Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, empirisch fundierte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, auf welche Weise in den gegensätzlichen politischen Systemen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR journalistisch mit der Verantwortung für die gemeinsame nationalsozialistische Vergangenheit umgegangen wurde und welcher Einfluss damit auf die öffentliche Meinung beider Staaten gegeben war. Dies soll anhand einer Inhaltsanalyse der Berichterstattung von FAZ und ND über den Fall Eichmann geschehen, in dem sich Vorgehensweise und Ausmaß der NS-Rassen- und Genozidpolitik zum ersten Mal detailliert vor den Augen der Weltöffentlichkeit offenbarten. Im Anschluss an die Einordnung des Untersuchungsgegenstandes in dessen historischen, publizistischen und methodischen Rahmen werden die gewonnenen Befunde auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Thematisierungsstrukturen, Bewertungs- und Positionierungsmustern überprüft.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- 1 Problembetrachtung und Motivationshintergrund
- 2 Vorgehensweise bei der Bearbeitung des Themas
- 3 Vorstellung der forschungsleitenden Frage
- 4 Anmerkungen zur vorliegenden Arbeit
- B. Theoretischer Teil
- 1 Nationalsozialistische Ideologie und Rassenwahn – Von den Ursprüngen bis zum Völkermord
- 1.1 Ausprägungen des Antisemitismus und Rassismus bis 1933
- 1.2 Die deutsche Vernichtungspolitik während des „Dritten Reiches“
- 1.2.1 Der Weg in den Genozid
- 1.2.2 Die „Endlösung der Judenfrage“
- 2 Adolf Eichmann – Ein Täterporträt
- 2.1 Kindheit, Jugendzeit und beruflicher Werdegang
- 2.2 Karriere und Funktionsradius innerhalb des NS-Apparates
- 2.3 Eichmann nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches“
- 2.4 Person und Charakter in der Diskussion
- 3 Freiheit der Presse? – Massenkommunikation im pluralistischen System der Bundesrepublik Deutschland
- 3.1 Definition und Differenzierung der Termini „Kommunikation“ und „Massenkommunikation“
- 3.2 Das journalistische Berufs- und Selbstbild
- 3.3 Publizistische Arbeitsbedingungen
- 3.3.1 Das rechtliche Fundament der Pressearbeit
- 3.3.2 Abgrenzung publizistischer Kompetenzen innerhalb der Verlagshierarchie
- 3.4 Funktionen der Presse und ihrer Akteure im demokratischen Gesellschaftssystem
- 3.5 Bedeutung und Charakteristika der Auslandsberichterstattung
- 4 Journalismus unter Parteidiktat – Massenkommunikation im monistischen System der DDR
- 4.1 Theoretische Grundlagen der sozialistischen Journalistik
- 4.1.1 Die Leninsche Pressetheorie
- 4.1.2 Das sozialistische Verständnis von „Kommunikation“ und „Massenkommunikation“
- 4.2 Rahmenbedingungen journalistischen Handelns
- 4.2.1 Sozialismus und „Pressefreiheit“
- 4.2.2 Der Einflussgrad des Lenkungs- und Kontrollapparates auf die mediale Kommunikation
- 4.3 Funktionen der sozialistischen Presse und ihrer Akteure
- 4.3.1 Grundlegende politische und allgemeine Aufgaben
- 4.3.2 Die Prinzipien des sozialistischen Journalismus
- 4.4 Bedeutung und Charakteristika der Auslandsberichterstattung
- 5 Vergangenheitsbewältigung im Journalismus – Auswirkungen des „Dritten Reiches“ auf die Medienarbeit beider deutscher Staaten
- 5.1 Publizistische Entnazifizierungspraxis in der Nachkriegszeit
- 5.2 Einstellungen ost- und westdeutscher Journalisten zum Nationalsozialismus und dessen Erbe
- C. Empirischer Teil
- 1 Kurzporträts der untersuchten Zeitungen
- 1.1 Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
- 1.2 Das „Neue Deutschland“
- 2 Forschungsstandanalyse vor dem Hintergrund des Untersuchungszieles
- 3 Entwicklung der Forschungsfrage und Ableitung der Hypothesen
- 4 Inhaltsanalyse nach Werner Früh
- 4.1 Theoretische Annäherung an die empirische Methode
- 4.2 Konzeption des Untersuchungsdesigns und Systematik der Vorgehensweise
- 5 Datenauswertung
- 5.1 Beitragsebene
- 5.1.1 Formale Aspekte
- 5.1.2 Thematische Gewichtung der Berichterstattung
- 5.1.3 Der Stellenwert Eichmanns im Akteursgefüge
- 5.1.4 Themen- und Akteurskonstellationen
- 5.1.5 Wertungstendenzen
- 5.1.6 Positionsbezüge gegenüber der Aburteilung Eichmanns
- 5.2 Aussagenebene
- 5.2.1 Strategien bei der Platzierung der Begriffe „Eichmann“, „Prozess“ und „Verbrechen“
- 5.2.2 Thematische Gewichtung der Berichterstattung
- 5.2.3 Der Stellenwert Eichmanns im Akteursgefüge
- 5.2.4 Die Darstellung des Angeklagten im Kontext von Person, Prozess und Verbrechen
- 5.2.5 Wertungstendenzen
- 6 Hypothesenprüfung
- 7 Zusammenfassung und interpretative Diskussion der Analyseergebnisse
- 8 Schlussbetrachtung
- Anhang 1: Inhaltsanalytischer Komplex
- A 1.1 Codebuch
- A 1.2 Variablen-/Kategorienexplikation und Codierinstruktion
- A 1.3 Codierung auf Beitragsebene
- A 1.4 Codierung auf Aussagenebene
- A 1.5 Artikelkatalog der Stichprobe auf Aussagenebene
- A 1.6 Intracoder-Reliabilitätstest
- Anhang 2: Historisch-dokumentarischer Komplex
- Literaturverzeichnis
- Der Eichmann-Prozess als Medienereignis
- Der Vergleich der Berichterstattung in der FAZ und dem ND
- Die Rolle der Medien bei der Vergangenheitsbewältigung
- Die Darstellung von NS-Kontinuitäten in beiden deutschen Staaten
- Der Einfluss des Kalten Krieges auf die Medienberichterstattung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Berichterstattung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und des Neuen Deutschlands (ND) über den Eichmann-Prozess, um den journalistischen Umgang mit der NS-Vergangenheit in den beiden deutschen Staaten zu vergleichen. Die Arbeit analysiert, wie die Verantwortung für die nationalsozialistische Vergangenheit in den jeweiligen politischen Systemen dargestellt wurde und welchen Einfluss dies auf die öffentliche Meinung hatte.
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Diese Einleitung erläutert die Motivation der Autorin, den Eichmann-Prozess als Untersuchungsgegenstand zu wählen und beschreibt die Methodik der Inhaltsanalyse, die auf die Berichterstattung der FAZ und des ND angewendet wird. Es wird der Fokus auf die Unterschiede im Umgang mit der NS-Vergangenheit in West- und Ostdeutschland gelegt.
B. Theoretischer Teil: Dieser Teil liefert den theoretischen Hintergrund für die empirische Untersuchung. Er beleuchtet die nationalsozialistische Ideologie, das Täterprofil Eichmanns, den Journalismus in der Bundesrepublik und in der DDR, und den unterschiedlichen Umgang mit der Vergangenheit in beiden Staaten. Die theoretischen Grundlagen der Kommunikations- und Publizistikwissenschaft werden ausführlich erörtert.
C. Empirischer Teil: Der empirische Teil präsentiert die Ergebnisse der Inhaltsanalyse der FAZ und des ND. Es werden zunächst die beiden Zeitungen kurz vorgestellt, bevor die Forschungsfrage, die Hypothesen und die Methodik erläutert werden. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse werden detailliert dargestellt und in Bezug auf die aufgestellten Hypothesen diskutiert.
Schlüsselwörter
Adolf Eichmann, Eichmann-Prozess, Jerusalem, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Neues Deutschland, Inhaltsanalyse, Nationalsozialismus, Holocaust, Vergangenheitsbewältigung, Kalter Krieg, DDR, Bundesrepublik Deutschland, Pressefreiheit, Propaganda, Medien, Journalismus, Antisemitismus, NS-Kontinuitäten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: "Berichterstattung über den Eichmann-Prozess in der FAZ und dem Neuen Deutschland"
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht und vergleicht die Berichterstattung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und des Neuen Deutschlands (ND) über den Eichmann-Prozess. Der Fokus liegt auf dem journalistischen Umgang mit der NS-Vergangenheit in West- und Ostdeutschland und deren jeweiligen politischen Systemen.
Welche Fragestellungen werden behandelt?
Die Arbeit analysiert, wie die Verantwortung für die nationalsozialistische Vergangenheit in der Berichterstattung der beiden Zeitungen dargestellt wurde und welchen Einfluss dies auf die öffentliche Meinung hatte. Im Mittelpunkt steht der Vergleich der Berichterstattung in der FAZ und dem ND, die Rolle der Medien bei der Vergangenheitsbewältigung und die Darstellung von NS-Kontinuitäten in beiden deutschen Staaten, unter dem Einfluss des Kalten Krieges.
Welche Methode wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine Inhaltsanalyse nach Werner Früh, um die Berichterstattung der FAZ und des ND systematisch zu untersuchen. Die Analyse betrachtet sowohl formale Aspekte der Beiträge (z.B. Platzierung, Länge) als auch inhaltliche Aspekte (z.B. Themenschwerpunkte, Darstellung von Akteuren und Wertungen).
Welche Aspekte der Berichterstattung werden analysiert?
Die Analyse untersucht verschiedene Aspekte der Berichterstattung, darunter die Themenauswahl, die Darstellung von Adolf Eichmann, die Wertungstendenzen, die Positionierung gegenüber der Aburteilung Eichmanns, und die Strategien bei der Platzierung relevanter Begriffe. Es wird sowohl die Beitragsebene als auch die Aussagenebene analysiert.
Welche Zeitungen werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Berichterstattung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) als westdeutsche und des Neuen Deutschlands (ND) als ostdeutsche Zeitung. Die Arbeit beinhaltet kurze Porträts beider Zeitungen, um den Kontext der Berichterstattung zu verdeutlichen.
Welchen theoretischen Rahmen nutzt die Arbeit?
Der theoretische Teil der Arbeit beleuchtet die nationalsozialistische Ideologie, das Täterprofil Adolf Eichmanns, die Journalismusmodelle in der Bundesrepublik und der DDR sowie den jeweiligen Umgang mit der Vergangenheit. Die Arbeit stützt sich auf die theoretischen Grundlagen der Kommunikations- und Publizistikwissenschaft.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit ist in drei Hauptteile gegliedert: Eine Einleitung, einen theoretischen Teil und einen empirischen Teil. Der empirische Teil präsentiert die Ergebnisse der Inhaltsanalyse, während der theoretische Teil den notwendigen Hintergrund liefert. Die Arbeit enthält auch ein Literaturverzeichnis und Anhänge mit detaillierten Informationen zur Methodik.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe der Arbeit sind: Adolf Eichmann, Eichmann-Prozess, Jerusalem, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Neues Deutschland, Inhaltsanalyse, Nationalsozialismus, Holocaust, Vergangenheitsbewältigung, Kalter Krieg, DDR, Bundesrepublik Deutschland, Pressefreiheit, Propaganda, Medien, Journalismus, Antisemitismus, NS-Kontinuitäten.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zieht Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Inhaltsanalyse und diskutiert diese im Kontext der aufgestellten Hypothesen. Die Ergebnisse beleuchten die Unterschiede im Umgang mit der NS-Vergangenheit in West- und Ostdeutschland und die Rolle der Medien in diesem Prozess.
- Quote paper
- Sylvia Dienel (Author), 2005, Der Fall Adolf Eichmann im Pressediskurs der Bundesrepublik Deutschland und der DDR, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40515