Der Bundespräsidentenwahlkampf 2004 war geprägt von der Vorstellung, dass sich vor allem Frauen für die weibliche Bundespräsidentschaftskandidatin, Frau Dr. Benita Ferrero-Waldner, entscheiden müssten, da zum ersten Mal in Österreich eine Frau die reelle Chance auf das höchste Amt im Staat hat.
Kann „Frau-Sein“/ „Mann-Sein“ für eine Wahlentscheidung ausreichen? Ist der Faktor Geschlecht wirklich ausschlaggebend, dass dieser die Wahlentscheidung beeinflusst, oder kommt es doch auf andere Aspekte bei den zur Wahl stehenden Kandidaten an?
Betrachtet man die politische Geschichte weltweit, dann fällt auf, dass bei politischen Angelegenheiten oft das Geschlecht eine große Rolle spielte.
Es ist einer Frau – Elenore Roosevelt – zu verdanken, dass der Name der Menschenrechtserklärung (1948) von „Declaration on the Rights of Men“ in „Declaration on Human Rights“ umbenannt wurde.
Frauen gestand man politische Partizipation lange weltweit nicht zu. Auch heute noch können Frauen in einigen Ländern und Kulturkreisen ihren politischen Willen nicht frei und unabhängig äußern. Dabei kämpfte Olympe de Gouges bereits während der Französischen Revolution (1791) für die völlige Gleichstellung der Geschlechter in politischen, sozialen und rechtlichen Belangen.
In Österreich wurde 1918 das allgemeine, direkte, geheime und gleiche Wahlrecht, ohne Unterschied des Geschlechts eingeführt. 1919 konnten die wahlberechtigten Österreicherinnen ab 20 Jahren zum ersten Mal ihren politischen Willen äußern. Bemerkenswert ist, dass in der Schweiz erst seit 1971 und in Liechtenstein gar erst seit 1984 das Wahlrecht auch Frauen zusteht.
Die Gleichstellung von Mann und Frau ist also kein neues Thema, und doch hatte man bei dem Bundespräsidentschaftswahlkampf 2004 den Eindruck, dass Frau/ Mann sich besonders darstellen muss, was sie/ er kann, um für das höchste Amt im Staat geeignet zu sein.
Geschlechtliche Zuschreibungen wie „Frauen sind dialogfähiger“ bis „Männer gelten als ausgeglichener“ wurden aus den Schubladen gezogen.
Wie nie zuvor bei einer Wahl in Österreich wurde der Faktor Geschlecht derart diskutiert und medial aufbereitet.
Die Tatsache, warum der Aspekt Geschlecht bei der Bundespräsidentenwahl 2004 dermaßen im Mittelpunkt stand, und wie er sich auf das Wahlverhalten auswirken kann, soll anhand von wissenschaftlichen Fakten erklärt werden, um danach analysiert werden zu können.
Inhalt
I. THEORETISCHER TEIL
1. Einleitung
1.1 Fragestellung
1.2 Aufbau der Arbeit und Kapitelerläuterung
2. Politische Wahlforschung
2.1 Erklärungsmodelle zum Wahlverhalten
2.1.1 Das sozialstrukturelle Modell – „Columbia School“
2.1.2 Das sozialpsychologische Modell – „Michigan School“
2.1.3 Das Rational-Choice Modell
2. 2 Faktoren des Wahlverhaltens von Wählern und Wählerinnen
3. Politik und Gender .
3.1 Kategorie Geschlecht
3.2 Definition Gender
3.3 Geschichtlicher Rückblick zur Geschlechterdifferenz
3.4 Geschlecht und Medien
3.5 Darstellung von Politikerinnen in den Medien
3.6 Frauen und Politik
3.7 Geschlechtsspezifisches Wahlverhalten
3.7.1 Geschichtlicher Rückblick
3.7.2 Bestimmungsfaktoren zur politischen Partizipation von Frauen
3.7.3 Wählen Frauen eher Frauen?
3.7.4 Bundespräsidentenwahl 1998: Genderspezifische Aspekte
4. Aspekte zur Österreichischen Bundespräsidentschaft .
4.1 Historischer Rückblick
4.2 Das Bundespräsidentenamt
5. Repräsentatives Meinungsbild des Bundespräsidenten- wahlkampfs 2004
5.1 Kurzbeschreibung der Kandidaten
5.2 Ausgangssituation, Wahlkampfverlauf und mediale Berichterstattung
5.2.1 Faktor Gender im Bundespräsidentenwahlkampf
5.2.2 Wahlausgang
II. EMPIRISCHER TEIL
6. Beschreibung und Auswertung der Untersuchung von Geschlechts-spezifischem Wahlverhalten bei der Bundespräsidentenwahl 2004 .
6. 1 Beschreibung der Untersuchung
6. 2 Forschungsfrage/ Hypothesen
6. 3 Beschreibung der soziodemographischen Merkmale
6. 4 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse
6.4.1 Politische Einstellungen und Einschätzungen
6.4.2 Wünsche und Erwartungen an das künftige Staatsoberhaupt
6.4.3 Wahlabsicht bei der Bundespräsidentenwahl und Begründungen
6.4.4 Genderspezifische Einstellungen
6.5 Hypothesenüberprüfung und Zusammenfassung der Ergebnisse
7. Schlussbemerkung
Anhang:
Literaturangaben
Frgebogen
1. Einleitung
„Frau sein alleine ist zu wenig “
Der Bundespräsidentenwahlkampf 2004 war geprägt von der Vorstellung, dass sich vor allem Frauen für die weibliche Bundespräsidentschaftskandidatin, Frau Dr. Benita Ferrero-Waldner, entscheiden müssten, da zum ersten Mal in Österreich eine Frau die reelle Chance auf das höchste Amt im Staat hat.
Das Eingangs erwähnte Zitat[1] ist nur eines von Vielen, welches auf den Aspekt Geschlecht (Gender) anspielt und in der medialen Berichterstattung während des Bundespräsidentschaftswahlkampfes verbreitet wurde.
Kann „Frau-Sein“/ „Mann-Sein“ für eine Wahlentscheidung ausreichen? Ist der Faktor Geschlecht wirklich ausschlaggebend, dass dieser die Wahlentscheidung beeinflusst, oder kommt es doch auf andere Aspekte bei den zur Wahl stehenden Kandidaten an?
Betrachtet man die politische Geschichte weltweit, dann fällt auf, dass bei politischen Angelegenheiten oft das Geschlecht eine große Rolle spielte.
Es ist einer Frau – Elenore Roosevelt – zu verdanken, dass der Name der Menschenrechtserklärung (1948) von „Declaration on the Rights of Men“ in „Declaration on Human Rights“ umbenannt wurde.
Frauen gestand man politische Partizipation lange weltweit nicht zu. Auch heute noch können Frauen in einigen Ländern und Kulturkreisen ihren politischen Willen nicht frei und unabhängig äußern. Dabei kämpfte Olympe de Gouges bereits während der Französischen Revolution (1791) für die völlige Gleichstellung der Geschlechter in politischen, sozialen und rechtlichen Belangen.
In Österreich wurde 1918 das allgemeine, direkte, geheime und gleiche Wahlrecht, ohne Unterschied des Geschlechts eingeführt. 1919 konnten die wahlberechtigten Österreicherinnen ab 20 Jahren zum ersten Mal ihren politischen Willen äußern. Bemerkenswert ist, dass in der Schweiz erst seit 1971 und in Liechtenstein gar erst seit 1984 das Wahlrecht auch Frauen zusteht.
Die Gleichstellung von Mann und Frau ist also kein neues Thema, und doch hatte man bei dem Bundespräsidentschaftswahlkampf 2004 den Eindruck, dass Frau/ Mann sich besonders darstellen muss, was sie/ er kann, um für das höchste Amt im Staat geeignet zu sein.
Geschlechtliche Zuschreibungen wie „Frauen sind dialogfähiger“ bis „Männer gelten als ausgeglichener“ wurden aus den Schubladen gezogen.
Wie nie zuvor bei einer Wahl in Österreich wurde der Faktor Geschlecht derart diskutiert und medial aufbereitet.
Die Tatsache, warum der Aspekt Geschlecht bei der Bundespräsidentenwahl 2004 dermaßen im Mittelpunkt stand, und wie er sich auf das Wahlverhalten auswirken kann, soll anhand von wissenschaftlichen Fakten erklärt werden, um danach analysiert werden zu können.
1.1 Fragestellung
Im Zuge der Wahlkampfberichterstattung wurde immer häufiger die Frage diskutiert, ob der Faktor Geschlecht (Gender) für die Bundespräsidentenwahl 2004 die entscheidende Rolle spielen könnte. Hat eine Frau als künftige Bundespräsidentin andere Qualitäten als ein Mann? Ist es an der Zeit, dass in Österreich eine Frau Bundespräsidentin wird?
Warum wird dem Kandidaten oder der Kandidatin die Stimme gegeben, welche Motive stecken dahinter? Welche Rolle spielen die wahlberechtigten Frauen, die laut Wahlforschung ein anderes Wahlverhalten als Männer aufweisen? Ist bei dieser Wahl ein besonders Augenmerk auf die Frauen zu legen, die in Österreich immerhin 53 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen?
Die Fragestellung dieser Diplomarbeit lautet daher, ob der Faktor Geschlecht bei den zur Verfügung stehenden Kandidaten für die politische Wahlentscheidung von Frauen und Männern das ausschlaggebende Kriterium ist. Liegt bei dieser Wahl überwiegend Geschlechtsspezifisches Wahlverhalten (d. h. verstärkt dem eigenen Geschlecht bei der Wahl die Stimme zu geben)
vor, oder spielt das Geschlecht nur eine marginale Rolle?
1.2 Aufbau der Arbeit und Kapitelerläuterung
Der theoretische Teil dieser Diplomarbeit beschäftigt sich zu Beginn mit der Politischen Wahlforschung. Im Konkreten mit den Erklärungsmodellen, den ausschlaggebenden Faktoren auf der WählerInnen – Seite.
Weiters wird das Thema Gender im politischen Kontext näher betrachtet. Es folgen ein geschichtlicher Rückblick und eine Behandlung des Themas hinsichtlich der Präsenz und Darstellung von Frauen. Ein eigener Punkt widmet sich dem geschlechtsspezifischen Wahlverhalten.
Punkt 4 dieser Arbeit widmet sich kurz den historischen und rechtlichen Gegebenheiten der Bundespräsidentschaft in Österreich.
Im Abschnitt „Repräsentatives Meinungsbild des Bundespräsidenten-wahlkampfs 2004“, wird der Focus auf die mediale Wahlkampfberichterstattung und die Analysen der österreichischen Politologen und Meinungsforscher über den Bundespräsidentschaftswahlkampf, vor allem in Bezug auf Geschlecht/ Gender gelenkt.
Um der Anforderung einer wissenschaftlichen Arbeit gerecht zu werden, wurde eine empirische Studie mittels Online-Befragung durchgeführt, um die Forschungsfrage, ob der Faktor Gender das ausschlaggebende Kriterium für die Wahlentscheidung der RespondentInnen darstellt, beantworten zu können. Im Weiteren erfolgt die Darstellung und Interpretation der Ergebnisse.
2. Politische Wahlforschung
2.1 Erklärungsmodelle zum Wahlverhalten
Für die Erklärung des Wahlverhaltens haben die amerikanischen Wahlstudien eine große Bedeutung erlangt.
Grundsätzlich unterscheidet man bei diesem Themenkomplex drei verschiedene Erklärungsmodelle, um das Wahlverhalten der Wähler zu erklären.
(1) Das sozialstrukturelle Modell
(2) Das sozialpsychologische Modell
(3) Das Rational Choice Modell
Das Sozialstrukturelle Modell wird auch „Columbia School“ genannt. Es geht auf den Soziologen Paul F. Lazarsfeld zurück, der an der Columbia Universität (USA) geforscht hat. Das Hauptwerk der „Columbia School“ ist „The Peoples Choice“ aus dem Jahre 1944, welches die Konzepte und Ergebnisse der Wählerbefragungen Lazarsfelds und seiner Mitarbeiter in Erie County während des Präsidentschaftswahlkampfes 1940 zusammengefasst haben.[2]
Das Sozialpsychologische Modell, oder auch „Michigan School“ geht auf die Sozialwissenschafter Angus Campbell, Gerald Gurin und Warren E. Miller zurück. Diese Forscher haben auf nationaler Ebene Befragungen vor und nach Amerikanischen Präsidentschaftswahlen in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts durchgeführt. Deren Ergebnisse wurden in einer Reihe von Studien niedergelegt. Zusammenfassend bearbeitet wurden die Ergebnisse aller Befragungen in ihrem Hauptwerk „The American Voter“ (1960).
Die Studien dieser beiden „Schulen“ wurden unter dem Forschungszweig „The Behavioral Study of Politics“ zusammengefasst. Das Besondere an diesen Studien ist die Art der Datensammlung.
In „The People’s Choice“ ist erstmals die Panel-Technik (wiederholte Befragung der gleichen Personen) angewandt worden. Diese Art der Befragung ermöglichte es in neuer Art und Weise, die Einflüsse auf die Stimmabgabe und das politische Verhalten des Individuums zu erforschen. Durch den Vergleich der Befragungsergebnisse derselben Person aus zwei Interviews konnten erstmals Veränderungen der Meinungen und Einstellungen erkannt und Rückschlüsse auf die beeinflussenden Faktoren der Wahlentscheidung gezogen werden.[3]
Beide Ansätze beschäftigten sich mit den gleichen Problemstellungen, wobei folgende drei Themenkreise im Vordergrund stehen: Ursachen der Stimmenthaltung, Untersuchung der Parteipräferenzen sowie die Untersuchung der Wechselwähler.[4]
Diese beiden Konzepte der Wahlforschung unterscheiden sich jedoch grundsätzlich in ihrer Fragestellung, die zur Erklärung des Wahlverhaltens herangezogen werden.
Dem Untersuchungsmodell zufolge wird der Erklärungsschwerpunkt auf bestimmte Determinanten, entweder auf die Umweltfaktoren oder die Persönlichkeitsfaktoren gerichtet.
Ganz anders hingegen das Rational Choice Modell. Es sieht die Präferenzen des Wählers als gegeben, d.h. diese werden nicht weiter untersucht. Der Ansatz wird also nicht beim Wähler gesucht, sondern in den situativen externen Bedingungen.
Im weiteren Verlauf werden die verschiedenen Modelle näher beschrieben.
2.1.1 Das sozialstrukturelle Modell – „Columbia School“
Dieses geht davon aus, dass das individuelle Wählerverhalten sozialstrukturell determiniert ist,[5] d. h. demnach werden soziale Merkmale und Gruppenzugehörigkeit als entscheidende Merkmale des Wahlverhaltens angesehen. Eine Änderung in den sozialen Strukturen führt mit hoher Sicherheit zu einer Änderung der Parteibindung.
Dieses Erklärungsmodell geht - wie zuvor bereits erwähnt - auf Paul F. Lazarsfeld (University of Columbia) zurück, der als Vordenker im Bereich der politischen Wahlforschung gilt.
Das politische Fühlen und Denken der Wähler ist demnach sozial geprägt und bestimmt.
Entscheidend für das Wahlverhalten sind folgenden Bedingungsfaktoren:[6]
- Zugehörigkeit zu sozialen Gruppierungen mit erkennbaren Wahlnormen
Das heißt, dass Wähler durch ihre Erziehung, ihre Familie, durch ihre Konfession und andere prägende Faktoren maßgeblich in ihrem späteren Wahlverhalten beeinflusst werden. Auch spielt der Gruppendruck durch die prägende Umgebung (Freunde, Kollegen,...) eine nicht zu unterschätzende Rolle.
- Politisches Klima der näheren Umgebung (ländlich oder städtisch geprägte Strukturen)
- Kommunikation mit politischen Meinungsführern (Opinion-Leader-Effekte). Dieser Effekt kann noch durch die selektive Mediennutzung (es werden nur Medien genützt, die in das eigene Weltbild passen) unterstützt werden.
Ebenso tragen Wahlkampf-Kampagnen eher zu einem Verstärker-Effekt[7] bei, als zu einem Meinungswechsel.
Aus diesen Bedingungen kann folgendes geschlossen werden: „Je homogener die politischen Ausrichtungen der verschiedenen Gruppen und je geringer gegenläufige Einflüsse sind, desto wahrscheinlicher ist eine Wahlentscheidung in die vorgegebene Richtung.“
Exkurs Georg Simmel – Theorie der sozialen Kreise
Die Konzeption des sozialstrukturellen Ansatzes ist stark an die „Theorie der sozialen Kreise“ von Georg Simmel (1890) angelehnt. Simmel hat die Bedeutung der Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen für das soziale und politische Verhalten beschrieben. Nach seiner Theorie ist das Individuum in mehrere soziale Kreise eingebunden. Diese Kreise werden durch Merkmale wie Lebensalter, Geschlecht, Konfession, Wohngegend etc. determiniert. Simmel unterscheidet dabei zwischen zwei Wählertypen: Erstens spricht er von Wählern im „System konzentrischer Kreise“. Das heißt, dass der Einfluss der verschiedenen sozialen Kreise in denen sie integriert sind politisch in zwei Richtungen wirkt.[8]
Der zweite Ansatz besagt, dass es den Wähler im System von sich „kreuzenden sozialen Kreisen“ gibt. Auf diese Wähler wirken durch die Zugehörigkeit zu Gruppen mit verschiedenen Merkmalen auch unterschiedliche politische Orientierungen ein. Die WählerInnen im ersten Modell entwickeln eine langfristige und stabile Beziehung zu ihrer Partei (StammwählerInnen), während Wähler, die sich im „System kreuzender, sozialer Kreise“ bewegen verstärkt dazu neigen, ihre politische Orientierung zu ändern (Wechselwähler).
Beschreibung des Ablaufs des Modells von Lazarsfeld:
Die befragten Personen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Wähler, deren politische Orientierung im Zeitablauf der Panel-Befragung unverändert blieb, sowie Personen deren politische Orientierung sich änderte.
Jene Wähler, die eine stabile politische Orientierung hatten konnte man anhand ihrer sozialen Herkunft und ihrer sozialen Umgebung einfach den konkurrierenden Parteien zuordnen. Sie befanden sich in einem System konzentrischer Kreise (Stammwähler-Typ). Die anderen Wähler, das heißt diejenigen, die eine instabile Haltung hatten, waren sich einander widersprechenden Einflüssen ausgesetzt und befanden sich demnach unter „cross-pressure“ (Wechselwähler).[9]
Das Ziel der Untersuchung von Lazarsfeld war die Herausarbeitung der entscheidenden Konflikte und Effekte innerhalb der „cross-pressure-Situation“. Bei der Klassifizierung der befragten Personen wurde die Stärke der Parteibindung als Indikator genutzt.[10]
Das Ergebnis führte zu drei unterschiedlichen Wählergruppen:
- Kristallisierer: Personen, die zunächst unentschieden sind oder nur eine schwache Position haben und dann eine eindeutige Parteipräferenz entwickeln.
- Schwankende: Personen, die zwischen Unentschiedenheit und Parteipräferenz pendeln.
- Parteiwechsler: Personen, die ihre Parteipräferenz ändern.
Die Untersuchungsergebnisse beim Vergleich der „konstanten-“ mit den „instabilen“ Wählergruppen zeigten Effekte der „cross pressures“ auf. Die „instabilen“ Wähler maßen dem Wahlausgang nicht so viel Bedeutung zu wie andere und sie zeigten auch weniger Interesse am politischen Geschehen, wahrscheinlich um weiteren widersprüchlichen Einflüssen auszuweichen. Außerdem änderten sie öfter als andere ihre geplante Wahlentscheidung und entschieden schließlich deutlich später über ihre Stimmabgabe als andere.[11]
Ein weiterer Effekt aus dieser Stimmung kann auch die Wahlenthaltung sein.[12]
Lazarsfeld hat mit diesem Modell festgestellt, dass bestimmte Gruppen (z. B. Berufsgruppen, Familien etc.) einen großen Hang zur Homogenität der Meinung, auch in politischen Fragen aufweisen. Das Individuum versucht sich durch Anpassung den widersprüchlichen Einflüssen zu entziehen. Das Streben der Wähler nach Homogenität zur Gruppe lässt sich als Korrelat zu den „Cross Pressures“ betrachten. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass dadurch der Wahlkampf nicht zu einer Einstellungsänderung führt, sondern bereits vorhandene Meinungen polarisiert und verfestigt/ verstärkt werden. Somit findet ein weiterer Hinweis auf die Determiniertheit des Wahlverhaltens durch die soziale Gruppe statt.[13]
Die von der „Columbia School“ beschriebenen „cross-pressure-Situaionen“ konnten in Folgestudien immer wieder bestätigt werden. Außerdem hat sich bis in die jüngste Zeit die grundsätzlich starke Beeinflussung des Abstimmungsverhaltens des Einzelnen durch sozialstrukturelle Faktoren auch außerhalb der USA gezeigt.[14]
Die Unterteilung in Stamm- und Wechselwähler hat sich für die Entwicklung der Wahlforschung als fruchtbar erwiesen und hat sich heute als Bestandteil dieser Forschung etabliert. Weiterhin hat sich der Gedanke, dass eine Kombination von Variablen zur Ausformung der politischen Orientierung führt, bis heute bewährt.[15]
Abschließend lässt sich zum Sozialstrukturellen Modell sagen, dass sich die suggerierte Homogenität der konzentrischen Kreise nur selten in modernen Gesellschaften findet. Diese sind durch starke soziale und räumliche Mobilität gekennzeichnet, welche tendenziell zur Auflösung von Bindungen führt.[16]
Bei der Unterteilung von Stamm- und Wechselwähler wurde nicht darauf eingegangen, dass unter bestimmten Bedingungen ein Übergang vom Stammwähler zum Wechselwähler erfolgen kann und umgekehrt. Weiterhin wurde die Gruppe der Wechselwähler definiert, aber über die Determinanten des Wahlverhaltens dieser Gruppe wurde nicht viel ausgesagt.
Die Zahl und Art der Variablen, die nach Lazarsfeld und seinen Mitarbeitern die Stammwählerschaft definieren sind nicht ohne weiters bestimmbar.
Grundsätzlich müssen diese Aussagen auf eine konkrete Wählerschaft relativiert werden, sie können nicht generalisiert werden. Der Ansatz bietet noch keine Antworten auf die Frage, warum Stammwählerschaften für Parteien entstehen und auch nicht darauf, wie die Bestimmungsgründe des wechselnden Wahlverhaltens beschaffen sind.[17]
Der Prognosewert des Sozialstrukturellen Modells/ der „Columbia School“ ist gering, weil er das politische Element aus der Wahlentscheidung eliminiert. Er ist nicht in der Lage wechselndes Wahlverhalten zu erklären. Da die verwendeten Variablen äußerst stabil sind, können kurzfristige Schwankungen im Wahlverhalten nicht befriedigend erklärt werden.
2.1.2 Das sozialpsychologische Modell – „Michigan School“
Im Gegensatz zu dem Sozialstrukturellen Modell zielt das sozialpsychologische Modell eher auf das Individuum, also den Wähler selbst ab. Das Verhalten der Wähler wird durch das Zusammenwirken von politischen, institutionellen, sozialökonomischen und psychischen Bedingungsfaktoren verursacht.[18] Die direkten Einfußfaktoren, die Einstellungen der Wähler gegenüber den Kandidaten und den von den Parteien eingenommenen Positionen bei aktuellen, umstrittenen Themen werden mit psychischen und sozialen Faktoren in erster Linie der Parteiidentifikation verbunden.
Dem Sozialpsychologischen Modell geht es um den Wechsel von Parteipräferenzen, um die kurzfristige Abweichung vom traditionellen Wahlverhalten und um deren Ursachen.[19]
Der Wähler befindet sich in einem psychologischen Spannungsverhältnis zwischen seiner Parteibindung, der Beurteilung der aktuellen Politik und der Rolle, die Parteien und ihre jeweiligen Kandidaten für ihn spielen.[20]
Abbildung 1: Sozialpsychologisches Modell
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Parteiidentifikation (PID) zusammen mit Problemorientierung (Issue) und Kandidatenorientierung (Candidate) bestimmen die Entscheidung des Wählers (VOTE)
Für die „Michigan School“ konnten die sozialen Determinanten, welche Lazarsfeld für das Wahlverhalten als entscheidend ansah nur unzulänglich beschrieben werden. Trotzdem sind sie nach Meinung von Campbell und seiner Mitarbeiter dafür verantwortlich, dass sich ein Wähler an eine Partei bindet oder nicht. Die Parteibindung kann unterschiedlich zustande kommen, sie ist die entscheidende Variable für die Stimmabgabe und kann an sich als Ausgangspunkt der Erklärung des Wahlverhaltens der „Michigan School“ angesehen werden.[21]
„Die Parteibindung ist dabei definiert als die in einer Befragung geäußerte psychologische Identifikation eines Wählers mit einer Partei, wobei diese Anhängerschaft an die Partei schon durch die Fragestellung als langfristig stabil definiert wird.“[22]
Die Parteiidentifikation ist die Summe der für das Individuum persönlich und politisch relevanten, vorgelagerten Faktoren. Sie ist als Destillat eines Kausalitätstrichters zu verstehen, wobei die vorgelagerten Faktoren, die persönliche Erfahrung und die politische Orientierung des bisherigen Lebens, eingeflossen sind. Die Parteibindung ist hier nicht mit einer Parteimitgliedschaft in Verbindung zu bringen, da es sich um eine affektive Parteiorientierung handelt.[23]
Zusammenfassend lässt sich dazu sagen, dass die Parteiidentifikation durchaus von den langfristigen Faktoren der „Columbia School“, wie Gruppenmitgliedschaften und sozioökonomischer Status, beeinflusst wird. Campbell und seine Mitarbeiter weisen aber darauf hin, dass nicht der tatsächliche, sondern der wahrgenommene sozioökonomische Status entscheidend für das Wahlverhalten ist, da nur die subjektiv wahrgenommene Realität verhaltenswirksam werden kann.[24]
Die Variable Parteiidentifikation lässt sich insofern als sozialpsychologisches Äquivalent zu Lazarsfelds „Index politischer Prädispositionen“ verstehen.[25] Hier wird deutlich, wie der Ansatz der „Columbia School“ in die Grundkonzeption des Ansatzes einfließt.
In der Studie wurde mit einer „Panel-Befragung“ gearbeitet, um zu zeigen, dass die Parteiidentifikation eine beträchtliche zeitliche Stabilität aufweist. Ebenfalls konnten zwei Wählergruppen beobachtet werden:
- Gruppe von „Normal-Wählern“: Davon wird gesprochen, wenn das tatsächliche Wahlverhalten bzw. die erfragte Wahlabsicht der langfristigen Parteibindung entsprach. Dieser Fall besteht dann, wenn die bestimmenden Einflussfaktoren der Wahlentscheidung die Parteien bzw. Kandidaten gleich stark begünstigen und der Wahlkampf die Anhänger aller Parteien gleich stark mobilisiert hat.
- Gruppe von „Unabhängigen“: Diese Wählergruppe ist mit Lazarsfelds „cross pressures“ vergleichbar. Die Wahlabsicht dieser Gruppe kann nicht aus bestehenden Parteibindungen erklärt werden. Allerdings gibt es auch unter den parteigebundenen Wählern immer wieder Gruppen, deren konkrete Wahlabsicht nicht mit ihrer langfristigen Parteibindung übereinstimmt.
Die Schlussfolgerung der Wahlforscher der „Michigan School“ ist, dass es hier keine scharfe Trennlinie wie bei der „Columbia School“ zwischen Stammwählern und potentiellen Wechselwählern gibt. Es gibt eine Überganszone in der auch Stammwähler „anders“ wählen. Mit diesen Ergebnissen stand nun die Frage im Raum, ob die Faktoren, die zu einer Abweichung vom „normalen“ zum tatsächlichen Wahlverhalten führen, auch das Verhalten der Wechselwähler bestimmen.[26]
Es wurde deutlich, dass die bisher langfristigen Faktoren sowohl der „Index politischer Prädispositionen“ als auch die langfristige Parteiidentifikation nicht ausreichen um die Wahlentscheidung zu erklären. Campbell und seine Mitarbeiter stellten fest, dass individuelle Wahrnehmungen und Einschätzungen von Kandidaten und Sachthemen, sogenannte kurzfristige Einflüsse, maßgeblich zur Wahlentscheidung beitrugen.[27]
Das ist die entscheidende Erweiterung des Ansatzes der „Columbia School“. Im Einzelnen setzen sich diese kurzfristigen Faktoren aus der Issue- bzw. Sachthemenorientierung, den Images der Kandidaten und den Kompetenz- und Leistungsbeurteilungen der Parteien zusammen. Diese Faktoren werden zur Erklärung des Wechsel- und taktischen Wählens sowie zur Erklärung des Verhaltens von Stammwählern bei der zurückgehenden Erklärungskraft soziodemographischer Merkmale herangezogen.
Damit kurzfristige Einflüsse wirken können, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Sie müssen erstens durch den Wähler wahrgenommen werden, zweitens als bedeutsam eingestuft werden, und er muss drittens eine positive oder negative Zuordnung seiner eigenen Einstellung zum Problemlösungskonzept der Parteien bzw. Kandidaten treffen können.[28]
Nach diesem Modell ist die individuelle Wahlentscheidung nicht vorrangig sozialstrukturell determiniert, wie dies Lazarsfeld und andere begründeten, sondern ist das Ergebnis verschiedener lang- und kurzfristiger Einflüsse auf das Individuum.[29]
Abweichungen im Wahlverhalten werden somit durch die Aufteilung der Entscheidung in lang- und kurzfristige Faktoren sinnvoll interpretierbar.[30]
Campbell und seine Mitarbeiter sahen das Wahlverhalten zwar primär von Persönlichkeitsfaktoren beeinflusst, betrachteten sie aber nicht als unabhängige Variable. Der entscheidende Einfluss der Hintergrundfaktoren, wie sie Lazarsfeld beschrieb, wurde nicht bestritten, sondern die Hypothese wurde modifiziert. Die drei entscheidenden Faktoren der „Michigan School“ haben im Gegensatz zu denen der „Columbia School“ einen direkten Bezug zum politischen Geschehen.
Die wahlentscheidenden Faktoren nach Campbell und seinen Mitarbeitern wurden unter dem Terminus „Determinanten Trias“ angewandt. Diese Trias beinhaltet die Parteiidentifikation, die Kandidatenorientierung sowie die Orientierung an Sachthemen.[31]
Eine ähnliche Situation wie bei den „cross pressures“ der „Columbia School“ tritt auch bei diesem Ansatz auf. Im Spannungsfeld der „Determinanten Trias“ können Sachthemen- und Kandidatenorientierungen (kurzfristige Faktoren) der Parteiidentifikation (langfristiger Faktor) in unterschiedlicher Stärke und Richtung gegenüberstehen. In diesem Fall kann es zu einer Wechselwahl kommen. Entgegengesetzte Beziehungen zwischen Kandidaten- und „Issue“- Orientierung werden eher als schwach beschrieben und haben keinen wesentlichen Einfluss auf die Wechselwahl. Wirken jedoch alle drei Faktoren in die gleiche Richtung, so entscheidet sich der Wähler in Richtung seiner Parteiorientierung.
Besonders positiv am „sozialpsychologischen Ansatz“ wurden seine wichtigen Ergänzungen zum „sozialstrukturellen Ansatz“ hervorgehoben. Die Berücksichtigung der kurzfristigen Einflussfaktoren vor allem auf das wechselnde Wahlverhalten hat sich bis heute als unverzichtbar erwiesen.[32]
Jedoch sind mit dem Konzept der drei Einflussvariablen allein keine exakten Wahlprognosen möglich. Hier wird vor allem die Gewichtung der Faktoren kritisiert, denn, wie Campbell und seine Mitarbeiter selbst zugeben, die Erklärungskraft der einzelnen Determinanten ändert sich von Wahl zu Wahl. Der Hauptkritikpunkt an dem Modell der „Michigan School“ war die Annahme, dass die Parteiidentifikation stabil ist und deshalb auch stärker auf alle anderen Faktoren wirkt. Die Parteiidentifikation ist aber, wie in späteren Studien gezeigt werden konnte, erheblichen Fluktuationen unterworfen. Denn auch die Parteiidentifikation ist den kurzfristigen Einflüssen ausgesetzt und kann somit nicht als stabiles Instrument für die Wahlforschung gesehen werden. Bei Wahlkampagnen werden die Parteibindungen durch deren Reaktivierung bei den Wählern wieder fester und stabiler. Im Gegensatz dazu stehen die sich vor der Wahl gelockerten Bindungen.[33]
Es konnte nachgewiesen werden, dass sich die Parteiidentifikation während einer Legislaturperiode bei bis zu einem Drittel der Befragten ändert.[34]
2.1.3 Das Rational Choice Modell
In den ersten beiden Modellen werden die Ursachen für die Wahlentscheidung beim individuellen Wähler gesucht. Wie eingehend oben beschrieben geht es dabei um Prägung, Gruppenzugehörigkeit etc.
Beim Rational Choice Modell hingegen werden die Präferenzen des Wählers als gegeben angenommen, d.h. diese werden nicht weiter untersucht. Der Ansatz wird also nicht beim Wähler gesucht, sondern in den situativen externen Bedingungen.[35] Diese können unter anderem sein: Veränderungen bei Parteiprogrammen, Regierungserfolg, wechselnde Parteiobmänner-/ frauen etc.
Das Wahlverhalten wird also aufgrund von Anpassung an variierende politische Bedingungen erklärt und vorhergesagt.
Die Wähler und Wählerinnen machen ihre Wahlentscheidung davon abhängig, von welcher Partei/ Option sie sich den größten persönlichen Nutzen versprechen. Als optionale Angebote auf dem Wählermarkt offerieren die konkurrierenden Parteien ihre unterschiedlichen Produkte (=Wahlprogramme). Dies entspricht einem ökonomischen Ansatz, der in unserer Markt- und Kommunikationsgesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Parteien, und damit die Personen, die dahinter stehen, müssen sich so gut als möglich präsentieren und verkaufen, so als ob es sich um ein Produkt handeln würde.
Damit die Wähler herausfinden können, welches Programm den größten Nutzen für sie hat, müssen sie sich jedoch auch mit den Wahlprogrammen, bzw. mit der politischen Medienberichterstattung (Nachrichten, Informationssendungen vor Wahlen, mediale Konfrontationen etc.) auseinandersetzen.
In unserer schnelllebigen Zeit setzen sich die Wähler- und Wählerinnen jedoch kaum so intensiv mit den zu wählenden Personen auseinander bzw. lesen seitenlange Parteiprogramme. In diesem Fall sind Werte wie Sympathie, Attraktivität, Charisma, Auftreten etc. einer Person die am meisten ausschlaggebenden Kriterien dafür, sich für den jeweiligen Kandidaten/ die jeweilige Kandidatin zu entscheiden.[36]
Bei diesem rationalen Ansatz handelt der Wähler so, dass es für ihn persönlich den größten Nutzen bringt. Hat eine Partei keine Chance auf den Wahlsieg, dann wird für eine andere gestimmt, um wenigstens zu verhindern, dass die abgelehnte Partei gewinnt (strategic voting).[37]
2.2 Faktoren des Wahlverhaltens von Wählern und Wählerinnen
Im Folgenden sollen Faktoren erläutert werden, die für den Wähler/ die Wählerin eine Rolle spielen, sich für die eine oder andere Partei zu entscheiden. Das Modell geht auf den österreichischen Sozialwissenschafter Ernst Gehmacher zurück. Er versucht ein Modell des Zustandekommens von Wahlentscheidungen zu erstellen und alle auf das Wahlverhalten einwirkenden Faktoren zu bestimmen.
„Der demokratische Wahlakt eines einzelnen hängt, wie jedes Verhalten eines Menschen, von einer Kette kausaler Zusammenhänge ab, die sich über das ganze Leben des Individuums und weit in Gesellschaft und Geschichte hinein erstrecken.“[38]
Abbildung 2: Faktoren des Wahlverhaltens[39]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Laut dem Modell von Gehmacher wirken erstens die biologischen Anlagen auf das politische Handeln und zweitens das soziale Milieu, in dem jemand aufwächst.
Die Persönlichkeit eines Menschen hängt von den biologisch vorgegebenen Anlagen ab (soziale Umwelt, Einprägungs- und Übungsprozessen in der Kindheit,...)
Je nachdem wie stark die Gehirnfunktion ausgeprägt ist, desto besser oder schlechter wird Information aufgenommen und verarbeitet. Bei weniger gut ausgeprägter Intelligenz ist der Meinungsbildungsprozess simpler und weniger flexibel.[40] Solche Personen sind in der Regel stark an politischen Einstellungen fixiert.
Die Größe der Bedeutung von biologischen gegenüber sozialen Komponenten hängt von der Entwicklung eines Menschen ab. Das soziale Milieu gibt vor, ob gewisse Fähigkeiten trainiert werden oder nicht. Ein höherer Intelligenzquotient begünstigt sachbezogene politische Auffassungen, eine niedriger ausgebildete Intelligenz begünstigt emotionale Auffassungen.[41]
Der Sozialisationsprozess eines Kindes formt die politischen Ansichten auf direkte Art. Die politische Einstellung der Herkunftsfamilie korreliert meist hoch mit der Partei-Präferenz und dem Wahlverhalten. Das politische Verhalten ist stark verhaftet mit Religiosität, Bildungsstand, weniger mit Einkommen und Geschlecht.
Der berufliche Status steht in der Mitte, da er direkte politische Interessen hervorbringt.
Gehmacher macht jedoch auch darauf aufmerksam, dass weder die Persönlichkeit noch die politischen Ansichten eines Menschen als statisch und abgeschlossen angesehen werden können. Diese beiden sind einem Entwicklungsprozess unterworfen.
Die Autoren Claußen/ Geißler prägen dazu den Begriff der „Politisierung des Menschen“: Dieser meint einen lebenslangen Vorgang, der die Manifestationen und den Wandel des politischen Bewusstseins umfasst.[42]
Zur zunehmenden Auflösung von traditionellen Bindungen gewinnen psychologische Faktoren in Bezug auf das Wahlverhalten mehr an Bedeutung.
2.2.1 Politische Sozialisation
„Als politische Sozialisation lassen sich alle bewussten und unbewussten Prozesse der Wechselwirkung zwischen Personen und ihrer direkt politisch relevanten sozialen, kulturellen, ökonomischen und zivilisatorischen Umgebung bezeichnen. Sie betreffen die geistigen, emotionalen und operativen Komponenten interagierender Persönlichkeiten, die einen Bezug zur Politik als Herrschaft im allgemeinen als spezifisches gesellschaftliches System und im besonderen mit all ihren jeweiligen Ausformungen und Ebenen haben.“[43]
Der Sozialisationsprozess bestimmt die Lebensziele und Wertvorstellungen einer Person, wie das generelle Interesse an Politik.
Die Herkunft eines Menschen alleine bestimmt jedoch nicht sein Wahlverhalten.
Es prägen die Entwicklungs- und Bildungschancen, die eine Person im Laufe ihres Lebens durchläuft.
Die „Politische Persönlichkeit“ als individuelle Konstellation von Wissen, Einstellungs- und Verhaltensmustern entsteht im Zusammenwirken von kognitiven Kapazitäten, operativen Fähigkeiten und emotionalen Komponenten eines Individuums, vor dem Hintergrund von biographischen und sozioökonomischen Entwicklungen der politischen Wirklichkeit.[44]
Der soziale Kommunikationsprozess und der Informationsinput können zu Einstellungsänderungen führen. Die Vermittlung zwischen den Subjekten und den konkreten Inhalten von Politik erfolgt durch intermediäre Verbindungen, wie den Sozialisationsinstanzen.[45]
Hierbei werden folgende Instanzen unterschieden, die kurz erklärt werden:
- Zentrale Sozialisationsinstanzen
- Sekundäre/ Tertiäre Sozialisationsinstanzen
- Flankierende Sozialisationsinstanzen
(1) Zentrale Sozialisationsinstanzen
Dazu zählen z. B. die Familie, Gruppen in denen sich eine Person bewegt, Bildungsstätten, Arbeitsstelle, sowie die Massenmedien. Das bedeutet also, dass alle Menschen in irgendeiner Form den zentralen Sozialisationsinstanzen ausgesetzt sind.
(2) Sekundäre/ Tertiäre Sozialisationsinstanzen
Darunter sind Instanzen mit einer erzieherischen Funktion zu verstehen, die nur eine Zeit auf eine Person einwirken, da diese einer Gruppe nur eine gewisse Zeit lang angehören. Diese können z. B. sein Schule, Universität, verschiedenste Bildungseinrichtungen, Vereine,...
(3) Flankierende Sozialisationsinstanzen
Darunter sind allgemeine Lebensumstände einer Person zu verstehen, die sich nicht nach einem speziellen Ort richtet. Diese sind nicht in erster Linie politisch zu verstehen, prägen die Person jedoch in Hinblick auf ihre Lebenssituation, da sie nicht unmittelbar selbst verändert werden können.
Beispiele dafür wären z. B. Existenzbedrohende Umstände, wirtschaftliche Lage, Religionszugehörigkeit, allgemeine Krisen, Fragen in Bezug auf Ethik und Moral, usw.
3. Politik und Gender
3.1 Kategorie Geschlecht
Nur weniges scheint in unserer Gesellschaft so fest verankert zu sein wie die Aufteilung der Menschheit in Männer und Frauen und die damit verbundenen Geschlechtszuschreibungen.
Der Geschlechtsdualismus, also die Aufteilung in männliche und weibliche Verhaltensnormen scheint so etwas wie eine Konstante zu sein, die sich sowohl zeitlich als auch geographisch durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht. Mit dieser Zweiteilung der Geschlechter einher gehen bestimmte Charakterzüge, die den jeweiligen Geschlechtern zugeschrieben werden.
Die somit vorgenommene Stereotypisierung anhand von Geschlechterzuweisungen ist dabei nicht auf individuelle Merkmale beschränkt, sondern es ist damit auch eine gesellschaftliche Hierarchisierung verbunden, die sich auf die individuell per Geschlecht zugeschriebenen Merkmale stützt.
Solche Bewertungen wären allgemein bekannte Stereotypisierungen wie männlich = rational, individuell, aggressiv und weiblich = emotional, sozial, sensibel. Die oftmals nicht hinterfragte Grundannahme hinter diesen Stereotypisierungen ist eine auf biologische Unterschiede zurückgeführte Geschlechterdifferenz, die somit aufgrund ihrer natürlichen Basis nicht verändert werden kann. Durch solche fest in der Gesellschaft verankerten Zuschreibungen werden Frauen oft aufgrund dieser Zuschreibungen auch heute noch in einem bestimmten Kontext gesehen. Ihnen wird nach wie vor hauptsächlich der Platz der Familien-, Beziehungs- und Hausarbeit zugewiesen. Meistens unabhängig davon, ob Frauen berufstätig sind, d.h. einer Arbeit außer Haus nachgehen oder nicht.
Gesellschaftliche Verhältnisse werden somit in letzter Instanz auf eine natürliche Geschlechterdifferenz zurückgeführt und dadurch legitimiert und unhinterfragbar gemacht.
Mit dem Geschlechterdualismus verbunden ist auch dementsprechend eine gesellschaftliche Machtstruktur, welche Frauen lange Zeit aus Entscheidungsprozessen ausgeschlossen hat, und auch heute noch nicht ganz überwunden ist.
3.2 Definition Gender
Während die deutsche Sprache nur ein Wort "Geschlecht" kennt, differenziert die englische Sprache in "sex" (für das biologische Geschlecht) und "gender" (für das soziale "Geschlecht").[46]
"Gender" meint also Geschlecht in der Vielfalt seiner sozialen Ausprägungen, es ist folglich auch geprägt von Herkunft, Glaube, Alter, Befähigung und Behinderung, sexueller Orientierung und anderen Strukturmerkmalen.[47] Als Geschlechtsrolle oder Geschlechtsidentität ist Gender sozial erlernt und kulturell konstruiert. Gender beschreibt Männer und Frauen auch in ihren sozialen Verhältnissen zueinander und untereinander. Es erfasst damit Hierarchien und Diskriminierungen, ist historisch und kulturell wandelbar und ist somit für Veränderung und Gestaltung zugänglich.
Frauen und Männern werden aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit traditionell unterschiedliche und ungleiche soziale Positionen zugewiesen. Als "die" Frauen oder "die" Männer werden sie stereotypisiert und vereinheitlicht wahrgenommen. Dem entgegen steht die tatsächliche Vielfalt in der gesellschaftlichen Wirklichkeit.[48]
Gleichstellung meint daher, die Zwänge traditioneller Positionszuweisungen aufzubrechen. Es geht darum, Frauen und Männern Chancen zu eröffnen, ihr Leben individuell zu gestalten.
Damit einher geht der Begriff " Mainstreaming", der bedeutet, ein Thema alltäglich und selbstverständlich zu machen, also in den Hauptstrom ("mainstream") von Prozessen und Aufmerksamkeiten zu integrieren. Mit Gender Mainstreaming soll also die Gleichstellung von Frauen und von Männern in allen Bereichen und auf allen Ebenen zu einem Querschnittsthema werden.
Der Begriff Gender betont somit, dass Geschlecht weniger ein naturgegebenes als vielmehr ein soziales Phänomen darstellt. Das bedeutet auch, dass sich unsere Vorstellungen von "Männlichkeit" und "Weiblichkeit" immer wieder ändern. Traditionell ist mit dem Geschlecht eine hierarchische (oder patriarchale) Vorstellung von der Überlegenheit des Mannes verknüpft worden. Heute setzt sich zunehmend durch, dass derartige Dominanz-Vorstellungen nicht haltbar sind.
Geschlechterverhältnisse sind mit Kategorien sozialer Vielfalt, wie z.B. Alter, sexuelle Orientierung, Ethnizität, Klasse, individuelle Befähigung oder Behinderung, eng verwoben und werden durch sie mitbestimmt. Gender meint daher Geschlecht in der Vielfalt all dieser sozialen Ausprägungen. Erforderlich sind eine genaue Betrachtung konkreter Situationen und ein Denken in Komplexität.
3.3 Geschichtlicher Rückblick zur Geschlechterdifferenz
Die wissenschaftlichen Überlegungen zu dieser Thematik der Geschlechterdifferenz waren aufgrund des traditionellen Ausschlusses von Frauen aus wissenschaftlichen Institutionen zunächst von männlichen Vertretern und somit männlichen Perspektiven dominiert.
Dieser Zusammenhang von Macht, Wissenschaft und gesellschaftlichen Verhältnissen wurde in vielen Analysen thematisiert, beispielsweise von Friederike Hassauer, die die Zurückdrängung der Frauenbewegung während der Französischen Revolution beschreibt.
Die Frauenbewegung dieser Epoche forderte eine Aufhebung der ungleichen Stellung der Geschlechter im Sinne des Revolutionsziels Egalität und wies darauf hin, dass die gesellschaftliche Ungleichheit der Geschlechter der Revolutionsprogrammatik der Freiheit und Emanzipation nicht entspreche.
Solche Forderungen wurden, wie Hassauer[49] darlegt, durch einen Verweis auf die Geschlechtsnatur der Frau zurückgewiesen. Der Verweis auf die Geschlechtsnatur von Frauen steht dabei im Kontext der damals entstehenden Wissenschaft, die sich als Grundlage von Menschen- und Bürgerrechten in der Abkehr vom Bezugspunkt Gott auf das Naturrecht berief, das die Gleichheit aller frei Geborenen postuliert, wobei dieses Naturrecht allerdings nur für Männer geltend gemacht wurde.
Friederike Hassauer beschreibt dieses neue Paradigma als die erstmalige wissenschaftliche Festschreibung von Begründungen von Geschlechterhierarchien, die auf Vorstellungen von Geschlechterdifferenzen beruhen: „Die Revision des anthropologischen Paradigmas zu einer veränderten Form des Wissens über die Natur des Menschen produziert gleichzeitig ein verändertes Wissen über Geschlechtsspezifität und damit historisch eigentümliche Asymmetrien in der Zuschreibung des emphatischen Prädikats des neuen Menschen auf Mann und Frau. Dieses Wissen heißt von nun an definitorisch Natur des Menschen/ des Mannes/ der Frau. Über den Naturbegriff sind die neuen antropologischen Dispositive begründet, über den Naturbegriff – und damit unhintergehbar – sind von nun an die neuen Festschreibungen der Geschlechter legitimiert.“[50]
[...]
[1] Lunacek, Ulrike: Was heißt hier sexistisch?, In: Der Standard, 5.4.2004, Seite 23
[2] Vgl. Diekmann, Andreas: Empirische Sozialforschung. Reinbeck bei Hamburg, 2000. Seite 95 ff.
[3] Vgl. Diederich, Nils: Empirische Wahlforschung. Konzeption und Methoden im internationalen Vergleich. In: Fraenkel, Ernst/von der Gablentz, Otto-Heinrich/ Bracher, Dietrich (Hg.): Staat und Politik. Band 8, Köln, 1965. Seite 94
[4] Vgl. ebd., Seite 25
[5] Vgl. Schultze, Rainer-Olaf: Wählerverhalten und Parteiensystem. In: Wehling, Hans-Georg (Hg.): Wahlverhalten. Stuttgart/ Berlin/ Köln, 1991. Seite 12
[6] Unter: http://www.nrwahl.de/pdf/Wahlverhalten.pdf, Zugriff am 28.12. 2004
[7] Vgl. Noelle-Neumann, Elisabeth: Kumulation, Konsonanz und Öffentlichkeitseffekt. In: Burkart, Roland: Kommunikationswissenschaft. Wien, 1998, Seite 215
[8] Vgl. Schulz, Wolfgang: Einführung in die Soziolgie. Wien, 1993. Seite 25 ff.
[9] Vgl. Kaltefleiter, Werner/ Nissen, Peter: Empirische Wahlforschung. Paderborn, 1980. S. 104
[10] Vgl. Völker, Marion: Wahlenthaltung. Wiesbaden, 1998. Seite 44
[11] Vgl. Kaltefleiter, Werner/ Nissen, Peter: Empirische Wahlforschung. Paderborn, 1980. S. 104
[12] An dieser Stelle muss jedoch auch darauf hingewiesen werden, dass in der Studie die Anzahl jener, die der letzteren Gruppe von Wählern angehörten, gering war. Zum Zeitpunkt der Durchführung der Untersuchung wiesen die meisten Wähler langfristige Parteiloyalitäten auf.
[13] Vgl. Noelle-Neumann, Elisabeth: Die Schweigspirale. Frankfurt/ Main, 1980. Seite 264
[14] Vgl. Roth, Dieter: Empirische Wahlforschung. Opladen, 1998. Seite 26
[15] Vgl. Kaltefleiter, Werner/ Nissen, Peter: Empirische Wahlforschung. Paderborn, 1980. S. 108
[16] Vgl. Roth, Dieter: Empirische Wahlforschung. Opladen, 1998. Seite 26
[17] Vgl. Kaltefleiter, Werner/ Nissen, Peter: Empirische Wahlforschung. Paderborn, 1980. Seite 110 ff.
[18] Vgl. Roth, Dieter: Empirische Wahlforschung. Opladen, 1998. Seite 35
[19] Vgl. Schultze, Rainer-Olaf: Wählerverhalten und Parteiensystem, In: Wehling, Hans-Georg (Hg.): Wahlverhalten. Stuttgart, 1991. Seite 13 ff.
[20] Vgl. Kaltefleiter, Werner/ Nissen, Peter: Empirische Wahlforschung. Paderborn, 1980. S. 111
[21] Vgl. Kaltefleiter, Werner/ Nissen, Peter: Empirische Wahlforschung. Paderborn, 1980. S. 112
[22] Ebd. Seite 112
[23] Vgl. Roth, Dieter: Empirische Wahlforschung. Opladen, 1998. Seite 36 ff.
[24] Vgl. Völker, Marion/ Völker, Bernd: Wahlenthaltung. Wiesebaden, 1998. Seite 46
[25] Vgl. Bürklin, Wilhelm: Wählerverhalten und Wählerverhalten. Opladen, 1998. Seite 55
[26] Vgl. Kaltefleiter, Werner/ Nissen, Peter: Empirische Wahlforschung. Paderborn, 1980. S. 113
[27] Vgl. Roth, Dieter: Empirische Wahlforschung. Opladen, 1998. Seite 36 ff.
[28] Vgl. ebd., Seite 38
[29] Vgl. ebd., Seite 36
[30] Vgl. Völker, Marion/ Völker, Bernd: Wahlenthaltung. Wiesbaden, 1998. Seite 47
[31] Vgl. Roth, Dieter: Empirische Wahlforschung. Opladen, 1998. Seite 36
[32] Vgl. ebd., Seite 41
[33] Vgl. Roth, Dieter: Empirische Wahlforschung. Opladen, 1998. Seite 43
[34] Vgl. Kaltefleiter, Werner/ Nissen, Peter: Empirische Wahlforschung. Paderborn, 1980. S. 115
[35] Vgl. unter: http://www.nrwahl.de/pdf/Wahlverhalten.pdf, am 20. 1. 2005
[36] Vgl. unter: http://www.nrwahl.de/pdf/Wahlverhalten.pdf, am 20. 1. 2005
[37] Vgl. ebd.
[38] Gehmacher, Ernst: Faktoren des Wählerverhaltens. In: Fischer, Heinz: Das politische System Österreichs. Wien, 1982. Seite 56
[39] Gehmacher, Ernst: Faktoren des Wählerverhaltens. In: Fischer, Heinz: Das politische System Österreichs. Wien, 1982. Seite 56
[40] Vgl. Gehmacher, Ernst: Faktoren des Wählerverhaltens. In: Fischer, Heinz: Das politische System Österreichs. Wien, 1982. Seite 57
[41] Vgl. ebd. Seite. 58
[42] Claußen, Bernhard/ Geißler, Rainer (Hg.): Die Politisierung des Menschen. Opladen, 1996. Seite 9 ff.
[43] Claußen, Bernhard/ Geißler, Rainer (Hg.): Die Politisierung des Menschen. Opladen, 1996.
Seite 9
[44] Vgl. ebd, Seite 19
[45] Vgl. ebd.
[46] Vgl. Dorer, Johanna, Seminar „Medien- und Genderforschung“, Wintersemester 2001, Universität Wien
[47] Vgl. http://www.genderkompetenz.info/gm_strat_def.php; Zugriff am 20.11.2004
[48] Vgl. Dorer, Johanna, Seminar „Medien- und Genderforschung“, Wintersemester 2001, Universität Wien
[49] Vgl. Hassauer, Friederike: Gleichberechtigung und Guillotine. Frankfurt, 1988. In: Schuh, Andrea: Die Relevanz der Kategorie Geschlecht. Dipl.-Arb., Wien, 2001. Seite 8 ff.
[50] Ebd.
- Quote paper
- Mag. Edith Hallbauer (Author), 2005, Politik und Gender: Analyse über geschlechsspezifisches Wahlverhalten am Beispiel der Bundespräsidentenwahl 2004 in Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41147
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