Im Rahmen des Wirtschaftsdidaktikseminars „Wahrnehmung unterrichtlicher Situationen und Handlungen“ befassen wir uns intensiv mit dem Thema „Selbstständiges Lernen“. Wir möchten uns nun zusammenfassend in dieser Ausarbeitung mit der Frage auseinandersetzen, welche Kriterien Unterricht erfüllen sollte, damit er das Lernen und die Selbständigkeit der Schüler1 fördert. Man kann unterschiedliche Aspekte selbstständigen Lernens betrachten. Wir möchten zunächst die Bedeutung dieser Lehr-/Lernform für die Schule sowie wichtige Merkmale und Ziele theoretisch vorstellen. Dazu lehnen wir uns neben anderer Literatur vor allem an das Buch „Selbstständiges Lernen in der gymnasialen Oberstufe“ von Katrin Bräu an. Anschließend werden wir die während des Seminars mündlich erarbeiteten Ergebnisse kurz vorstellen und mit den theoretischen Grundlagen vergleichen. Weiterhin werden wir den Verlauf einer Unterrichtsstunde beschreiben und versuchen zu beurteilen, in wie weit diese Stunde den Anforderungen selbständigen Lernens entspricht.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Selbstständiges Lernen
2.1 Der Begriff „selbstständiges Lernen“ und seine Bedeutung für die Institution Schule
2.2 Wesentliche Merkmale selbstständigen Lernens
2.3 Ziele selbstständigen Lernens
2.4 Umsetzung im Schulalltag
3 Behandlung des Themas im Seminar
3.1 Merkmale, Ziele und Förderung im Unterricht
3.2 Beschreibung der Videosequenz
3.3 Beurteilung der Videosequenz
4 Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Im Rahmen des Wirtschaftsdidaktikseminars „Wahrnehmung unterrichtlicher Situationen und Handlungen“ befassen wir uns intensiv mit dem Thema „Selbstständiges Lernen“. Wir möchten uns nun zusammenfassend in dieser Ausarbeitung mit der Frage auseinandersetzen, welche Kriterien Unterricht erfüllen sollte, damit er das Lernen und die Selbständigkeit der Schüler[1] fördert.
Man kann unterschiedliche Aspekte selbstständigen Lernens betrachten. Wir möchten zunächst die Bedeutung dieser Lehr-/Lernform für die Schule sowie wichtige Merkmale und Ziele theoretisch vorstellen. Dazu lehnen wir uns neben anderer Literatur vor allem an das Buch „Selbstständiges Lernen in der gymnasialen Oberstufe“ von Katrin Bräu an.
Anschließend werden wir die während des Seminars mündlich erarbeiteten Ergebnisse kurz vorstellen und mit den theoretischen Grundlagen vergleichen. Weiterhin werden wir den Verlauf einer Unterrichtsstunde beschreiben und versuchen zu beurteilen, in wie weit diese Stunde den Anforderungen selbständigen Lernens entspricht.
2 Selbstständiges Lernen
2.1 Der Begriff „selbstständiges Lernen“ und seine Bedeutung für die Institution Schule
Selbstständigkeit gehört zu den großen Schlagworten in der heutigen Zeit. Sie ist nötig, um sich der stetig wechselnden Arbeits- und Lebenswelt anzupassen und in ihr zurecht zu kommen. Außerdem gehören selbstständiges Problemlösen sowie kooperatives und kommunikatives Arbeiten im Team, welche Ziele des selbstständigen Lernens darstellen, zu den am häufigsten geforderten Schlüsselqualifikationen bei Stellenausschreibungen. Weiterhin erfordert eine durch verschiedene Studien (z.B. Shell-Studie) belegte wachsende Heterogenität in den Klassen andere Lehr- bzw. Lernformen als den Frontalunterricht, um individuell den einzelnen Schülern gerecht werden zu können. Ebenso belegen die Ergebnisse aus Untersuchungen wie TIMMS, Sinus und PISA, dass das Wissen, welches momentan durch schulisches Lernen erlangt wird, mehr als unbefriedigend ist.
Diesen Problemen und der Aufgabe, die Heranwachsenden stärker zur Selbstständigkeit zu erziehen, stellt sich die Institution Schule mit verschiedenen Reformansätzen wie selbstständigem, handlungs- oder prozessorientiertem Lernen. Was aber genau bedeutet Selbstständigkeit nun im unterrichtlichen Alltag?
Sucht man in der Literatur nach einer geeigneten Definition für diesen Ausdruck, findet man eine Fülle von Begriffen, die das gleiche oder Teilaspekte darstellen. Dazu gehören Selbsttätigkeit, Selbststeuerung, entdeckendes, selbstorganisiertes, dezentrales Lernen usw. Versucht man diese Begriffe und deren Bedeutungen zusammenzufassen, lässt sich selbstständiges Lernen als ein Prozess beschreiben, bei welchem die Schüler durch eigene Initiative tätig werden, das heißt ohne Veranlassung anderer. Dabei sollen Arbeitsprozesse eigenständig gegliedert und aus bekannten Arbeits- bzw. Lernformen eine geeignete ausgewählt werden, wobei am Ende dieses Prozesses immer eine Überprüfung der gesetzten Ziele stattfinden sollte. Des Weiteren sollen Schüler dazu befähigt werden „eigene Ziele zu definieren und Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen“[2]. Selbstständiges Lernen ist daher auch immer im Zusammenhang von Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und Selbstkontrolle zu sehen. Auf die einzelnen Merkmale selbstständigen Lernens werden wir im folgenden Abschnitt eingehen.
2.2 Wesentliche Merkmale selbstständigen Lernens
Im Gegensatz zum in dieser Zeit (doch noch) sehr beliebten Frontalunterricht, ist die Rolle des Lehrenden stark verändert. Er ist vielmehr dafür zuständig den Lernenden die Möglichkeit zu geben und sie dazu zu motivieren, Wissen zu erlangen und dabei unterstützend zur Seite zu stehen.[3] Weiterhin sollte er seinen Unterricht so gestalten, dass die Schüler Verantwortung für ihr eigenes Tun und Handeln übernehmen können, das bedeutet, dass er „den Lernenden Freiräume für selbständiges Arbeiten einräumt, damit diese ihre eigenen Interessen und Ziele erkennen und vertreten lernen“[4]. Nicht er, sondern die Lernenden stehen im Zentrum des Unterrichtsalltags. Seine Aufgabe ist es, auf geeignete Rahmenbedingungen zu achten.
Ein weiteres wesentliches Merkmal ist die Selbsttätigkeit der Lernenden, wozu verschiedene Kompetenzen notwendig sind. Dazu gehört unter anderem die Fähigkeit, aus verschiedenen Arbeitstechniken bzw. -methoden eine geeignete auszuwählen und anzuwenden. Des Weiteren gehen die Planungsaktivitäten, welche sonst vom Lehrenden durchgeführt werden, in den Verantwortungsbereich des Einzelnen oder der Gruppe über. Darüber hinaus verlangt diese Form des Lernens unter anderem ein weitgehend eigenständiges Festlegen von Zeitvorgaben und Zielen, das Beschaffen von Hilfsmitteln und Unterlagen oder das Bestimmen des Lernortes. Diese hier beschriebenen Punkte sind immer verbunden mit eigenen Entscheidungen über bestimmte Lernprozesse, was ein weiteres Kriterium für selbstständiges Lernen darstellt.
Entscheidungsfreiheit bedeutet, dass der Lernende Subjekt seines eigenen Lernens ist und somit seine individuellen Bedürfnisse und Interessen in den Unterricht hinzusteuert.[5]. Solche individualisierten Lernprozesse lassen sich auch mit dem Schlagwort Schülerorientierung beschreiben, welches somit ein wesentliches Merkmal dieser Lernform ist.
Weiterhin kennzeichnend für diese Form des Lernens, ist das Nachdenken bzw. Austauschen über Lernprozesse. Dieser metakognitive Prozess kann zum Beispiel dazu beitragen, dass Fehler schneller erkannt, Konflikte und Störungen besprochen und eventuell gelöst werden sowie zu erkennen, dass es meist unterschiedliche Perspektiven und somit auch Lösungswege zu einer gestellten Aufgabe gibt. Dies bedeutet aber ein anderes Verständnis bezüglich des Umgangs mit Fehlern. Hier werden Fehler, Irr- und Umwege nicht durch Noten bewertet, sondern dienen vielmehr als Anlass zum Weiterlernen. Natürlich kann eine Bewertung durch Noten nicht ausbleiben, jedoch sollte dabei der ganze Prozess und nicht das Ergebnis isoliert betrachtet werden.
Zusammenfassend umschreiben die hier aufgeführten Merkmale einen „fehlerfreundlichen“ Unterricht, welcher sich stark an den individuellen Voraussetzungen der Schüler orientiert und diese als Personen ernst nimmt. Dabei arbeiten die Schüler weitgehend selbstständig, d.h. ohne die direkte Instruktion der Lehrkraft. Sie können aus mehreren interessen- und leistungs-differenzierten Lernangeboten auswählen und somit gleichzeitig an unterschiedlichen Aufgaben arbeiten. Diese werden allein, zu zweit oder in kleinen Gruppen bearbeitet, wobei die Arbeitsprozesse und Ergebnisse anschließend präsentiert, kommentiert und reflektiert werden.
[...]
[1] Um die Lesbarkeit dieser Arbeit zu erhalten, verwenden wir im Folgenden die männliche Form, wenn von Schülern, Lehrern etc. gesprochen wird es sind jedoch stets Männer und Frauen gemeint.
[2] Bräu, Karin, 2002: Selbständiges Lernen in der gymnasialen Oberstufe, Schneider-Verlag, Hohengehren, S. 22
[3] vgl. Meike Lindemann: Neue Lehrerrolle, http://www.netzwerk-lernkultur.de/neu/segel/ segel5, Stand: 29.10.2004
[4] Bräu, Karin, 2002: Selbständiges Lernen in der gymnasialen Oberstufe, Schneider-Verlag, Hohengehren, S. 45
[5] vgl., ebenda, S. 43
- Quote paper
- Andrea Finke (Author), Kerstin Kimmel (Author), 2004, Selbstständiges Lernen fördern. Welche Kriterien müssen Lehrer und Unterricht erfüllen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40386
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