[...] Am zwanzigsten Juli setzten diese Männer ihr Leben aufs Spiel, um ein Zeichen in der Welt zu setzen und ihr das andere Deutschland zu zeigen. Dieses Attentat war das letzte von 42, die seit 1921 auf Hitler verübt oder versucht wurden. Es war das Folgenreichste, denn die Vergeltungen reichten über die eigentlichen Attentäter hinaus und trafen mit der „Aktion Gewitter“ auch Menschen, die die Nazis als potentielle Gegenelite fürchteten. An dieser Tat war aber nicht nur eine „kleine Gruppe ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer, dummer Offiziere“ beteiligt, von der Hitler anfangs ausging. Während der Ermittlungen der Gestapo offenbarten sich die weiten Kreise der Zusammenarbeit, die sich unter den verschiedenen Widerstandskreisen etabliert hatte, so dass eine eigene „Sonderkommission 20. Juli“ einberufen wurde. Liest man über Widerstandsbewegungen oder hört man von ihnen in der Schule, so erscheint der Widerstand als eine männerdominierte Sphäre. Namentlich bekannt ist in den meisten Fällen einzig Sophie Scholl als weibliches Mitglied der Weißen Rose. Dazu tritt die Wertschätzung für den Einsatz von Frauen im Rahmen des kommunistischen Widerstandes. Im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli ist aber ausschließlich die Rede von den Männern des 20. Juli, die auch in der Literatur immer wieder begegnet. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Organisatoren und Ausführenden der Tat zwar ausschließlich Männer waren, als solche waren sie aber verheiratet und hatten Ehefrauen und meistens auch Kinder. Der familiäre Hintergrund und das weibliche Umfeld dieser Männer wurden bisher vernachlässigt, denn es waren ja die Männer, die ihr Leben geopfert hatten. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass diese Männer ihre Frauen in die Politik, in den Strudel des Widerstandes und in seine Tragödie mit hineinzogen. Ziel dieser Arbeit soll es deshalb sein, einen Blick auf die Frauen zu werfen, die im Zusammenhang zum 20. Juli standen: Sekretärinnen, Ehefrauen, Helferinnen.6 Dabei stehen die Fragen im Vordergrund, aus welchen Gründen sie gegen das Regime waren, was sie taten, wie viel sie von den Aktivitäten ihrer Männer wussten, was ihnen in Folge des 20. Juli geschah und wie sie als Verräterfrauen nach dem Tod ihrer Männer weiterlebten, um abschließend beantworten zu können, ob sie bisher zu Recht nicht beachtet wurden oder doch als Widerständler eigenen Rechts gelten können.
Inhalt
1. Einleitung
2. Vorüberlegungen und Einschränkungen
3. Widerstand
4. Sekretärinnen
5. Ehefrauen
5.1. Herkunft
5.2. Soziologische Daten
5.3. Entwicklung zur Widerstandsbereitschaft
5.4. Wissen um den Widerstand des Mannes und eigene Aktivitäten
5.5. Alltag
5.6. Erleben des Attentats
5.7. Folgen
5.7.1. Abschied vom Ehemann
5.7.2. Eigene Inhaftierung
5.8. Späterer Umgang mit dem Erlebten
5.9. Zweites Leben nach dem Krieg
6. Resümee
7. Literatur
1. Einleitung
Der zwanzigste Juli gilt als Schicksalstag der deutschen Geschichte. Hier zeigte sich die Seite Deutschlands, die sich in ihren ethischen und politischen Grundüberzeugungen nicht mit dem Nationalsozialismus einverstanden erklärte. Die konkreten Motive, die die Beteiligten in den Widerstand trieben sind individuell verschieden. Diese Menschen waren entweder von Anfang an skeptisch beziehungsweise oppositionell dem Regime gegenüber eingestellt, oder haben sich mit den zunehmenden Verbrechen und Missständen vom System entfernt.[1] Die unterschiedlichen Traditionen und Ziele der verschiedenen Gruppen wurden im Gedanken des Rechtsstaates und in dem Gefühl gebündelt, den Bestand des durch den Krieg gefährdeten Nationalstaates zu sichern.[2]
Am zwanzigsten Juli setzten diese Männer ihr Leben aufs Spiel, um ein Zeichen in der Welt zu setzen und ihr das andere Deutschland zu zeigen. Dieses Attentat war das letzte von 42, die seit 1921 auf Hitler verübt oder versucht wurden. Es war das Folgenreichste, denn die Vergeltungen reichten über die eigentlichen Attentäter hinaus und trafen mit der „Aktion Gewitter“ auch Menschen, die die Nazis als potentielle Gegenelite fürchteten.[3] An dieser Tat war aber nicht nur eine „kleine Gruppe ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbrecherischer, dummer Offiziere“[4] beteiligt, von der Hitler anfangs ausging. Während der Ermittlungen der Gestapo offenbarten sich die weiten Kreise der Zusammenarbeit, die sich unter den verschiedenen Widerstandskreisen etabliert hatte, so dass eine eigene „Sonderkommission 20. Juli“ einberufen wurde.
Liest man über Widerstandsbewegungen oder hört man von ihnen in der Schule, so erscheint der Widerstand als eine männerdominierte Sphäre. Namentlich bekannt ist in den meisten Fällen einzig Sophie Scholl als weibliches Mitglied der Weißen Rose. Dazu tritt die Wertschätzung für den Einsatz von Frauen im Rahmen des kommunistischen Widerstandes.
Im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli ist aber ausschließlich die Rede von den Männern des 20. Juli, die auch in der Literatur immer wieder begegnet.[5] Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Organisatoren und Ausführenden der Tat zwar ausschließlich Männer waren, als solche waren sie aber verheiratet und hatten Ehefrauen und meistens auch Kinder. Der familiäre Hintergrund und das weibliche Umfeld dieser Männer wurden bisher vernachlässigt, denn es waren ja die Männer, die ihr Leben geopfert hatten. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass diese Männer ihre Frauen in die Politik, in den Strudel des Widerstandes und in seine Tragödie mit hineinzogen.
Ziel dieser Arbeit soll es deshalb sein, einen Blick auf die Frauen zu werfen, die im Zusammenhang zum 20. Juli standen: Sekretärinnen, Ehefrauen, Helferinnen.[6] Dabei stehen die Fragen im Vordergrund, aus welchen Gründen sie gegen das Regime waren, was sie taten, wie viel sie von den Aktivitäten ihrer Männer wussten, was ihnen in Folge des 20. Juli geschah und wie sie als Verräterfrauen nach dem Tod ihrer Männer weiterlebten, um abschließend beantworten zu können, ob sie bisher zu Recht nicht beachtet wurden oder doch als Widerständler eigenen Rechts gelten können.
2. Vorüberlegungen und Einschränkungen
Die Behandlung dieses Themas birgt einige Schwierigkeiten in sich. Zum einen ist die Literaturlage zu dieser Fragestellung sehr dünn. Wer über den zwanzigsten Juli schreibt, schreibt über die Männer, die in seinem Umfeld aktiv wurden. In einzelnen Biographien tauchen Hinweise auf die Ehefrauen auf. Sie geben aber wenige Anhaltspunkte darüber, in welchem Verhältnis sie zum 20. Juli standen und was aus ihnen nach dem Tod ihres Mannes wurde.
Die meisten Hinterbliebenen tun sich schwer mit der Erinnerung an ihren Schicksalstag. In dessen Folge mit vielen Vorurteilen konfrontiert gaben sie sich nur ungern als Hinterbliebene zu erkennen. Nur wenige fanden deshalb den Mut, sich über ihre Erlebnisse zu äußern und das erst lange Zeit nach dem Erlebten. So beschrieben sie das Leben mit ihren Männern[7], ließen deren Briefe kommentiert veröffentlichen[8], oder verfassten Biographien, um ihre Sicht auf ihren Mann zu schildern.[9]
1992 brachte Dorothee von Meding ihr Buch Mit dem Mut des Herzens. Die Frauen des 20. Juli.[10] heraus. In diesem Buch sind erstmals Interviews mit 11 Frauen, die auf ihre Art am 20. Juli beteiligt waren, veröffentlicht.
Diese Äußerungen der Zeitzeuginnen sind nun das erkenntnisleitende Zeugnis über die Frauen des 20. Juli.[11] Sie erhalten ihren Wert als Zeitzeugenberichte, bergen in sich aber die Probleme, die mit dieser Quellengattung einhergehen. Diese kann durchaus als ein tragendes Element der historischen Überlieferung gesehen werden.
Zeitzeugen können mit ihrer Innensicht des Geschehens, ihrer persönlichen Kenntnis der Menschen und deren Handlungen, der Funktion eines Dokuments, des Stellenwertes eines Ereignisses wichtige Hinweise über eine bestimmte Zeit geben. Indem man ihrer realitätsnahen aber subjektiven Sichtweise auf die Dinge Gehör schenkt, kann ihre Mitteilung durch die erweiterte Perspektive zu einer wichtigen historischen Quelle werden und andere Quellen ergänzen. Aus diesen Gründen bezieht die so genannte Oral History ihre geschichtswissenschaftliche Legitimation zum Großen Teil aus den Unklarheiten über die NS-Zeit, die sich vor allem in Fragen der Alltagsgeschichte ergeben.[12] Trotz einiger Kritik vor allem in Bezug auf Subjektivität und mangelnder Erinnerungsleistung, die das Verwenden solcher subjektiven Erinnerungszeugnisse, zu denen unter anderem auch Tagebücher und Autobiographien gehören, hervorruft, bilden sie den einzigen Zugang zu dem Thema dieser Arbeit. Die Fragen sollen deshalb mit diesen Einschränkungen im Hintergrund beantwortet werden.
Fast 40 Jahre nach dem Attentat konnten einige Frauen nicht mehr zu Wort kommen. Diejenigen, die sich äußerten, mussten mit ihrer Erinnerung 40 Jahre überbrücken. Einige der befragten Frauen haben sich auch vorher schon zu Wort gemeldet.
Die Auswahl der Beispiele lenkt den Blick stark auf den Kreisauer Kreis. In diese Gruppe von Freunden waren die betroffenen Frauen mehr einbezogen, vor allem durch die Treffen, die unter anderem auch in ihren Häusern stattfanden. Sie hatten engen Kontakt zu ihren Männern. Im Gegensatz dazu sahen die Ehefrauen der Militärs ihre Gatten nur selten. Sie bekamen von den Treffen nichts bzw. wenig mit, da ihre Männer zum großen Teil ihre Dienstzeit für ihre Unternehmungen nutzten. Darum befanden sich vor allem unter diesen Frauen die Unwissenderen.
Durch die Quellenlage geschuldet ist der Blick der folgenden Betrachtungen auf folgende Frauen gelenkt:
- Emmi Bonhoeffer, deren Mann Klaus zusammen mit Otto John Kontakte zu ehemaligen Gewerkschaftsführern und Sozialdemokraten aufnahm und an den konspirativen Überlegungen seines Schwagers Hans von Dohnanyi in der Abwehr als Zivilist beteiligt war. Er wurde in Folge des Attentats vom 20. Juli 1944 verhaftet, gefoltert und am 23. April 1945 von der SS ermordet.
- Brigitte Gerstenmaier, deren Mann Eugen sich während des Krieges um die geistliche Betreuung von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern bemühte, seit 1942 den Kreisauer Kreis angehörte und dafür am 20. Juli 1944 von den Nationalsozialisten verhaftet und zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Nach dem Krieg gehörte er zu den Gründern des „Hilfswerks 20. Juli“ und wurde 1954 als Mitglied der CDU Bundestagspräsident.
- Barbara von Haeften, deren Mann Hans-Bernd Legationsrat der kulturpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes war und sich in den Gesprächen des Kreisauer Kreises vor allem zu Fragen der Außenpolitik äußerte. Am 23. Juli 1944 wurde er verhaftet und im August hingerichtet.
- Margarethe von Hardenberg, deren Vorgesetzter Henning von Tresckow das Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront zu einem Zentrum des Widerstandes ausbaute und ab 1943 in Berlin aktiv die Umsturzvorbereitungen einleitete. Nach dem Attentat beging er am 21. Juli 1944 Selbstmord.
- Elisabeth Freytag von Loringhoven, deren Mann Wessel Oberst im Generalstab des Heeres und Chef der Heerwesen-Abteilung im OHK (Oberkommando des Heeres) war und sich an dem Attentat auf Hitler durch die Beschaffung des Sprengstoffs und des Zünders beteiligt hatte und dann Selbstmord beging.
- Freya von Moltke, deren Mann Helmuth James mit Peter York Graf von Wartenburg den Kreisauer Kreis gegründet hatte und bei den Mitgliedern als dessen Motor galt, im Januar 1944 aufgrund einer Denunziation verhaftet und am 23. Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet wurde.
- Rosemarie Reichwein, deren Mann Adolf Sozialdemokrat war und auch zum Kreisauer Kreis gehörte; er nahm, nach der Verhaftung Moltkes im Januar 1944, aktiv an den Vorbereitungen für das Attentat teil und wurde bei der Kontaktaufnahme mit den Kommunisten verhaftet, gefoltert und am 20. Oktober 1944 hingerichtet.
- Nina Schenk von Stauffenberg, deren Mann Claus die bedeutendste Rolle bei dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 spielte, zumal er derjenige war, der es selbst durchgeführt hat. Er wurde dafür noch am Abend des 20. Juli standrechtlich erschossen.
- Charlotte Gräfin von der Schulenburg, deren Mann Fritz-Dietlof die Verbindung zwischen den einzelnen Gruppen herstellte und bei der Vorbereitung des Attentats die Kontakte zu den zivilen Widerstandskreisen vermittelte, wofür er am 20. Juli 1944 verhaftet und im August hingerichtet wurde.
- Clarita von Trott zu Solz, deren Mann Adam als Referent in der Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes arbeitete und seine Dienstreisen in die Schweiz, die Niederlande und nach Schweden dafür nutzte, im geheimen Auftrag des Kreisauer Kreises die westlichen Alliierten über die Pläne der Opposition zu unterrichten, dafür am 25. Juli 1944 verhaftet und im August hingerichtet wurde.
- Marion York von Wartenburg, deren Mann Peter zusammen mit Helmut James Graf von Moltke den Kreisauer Kreis begründete, als dessen Herz galt und an den Plänen für ein Deutschland nach Hitler arbeitete. Er wurde am 20. Juli verhaftet und am 8. August 1944 hingerichtet.
Mit dieser Perspektive ist es schwer, ein geschlossenes Bild der Frauen des 20. Juli zu geben. So verschieden die einzelnen Männer und ihre Rolle beim Attentat zu bewerten sind, so schwierig ist es auch, die Frauen auf einen Nenner zu bringen, handelt es sich doch in erster Linie um Einzelschicksale. Ziel dieser Arbeit ist es aber nicht, die einzelnen Lebenswege nachzuzeichnen. Hier soll versucht werden, ausgehend von diesen wenigen dokumentierten Einzelschicksalen zu einigen Verallgemeinerungen über ihre Rolle innerhalb des Widerstands zu kommen.
3. Widerstand
Als Widerstand bezeichnet man Reaktionen eines Menschen oder von Gruppen auf Machtmissbrauch, Verfassungsbruch und Menschenrechtsverletzungen, jedes aktive und passive Verhalten, das sich gegen das NS-Regime oder einen erheblichen Teilbereich der NS-Ideologie richtete und mit hohen persönlichen Risiken verbunden war.[13]
Obwohl ein Großteil der Deutschen – verführt durch Propaganda oder in Folge von Zwang und Terror – mit den Errungenschaften der nationalsozialistischen Herrschaft zufrieden sich in die Volksgemeinschaft integriert hatte und dem Hitler-Mythos anhing, gab es auf der anderen Seite doch auch Skepsis und Vorbehalte. Diese kritischen Stimmen gingen in der Begeisterung der Volksmassen für die außenpolitischen Erfolge der Nationalsozialisten weitgehend unter.[14] Der Entschluss zum Widerstand war so stets ein Entschluss zum Übertritt in ein gesellschaftliches Abseits und oft auch in die menschliche Einsamkeit gewesen. Er verlangte die Umstellung aller Lebensverhältnisse, den Rückzug auf wenige Gleichgesinnte und nach außen nicht nur den Abbruch gewachsener Beziehungen, sondern überdies die Nötigung zu Argwohn, Verstellung und Zweideutigkeit. Das Widerstehen war ausschließlich eine Sache der Charaktere, im Bürgertum, in der Arbeiterschaft, im Militär. Die gesellschaftlichen Zusammenhänge oder ideellen Gerüste boten allenfalls einen Rückhalt gegen die gelegentlichen Zweifel und die Versuchungen der Resignation. Mit Recht hat man den Widerstand einen „Aufstand des Gewissens“ genannt[15], denn Widerstand war überall und unter allen Umständen vor allem eine Frage der ganz persönlichen und einsamen Entscheidung und damit niemals eine Massenbewegung.
Bei der Betrachtung der Formen des deutschen Widerstandes zur Zeit des Nationalsozialismus tun sich verschiedene Betrachtungsweisen auf. Einige Autoren bevorzugen es, die verschiedenen Widerstandsgruppen separat darzustellen und beschreiben so den Widerstand der Kommunisten, der Sozialdemokraten, der Katholischen Arbeiterbewegung, der Gewerkschaftsmitglieder, der Christen, Einzelner, des Bürgertums, der Militärs.[16]
Für meine Fragestellung ergiebiger ist aber der Weg, den zum Beispiel Richard Löwenthal[17] einschlägt und in dem ihm Grebing/Wickert[18] folgen, indem sie drei beziehungsweise vier Grundformen des Widerstandes gegen den nationalsozialistischen Totalitarismus unterscheiden: Zum Ersten beschreiben beide die politische Opposition beziehungsweise Widerstand im engeren Sinn. Gemeint sind damit alle Aktivitäten, die bewusst gegen die nationalsozialistische Parteidiktatur gerichtet waren, ihre Untergrabung und ihren schließlichen Sturz anstrebten. Das Denken und Handeln waren grundsätzlich gegen die NS-Diktatur gerichtet und stellten dessen Wertsystem, Ideologie und Herrschaftspraxis in Frage. In diesem Sinne konnte Widerstand von organisierten Kollektiven, informellen Gruppen, aber auch nichtorganisierten Einzelnen getragen sein. Konkret gehören dazu der Kommunistische und sozialistische Widerstand ebenso wie die überparteiliche militärisch-politische Opposition, die auf das Attentat hinarbeitete und Freundeskreise wie der Kreisauer Kreis, die die programmatische Diskussion über die innere und internationale Zukunft Deutschlands führten.[19]
[...]
[1] Vgl. zur Thematik des Zwiespalts zwischen Widerstand und der teilweisen Übereinstimmung mit bestimmten Zielen der nationalsozialistischen Politik Steinbach, Peter: Der Widerstand gegen die Diktatur. Hauptgruppen und Grundzüge der Systemopposition. In: Bracher, Karl Dietrich; Funke, Manfred; Jacobsen, Hans-Adolf (Hrsg.): Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft. 2. erg. Aufl., Bonn 1993. (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung Bd. 314; Studien zur Geschichte und Politik), S. 460f.
[2] Ebd., S. 469.
[3] Hett, Ulrike; Tuchel, Johannes: Die Reaktionen des NS-Staates auf den Umsturzversuch vom 20. Juli 1944. In: Steinbach, Peter; Tuchel, Johannes (Hrsg.): Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Bonn 1994. (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung Bd. 323), S. 377.
[4] Hitler in der Nacht vom 20. auf den 21. Juli in der Ansprache in Folge des Attentats. Zitiert nach: Schad, Martha: Frauen gegen Hitler. Schicksale im Nationalsozialismus. München 2001. S. 262.
[5] Als einige Beispiele der reichhaltigen Literatur zum 20. Juli seien hier genannt: Achmann, Klaus: 20. Juli 1944. Lebensbilder aus dem militärischen Widerstand. Berlin u.a. 1994. Fest, Joachim: Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli. Berlin 1994. Klemperer, Klemens von; Syring, Enrico; Zitelmann, Rainer (Hrsg.): Für Deutschland. Die Männer des 20. Juli. Berlin 1994.
[6] Mütter, Schwestern und andere weibliche Verwandte bleiben, ohne ihren Wert schmälern zu wollen, aus dieser Arbeit ausgeschlossen.
[7] Haeften, Barbara von: Aus unserem Leben 1944-1950. 2. Auflage Tutzing 1980. Reichwein, Rosemarie: Die Jahre mit Adolf Reichwein prägten mein Leben. Ein Buch der Erinnerung. Hrsg. und mit Beitr. vers. von Lothar Kunz und Sabine Reichwein. München 1999. York von Wartenburg, Marion: Die Stärke der Stille. Erinnerungen an ein Leben im Widerstand. Moers 1998 (Erstausgabe 1984).
[8] Ruhm von Open, Beate: Helmuth James von Moltke: Briefe an Freya 1939-1945. 2. durchges. u. erw. Aufl. München 1991.
[9] Haeften, Barbara von: Nichts Schriftliches von Politik. Hans Bernd von Haeften. Ein Lebensbericht. München 1997. Trott zu Solz, Clarita von: Adam von Trott zu Solz. Eine Lebensbeschreibung. Mit einer Einführung von Peter Steinbach. Berlin 1994 (Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Bd. 2).
[10] Meding, Dorothee von: Mit dem Mut des Herzens. Die Frauen des 20. Juli. Berlin 1994.
[11] Erst in Folge dieser Veröffentlichung erschienen verschiedene Aufsätze, die sich mit den Frauen hinter den Männern des 20. Juli befassen: Becker, Ruth: Der 20. Juli 1944. Familiengeschichte. In: Gehört, gelesen: die besten Sendungen des Bayrischen Rundfunks. Bd. 8, 1994, S. 4-7. Moltmann-Wendel, Elisabeth: Die Frauen der Männer des Widerstands vom 20. Juli 1944. In: Mehlhausen, Joachim (Hrsg.): Zeugen des Widerstands. Ehemalige Studenten der Universität Tübingen, die im Kampf gegen den Nationalsozialismus starben. 2. verb. Aufl. Tübingen 1998. S. 173-193. Wartos-Szmigiero, Joanna: „Du bist mein Herz, nicht ein Mittel Gottes, um mich zu dem zu machen, der ich bin, du bist vielmehr ich selbst“ – die Rolle der Frauen des 20. Juli 1944. In: Studia niemcoznawcze. Bd. 25, 2003, S. 477-486. Die Auswertung der Interviews erfolgte auch im Rahmen größerer Werke: Reith, Almut: Gegen den Strom: Psychologische Aspekte zum Widerstand von Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus. Konstanz 1999. Schad, Martha: Frauen gegen Hitler. Schicksale im Nationalsozialismus. München 2001.
[12] Zur Legitimation von Zeitzeugenberichten als historischer Quelle vgl.: Plato, Alexander v.: Zeitzeugen und die historische Zunft. Erinnerung, kommunikative Tradierung und kollektives Gedächtnis in der qualitativen Geschichtswissenschaft – ein Problemaufriss. In: Bios Bd. 13, Heft 1, 2000. S. 5-29. Auf den Einfluss des Gedächtnisses bei solchen Befragungen wird hingewiesen bei: Markowitsch, Hans J.: Die Erinnerung von Zeitzeugen aus Sicht der Gedächtnisforschung. In: Bios Bd. 13, Heft 1, 2000. S. 30-50.
[13] Stichwort Widerstandsbegriff im Lexikon des Widerstandes 1933-1945. Hrg. von Peter Steinbach und Johannes Tuchel. München 1994.
[14] Benz, Wolfgang: Geschichte des Dritten Reiches. München 2000. S. 231.
[15] Fest, Joachim: Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli. Berlin 1994. S. 339. Vgl. auch: Klemperer, Klemens von; Syring, Enrico; Zitelmann, Rainer: Der 20. Juli 1944 – 50 Jahre später. In: Klemperer, Klemens von; Syring, Enrico; Zitelmann, Rainer (Hrsg.): Für Deutschland. Die Männer des 20. Juli. Berlin 1994. S. 22.
[16] Vgl. dazu z.B. Steinbach, Peter: Der Widerstand gegen die Diktatur. Hauptgruppen und Grundzüge der Systemopposition. In: Bracher, Karl Dietrich; Funke, Manfred; Jacobsen, Hans-Adolf (Hrsg.): Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft. 2. erg. Aufl., Bonn 1993. (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung Bd. 314; Studien zur Geschichte und Politik), S. 452-473.
[17] Löwenthal, Richard. Widerstand im totalen Staat. In: Löwenthal, Richard; Mühlen, Patrik von zur (Hrsg.): Widerstand und Verweigerung in Deutschland 1933 bis 1945. Berlin, Bonn 1984. S. 11-24.
[18] Grebing, Helga; Wickert, Christel: Widerstandsarbeit von Frauen gegen den Nationalsozialismus. In: Frauen im Nationalsozialismus. Wiesbaden 1994 (Polis, 7) S. 32-46.
[19] Löwenthal, S. 16-17.
- Quote paper
- Katja Böttche (Author), 2004, Die Frauen der Männer des 20. Juli - Widerständler eigenen Rechts?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40832
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