Das um 1200 erschienene Nibelungenlied, eines der bedeutendsten Werke der mittelalterlichen deutschen Literatur, erzählt eine tragisch endende Geschichte von Liebe und Treue, Verrat und Heimtücke, Mord und Rache. Das Kernstück des Epos bildet der Tod Siegfrieds. Er verbindet die beiden Teile des Nibelungenliedes, die Aventiuren 1 bis 19, die von der Minne zwischen Kriemhild und Siegfried handeln, und die Aventiuren 20 bis 39, die von der Rache Kriemhilds an den Mördern ihres Mannes bestimmt sind, miteinander. Doch nicht erst nach dem Tod ihres Mannes wird Kriemhild zu einer bedeutenden Figur - bereits im ersten Teil des Nibelungenliedes nimmt sie, unter anderem durch ihre Träume, eine wichtige Rolle ein. Nach einer kurzen Inhaltsangabe des für diese Arbeit interessanten Teils des Nibelungenliedes (Aventiuren 1 bis 19) und einer kurzen Vorstellung der beiden "Hauptakteure" Kriemhild und Siegfried, soll im Folgenden näher darauf eingegangen werden, in welcher Beziehung Kriemhilds Träume zu dem Mord an Siegfried stehen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Inhaltsangabe der Aventiuren 1 bis 19
2. Kriemhild und Siegfried
2.1 Kriemhild
2.2 Kriemhilds Rolle im Nibelungenlied
2.3 Siegfried
2.4 Die Beziehung zwischen Kriemhild und Siegfried
3. Der Mord an Siegfried
3.1 Gründe für den Mord
3.2 Kriemhilds Verrat
3.3 Die Jagd
3.4 Die Morddurchführung
4. Die Träume im Nibelungenlied
4.1. Die Träume im Allgemeinen
4.2. Kriemhilds Träume im Speziellen
4.2.1 Der Falkentraum
4.2.2 Der Ebertraum
4.2.3 Der Bergetraum
4.3 Trauminhalte in Siegfrieds Todesszene
4.4 Die Zahl Zwei im Zusammenhang mit Kriemhilds Träumen
Schluss
Literaturverzeichnis
Einleitung
Das um 1200 erschienene Nibelungenlied, eines der bedeutendsten Werke der mittelalterlichen deutschen Literatur, erzählt eine tragisch endende Geschichte von Liebe und Treue, Verrat und Heimtücke, Mord und Rache.
Das Kernstück des Epos bildet der Tod Siegfrieds. Er verbindet die beiden Teile des Nibelungenliedes, die Aventiuren 1 bis 19, die von der Minne zwischen Kriemhild und Siegfried handeln, und die Aventiuren 20 bis 39, die von der Rache Kriemhilds an den Mördern ihres Mannes bestimmt sind, miteinander.
Doch nicht erst nach dem Tod ihres Mannes wird Kriemhild zu einer bedeutenden Figur - bereits im ersten Teil des Nibelungenliedes nimmt sie, unter anderem durch ihre Träume, eine wichtige Rolle ein.
Nach einer kurzen Inhaltsangabe des für diese Arbeit interessanten Teils des Nibelungenliedes (Aventiuren 1 bis 19) und einer kurzen Vorstellung der beiden "Hauptakteure" Kriemhild und Siegfried, soll im Folgenden näher darauf eingegangen werden, in welcher Beziehung Kriemhilds Träume zu dem Mord an Siegfried stehen.
1. Inhaltsangabe der Aventiuren 1 bis 19
Siegfried, ein Königssohn aus den Niederlanden, wirbt um Kriemhild, die burgundische Königstochter des Wormser Hofes. Als Gegenleistung für die Hand der Braut muss er Brünhild aus Island für Gunther, seinen zukünftigen Schwager, gewinnen. Durch mehrfachen Betrug erreicht Siegfried sein Ziel – durch seine Tarnkappe verhilft er Gunther zu einem Sieg über die starke Kriegerin und minnt sie anschließend an Gunthers Statt, ebenfalls Brünhild in dem Glauben lassend, dass sie es auch hier mit Gunther zu tun hatte. Brünhild ist bezwungen und Siegfried darf Kriemhild heiraten.
Nach zehn Jahren in den Niederlanden reisen Kriemhild und Siegfried auf eine Einladung Brünhilds hin nach Worms. Während dieses Besuches kommt es zum Streit zwischen den Frauen, der schließlich eskaliert. Die Männer greifen ein und wollen die Schmach, die Brünhild erlitten hat, rächen – Siegfried soll sterben. Hagen ist hierbei der Charakter, der alles vorantreibt und auch die noch zögernden Könige umstimmt. Vor einer Jagd, die an die Stelle eines vorgetäuschten Krieges tritt, entlockt er Kriemhild die einzig verwundbare Stelle Siegfrieds. Auf dieser Jagd wird Siegfried mit seiner eigenen Waffe durch Hagens Hände getötet.
2. Kriemhild und Siegfried
2.1 Kriemhild
Kriemhild ist das Idealbild einer höfischen Prinzessin, hoher Adel und Schönheit zeichnen sie aus. Sie ist eine „küneginne und vrouwe“[1], die in der glanzvollen Umgebung des „mächtigen, ehrenvollen“[2] burgundischen Königshauses in Worms aufwächst. Ihre Eltern sind Dancrat und Ute, ihre Brüder herrschen über das Burgundenland.
Besonders betont wird Kriemhilds spektakuläre Schönheit: Am klarsten "blinkten ihre Augen“[3] und „ihr Gesicht war wie eine Blume.“[4] „Jedem, der sie erblickte, verflog aller Kummer und noch die grämigsten Mienen wurden licht.“[5]
Kriemhilds Schönheit spiegelt ihr Wesen wieder. Sie vereint die ideale „Harmonie von äußerer Erscheinung und innerer Disposition“[6], die die Menschen anspricht. Sie ist „edele und milte“[7] und hat die „Fürstenqualität der Freigiebigkeit“[8].
Durch die Hochzeit mit Siegfried wird sie zur „Gattin eines mächtigen Königssohnes, der persönlich der stärkste aller Helden ist“[9].
In der Darstellung Kriemhilds gibt es zwei Leitlinien: „Ihre Macht als Hunnenkönigin und die Trauer um den ersten Mann“[10]. Sie ist die „Gegenspielerin Hagens“[11], „die den Mord an ihrem Gatten und den Betrug an sich selbst rächt“[12].
2.2 Kriemhilds Rolle im Nibelungenlied
Kriemhilds Schicksal verknüpft die Teile des Liedes miteinander; auf ihr beruht „die Einheit des Epos“[13], sie ist das Schicksal der ganzen Geschichte. „Das Nibelungenlied ist zwar nicht nur, aber doch auch die Tragödie Kriemhilds“[14]. Es beschreibt den Wandel „von der liebenden Jungfrau“[15] über die Gattin „bis zur alternden Königin, die nahezu alle ihrer Rache opfert“[16]. Ihr Lebenslauf wird konsequent durch alle Phasen von der Jungmädchenzeit bis zum Tode vergegenwärtigt. An ihr wird „demonstriert, wie liebe sich in leit verwandelt“[17].
2.3 Siegfried
Siegfried, „der Sohn eines edlen Königs“[18], wird „mit allen Attributen höfischer Erziehung vorgestellt“[19]. Er ist kampfgewandt, sorgfältig erzogen und verfügt über „überragende Stärke“[20]. Siegfried ist der rundum vollkommen mustergültige höfische Königssohn.
Seinen Machtanspruch begründet er mit seiner „physischen Fähigkeit, Herrschaftsrechte erkämpfen, bzw. verteidigen zu können“[21]. Herrschaft legitimiert sich in seinem Verständnis nur durch „permanente und ausschließlich kämpferische Bewährung“[22].
2.4 Die Beziehung zwischen Kriemhild und Siegfried
Siegfried hört eines Tages „von Kriemhild - und will sie heiraten“[23]. Er schwärmt haltlos von ihr, „obwohl er sie noch nie gesehen“[24] hat. Doch obwohl er sich so sicher ist, die richtige Frau gefunden zu haben, verhält er sich bei seiner Werbung wie ein landloser König gegenüber einer Frau aus vornehmerem Geschlecht. Er selbst hat nicht damit gerechnet, auf normalem Weg ans Ziel seiner Werbung zu kommen; zunächst glaubte er, das ganze Land erobern zu müssen.
Auch wenn Siegfried bereits ein ganzes Jahr am Wormser Hof weilt, treffen Kriemhild und er sich kein einziges Mal. Vielmehr beobachtet sie vom Fenster ihrer Kemenate aus den schönen Fremdling und in spontaner Liebesneigung erklärt sie ihn zum ihr gemäßen Partner. Sie vergisst sogleich ihren Vorsatz, sich niemals in einen Mann zu verlieben und dadurch dem von der Liebe verursachten Schmerz und Leid zu entgehen.
[...]
[1] Günzburger, Angelika: Studium zur Nibelungenklage. Forschungsbericht - Bauform der Klage - Personendarstellung. Frankfurt am Main: Verlag Peter Lang 1993 (= Europäische Hochschulschriften Reihe 1 Deutsche Sprache und Literatur Band 685). S. 184.
[2] Ebd. S. 186
[3] Fühmann, Franz: Das Nibelungenlied. Neu erzählt. 2. Aufl. Stuttgart: Klett 2002. S. 22
[4] Ebd. S. 22
[5] Ebd. S. 22
[6] Schulze, Ursula: Gunther sî mîn herre, und ich sî sîn man. Bedeutung und Deutung der Standeslüge und die Interpretierbarkeit des 'Nibelungenliedes'. In: ZfdA 126, 1997. S. 143
[7] Günzburger, Angelika: Studium zur Nibelungenklage. S. 184
[8] Ebd. S. 184
[9] Hoffmann, Werner: Das Nibelungenlied. Frankfurt am Main: Diesterweg 1987. S. 53
[10] Günzburger, Angelika: Studium zur Nibelungenklage. S. 187
[11] Martin, Bernhard R.: Nibelungen-Metamorphosen. Die Geschichte eines Mythos. München: Iudicium-Verlag 1992. S. 87
[12] Ebd. S. 87
[13] Hoffmann, Werner: Das Nibelungenlied. S. 50
[14] Schröder, Werner: Nibelungenlied-Studien. Stuttgart: Metzler1968. S. 48
[15] Hoffmann, Werner: Das Nibelungenlied. S. 50
[16] Das Nibelungenlied. Stuttgart: Reclam 1992 (= Reclam Universal Bibliothek Nr. 642). S. 398
[17] Hoffmann, Werner: Das Nibelungenlied. S. 51
[18] Glunk, Fritz R.: Das Nibelungenlied. München: Piper Verlag 2002 (= Meisterwerke kurz und bündig).S. 35
[19] Martin, Bernhard R.: Nibelungen-Metamorphosen. S. 87
[20] Gotzmann, Carola L.: Heldendichtung des 13. Jahrhunderts: Siegfried - Dietrich - Ornit. Frankfurt am Main: Verlag Peter Lang 1998 (= Information und Interpretation Band 4). S. 19
[21] Martin, Bernhard R.: Nibelungen-Metamorphosen. S. 89
[22] Ebd. S. 88
[23] Glunk, Fritz R.: Das Nibelungenlied. S. 35
[24] Fühmann, Franz: Das Nibelungenlied. S. 22
- Arbeit zitieren
- Claudia Sieber (Autor:in), 2005, In disen hôhen êren tróumte Kríemhíldè - Das Nibelungenlied: Kriemhilds Träume und ihre Funktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40229
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