Die hier vorliegende Verschriftlichung der Seminarsitzung vom 17. Mai 2004 ist dem Thema des Kommentars gewidmet. Dabei soll im ersten Teil der Fokus auf der Nachricht und dem Kommentar liegen, um so deren Differenz und zugleich deren Problematik bezüglich der angeblichen Objektivität und vor allem der Rezeption aufzuzeigen. Aus diesen Erkenntnissen folgen mögliche Zielsetzungen und methodische Überlegungen für den Schulalltag. Wie schon im Seminar referiere ich hier Werner Ziesenis.1 Der zweite Teil widmet sich dann völlig dem Kommentar, der im ersten Kapitel wohl etwas vernachlässigt wurde. Im Vordergrund steht die Textanalyse, dessen methodisches Gerüst Klaus Brinker liefert.2 Hierbei ist zunächst allgemein der Kontext des Textes, dann die Textfunktion und schließlich die Textstruktur zu untersuchen, um so möglichst genau die Textsorte Kommentar an einem exemplarischen Beispiel zu veranschaulichen. 1 Ziesenis, W.: Nachricht und Kommentar im Unterricht. In: Lange, G./Neumann, K./Ziesenis, W. (Hg.): Taschenbuch des Deutschunterrichts. Grundfragen und Praxis der Sprach- und Literaturdidaktik (Bd. 2). Hohengehren 2001.
Inhalt
1. Einleitung
2. Nachricht und Kommentar im Unterricht
2.1 Einordnung der Nachricht und des Kommentars als journalistische Textsorten
2.2 Problematik
2.2.1 Der Weg der Nachricht
2.2.2 Institutionelle Zwänge
2.2.3 Probleme der Rezeption
2.3 Lernziele und Konsequenzen für den Unterricht
3. Textanalyse am Beispiel des Kommentars
3.1 Analyse des Kontextes
3.2 Analyse der Textfunktion
3.3 Analyse der thematischen Struktur
4. Zusammenfassung
5. Literatur
6. Anhang
1. Einleitung
Die hier vorliegende Verschriftlichung der Seminarsitzung vom 17. Mai 2004 ist dem Thema des Kommentars gewidmet. Dabei soll im ersten Teil der Fokus auf der Nachricht und dem Kommentar liegen, um so deren Differenz und zugleich deren Problematik bezüglich der angeblichen Objektivität und vor allem der Rezeption aufzuzeigen. Aus diesen Erkenntnissen folgen mögliche Zielsetzungen und methodische Überlegungen für den Schulalltag. Wie schon im Seminar referiere ich hier Werner Ziesenis.[1]
Der zweite Teil widmet sich dann völlig dem Kommentar, der im ersten Kapitel wohl etwas vernachlässigt wurde. Im Vordergrund steht die Textanalyse, dessen methodisches Gerüst Klaus Brinker liefert.[2] Hierbei ist zunächst allgemein der Kontext des Textes, dann die Textfunktion und schließlich die Textstruktur zu untersuchen, um so möglichst genau die Textsorte Kommentar an einem exemplarischen Beispiel zu veranschaulichen.
2. Nachricht und Kommentar im Unterricht
2.1 Einordnung der Nachricht und des Kommentars als journalistische Textsorten
Bevor näher auf die Nachricht bzw. den Kommentar eingegangen werden kann, soll ihr Standort in der Medienlandschaft kurz skizziert werden. Öffentliche Medien bedienen informierende, regulierende und stimulierende Funktionen. Aufgrund dieser Tatsache lässt sich eine Grobgliederung nach drei Kategorien aufstellen:
„1. ‚Tatsachenbezogene’ Textsorten; das sind die Nachricht bzw. Meldung oder der Bericht (als Wort- oder Bildnachricht, Foto oder Film), das Feature, die Reportage, das Interview, die Dokumentation.
2. ‚Meinungsbetonte’ Textsorten; einmal die im weitesten Sinne politisch orientierten wie Leitartikel, Kommentar, Glosse, Kolumne, Portrait, auch die Karikatur; sodann die vorwiegend ästhetisch orientierten, nämlich Buch-, Theater-, Musik-, Film-, Fernsehkritik.
3. ‚Phantasiebetonte’ Textsorten; der Zeitungsroman, die in der Zeitung abgedruckte Kurzgeschichte, das Feuilleton, Spielfilm, Hörspiel, Fernsehspiel, Lied und Schlager, Comics, Witzzeichnungen.“[3]
Wie Ziesenis weiter ausführt, könnten Nachricht und Kommentar als übergeordnete Begriffe der ersten beiden Gruppen gelten, das heißt, dass die Nachricht dann das Hyperonym für Bericht, Interview, Dokumentation usw. und der Kommentar die Überordnung für Glosse, Portrait usw. sei.[4]
Natürlich ist die Trennung von Kommentar und Nachricht bezüglich ihrer angeblichen Objektivität schwierig (hierzu mehr im Punkt des Nachrichtenweges), hat aber durchaus funktionale und historisch gewachsene Gründe: Der funktionale Aspekt zielt auf die journalistische Forderung, dass der Rezipient vor undurchsichtiger Beeinflussung geschützt werden soll und somit die unabhängige Meinungsbildung sichergestellt wird. Historisch betrachtet war die Unterscheidung von Kommentar und Nachricht für die Zensur entscheidend, da im Kampf um Pressefreiheit lediglich die Nachricht zugelassen, der Kommentar hingegen verboten wurde. In Großbritannien und den USA kam es dann zur Proklamation des Ideals der objektiven Nachricht. Mit dem Grundsatz - „comments are free, facts are sacred.“ - wurde die Trennung vollzogen, die mitunter noch heute ihren Niederschlag in der graphischen Gestaltung von Nachrichten- und Meinungsseiten findet.[5]
Wenn Nachricht und Kommentar als verschiedene Textsorten bzw. Stile zu sehen sind, dann erscheint es doch notwendig, ihre Eigenschaften hinsichtlich der Textkonstitution näher zu beleuchten, um so ihre Unterschiede hinsichtlich Form, Sprache und Stil besser greifen zu können.
Die Nachricht ist durch drei Eigenarten - Kürze, Klarheit und spannenden Aufbau - bestimmt. Die Kürze wird durch eine sachliche und prägnante Darstellung, die Klarheit durch den kurzen Satz geschaffen, wobei die Klarheit Voraussetzung für einen spannenden Aufbau ist. Natürlich ist eine solche Charakterisierung sehr idealtypisch und verlangt nach weiterer Differenzierung in hard news und soft news.[6] Die harten Nachrichten umfassen Bereiche wie Politik, Wirtschaft und allgemein gesellschaftliche Sachverhalte. Hier findet der knappe, prägnante Stil seine Anwendung, während die weichen Nachrichten Bereiche des Privaten und des Sports thematisieren und oft in einem persönlicheren und farbigeren Ton gestaltet sind. Allgemeingültig für die Nachricht ist wiederum die Auskunft über die vier oder sechs ‚W’: dem Ereignis (W as), den beteiligten Personen (W er), den Zeitpunkt (W ann) und den Ort (W o). Zusätzlich kann eine Nachricht noch das ‚ W ie’ und das ‚ W arum’ beinhalten.
Die Hauptfunktion des Kommentars ist es, etwas über die Nachricht auszusagen, diese zu erläutern bzw. Zusammenhänge herzustellen, Kritik an der etablierten Öffentlichkeit zu üben und einen Beitrag zur Meinungsbildung zu leisten. Er hat stets sowohl informierende als auch wertende Aspekte inne und erhebt einen Anspruch auf ein bestimmtes stilistisches Gepräge, komplexere Syntax und eine gewisse „künstliche Sprachgebung“. Entscheidend ist seine argumentative Struktur, da nicht die primäre Faktenvermittlung Aufgabe des Kommentars ist, sondern die Problematisierung von Sachverhalten und Positionen. Die spezifische Charakteristik soll im zweiten Teil anhand eines konkreten Beispiels noch deutlicher herausgearbeitet werden, sodass ich mich hier auf diese knappe Ausführung beschränke und nun näher auf die Problematik dieser Textsorten eingehen werde.
[...]
[1] Ziesenis, W.: Nachricht und Kommentar im Unterricht. In: Lange, G./Neumann, K./Ziesenis, W. (Hg.): Taschenbuch des Deutschunterrichts. Grundfragen und Praxis der Sprach- und Literaturdidaktik (Bd. 2). Hohengehren 2001.
[2] Brinker, K.: Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden, Berlin 2001.
[3] Vgl. Ziesenis (Anm. 1), S. 883.
[4] Ebd., S. 883.
[5] Ebd., S. 884.
[6] Ebd., S. 885f.
- Arbeit zitieren
- Marian Brys (Autor:in), 2004, Der Kommentar. Darstellung und Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40368
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