere, aufmerksames Zuhören, echtes Engagement, Geduld, Freundlichkeit (Stimme, Blick), die Versuche und Fortschritte des anderen anzuerkennen sowie die Bereitschaft, im anderen das Gute entdecken zu wollen. Ermutigung ist jedes Zeichen der Aufmerksamkeit, das anderen oder uns selbst Mut einflößt oder Auftrieb gibt. Die ermutigende Haltung auf der existentiellen Ebene ist nicht leicht, sondern viel mehr die Frucht einer intensiven persönlichen Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen Menschen. Wer andere ermutigen möchte, muss sich selbst ermutigen können. Die „richtige“ Ermutigung ist keine „Technik“, sondern viel mehr eine innere Überzeugung, eine Haltung, die man sich mühevoll erwerben muss.[17]
[...]
[1] Vgl. Schoenaker, Mut tut gut, 1991, S. 99.
[2] Zit. Schoenaker, Mut tut gut, 1991, S. 125.
[3] Zit. Adler, Wozu leben wir, 1979, S. 16.
[4] Vgl. Dreikurs, Selbstbewußt, 1990, S. 51.
[5] Vgl. Dreikurs, Selbstbewußt, 1990, S. 51.
[6] Vgl. Ebenda, S. 138f.
[7] Vgl. Frick, Die Droge Verwöhnung, 2004, S. 134f.
[8] Zit. Schoenaker, Mut tut gut, 1991, S. 99.
[9] Vgl. Ebenda.
[10] Zit. Dreikurs/Soltz in Frick, Die Droge Verwöhnung, 2004, S. 135.
[11] Vgl. Frick, Die Droge Verwöhnung, 2004, S. 134f.
[12] Vgl. Dreikurs, Psychologie im Klassenzimmer, 2004, S. 93.
[13] Zit. Ebenda.
[14] Vgl. Dreikurs, Soltz in Frick, Die Droge Verwöhnung, 2004, S. 135.
[15] Vgl. Schoenaker, Mut tut gut, 1991, S. 19ff.
[16] Vgl. Dreikurs, Soltz in Frick, Die Droge Verwöhnung, 2004, S. 135.
[17] Vgl. Frick, Die Droge Verwöhnung, 2004, S. 135f.
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