1. Definitionen und historische Konzepte
Kein Zweig der Geomorphologie ist so voll von Terminologie wie die Karstforschung. Der Grund für diese Vielfalt liegt darin, dass Karstforschung in vielen Ländern betrieben wird und jede Sprache ihre eigenen, oft sehr speziellen Ausrücke hat, um z.B. Höhlen und andere Karstlandformen zu beschreiben. Ein anderer Teil des Problems ist historisch begründet. Die ersten systematischen Studien zur Verkarstung wurden in den Dinarischen Alpen, an der nordwestlichen Küste Jugoslawiens durchgeführt, in einer Region, die als der „Karst“ bekannt ist. Albrecht Penck (Autor der ersten Buchs zur Geomorphologie) und seine Mitarbeiter machten durch ihre Studien des Karsts denselben wissenschaftlich bekannt (Cvijić,1893; Penck 1894). Sie übersetzten serbokroatische Bezeichnungen für Karsterscheinungen zuerst ins Deutsche, dann ins Französische und später auch in andere Sprachen. In jeder Sprache wurden den Worten unterschiedliche Äquivalente zugeordnet, die sich jedoch in ihrer Bedeutung ein wenig unterschieden. Erst nach dem 2. Weltkrieg kamen Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen der Geomorphologie überein, und schufen ein international gültiges Begriffsfeld zu Karsterscheinungen. Bevor Penck und seine Mitarbeiter mit ihren systematischen Studien am jugoslawischen Karst begannen, hatte es schon Veröffentlichungen zum tropischen Karst gegeben, welche durch Lösung entstandene Landformen beschrieben, die sich von denen des Mediterranen Karsts und anderer temperierter Karstregionen unterschieden. Sawkins (1869) beschrieb die sogenannten „Cockpits“ des jamaikanischen Karsts, eine Ansammlung von Lösungswannen, die durch steile Hügelketten voneinander getrennt werden.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Definitionen und historische Konzepte
- 2. Durch Lösung und Fällung bedingte Formen: Der Karst und seine chemischen Voraussetzungen
- 3. Die Formen des Dinarischen Karsts
- 3a) Dolinen
- 3b) Poljen
- 4. Die Formen des tropischen Karsts
- 4a) Polygonaler Karst
- 4b) Cockpits
- 4c) Kegelkarst (Cone Karst) und Turmkarst (Tower Karst)
- 4d) Karstrandebenen
- 5) Pseudokarst
- 6. Theorien zum Tropenkarst
- 7) Der Karstzyklus
- 8. Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit den wichtigsten Prozessen, die zur Bildung von Karst führen. Sie beleuchtet die Entstehung der Karstforschung und führt zu einer Definition von Karst. Die Arbeit untersucht die chemischen Prozesse, die zur Karstbildung führen, und erläutert die Lösungshohlformen des Dinarischen Karsts. Der Hauptfokus liegt auf den Karsterscheinungen der Tropen und Subtropen, wobei die charakteristischen Formen des tropischen Karsts in Aussehen und Entstehung ausführlich beschrieben werden. Die Arbeit behandelt auch Pseudokarst und verschiedene Theorien zur Entstehung des Tropenkarsts. Abschließend wird der Karstzyklus dargestellt, der alle zuvor erläuterten Formen des tropischen Karsts in Beziehung zueinander setzt.
- Chemische Prozesse der Karstbildung
- Formen des Dinarischen Karsts
- Charakteristische Formen des tropischen Karsts
- Theorien zur Entstehung des Tropenkarsts
- Der Karstzyklus
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel definiert den Begriff Karst und beleuchtet die historische Entwicklung der Karstforschung. Es wird deutlich, wie die Karstforschung in verschiedenen Ländern und Sprachen unterschiedliche Bezeichnungen für Karstformen entwickelte. Das zweite Kapitel widmet sich den chemischen Voraussetzungen der Karstbildung. Es wird die Löslichkeit von Gesteinen und die Bedeutung von Wasser im flüssigen Zustand für die Karstentwicklung erläutert. Die Löslichkeit von Kalkstein und die Rolle der Kohlensäure im Lösungsprozess werden ausführlich beschrieben.
Das dritte Kapitel befasst sich mit den Lösungshohlformen des Dinarischen Karsts, insbesondere Dolinen und Poljen. Es werden die Entstehungsprozesse dieser Formen beschrieben und ihre Bedeutung für das Verständnis der tropischen Verkarstung hervorgehoben. Die Dolinen werden als trichter- oder kesselförmige Einsenkungen in der Karstgesteinsoberfläche beschrieben, die durch Lösung oder Einsturz entstehen können. Poljen werden als geschlossene Becken im Karst mit unregelmäßigem Umriss und meist steilwandiger Umrahmung definiert.
Das vierte Kapitel stellt die Formen des tropischen Karsts vor, darunter der polygonale Karst, Cockpits, Kegelkarst und Turmkarst. Der polygonale Karst entsteht, wenn sich Dolinen in ihrer Ausbreitung gegenseitig behindern. Cockpits entwickeln sich aus Dolinen und zeichnen sich durch einen ausgeweiteten Boden und konvexe Hänge aus. Kegelkarst und Turmkarst entstehen durch die Ausweitung von Cockpitböden und die Abtragung von Karstrandbergen. Die Karstrandebenen werden als korrosiver Entstehung definiert und entstehen durch die seitliche Karstkorrosion.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit Pseudokarst, einer Sammelbezeichnung für Lösungsformen, die typische Karstformen zeigen, aber nicht auf Lösungsprozesse im Kalkgestein zurückzuführen sind. Es werden die Lösungsformen in nichtkarbonatischen Gesteinen, wie z.B. Silikatgesteinskarst, erläutert.
Das sechste Kapitel diskutiert verschiedene Theorien zur Entstehung des Tropenkarsts. Es wird die Bedeutung des Klimas für die Karstbildung betrachtet und die Rolle von Niederschlagsmengen, Temperatur und biogenem Kohlendioxid für die Lösungsverwitterung beleuchtet. Die Arbeit stellt fest, dass das heutige warme Klima nicht unbedingt als entscheidender Faktor für die Entwicklung von tropischen Karstformen angesehen werden kann.
Das siebte Kapitel beschreibt den Karstzyklus, eine theoretische Vorstellung über die Entwicklung des Oberflächenkarsts. Es werden die verschiedenen Formengesellschaften als verschiedenaltrige Entvvicklungsstadien einer Formenreihe aufgefasst. Der Karstzyklus beginnt mit einem Jugendstadium, das sich durch Karren- und Dolinenbildungen auszeichnet, und endet mit einem Alters- und Greisenstadium, in dem die Landoberfläche mehr oder weniger eingeebnet ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Verkarstung, Karstformen, Tropenkarst, Dolinen, Poljen, Cockpits, Kegelkarst, Turmkarst, Karstrandebenen, Pseudokarst, Karstzyklus, chemische Verwitterung, Löslichkeit, Kohlensäure, Wasserhaushalt, Klima und Geomorphologie.
- Quote paper
- Eric Mühle (Author), 2000, Verkarstung, mit besonderem Augenmerk auf formbildende Prozesse in den Tropen und Subtropen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/411
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.