Einleitung: Wissenschaftliche Grundlage der Transaktionsanalyse
Sinn und Zweck dieser Arbeit ist es, die Grundlagen der Transaktionsanalyse darzustellen, so dass der Leser einen Einblick in deren Anwendungsmöglichkeiten erhält und sie gegebenenfalls bei sich und seinem eigenen Kommunikationsverhalten einsetzt. Natürlich kann diese Arbeit nur einen oberflächlichen Einblick in die verschiedenen Aspekte und Anwendungsbereiche bieten. Bei tiefergreifenderem Interesse müssen wir demzufolge auf die für die Arbeit verwendete Fachliteratur verweisen. Beginnen möchten wir im folgenden mit einer kurzen Beschreibung der wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen die von Thomas Harris und Dr. Eric Berne begründete Transaktionsanalyse beruht.
Auslösend waren die Versuche des Neurochirurgen W. Penfield, die dieser bei seinen Patienten im Verlaufe von Gehirnoperationen Experimente durchführte. Er reizte die Großhirnrinde des Schläfenlappens mit Hilfe einer elektrischen Sonde. Da die Patienten während des Eingriffs bei vollem Bewusstsein sind, ist es möglich, die Reaktionen der Versuchspersonen zu beobachten und gleichzeitig direkt zu erfahren, welche Auswirkungen diese Reizungen der Hirnhaut verursachen. Mit Hilfe dieser Tests gelangte Penfield zu der Erkenntnis, dass es möglich ist, durch die elektrischen Reize Erinnerungen bei Menschen auszulösen. Wiederholte er nach einiger Zeit die Reizung an einer bestimmten Stelle, so wurde dieselbe Erinnerung erneut ausgelöst. Die Elektrode ruft demzufolge eine einzelne und bestimmte Erinnerung und nicht eine Mischung von verschiedenen Erinnerungen hervor. Ein weiteres Untersuchungsergebnis betrifft die Tatsache, dass die Versuchspersonen sich nicht nur an eine vergangene Situation erinnern, sondern dass sie diese Situation im Prinzip noch einmal erleben. Für sie ist die Erinnerung Realität, da sie alle Gefühle, die sie ursprünglich in dieser Situation erlebt haben, erneut spüren. Es ist den Patienten erst möglich, eine Erinnerung als solche zu erkennen, wenn diese vorbei ist. Penfield schließt daraus: "Ein Ereignis und das Gefühl, das von diesem Ereignis ausgelöst wurde, sind im Gehirn unauflösbar miteinander verwoben, so dass eines nicht ohne das andere hervorgerufen werden kann." Der Einfluss der elektrischen Sonde ist für die Patienten insofern zwingend, da sie weder das Hervorrufen einer Erinnerung verhindern noch beeinflussen können.
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung: Wissenschaftliche Grundlage der Transaktionsanalyse
2 Entstehung der Transaktionsanalyse
3 Begriffsdefinition
4 Ich-Zustände
4.1 Kindheits-Ich (K)
4.2 Das Eltern-Ich (EL)
4.3 Das Erwachsenen-Ich (ER)
5 Analyse der Transaktionen
5.1 Parallele Transaktionen
5.2 Überkreuzte Transaktionen
5.3 Verdeckte Transaktionen
6 Die vier Lebensanschauungen
6.1 Ich bin nicht o.k. – Du bist o.k.
6.2 Ich bin o.k. – Du bist nicht o.k.
6.3 Ich bin nicht o.k. – Du bist nicht o.k.
6.4 Ich bin o.k. – Du bist o.k.
7 Transaktionsanalyse – „Allheilmittel“ für funktionierende Kommunikation?
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung: Wissenschaftliche Grundlage der Transaktionsanalyse
Sinn und Zweck dieser Arbeit ist es, die Grundlagen der Transaktionsanalyse darzustellen, so dass der Leser einen Einblick in deren Anwendungsmöglichkeiten erhält und sie gegebenenfalls bei sich und seinem eigenen Kommunikationsverhalten einsetzt. Natürlich kann diese Arbeit nur einen oberflächlichen Einblick in die verschiedenen Aspekte und Anwendungsbereiche bieten. Bei tiefergreifenderem Interesse müssen wir demzufolge auf die für die Arbeit verwendete Fachliteratur verweisen. Beginnen möchten wir im folgenden mit einer kurzen Beschreibung der wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen die von Thomas Harris und Dr. Eric Berne begründete Transaktionsanalyse beruht.
Auslösend waren die Versuche des Neurochirurgen W. Penfield, die dieser bei seinen Patienten im Verlaufe von Gehirnoperationen Experimente durchführte. Er reizte die Großhirnrinde des Schläfenlappens mit Hilfe einer elektrischen Sonde. Da die Patienten während des Eingriffs bei vollem Bewusstsein sind, ist es möglich, die Reaktionen der Versuchspersonen zu beobachten und gleichzeitig direkt zu erfahren, welche Auswirkungen diese Reizungen der Hirnhaut verursachen. Mit Hilfe dieser Tests gelangte Penfield zu der Erkenntnis, dass es möglich ist, durch die elektrischen Reize Erinnerungen bei Menschen auszulösen. Wiederholte er nach einiger Zeit die Reizung an einer bestimmten Stelle, so wurde dieselbe Erinnerung erneut ausgelöst. Die Elektrode ruft demzufolge eine einzelne und bestimmte Erinnerung und nicht eine Mischung von verschiedenen Erinnerungen hervor. Ein weiteres Untersuchungsergebnis betrifft die Tatsache, dass die Versuchspersonen sich nicht nur an eine vergangene Situation erinnern, sondern dass sie diese Situation im Prinzip noch einmal erleben. Für sie ist die Erinnerung Realität, da sie alle Gefühle, die sie ursprünglich in dieser Situation erlebt haben, erneut spüren. Es ist den Patienten erst möglich, eine Erinnerung als solche zu erkennen, wenn diese vorbei ist. Penfield schließt daraus: „Ein Ereignis und das Gefühl, das von diesem Ereignis ausgelöst wurde, sind im Gehirn unauflösbar miteinander verwoben, so dass eines nicht ohne das andere hervorgerufen werden kann.“ Der Einfluss der elektrischen Sonde ist für die Patienten insofern zwingend, da sie weder das Hervorrufen einer Erinnerung verhindern noch beeinflussen können. Die Erinnerung läuft ab wie ein Film in dem sie die Hauptdarsteller sind, aber auf das Drehbuch keinen Einfluss haben.
Diese Methode ermöglicht nicht nur das Wiedererleben von noch bewussten Erinnerungen, sondern auch längst vergessene und ins Unterbewusstsein verdrängte Geschehnisse können so wieder ins Bewusstsein aufgerufen werden. Penfield und auch Harris vertreten die Ansicht, dass verschiedenste Situationen im Alltag die Rolle der elektrischen Sonde übernehmen können. Eine schwierige oder erschreckende Situation z.B. kann dazu führen, dass eine ähnliche Situation aus der Vergangenheit wieder erlebt wird und man die alten Gefühle noch einmal durchmacht. Häufig ist es so, dass das Wiedererleben unterbewusst abläuft und als einziges Indiz die hervorgerufenen Gefühle übrigbleiben, welche dann schwer einzuordnen sind.
Aus diesen Ergebnissen der Versuche Penfields entwickelte Harris das Modell des Gehirns als HiFi-Anlage. Er schreibt dazu: „Aus diesen Feststellungen ergibt sich, dass das Gehirn wie ein HiFi-Gerät originalgetreu jedes Erlebnis von der Geburt an aufnimmt,...“. Aus diesem Modell des Gehirns als HiFi-Tonbandgerät, das alles Erlebte samt der ursprünglichen Gefühle aufzeichnet und jederzeit wiedergeben kann, entwickelten Harris und Berne die Transaktionsanalyse.
2 Entstehung der Transaktionsanalyse
Die Fundamente der Transaktionsanalyse legte der Psychiater Berne. Im fiel auf, dass sich seine Patienten während einer Behandlung von einem auf den anderen Moment völlig zu verändern schienen. Sie änderten Sprache, Gesichtsausdruck, Haltung und Gesten. Dieser Beobachtung auf den Grund gehend, kam Berne zu der Überzeugung, jeder Mensch bestehe aus drei verschiedenen „Personen“. Nach seiner Theorie beheimatet jeder Mensch drei verschiedene „Ich-Zustände“: das Eltern-, das Erwachsenen- und das Kindheits-Ich, die häufig als Kind-, Eltern- oder Erwachsenen-Ich oder als K, EL und ER abgekürzt werden. Diese Zustände des Bewusstseins verkörpern nicht etwa Rollen, sondern Realitäten. In dem Moment, in dem man sich im Kindheits-Ich befindet, ist man wirklich ein Kind von fünf Jahren. Diese Annahme fußt auf dem im ersten Teil dargestellten Modell des Gehirns als HiFi-Tonbandgerät. Berne und Harris sind davon überzeugt, dass der Mensch alles Erlebte im Gehirn originalgetreu abspeichert. Im Laufe des Lebens verfügt man folglich über immer mehr Erinnerungen, wobei jedoch den Erinnerungen, die in den ersten fünf bis sechs Lebensjahren zusammengetragen werden, besondere Bedeutung zugemessen wird. Diese sind nach den Vorstellungen Berne’s und Harris' die „Originalerinnerungen“. Gerät man später in eine Situation wie sie in ähnlicher Weise schon erlebt wurde, so wirkt dies wie die elektrische Reizung in Penfields Experimenten. Man erlebt die ursprüngliche Situation mit denselben Gefühlen noch einmal.
Berne entwickelte das Modell der Transaktionsanalyse als ein „Konzept der Einzel- und Gruppenpsychotherapie, das der Analyse des Verhaltens und Empfindens einer Person sowie ihrer kommunikativen Transaktionen mit anderen“ dienen sollte (Häcker/ Stapf, S.885). Grundlegend für diese Theorie ist die Annahme der drei Ich-Zustände und den dazu gehörigen psychischen Auswirkungen. Obwohl die Nähe zur Freudschen Es-Ich-Überich-Trias sogleich auffällt, betont Berne in Abgrenzung hierzu, dass der Entwicklung seiner Analyse zwar diese Dreiteilung der Psyche zugrunde lag, aber „Über-Ich/ Ich/ Es und EL/ ER/ K nicht gleichbedeutend oder redundant sind, sondern unterschiedliche theoretische Zugänge darstellen“ (Berne, S.165). Freud liefert lediglich ein Denkmodell, während bei Berne die Ich- Zustände konkret erlebbare, realistische Instanzen sind; der Mensch befindet sich immer in einem der Zustände. Auf die (Aus-)Wirkungen der einzelnen Zustände wird im folgenden noch intensiver eingegangen.
3 Begriffsdefinition
„Die Grundeinheit aller sozialen Verbindungen bezeichnet man als „Transaktion“. Begegnen zwei oder mehr Personen einander, dann beginnt früher oder später eine Person verbal oder nonverbal eine Kommunikation aufzunehmen (z.B. Blickkontakt). Diesen Vorgang nennt man „Transaktions-Stimulus“ (transactional stimulus). Sagt oder tut dann eine oder alle anderen Personen etwas, das sich in irgendeiner Form auf den vorausgegangenen Stimulus bezieht, so bezeichnet man diesen Vorgang als „Transaktions-Reaktion“ (transactional response)“ (Berne, „Spiele der Erwachsenen“, S.32).
Die Transaktions-Analyse (TA) ist nach Harris nun die Methode zur Untersuchung einer im zwischenmenschlichen Bereich stattfindenden Transaktion und „bezieht sich auf die Diagnose davon, welcher Ich-Zustand bei einer Transaktion oder einer Reihe von Transaktionen in einer Person aktiv ist, und auf das Verstehen oder Nichtverstehen, das sich aufgrund der Wahrnehmung oder Fehlwahrnehmung dieses Faktors bei den Betroffenen ergibt“ (Berne, S.178). Das von Berne entwickelte Grundkonzept der TA unterscheidet zwischen vier Analyse- Ebenen:
1. Die Strukturanalyse
2. Die Transaktionsanalyse
3. Die Spielanalyse
4. Die Skriptanalyse
,,Bei der Strukturanalyse werden Verhalten und Erleben als Ausdruck wechselnder Ich- Zustände verstanden“ (Häcker/ Stapf, S.885). Es wird untersucht, wie die Ich-Zustände jeweils ausgeprägt sind, wie sie innerhalb der Persönlichkeit in wechselseitiger Beziehung stehen und in welchen Situationen sie auftreten.
Die Analyse der Transaktionen gab dem Modell seinen Namen und beschäftigt sich speziell mit der Transaktion und deren Formen. Die deutsche Gesellschaft für Transaktionsanalyse (DGTA) definiert den Begriff der Transaktionsanalyse als „eine Therapie der menschlichen Persönlichkeit und zugleich eine Richtung der Psychotherapie, die darauf abzielt, sowohl die Entwicklung wie auch Veränderungen der Persönlichkeit zu fördern“ (www.dgta.de). Ziel der Therapie soll das Akzeptieren der eigenen Person sein, das für Berne Voraussetzung für Liebes- und Beziehungsfähigkeit darstellt.
,,In der Skript- Analyse wird die Ursache für das «Lebensskript» auf elterliche Indoktrinationen (pos./ neg.) zurückgeführt” (Häcker/ Stapf, S.886). Bei einem Skript handelt es sich um einen unbewussten Lebensplan, der meist durch Eltern-Botschaften entstanden ist. Das ,Lebensskript’ gleicht demnach einem Drehbuch, dem der Mensch folgt, indem er sein Leben gewissermaßen spielt.
Die Spielanalyse bezieht sich auf die Analyse von ,,Gefühlsmaschen und psychologischen Spielen“. Bei Gefühlsmaschen handelt es sich um unechte, taktische Gefühlsreaktionen zur Beeinflussung anderer. Erlernt wurden sie in der Kindheit. Ein Spiel kann definiert werden als eine „wiederkehrende Reihe von Transaktionen, die sich oftmals wiederholen, an der Oberfläche rational sind, aber eine verborgene Motivation haben“ (Berne, S.184). Die Transaktionsanalyse eignet sich zur Aufdeckung unbewusster Motive und Ziele solcher Spiele und weist Wege zu offenen und befriedigenden Beziehungsformen.
Alle diese vier Analyse-Ebenen werden im alltäglichen Sprachgebrauch meist unter dem Oberbegriff der ,,Transaktionsanalyse” zusammengefasst. Gemeint ist damit eine praktizierte psychologische Methode, die veränderungs- und ergebnisorientiert ist und auf eine bewusste Verhaltensänderung zielt. Dabei wird das Individuum oder die Persönlichkeit einer Person in drei verschiedene bzw. überlagerte Ich-Zustände eingeteilt.
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- Quote paper
- Dipl. Betriebswirtin, MBA Sandra Burgemeister (Author), Tobias Amann (Author), 2002, Transaktionsanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4060