Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie sich die Memoria im russischen Adel entwickelte und entfaltete. Der Zeitraum wird auf das 16. Jahrhunderts eingeschränkt, den geographischen Schwerpunkt bildet der Ort Volokolamsk, indem das Iosif- Kloster beheimatet ist. Dieses, 1479 von Iosif Sanin gegründete Klostern, spielte beim Ausbau der monastischen Totensorge eine Führungsrolle.1 Es liegen zahlreiche Quellen zur Geschichte dieser Stätte vor, besonders bemerkenswert ist dabei der Zeitraum zwischen 1479 bis 1612. Die größte Quellendichte lässt sich zwischen den Jahren 1530 und 1590 festmachen, eine Phase, in der das Iosif- Kloster seine höchste Blüte erreichte.
Die Quellengrundlage dieser Arbeit bildet das `Speisungsbuch` (Kornmovojspisok ) des Iosif- Klosters, dass der Historiker Ludwig Steindorff übersetzt und herausgegeben hat.2 In diesem Buch sind die Termine der Speisungen zum Totengedenken, sowie die Stiftungen, die die Speisung begründen, verzeichnet. Aus den erbrachten Stiftungsleistungen ist es möglich, Rückschlüsse auf Status und Vermögen der verzeichneten Personen zu ziehen. Zunächst werde ich auf die Entwicklungslinien der Memoria in Altrussland eingehen, wobei erst einmal der Begriff der Memoria geklärt werden soll. Es folgt ein Blick auf die unterschiedlichen Formen der Memoria, die für das 16. Jahrhundert in Altrussland charakteristisch waren. Das Verhältnis des Adels zur Memoria steht danach im Blickpunkt der Betrachtung, wobei das Glaubensbekenntnis dieser sozialen Gruppe eine besondere Berücksichtigung erfahren soll. Die Rolle des Adels bei der Gründung des Iosif- Klosters, sowie die Entwicklung des Stiftungsverhaltens und ihre Bedeutung werden im darauf folgenden Kapitel besprochen. Anhand des Speisungsbuches sollen die Stiftungen einer genaueren Analyse unterzogen werden, abschließend werde ich auf den Niedergang der Memoria im 17. Jahrhundert eingehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Memoria in Altrussland
- Die orthodoxe Kirche des russischen Mittelalters
- Die Geschichte der liturgischen Praxis in Russland
- Die Memoria im liturgischen Ablauf
- Unterschiedliche Formen der Memoria
- Adel und Memoria
- Das Glaubensbekenntnis des Adels
- Das Iosif Kloster und die Rolle des Adels
- Die Entwicklung des Stiftungsverhaltens
- Das Speisungsbuch des Iosif- Klosters
- Analyse der Stiftungen
- Der Niedergang der Memoria im 17. Jahrhundert
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und Entfaltung der Memoria im russischen Adel des 16. Jahrhunderts. Das Iosif- Kloster in Volokolamsk steht dabei im Fokus, da es eine zentrale Rolle beim Ausbau der monastischen Totensorge spielte.
- Entwicklung der Memoria in Altrussland
- Bedeutung des Adels für die Memoria
- Rolle des Iosif- Klosters bei der Gestaltung der Memoria
- Analyse der Stiftungen anhand des Speisungsbuches
- Niedergang der Memoria im 17. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit skizziert die Thematik und stellt die Quellenbasis dar, insbesondere das Speisungsbuch des Iosif- Klosters.
- Memoria in Altrussland: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle der orthodoxen Kirche und die Entwicklung der liturgischen Praxis in Russland. Es untersucht die Bedeutung der Memoria im liturgischen Ablauf und ihre unterschiedlichen Formen.
- Adel und Memoria: Der Fokus liegt auf dem Verhältnis des russischen Adels zur Memoria und deren Einfluss auf das Glaubensbekenntnis dieser sozialen Gruppe.
- Das Iosif Kloster und die Rolle des Adels: Dieses Kapitel analysiert die Rolle des Adels bei der Gründung des Iosif- Klosters und die Entwicklung des Stiftungsverhaltens.
- Das Speisungsbuch des Iosif- Klosters: Hier wird das Speisungsbuch des Iosif- Klosters genauer untersucht, um die darin verzeichneten Stiftungen zu analysieren.
Schlüsselwörter
Memoria, Totengedenken, russischer Adel, Iosif- Kloster, Volokolamsk, Speisungsbuch, Stiftungen, Liturgie, orthodoxe Kirche, Altrussland.
- Quote paper
- Richard Oehmig (Author), 2005, Memoria im russischen Adel des 16. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40980