Es ist ein gewaltiger Irrtum theoretischer Menschen, wenn sie glauben, ihr Platz sei an der Spitze und nicht im Nachtrab der großen Ereignisse. (...) Die wirkliche Geschichte fällt ihr Urteil nicht, indem sie den Theoretiker widerlegt, sondern indem sie ihn samt seiner Gedanken sich selbst überläßt. Oswald Spengler
Einleitung
„Die Wirtschaft ist unser Schicksal“: Am Beginn des 20. Jahrhunderts mochte dieses Diktum des Großindustriellen Walter Rathenau für viele seiner Zeitgenossen noch etwas übertrieben klingen. Zwar wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts - ermöglicht von massiven technologischen Umbrüchen (Eisenbahn, Telegraph) - durch intensiven Handel, massive Investitionen in aufstrebende Volkswirtschaften und einer sich verstärkenden Interdependenz der führenden Wirtschaftsräume zum ersten Mal in der Neuzeit eine wirkliche Weltwirtschaft in Umrissen kenntlich. Die Globalisierung der Arbeits- und Kapitalmärkte war zumindest in Nordamerika und Europa sowie dessen Kolonien Realität, starke Migrationsbewegungen und wiederkehrende Finanzkrisen sichtbarer Ausdruck dafür, und nicht zufällig hat Joseph Schumpeter damals im Auf und Ab der Konjukturzyklen, in rasantem technischen Fortschritt, in der „kreativen Zerstörung“ das eigentlich charakteristische Merkmal des Kapitalismus erkannt. Auf der anderen Seite aber haben damals nationalstaatliche Interessen, imperialistische Machtpolitik und Bündnislogik, die Konstanten der militärisch-politischen Welt also, durch Rüstungswettläufe, diplomatische Krisen und militärische Expeditionen die politischen Geschicke der Welt noch zu einem erheblichen Teil bestimmt. Die Politik, wie es Napoleon Bonaparte behauptet, und nicht die Wirtschaft entschied letztlich über das Schicksal der Menschen, das liberale Weltwirtschaftssystem zerbrach unter dem Eindruck des 1. Weltkriegs, der Russischen Revolution sowie der Weltwirtschaftskrise. Der Kalte Krieg schließlich hat die Welt nicht nur ideologisch, sondern auch physisch und ökonomisch gespalten. Am Beginn des 21. Jahrhundert scheint - spätestens nach der globalen Krise des internationalen Finanzsystems 1997/98, die jedem Beobachter die weltweite ökonomische Interdependenz offenbart haben sollte -, was für Rathenau und andere bereits damals eine unabwendbare Entwicklung darstellte, doch immer weniger zweifelhaft - aus mehreren Gründen.
Gliederung
Verzeichnis der Abbildungen
Einleitung
1. Die Globalisierungsdebatte- Positionen
1.1 Die Debatte
1.2 Positionen
1.2.1 Globalisierung als neues, folgenreiches Phänomen
1.2.2 Globalisierung - kein neues und kein folgenreiches Problem
2. Globalisierung – eine Begriffsdefinition
2.1 Dimensionen
2.1.1 Ökonomische Globalisierung
2.1.1.1 Produktion und Direktinvestitionen
2.1.1.2 Handel
2.1.1.3 Finanzmärkte
2.1.2 Kulturelle Globalisierung
2.1.3 Ideologische Globalisierung
2.2 Definition des Begriffs
3. Politische Folgen ökonomischer Globalisierung
3.1 Neue Komplexität
3.2. Governance -Probleme im Nationalstaat
3.2.1 Einschränkungen makroökonomischer Steuerungsmacht
3.2.2 Einschränkungen sozialpolitischer Distributionsmacht
3.2.3 Regionalisierung
3.3 Governance -Probleme im Internationalen System
4. Wettbewerbsstaaten
4.1 Notwendigkeit des Wettbewerbsstaates
4.2 Gouvernementale Politik als Standortfaktor
4.3 Wettbewerbstaat und Wettbewerbsfähigkeit
4.3.1 Makroökonomische Wettbewerbsfähigkeit
4.3.1.1 Makroökonomische Wettbewerbsfähigkeit in der Triade
4.3.2 Systemische Wettbewerbsfähigkeit
4.3.2.1 Systemische Wettbewerbsfähigkeit in der Triade
4.4 Wettbewerbsstaat und die Logik kollektiven Handelns
4.4.1 Das Korporatismusmodell Japans
4.4.2 Deutscher Sozialstaat
4.4.3 Amerikas laissez faire
5. Politischer Wettbewerb zwischen Wettbewerbstaaten
5.1 Politischer Wettbewerb
5.2 Wettbewerbspolitik in der Triade
5.2.1 Japanischer Neomerkantilismus
5.2.2 US-amerikanischer Nichtinterventionismus
5.2.3 Deutschlands Unentschlossenheit, Europas Unvermögen
5.3 Unilateralismus, Multilateralismus und die Uruguay-Runde des GATT
5.3.1 USA: Aggressiver Unilateralismus
5.3.2 Japans vermeintlicher Königsweg: Kontingente
5.3.3 EU: Protektionismus als Strukturproblem
5.3.4 WTO: Ende des Unilateralismus?
5.4 Zur Erklärungskraft neorealistischer und institutionalistischer Theorien der Internationalen Beziehungen
Globalisierung und politischer Wettbewerb - Schluß
Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 1: Prozentuale jährliche Veränderung des Exports der Triadestaaten 1987-1997
Abbildung 2: Staatsquoten in den Triadestaaten 1980-2000
Abbildung 3: Vergleich der Steuereinnahmen aus privaten Haus- halten und Unternehmen sowie Subventionen an Unternehmen in Deutschland 1991-1997
Abbildung 4: Zinslast und Investitionsausgaben im Bundes- haushalt 1981-2000
Abbildung 5: Jährliches Öffentliches Defizit und Staatsschulden- quote in % des BIP in den Triadestaaten 1980-2000
Abbildung 6: Reale Steuerquote und Quote der Sozialabgaben ge- messen am BIP in den Triadestaaten 1970-1996
Abbildung 7: Arbeitslosenquoten in den Triadestaaten 1985-2000
Abbildung 8: Sozialbeiträge und Sozialleistungen in Deutschland 1991-1997
Abbildung 9: Jährliche Handelsbilanzsalden der Triadestaaten (in Mrd. US-$) 1987-2000
Abbildung 10: Reale Veränderung des BIP gegenüber dem Vorjahr in den Triadestaaten 1985-2000
Abbildung 11: Wertschöpfungsbeitrag pro Beschäftigtem zum BIP in den Triadestaaten 1999 (in US-$)
Abbildung 12: Anteile der Triadestaaten am Welthandel mit Produkten der Hochtechnologie 1989-1999
Abbildung 13: Aufwendungen für FuE in der Triade 1989-1998 – absolut und in % des BIP
Abbildung 14: Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen und Saldo der DI-Bilanz in den Triadestaaten 1992-1997
Abbildung 15: Bestand an FDI in den Triadestaaten und deren Direktinvestitionsbestand im Ausland 1985-1997
Abbildung 16: Bestand ausländischer Direktinvestitionen in % des BIP in den Triadestaaten 1980-1996
Es ist ein gewaltiger Irrtum theoretischer Menschen, wenn sie glauben, ihr Platz sei an der Spitze und nicht im Nachtrab der großen Ereignisse. (...) Die wirkliche Geschichte fällt ihr Urteil nicht, indem sie den Theoretiker widerlegt, sondern indem sie ihn samt seiner Gedanken sich selbst überläßt. Oswald Spengler
Einleitung
„Die Wirtschaft ist unser Schicksal“: Am Beginn des 20. Jahrhunderts mochte dieses Diktum des Großindustriellen Walter Rathenau für viele seiner Zeitgenossen noch etwas übertrieben klingen. Zwar wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts - ermöglicht von massiven technologischen Umbrüchen (Eisenbahn, Telegraph) - durch inten-siven Handel, massive Investitionen in aufstrebende Volkswirtschaften und einer sich verstärkenden Interdependenz der führenden Wirtschaftsräume zum ersten Mal in der Neuzeit eine wirkliche Weltwirtschaft in Umrissen kenntlich. Die Globalisierung der Arbeits- und Kapitalmärkte war zumindest in Nordamerika und Europa sowie dessen Kolonien Realität, starke Migrationsbewegungen und wiederkehrende Finanzkrisen sichtbarer Ausdruck dafür, und nicht zufällig hat Joseph Schumpeter damals im Auf und Ab der Konjukturzyklen, in rasantem technischen Fortschritt, in der „kreativen Zerstörung“ das eigentlich charakteristische Merkmal des Kapitalismus erkannt. Auf der anderen Seite aber haben damals nationalstaatliche Interessen, imperialistische Machtpolitik und Bündnislogik, die Konstanten der militärisch-politischen Welt also, durch Rüstungswettläufe, diplomatische Krisen und militärische Expeditionen die politischen Geschicke der Welt noch zu einem erheblichen Teil bestimmt. Die Politik, wie es Napoleon Bonaparte behauptet, und nicht die Wirtschaft entschied letztlich über das Schicksal der Menschen, das liberale Weltwirtschaftssystem zerbrach unter dem Eindruck des 1. Weltkriegs, der Russischen Revolution sowie der Weltwirtschaftskrise. Der Kalte Krieg schließlich hat die Welt nicht nur ideologisch, sondern auch physisch und ökonomisch gespalten. Am Beginn des 21. Jahrhundert scheint - spätestens nach der globalen Krise des internationalen Finanzsystems 1997/98, die jedem Beobachter die weltweite ökonomische Interdependenz offenbart haben sollte -, was für Rathenau und andere bereits damals eine unabwendbare Entwicklung darstellte, doch immer weniger zweifelhaft - aus mehreren Gründen.
Zum einen gibt es nach 1989 zum westlichen Modell marktwirtschaftlicher Demokratie keine durchsetzungsfähigen politischen und ideologischen Alternativen mehr. Sowohl zur liberalen Wirtschaftsordnung, als auch zur nach rechtsstaatlichen Grundsätzen konstituierten parlamentarischen Demokratie existieren keine praktikablen Gegenentwürfe. Zum anderen haben sich die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft, die Wettbewerbsfähigkeit der Marktakteure oder des „Standortes“ und der durch die Wirtschaftskraft ermöglichte gesellschaftliche Wohlstand mittlerweile zu entscheidenden Kriterien der Legitimation und Akzeptanz für moderne politische Systeme westlicher Prägung entwickelt. Somit kann es schließlich nicht verwundern, daß die durch den technologischen Fortschritt ermöglichten beschleunigten Prozesse der Weltwirtschaft in einer zweiten Phase der Globalisierung, deren Beobachter wir sind, sowohl von den ökonomischen Akteuren erhebliche Anpassungsleistungen verlangen als auch für die politischen Systeme in den entwickelten Wirtschaftsnationen nicht ohne Folgen bleiben können. Die vorliegende Arbeit hat es sich nunmehr zum Ziel gestellt, die Implikationen der ökonomischen Globalisierung auf die außenpolitische und außenwirtschaftliche Orientierung von Staaten zu untersuchen, die in besonderer Weise den Prozeß der Globalisierung mitgestalten und auch am stärksten durch diesen geprägt werden. Am Beispiel der Triade USA, Japan sowie Bundesrepublik Deutschland soll erörtert werden, ob und inwieweit ökonomische Globalisierung, die auch als Triadisierung bezeichnet worden ist, für die politischen Systeme dieser Staaten Streß erzeugt, durch welchen ihre Position im und ihr Verhältnis zum System der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen verändert wird und welche politischen Strategien sich daraus ergeben könnten.
Alles in allem wird Globalisierung von der Mehrzahl der Sozialwissen-schaftler als Epochenphänomen mit weitreichenden Folgen für die Nationalstaaten aufgefaßt. In der Debatte überwiegen Positionen, wonach diese durch die Globalisierung Handlungsmacht, Legitimität und Akzeptanz einbüßen und ihnen Steuerungs- und Verteilungsmöglichkeiten verloren zu gehen drohen. Multinationale Unternehmen und das System der internationalen Finanzmärkte spielten dagegen nach Meinung vieler Autoren eine immer größere Rolle sowohl in der internationalen Politik als auch bei Distributionsentscheidungen in den Nationalstaaten. Diese Ansichten bergen erhebliche Brisanz für einige theoretische Modelle der Internationalen Beziehungen. In den (neo)realistischen und institutionalistischen IB-Theorien werden bekanntlich gerade die Nationalstaaten als die dominierenden Akteure des durch sie konstituierten Internationalen Systems begriffen. Insofern könnte die Deutungskraft dieser IB-Theorien in der Globalisierungsdebatte immer mehr in Frage gestellt werden. Trotzdem soll in dieser Untersuchung neben Erklärungsmodellen der liberalen Internationalen Politischen Ökonomie (IPÖ) auch auf diese Theorien zurückgegriffen werden.
In dieser Arbeit werden nicht die sozialen und gesellschaftspolitischen Folgen des Globalisierungsprozesses in den Mittelpunkt gerückt, sondern die Frage, wie die ökonomische Globalisierung, die als unabhängige Variable definiert wird, sich auf die Stellung moderner politischer Systeme in den Internationalen Wirtschafts-beziehungen auswirkt oder diese verändert, und in welchem Umfang sich diese Prozesse vollziehen oder zukünftig vollziehen könnten. Dazu soll zunächst versucht werden, den Begriff Globalisierung in seinen unterschiedlichen Dimensionen zu operationalisieren. Im Rahmen dieser Erörterung wird deutlich werden, daß die für unser Thema entscheidende Dimension der Globalisierung in den ökonomischen und technologischen Prozessen liegt, im Handel mit Gütern und Dienstleistungen sowie im Transfer von Kapital und Informationen. Der Fokus wird also auf den Internationalen Wirtschaftsbeziehungen (IWB) und ihren maßgeblichen Akteuren liegen. Als Akteure der IWB kann man neben den ökonomischen, nämlich Multinationalen Unternehmen und Banken, Pensions- und Investmentfonds u.a., auch politische identifizieren: Neben internationalen Organisationen und Regimen, z.B. IWF, Weltbank oder WTO, sind dies natürlich immer noch die Nationalstaaten, und dort vor allem die wirtschaftlich erfolgreichen Staaten, im allgemeinen also die OECD-Welt, konkreter die G-7 und im wesentlichen die G-3, also die Triade USA, Japan und Deutschland.
Wie aber ist es tatsächlich um die Handlungsfähigkeit nationaler politischer Systeme im Prozeß der Globalisierung bestellt? Die hier vertretene These lautet, daß ökonomische Globalisierung in erster Linie zu einer Veränderung der Kosten führt, die bei der Umsetzung bestimmter politischer Programme entstehen. Damit dürften auf der einen Seite wohlfahrtsstaatlich-distributiv orientierte Politikoptionen unter besonders starken Druck geraten, denn die mit ihnen verbundenen Kosten setzen diejenigen gesellschaftlichen Interessengruppen, die für ihre Umsetzung eintreten, einem erheblich stärkeren Legitimationsdruck aus, zumal bei intensiviertem ökonomischen Standortwettbewerb mit abnehmender Leistungsfähigkeit dieser Politikprogramme gerechnet werden muß. Auf der anderen Seite dürfte das idealtypische Modell des Wettbewerbsstaates (competition state) einflußreicher werden, demzufolge es Wettbewerbsstaaten sind, die strukturell und institutionell den Herausforderungen der Globalisierung am besten zu begegnen vermögen. Als Anbieter eines günstigen Investitionsumfelds definierten sie ihren Erfolg durch den Umfang und die Qualität von Ansiedlungsentscheidungen ökonomischer Akteure. Diese Staaten entwickelten sich damit immer mehr zu Anbietern eines „Standortes“, zu Dienstleistern, die ihre Standortfaktoren mit dem Ziel, ein attraktives Investitions- und Produktionsklima zu erzeugen, zu beeinflussen versuchen würden, während sozialpolitisch begründete Distributionsleistungen zurückgingen. Dieses Modell weist durchaus methodische Schwächen auf, die in unserer Untersuchung nicht verschwiegen, sondern offen diskutiert werden sollen. Hier sind speziell die Überbetonung wirtschaftsrationaler Argumente und die Gleichgültigkeit gegenüber Prozessen, die innergesellschaftlich zur Herstellung von Legitimation für politische Entscheidungen notwendig erscheinen, und den daran beteiligten Akteuren zu nennen. Die auf die Verteilung kollektiver Güter Einfluß nehmenden Entscheidungskoalitionen - M. Olson hat ihre Wirksamkeit nachgewiesen - bleiben in ihm unberücksichtigt. Die Stärke des Wettbewerbsstaatmodells indes liegt unseres Erachtens darin, daß es auf der einen Seite ein sehr brauchbares Instrument zur Skizzierung der Optionen nationalstaatlicher Politik im Prozeß der Globalisierung darstellt und auf der anderen Seite ein grundlegendes Verständnis für die Welt und die tiefgreifende Veränderung, der sie durch diesen Prozeß ausgesetzt ist, zu liefern vermag; ein Verständnis für die Welt, wie sie möglicherweise noch nicht ist, jedoch bald sein könnte. Politische Systeme werden sich der von der ökonomischen Globalisierung erzwungenen Handlungslogik immer weniger entziehen können, es sei denn auf Kosten ihres Wohlstands. Insofern ist es auch nicht sonderlich wichtig, ob sich politische Systeme als Wettbewerbstaaten ausdrücklich definieren (werden) – was in vielen Gesellschaftsmodellen schwerfallen dürfte - oder nicht, solange sie ihre Politik grosso modo an der in diesem Modell definierten Agenda ausrichten.
Politische Administrationen müssen sich unserer Meinung nach stärker als zuvor an erfolgreicher Wirtschaftspolitik, deren Fokus nicht mehr nur ein nationaler sein kann, messen lassen und deshalb bemüht sein, die wettbewerbsstaatliche Handlungslogik zu übernehmen oder sich dieser zumindest anzunähern. Als Anbieter von Geschäftsbedingungen (business conditions), über deren Attraktivität letztlich die ökonomischen Akteure Globaler Märkte entscheiden, verringert sich auf der einen Seite ihr makroökonischer Einfluß, auf der anderen Seite treten sie mit den Administrationen anderer Staaten in einen politischen Standortwettbewerb, in dem sie sich als rationale Egoisten verstehen werden. In dieser Konkurrenz geht es um die Erreichung von - wie wir es nennen wollen - systemischer Wettbewerbsfähigkeit, d.h. um die Schaffung struktureller und institutioneller Voraussetzungen, die es erlauben, im Wettstreit um attraktive Investitionen, hochqualifizierte Arbeitsplätze und die damit verbundenen Steuereinnahmen, erfolgreich agieren zu können. Im politischen Wettbewerb könnten die Staaten geneigt sein, Maßnahmen der Strategischen Handels- und Investitionspolitik (STIP) zu verfolgen, um ökonomische Steuerungsmacht zurückzugewinnen oder zu demonstrieren
In der vorliegenden Arbeit soll nun die Frage zu beantworten versucht werden, auf welche Strategie politische Administrationen, die durch die Verfolgung einer wettbewerbsstaatlichen Handlungslogik immer stärker in einen politischen Wettbewerb geraten, in der internationalen Arena setzen: Kooperation oder Verweigerung, weitere Öffnung ihrer Märkte oder Protektionismus. Dieser Problematik ist noch nicht nachgegangen, d.h. das Modell des Wettbewerbsstaates ist bisher für die Analyse außen- und außenwirtschafts- bzw. handelspolitischer Entscheidungen nicht angewendet worden, was wohl in einem Paradigma liberaler IPÖ begründet liegt: Danach sollten Nationen - auf der Grundlage eines institutionell gestützten und eingehegten, zudem ideologisch weitgehend konkurrenzlosen Liberalismus -, im wohlverstandenem Eigeninteresse, zu internationaler Zusammen-arbeit und zum Freihandel keine Alternative sehen und sich auch weiterhin am Ausbau internationaler Kooperation sowie am Abbau von Handelshemmnissen interessiert zeigen, wovon sie schließlich alle profitierten. In die gleiche Richtung argumentieren Theoretiker des Institutionalismus, von denen die in supranationalen Organisationen sich manifestierende internationale Kooperation der Nationalstaaten als entscheidendes und sich selbst stabilisierendes Element internationaler Beziehungen erachtet wird.
Dieser Position könnte man aber nun mit (neo)realistischen Argumenten entgegengehalten, daß die ökonomische Globalisierung den Wettbewerb zwischen politischen Systemen verschärft, indem die von erfolgreichen Wettbewerbsstaaten präsentierten Politikangebote von den Marktakteuren mit Investitionen entsprechend belohnt werden, während andere weniger erfolgreich agieren. Kurz: dieser politische Wettbewerb generiert mächtige, die Regeln diktierende Gewinner - und Verlierer, die sich nicht in ihr Schicksal zu fügen gedenken könnten. Gerade deshalb könnte es nicht unwahrscheinlich sein, daß jene politischen Systeme, deren Angebote vom Markt nicht oder zu wenig honoriert werden, sich dem Wettbewerb und dessen als negativ perzipierten Implikationen zu verweigern versuchen werden, zumal wenn ein stabilisierender Hegemon im politischen Raum fehlt. Regionalisierung, protektionistische Abschottung und andere Verweigerungsmaßnahmen könnten Strategien sein, auf die sich dann Nachzügler und potentielle Verlierer des Globalisierungsprozesses festlegen, auch wenn dabei - gemäß liberaler Theorie - nur suboptimale Ergebnisse zu erwarten stehen.
Es geht darum, zwei Einflußfaktoren zu identifizieren, die nach unserer Überzeugung bei politischen Administrationen eine Verweigerung von Kooperation in den Internationalen Wirtschaftsbeziehungen wahrscheinlich werden lassen könnten: 1. Druck, der von gesellschaftlichen Interessengruppen, die ihre Distributionsmacht durch ökonomische Globalisierungsprozesse eingeschränkt sehen könnten, ausgeübt wird; und 2. - paradoxerweise - der sich intensivierende kompetitive Deregulierungswettbewerb zwischen politischen Administrationen, in dem es um Wohlstand und Ansiedlungsentscheidungen geht, selbst, wenn dadurch die ökonomische und politische Machtposition vormals leistungsfähiger und/oder machtpolitisch gewichtiger Staaten beeinträchtigt werden sollte.
Daß dabei nicht die beinahe sicheren Globalisierungsnachzügler in der Peripherie, außerhalb der OECD-Welt (darunter überwiegend politische Systeme, die auch bisher nicht sonderlich durch Stabilität oder wirtschaftliche Prosperität aufgefallen sind) im Mittelpunkt unserer Untersuchung stehen werden, versteht sich fast von selbst. Viel ergiebiger ist die Analyse der entwickelten und dem Idealtypus des Wettbewerbstaates am nächsten kommenden Staaten in der Triade, die drei größten Volkswirtschaften der Welt USA, Japan und Deutschland, weil sich dort einerseits gesellschaftliche Interessengruppen identifizieren lassen, die durch den Globalisierungsprozeß ökonomischen und politischen Einfluß zu verlieren und wenig zu gewinnen haben, diese Staaten andererseits aber auch über genügend Macht- und Einflußmöglichkeiten verfügen, um den ökonomischen Globalisierungsprozeß beeinträchtigen zu können.
Die vorliegende Arbeit ist in weiten Teilen eine theoretische. Sie nähert sich dem Untersuchungsgegenstand qualitativ, indem sie versucht, das Phänomen ökonomischer Globalisierung und die Folgen, die sich dadurch für die Handlungslogik politischer Administrationen ergeben, einzuschätzen. In einer nicht umfassend zu leistenden empirischen Annäherung sollen die innerhalb der Triadestaaten getroffenen Entscheidungen, die deren politische Systeme dem Idealtypus des Wettbewerbsstaates angenähert haben, analysiert werden. Weiterhin geht es darum, innergesellschaftliche Einflußgruppen zu identifizieren, die sich für Strategien der Globalisierungsverweigerung eingesetzt haben oder bei denen solche Politiken in Zukunft auf Resonanz stoßen könnten. Abschließend wird anhand der in der Uruguay-Runde des GATT vertretenen Positionen der Triadestaaten auf die außenwirtschafts- und handelspolitischen Folgen des politischen Wettbewerbs zwischen den politischen Administrationen der Triade eingegangen, wobei die Erklärungskraft neorealistischer und institutionalistischer Theoriemodelle untersucht werden soll
Die Einleitung beschließend umreißen die folgenden Arbeitshypothesen unser Erkenntnisinteresse:
1. Wirtschaftsrationales Kalkül und politische Vertretungslogik könnten, aber müssen nicht kollidieren. Die in modernen demokratischen Systemen anzutreffende Logik der Verteilung und Allokation kollektiver Güter beruht auf Aushandlungsprozessen und Konsensen, die unter Teilnahme gut organisierter Einflußgruppen hergestellt und politisch vertreten werden. Unter dem Einfluß ökonomischer Globalisierung ändert sich die Logik bei der Verteilung kollektiver Güter und damit könnte die Legitimität der bisherigen Verteilungskoalitionen abnehmen.
2. Von Gesellschaftsmodellen werden erhebliche Anpassungsleistungen verlangt. In Gesellschaftsmodellen, in denen wohlfahrtsstaatliche Umverteilungs- und/oder dirigistische makroökonomische Steuerungspolitiken einflußreich gewesen sind, dürfte der Einfluß von Interessengruppen, die ihre Position durch einen als negativ perzipierten und durch die ökonomische Globalisierung verstärkten Wettbewerb der politischen Systeme gefährdet sehen, am größten sein. Dadurch könnte dort die Tendenz zu politischen Programmen, mit denen man sich den Folgen des Globalisierungsprozesses zu entziehen versucht, am stärksten ausgeprägt sein.
3. Politische Entscheidungen bedürfen der Legitimation durch gesellschaftliche Mehrheiten. Wenn wahrscheinlich ist, daß sich status-quo -orientierte rent-seeking -Modelle innerhalb dieser politischen Systeme zu relevanten Politikoptionen entwickeln, die von den Elektoraten eingefordert und von den politischen Eliten implementiert werden, stehen weitreichende Folgen für das System der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu befürchten. Dann könnten die Verweigerung weiterer ökonomischer Integrationsschritte, die Blockade in Internationalen Regimen und Organisationen und/oder sogar die offene Rückkehr zum Protektionismus Strategien sein, auf die politische Akteure sich verpflichtet sehen. Theoriemodelle, die diese Möglichkeiten allein schon durch multilaterale Selbstbindung der politischen Akteure oder wegen eines gesellschaftsimmanenten Liberalismus ausgeschlossen sehen, verkennen Grundzusammenhänge politischer Willensbildung.
1. Die Globalisierungsdebatte
1.1 Die Debatte
Globalisierung - das unvermeidliche Schlagwort unserer Zeit, in der der Begriff selbst schon wesentlich einflußreicher und weitreichender, ja globaler, geworden zu sein scheint als das Phänomen, das er beschreiben soll. Mittlerweile ist es zu einer bemerkenswerten Gewohnheit geworden, in ihm eine, vielleicht sogar die entscheidende Chiffre für alle die Welt bewegenden technologischen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Beschleunigungsprozesse zu erblicken. Ob in Wissenschaft, Politik, Wirtschaft oder im Feuilleton; seit Jahren findet eine Debatte über den Charakter und die Folgen der Globalisierung statt, die umso zwangloser wirkt, je weniger die Autoren sich dabei um eine klare Begriffsdefinition bemühen.
Stil und Richtung der Debatte werden dabei zum großen Teil unverkennbar noch von den eingeführten ideologischen Denkschulen beeinflusst[1]. Globalisierung steht, um nur einige Beispiele zu nennen, synonym für Universalismus oder Globalismus[2], für einen neuartigen Grad an Interdependenz, für Internationalisierung, für Denationalisierung oder einfach für die endgültige Durchsetzung von Marktwirtschaft und Demokratie. Tatsächlich erinnern viele Annahmen über die Gründe und die Folgen der Globalisierung an Argumente, die bereits in der Debatte über Interdependenz in den 1970er Jahren auftauchten[3]. Allerdings offenbaren sie dabei heute ähnliche Schwächen wie die Literatur über Interdependenz damals, z.B.:
(...) the absence of clearly defined concepts, imprecision about causal effects and consequences, and mystifications concerning the overall significance of the phenomenon for international political and economic relations.[4]
Alles in allem stehen in dieser hochideologischen Diskussion funktionale und normative Argumentationsmuster nebeneinander und/oder überschneiden sich, empirische Beweisführungen dagegen sind selten. Dieser Diskurs läßt sich deshalb z.T. auch als ein Ersatzdiskurs charakterisieren, in dem Globalisierung als deus ex machina immer dann ihren Auftritt hat, wenn die Erklärungskraft bewährter Theoriemodelle an ihre Grenzen stößt.
Eine Besonderheit der europäischen Debatte besteht darin, daß der Begriff der Globalisierung bei vielen ihrer Teilnehmer lediglich als universelle Krisenmetapher Verwendung findet: für verpaßte technologische Entwicklungen und sklerotische Systemstrukturen im allgemeinen sowie für den Druck auf sozialstaatliche Sicherungssysteme, das Bildungssystem und die Arbeitsmärkte im besonderen[5]. Viele Autoren begründen die Probleme des Wohlfahrtstaates und ein Nachlassen der Verbindlichkeit demokratischer Systeme einfach mit dem vagen Verweis auf die Zwänge der Globalisierung oder sehen den westeuropäischen Wohlfahrtstaat gar in einer „Globalisierungsfalle“[6] gefangen. Hinzu kommt, daß von einigen Verfassern ökonomische Grundzusammenhänge und wirtschafts-wissenschaftliche Standardargumente, sei es aus Unwissen, Unwillen oder bewußter Ignoranz, vernachlässigt oder sogar ausdrücklich normativ bekämpft werden[7]. Daß die oft überspannte Globalisierungsdebatte besonders in Deutschland und Frankreich lange Zeit von Positionen geprägt wurde, die nur defensive, am status quo orientierte Perspektiven für nationalstaatliche Politik aufzeigen konnten, vermag angesichts dieser negativen Aspekte nicht zu verwundern.
Die angelsächsische Debatte zeichnet sich demgegenüber durch eine gewisse Unaufgeregtheit aus. Der Prozeß der Globalisierung wird mehrheitlich positiv bewertet[8], zumindest jedoch nicht normativ verdammt.
1.2 Positionen
Uns soll an dieser Stelle nur der wissenschaftliche Diskurs interessieren, in dem sich bisher überwiegend Geistes- und Sozialwissenschaftler, weniger dagegen Ökonomen[9], abgearbeitet haben. Auch in ihm ist allerdings oft genug unklar geblieben, welches Phänomen die Autoren mit dem Begriff Globalisierung beschreiben wollten. Wir versuchen im folgenden die unterschiedlichen Standpunkte in der Debatte in zwei Grundpositionen holzschnittartig zusammenzufassen. Es geht dabei darum, die vorgefundenen Meinungen grob zu skizzieren und gegeneinander zuzuspitzen.
1.2.1 Globalisierung als neues, folgenreiches Phänomen
In dieser Position sollen jene Argumentationsmuster zusammengefaßt werden, die in der Globalisierung eine völlig neue Phase der gesellschaftlichen Entwicklung sehen[10]. Ihre Vertreter, vereint in einer von neoliberalen Ökonomen bis hin zu Neomarxisten reichenden, also verblüffend großen Koalition, konstatieren ganz allgemein ein weltweit massiv wachsendes Volumen des Welthandels und Kapitalverkehrs sowie eine neue Qualität der internationalen Finanzmärkte. Das alles werde durch massive technologische Innovationsschübe noch zusätzlich beschleunigt, räumliche und zeitliche Distanz atomisiert. Globalisierung sei als dynamischer, sich selbst verstärkender Prozeß zu verstehen, der vom Markt geleitet und nicht von der Politik gesteuert werde[11]. Der wachsende Austausch von Personen, Aktivitäten, Normen, Ideen, Gütern, Dienstleistungen, Währungen und - von immer größerer Bedeutung -: Informationen zwischen Gesellschaften über einen lokal begrenzten Rahmen hinaus stelle ein global wirksames und spürbares Phänomen dar[12].
Ein Hauptgrund für diese gestiegene Interaktionsfrequenz liege in der sogenannten dritten industriellen Revolution[13]. Darunter seien z.B. die durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt ermöglichten Produktivitätssteigerungen zu verstehen. Diese veränderten - in ihrer Binnenwirkung - die Struktur der entwickelten Volkswirtschaften, in denen der wichtigste Beitrag zum BIP im tertiären Sektor generiert wird, nachhaltig: Dienstleistungsgesellschaften entstehen. In der Außenwirkung aber gingen damit gesunkene Kosten für den Transfer von Gütern, Dienstleistungen, Informationen und Finanzmitteln, der sukzessive Abbau von Zollschranken und anderen Handelsbarrieren durch das GATT (jetzt im Rahmen der WTO) sowie Deregulierungsmaßnahmen im internationalen Finanzsystem einher. Besonders die explosionsgleiche Vergrößerung der weltweiten Kapitalmärkte, die spürbare Zunahme des Direktinvestitionsvolumens und die informationstechnischen Optionen der Devisenmärkte seien gleichzeitig Indikatoren und Katalysatoren der Beschleunigungsprozesse, denen die Weltwirtschaft sich ausgesetzt sieht. Außerdem entstünden verstärkt Multinationale Unternehmen (MNU), die - als die Motoren des Wachstums[14] bezeichnet - einen immer größeren Anteil am Welthandel und an der Wertschöpfung innehätten. Das habe zur Folge, daß:
(...) a part of economic decisionmaking power over who gets what, when, where and how is shifting to the TNC´s.[15]
Diese Tendenz werde unterstützt durch Veränderungen im politischen Raum. Auf der einen Seite sei in den entwickelten Industrienationen der Einfluß von Angebotstheoretikern und Monetaristen auf die Politik gewachsen, der keynesianischer Nachfragetheoretiker dagegen gesunken. In offenen Volkswirtschaften werde distributive Wohlfahrtspolitik deshalb verstärkt von einer Angebotspolitik verdrängt, die ein vorteilhaftes Investitionsklima zu erzeugen versucht (z.B. Reaganomics)[16]. Damit werde auf die öffentliche Hand immer mehr Druck ausgeübt, im sozialen Bereich zugunsten von Ausbildungs- und Ansiedlungspolitik zu sparen. Aus der Annahme, daß die Einsparpotentiale der Wohlfahrtsstaaten durch den Einfluß gesellschaftlicher Interessengruppen begrenzt und die Einnahmesituation durch den internationalen Wettbewerb erschwert werden dürften, resultiere der Zwang, die öffentlichen Haushalte nachhaltig zu konsolidieren.
Auf der anderen Seite animierten der Rückgang bzw. die ideologisch motivierte Preisgabe staatlicher Protektionsinstrumente, die - von der liberalen Freihandelstheorie gefordert - seit den 80er Jahren verstärkt auf der Agenda gestanden hätten, internationale Waren- und Kapitalströme in besonderer Weise. Mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Wirtschaftssystems und der Demokratisierungswelle in zahlreichen Ländern zu Beginn der 90er Jahre sei außerdem die Erweiterung des Interaktionsradius und die Erhöhung des Austauschvolumens verbunden gewesen.
Eine zunehmend wichtige Rolle im Globalisierungsprozeß spiele ferner die digitale bzw. die Informationsrevolution[17]. Die rasante Entwicklung in den Informations- und Kommunikationstechnologien lasse völlig neue Wirtschaftszweige entstehen, erweitere die Wertschöpfungspotentiale und befördere darüber hinaus die Tendenz, daß Märkte, Branchen, Unternehmen und nicht zuletzt Gesellschaften noch stärker vernetzt werden, näher „aneinanderrücken“ und dadurch in einen - in dieser Intensität bisher unbekannten - Konkurrenzkampf treten könnten.
Viele Autoren sehen durch diese Tendenzen evolutionäre Umbrüche in all jenen Bereichen voraus, die durch die Globalisierungsprozesse betroffen sind und sehen im Ergebnis eine neue Qualität der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen, in denen Multinationale Unternehmen und das komplexe System der Finanzmärkte die Nationalstaaten als dominierende Spieler nicht nur abgelöst hätten, sondern ein völlig neues Spiel mit eigenen Regeln zu spielen beginnen drohten[18]. Im System der globalisierten Weltwirtschaft bestimmten die Triebkräfte des Marktes - griffig zusammengefaßt in den vier I´s - Investitionen, Industrie, Informationstechnologie und individueller Konsum[19] - in entscheidendem Maß die Richtung und die Bedingungen der wirtschaftlichen Interaktion und damit mittelbar das Wohlstandsniveau von Gesellschaften, die sich zunehmend als Konkurrenten um wirtschaftliche Ressourcen gegenüberstünden. Zusammengefaßt ergeben sich für die Vertreter dieser Auffassung von Globalisierung drei Annahmen[20], deren Folgen je nach Standpunkt mit Euphorie oder Fatalismus erwartet werden:
1. Globalisierung führt durch die verbesserten Arbitragemöglichkeiten der ökonomischen Akteure zu einem Wettbewerb der Standorte und damit mittelbar auch zu einem Wettbewerb der politischen Systeme.
2. Der Wettbewerb der politischen Systeme wiederum läßt eine institutionelle und strukturelle Angleichung erwarten, mit der Wettbewerbsfähigkeit hergestellt oder gesteigert werden soll.
3. Infolge dieser Angleichungsprozesse droht ein race to the bottom, d.h. soziale Standards und Unternehmenssteuern konkurrieren sich gegenseitig herunter.
1.2.2 Globalisierung - kein neues und kein problematisches Phänomen
Gegen das oben gezeigte Bild von Globalisierung haben Kritiker, Ökonomen und Sozialwissenschaftler, mit guten Gründen methodische und empirische Vorbehalte geäußert[21]. Als größtes methodisches Problem der Propagandisten der Globalisierung erweist sich, daß sie auf der einen Seite unterschiedliche Entwicklungsprozesse in Gesellschaft, Politik und Ökonomie in dem Begriff Globalisierung sehr willkürlich zusammenfassen, und auf der anderen Seite viele Veränderungen in ebendiesen Bereichen als deren Folgen erklären zu können meinen; kurz: bei diesem Vorgehen bleibt meistens offen, ob Globalisierung als abhängige oder unabhängige Variable Verwendung findet[22]. In der Tat muß der Begriff bei solchem Vorgehen an Deutungskraft einbüßen.
Als weiterer Kritikpunkt erweist sich die auf Seiten der Globalisierungs-apologeten oft anzutreffende Charakterisierung des Phänomens als Prozeß mit ganz besonderer Dynamik. Damit ist nämlich häufig die Neigung verbunden, das Eintreten vorhergesagter Folgen der Globalisierung nonchalant immer weiter in die Zukunft zu datieren, solange die aktuellen empirischen Nachweise noch ausstehen - ein Vorgehen, das natürlich anfechtbar erscheint. Mystifizierung des Phänomens sowie Überschätzung seiner Auswirkungen - das macht einen Großteil der methodischen Kritik aus, der Vertreter von Globalisierungstheorien ausgesetzt sind.
Daneben aber erweist sich als besonders problematisch, daß die Empirie bisher kein Freund allzu euphorischer Globalisierungsapologetik gewesen ist. So sind Autoren dem Phänomen wachsender internationaler Wirtschaftsverflechtung mit dem Hinweis begegnet, daß am Beginn des 20. Jahrhunderts, was z.B. das Volumen von Handel, Kapitalverkehr und Direktinvestitionen betrifft, bereits ein ähnlich hohes, teilweise sogar höheres Niveau verzeichnet werden konnte[23], so daß von einer tatsächlich „neuen“, nie dagewesenen Ordnung im Weltwirtschaftssystem keine Rede sein könne. Vielmehr sei die Welt gerade einmal dabei, in einem Aufholprozeß den alten Stand an wirtschaftlicher Interdependenz zu erreichen[24]. Weiterhin müssten, um von einem „global“ wirksamen Ereignis oder Prozeß sprechen zu können, die Folgen der Globalisierung wirklich überall, weltweit zu beobachten sein. Dies aber sei zumindest bis heute nicht der Fall[25]. Einen Trend zu verstärkter Interdependenz und Verflechtung gebe es zwar, aber eben besonders ausgeprägt nur in und zwischen den entwickelten Wirtschaftsräumen, also der OECD im allgemeinen und der Triade im besonderen. Aber genau dort blieben die oft strapazierten Zwänge und Folgen der Globalisierung für die Politik aus, zeige sich, daß die Nationalstaaten weit von dem ohnmächtigen Ausgeliefertsein entfernt seien, das ihnen von vielen Autoren prophezeit worden ist. In allen klassischen Kompetenzfeldern lasse sich kein Machtverlust, der signifikant auf Effekte der Globalisierung zurückgeführt werden könnte, feststellen[26]. Die sozialen Sicherungssysteme der Wohlfahrtsstaaten seien, wenn auch reformbedürftig, nach wie vor weitgehend intakt[27], die Kompetenz-Kompetenz der Nationalstaaten und deren Möglichkeiten Recht zu setzen und Steuern zu erheben nicht entscheidend in Frage gestellt. Viele Autoren bezweifeln die Existenz eines „globalen Wirtschaftskrieges“ – empirisch ließen sich zwar ökonomische Entgrenzungsprozesse beobachten, deren Auswirkung auf die Wertschöpfung innerhalb der Nationalstaaten sei aber noch eher gering[28]. Wenige, vor allem europäische, Positionen gehen deshalb sogar soweit, die Debatten über Modernisierung und Wettbewerbsfähigkeit als unnötig darzustellen, weil diese nur das Ergebnis beschwörender Metaphorik einflußreicher Interessengruppen seien, denen es vorrangig um die Etablierung neoliberaler Positionen und den Abbau bewährter sozialstaatlicher Umverteilungsmodelle gehe[29].
Auch hier wollen wir versuchen, die Argumentation der Globalisierungs-skeptiker in drei Grundaussagen zusammenzufassen[30]:
1. Globalisierung führt zwar zu einer Verbesserung der weltweiten Arbeitsteilung und steigert so den allgemeinen Wohlstand, bleibt aber für die Nationalstaaten weitgehend folgenlos.
2. Globalisierung als Phänomen kann die ökonomische oder politische Handlungsmacht der Nationalstaaten weder qualitativ noch quantitativ herausfordern oder begrenzen[31].
3. Bestehende Probleme der Sozialsysteme oder Wettbewerbsnachteile dürfen nicht auf Einflüsse der Globalisierung zurückgeführt werden. Die Debatte über Wettbewerbsfähigkeit und Standorte dient lediglich dazu, den Abbau sozialer Standards voranzutreiben und zu rechtfertigen.
2. Globalisierung – eine Begriffsdefinition
2.1 Dimensionen
Nachdem wir nun in gebotener Kürze die in der Debatte geäußerten Annahmen in zwei Grundpositionen zu skizzieren versucht haben, soll nun geklärt werden, was in Hinblick auf unser Thema unter Globalisierung verstanden werden kann. Begriffsklärung sollte am Anfang einer jeden Untersuchung stehen. Dabei geht es weniger darum, sich einem der dargelegten Interpretationsmuster anzuschließen, vielmehr erscheint angesichts der mit diesem Begriff verbundenen Unklarheiten, auf die wir gestoßen sind, zunächst einmal eine brauchbare Operationalisierung des Begriffs notwendig. Einer gängigen Argumentation folgend, soll Globalisierung als Begriffskonzept Verwendung finden, das ökonomische, politische, soziale, kulturelle und ideologische Analysedimensionen besitzt[32]. Allerdings wird unsere Darstellung sich auf wesentliche Grundzüge der Prozesse beschränken müssen. Dem Feld ökonomischer Globalisierung kommt dabei besondere Bedeutung zu, weil dort die stärksten Aus-wirkungen auf die politischen Systeme der Nationalstaaten erwartet werden. Da wir auf die politische und soziale Dimension im Anschluß an dieses Kapitel gesondert zu sprechen kommen, wird im folgenden zunächst auf die übrigen drei einzugehen sein.
2.1.1 Ökonomische Globalisierung
Als unabhängige Variable unserer Untersuchung soll die ökonomische Globalisierung definiert werden. Mit diesem Begriff werden an dieser Stelle jene verstärkt seit Mitte der 70er Jahre zu verzeichnenden Prozesse wirtschaftlicher Internationalisierung bezeichnet, die durch die dritte industrielle Revolution sowie die informationstechnische Revolution ausgelöst und getragen, allerdings erst durch deregulierende Maßnahmen in und zwischen den Nationalstaaten entscheidend katalysiert worden sind. Entscheidend ist: Entgegen der landläufigen Annahme vieler linker Theoretiker ist es ein Prozeß gewesen, der von Marktakteuren und nicht etwa von der Politik in Gang gesetzt worden ist[33].
Der technologische Fortschritt hat in den letzten 30 Jahren völlig neue Wirtschaftszweige entstehen lassen sowie in den alten (durch intensive Rationalisierung und Mechanisierung) die Produktivität erheblich verbessert und die Produktzyklen beschleunigt. Damit einhergehend wächst der ökonomische Wert von Informationen und Wissen, den mittlerweile wohl entscheidenden Wohlstandsressourcen heutiger Gesellschaften, beständig[34]. Die dabei entwickelten Informationstechnologien (IT) und die neuen Telekommunikationstechniken sollen nach Meinung einiger sehr prophetischer Autoren die Geburtshelfer einer völlig neuartigen, beschleunigten und auf neuen Grundlagen basierenden Form des Kapitalismus sein, in der permanenter Strukturwandel und beständige „schöpferische Zerstörung“ - der Begriff Schumpeters - an der Tagesordnung sein werden[35]. Das scheint etwas weitgegriffen. Der Beitrag, der diesen neuen Technologien im Rahmen der ökonomischen Globalisierung aber tatsächlich zugerechnet werden kann, besteht darin, daß sie den Austausch von Kapital, Gütern, Informationen, Dienstleistungen und Investitionen erheblich kostengünstiger gemacht und damit eine umfangreiche Internationalisierung der Arbeitsteilung, des Handels und der Finanzen überhaupt erst ermöglicht haben.
Globale[36] Märkte in Produktion, Handel und Finanzen sind sichtbarster Ausdruck dieser Internationalisierung. Die Internationalen Wirtschaftsbeziehungen sind für einen wachsenden Anteil nationaler Wertschöpfung verantwortlich. Globale Märkte bedingen und ergänzen einander. Sie erzwingen, indem sie globale Konkurrenz androhen können, einen Konzentrationsprozeß bei den ökonomischen Akteuren und generieren, weil die Funktionslogik dieser Akteure nationalstaatliche Interessen wie Wohlfahrt und Sicherheit zunehmend unberücksichtigt läßt[37], massive Auswirkungen auf die Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur moderner Volkswirtschaften. Das muß, wie wir im nächsten Kapitel zeigen werden, keine generelle Schwächung der Staaten zur Folge haben, es ergibt sich daraus lediglich eine weitreichende Veränderung der Kosten und Präferenzen für bestimmte Politikoptionen[38].
2.1.1.1 Produktion und Direktinvestitionen
Globale Märkte bei Produktionsprozessen und Direktinvestitionen sind nichts eigentlich Neues, trotzdem wirken sie „neu“ - vor allem deshalb, weil sie sich in Qualität und Quantität von weltwirtschaftlichen Zusammenhänge früherer Jahre nicht unwesentlich unterscheiden[39] und in den letzten Jahren, wie wir zeigen werden, rasant wachsen konnten, relativ wie absolut[40]. Dennoch sind international ablaufende Investitions- und Produktionsprozesse (noch) weit davon entfernt, gegenüber denen, die sich im nationalen Rahmen vollziehen, zu dominieren. Wirtschaft ist auch im Zeitalter der Globalisierung zuvorderst ein nationales Phänomen.
Die weltweit gestiegene Mobilität von Investitionen und die Erweiterung weltweiter Arbeitsteilung hat neben den oben benannten allgemeinen (wissenschaftlich-technischer Fortschritt, Rationalisierungsprozesse in der Wirtschaft sowie innergesellschaftlicher Wandel) drei spezifische Gründe: 1. Das Aufkommen von Multinationalen Unternehmen und die von ihnen getätigten Direktinvestitionen, 2. Marktliberalisierende Wirtschaftspolitiken in den entwickelten Industrieländern und – parallel dazu – Industrialisierungserfolge in einigen Schwellenländern, sowie 3. die daraus erwachsende größere Konkurrenz der Unternehmen und Standorte.
(1) Multinationale Unternehmen erscheinen besonders gut geeignet, transnationale Arbeitsteilung, d.h. eine effiziente weltweite Allokation von Produktionsfaktoren, herzustellen. In den Ansiedlungsentscheidungen dieser Unternehmen schlagen sich aber zunehmend die Aspekte einer weltweiten Standortarbitrage nieder, die durch den gestiegenen Mobilitätsgrad von Gütern und Kapital ermöglicht wird. Grundsätzlich wird unter Standortarbitrage ein Entscheidungsmuster verstanden, in dem wirtschaftliche Subjekte den Standort mit der größten Renditeerwartung identifizieren[41]. Da die meisten Produktionsfaktoren inzwischen mobiler als früher sind, kann der Arbitrageprozeß mittlerweile in einem globalen Rahmen stattfinden: Leistungen und Produkte werden an dem Ort gekauft, wo sie am billigsten sind, weiterverarbeitet, wo dies am kostengünstigsten erscheint, und am einträglichsten Ort verkauft[42]. Die daraus resultierenden Möglichkeiten zur Kostenminimierung und Gewinnmaximierung zwingen die im globalen Wettbewerb stehenden Unternehmen zur Diversifikation, d.h. zu einer gründlichen Auswahl der Standorte, wobei neue bei Investitionsentscheidungen geeigneter erscheinen können als bisherige. Allerdings tendieren produktionsbezogene Direktinvestitionen, wenn das Investitionsvolumen eine gewisse kritische Masse erreicht hat, zur Verstetigung[43]. Unter anderem deshalb lenken MNU nach wie vor den größten Teil ihrer Investitionen in ihre „Heimatstandorte“[44]. Die Umsätze Multinationaler Unternehmen wachsen schneller als das BIP beispielsweise der OECD-Länder, und sie nehmen einen zunehmend höheren Anteil am Bruttosozialprodukt der ent-wickelten Länder ein[45].
(2) Marktliberalisierende Wirtschaftspolitik vor allem in den Industrieländern hat die Expansion Multinationaler Unternehmen erheblich unterstützt. Erst durch die massive Senkung von Zöllen und den Abbau anderer Handels- und Investitionshemmnisse im Rahmen diverser GATT-Runden wurde die Nutzung globaler Effizienzvorteile gewinnbringend möglich. Die zunehmende Öffnung der Binnenmärkte erhöhte die Konkurrenz und stellte insgesamt die Frage der Wettbewerbsfähigkeit mit ungewohnter Intensität. Zusätzlich haben die ökonomischen Erfolge einiger Schwellenländer auf der einen Seite das Volumen des Weltmarkts noch vergrößert, andererseits aber auch die weltweite Konkurrenz durch das Aufkommen neuer MNU in den ostasiatischen „Tigerstaaten“ verstärkt.
(3) Volumen und Ausbreitung von Direktinvestitionen haben vor allem in den letzten 30 Jahren sprunghaft zugenommen, auch wenn die Zielregionen, in die ausländische Direktinvestitionen (FDI) fließen, weitgehend die gleichen geblieben sind[46]. Direktinvestitionen strömen - als Ausdruck und Erfordernis eines optimierten Produktionsprozesses der Unternehmen - meist in Standorte, die nicht allzu weit entfernt von anderen Produktionsorten liegen. Deshalb lediglich von einer Regionalisierung der Direktinvestitionen zu sprechen[47], scheint dennoch unan-gebracht, weil der Trend zumindest für große MNU in eine andere Richtung weist[48]. Die weltweiten FDI- Flüsse sind etwa dreimal schneller gewachsen als die Investitionstätigkeit insgesamt, dennoch machte ihr Anteil daran z.B. 1996 erst 6% aus[49]. Der Zufluß von FDI hat 1986-1996 jährlich im Durchschnitt um etwa 20,8% zugelegt, während das Welt-BIP nur um ca. 8,6% wachsen konnte - also auch hier ein um den Faktor 2,5 schnellerer Anstieg. Der Bestand an FDI hat sich zwischen Mitte der 80er und 90er Jahre auf etwa 9% des Welt-BIP verdoppelt[50]. Trotz dieses immer noch relativ geringen Anteils ausländischer Direktinvestitionen in absoluten Zahlen, ist der exponentielle relative Zuwachs doch bemerkenswert. Zwar bleibt der Kapitalaustausch auch jetzt noch hinter dem Niveau von 1913 zurück[51], jedoch dürfte sich dies bei gleichbleibend hohen Wachstumsraten rasch ändern. Außerdem sind, im Gegensatz zu damals, heute wesentlich mehr Staaten in den weltweiten Transfer von Direktinvestitionen einbezogen, auch wenn es sich dabei nach wie vor um eine weitgehend geschlossene Veranstaltung der entwickelten Industrienationen bzw. der Wohlstandsregionen[52] zu handeln scheint: 95% der FDI kommen aus und 75% fließen in Staaten der OECD[53].
[...]
[1] Rode (2000: 267).
[2] Rosenau (1996: 249).
[3] Jones (1995: 3), Keohane/Nye (2000: 104).
[4] Zit. Hout (1997: 99).
[5] Dieses angstvoll erwartete Negativszenario mutet im übrigen wie die Fortsetzung der vor einem Jahrzehnt in Europa und Amerika aktuellen Diskussion um den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Japan an.
[6] Beispielhaft dafür das so betitelte, in der deutschen Debatte (leider) lange einflußreiche Elaborat zweier Spiegel -Redakteure; Martin/Schumann (1996)
[7] Siehe beispielhaft Forrester 1997 und Kurz (1999).
[8] Zu diesem Urteil gelangt Hout (1997: 99).
[9] Vgl. dazu Prinz/Beck (1999: 16); dort findet sich der ebenso interessante wie zutreffende Hinweis, daß die dem Globalisierungsprozeß zugerechneten „Folgen von Außenhandel und Faktorwanderungen (...) aus ökonomischer Sicht keine weitere Diskussion“ erforderten. Daher würden „die meisten Globalisierungsbücher (...) von Ökonomen einfach nicht ernst genommen.“
[10] Vgl. u.a. Beck (Hrsg.) (1998), Boyer/Drache (Hrsg.) (1999), Cox (1987), Greider (1997), Hirsch (1995), James (1995), Ohmae (1995), Rosenau (1996), Strange (1996), Strange (1998), Zugehör (1997).
[11] Mittelman (1996: 3).
[12] Vgl. dazu stellvertretend Rosenau (1996: 247ff).
[13] Ebd.: 248.
[14] Strange (1996: 45, 1998: 139ff)
[15] Ebd.:45f.
[16] Sachs (1998: 101f).
[17] Vgl. hierzu besonders Cairncross (1997).
[18] Vgl. stellvertretend Bergsten (1992) sowie Strange (1998).
[19] Ohmae (1995: 4).
[20] Vgl. dazu auch Prinz/Beck (1999: 14f).
[21] Vgl. u.a. Beisheim/Walter (1997), Hirst/Thompson (1996), Keohane/Nye (2000), Krugman (1999), Sachs (1998).
[22] Zu diesem Problem Prakash/Hart (1999a: 4ff).
[23] Vgl. Hirst/Thompson (1996: 43ff) und Krugman (1999: 225ff); Krugman weist u.a. darauf hin, daß der Wertschöpfungsbeitrag des Welthandels zum (Welt-)BSP erst in den 70er Jahren das Niveau von 1913 erreichte, während z.B. der heute zu verzeichnende Grad der wechselseitigen Direktinvestitionen hinter dem vor dem 1. Weltkrieg verzeichneten Stand (noch immer) zurückbleibt.
[24] Walter/Dreher/Beisheim (1997: 9).
[25] Keohane/Nye (2000: 108ff).
[26] Drucker (1997: 165f).
[27] Zur Problematik des Sozialstaates im Globalisierungsprozeß siehe Berthold (1997), wo ausführlich der Nachweis erbracht wird, daß ein Großteil der wirtschafts- und sozialpolitischen Probleme der westeuropäischen Wohlfahrtstaaten auf selbstinduzierte Systemdefekte (Überregulierung des Arbeitsmarktes etc.) zurückzuführen ist.
[28] Stellvertretend Krugman (1999: 21ff).
[29] Jenner (1997), Forrester (1997).
[30] Vgl. auch Prinz/Beck (1999: 14).
[31] Besonders nachdrücklich dazu Drucker (1997: 171): „(...)whenever in the last 200 years political passions and nation-state politics have collided with economic rationality, political passions and the nation-state have won.”
[32] Vgl. Rosenau (1996: 252ff).
[33] Vgl. dazu Mittelman (1996: 3); dort wird festgestellt: „driven by changing modes of competition (...) globalization is a market-induced, not a policy-led process.“
[34] Vgl. dazu Rode (2000: 67ff) sowie OECD (1996); so sollen bereits 50% des BSP moderner Volkswirtschaften durch Wissen, also Wissenserwerb und -vermittlung, sowie Wissensmanagment und -verarbeitung generiert werden
[35] Vgl. vor allem Glotz (1999), Luttwak (1999) und Rifkin (2000). Glotz meint, daß der digitale Kapitalismus dabei sei die meisten klassischen Wertschöpfungsprozesse über den Haufen zu werfen. Luttwak sieht dagegen im durch den Turbo-Kapitalismus beschleunigten Strukturwandel die eigentliche Zerstörungskraft für gewachsene Sozialstrukturen, während Rifkin den Begriff des Eigentums im neuen Hyperkapitalismus überholt sieht. Derartige Urteile dürften angesichts des noch eher bescheidenen Wertschöpfungsbeitrags der Informationstechnologien zu früh kommen. Man schätzt z.B., daß der IT-Beitrag zum Anstieg des BSP der USA 1999 gerade einmal (aber doch - mit stark steigender Tendenz - auch schon) bei 0,9 Prozentpunkten lag, also etwa 20% des BSP-Wachstums rein IT-basiert waren (Quelle: Deutsche Bank Research zit. n. Börse-Online 17.8.2000: 63).
[36] Hier ist der Hinweis angebracht, daß in unserem Verständnis als „global“ nicht nur Phänomene bezeichnet werden können, die einen globalen, d.h. weltweit spürbaren Einfluß tatsächlich haben, sondern auch solche, die diese Wirksamkeit potentiell entfalten oder androhen können.
[37] Kohler-Koch (1996: 87).
[38] Schirm (1998: 12).
[39] Zit. ebd.: 24.
[40] Es ist mit Recht darauf hingewiesen worden, daß ein absolut steigendes Interaktionsvolumen in diesen Bereichen noch nichts über dessen Qualität auszusagen vermag, weil z.B. die gesunkenen Transferkosten auch innerhalb einer Volkswirtschaft wirksam werden (Thomson/Krasner (1989: 45ff)) Erst eine relative Steigerung des inter nationalen Austausches gegenüber dem intra nationalen kann als signifikanter Hinweis auf Globalisierungsprozesse verstanden werden (Walter/Dreher/Beisheim (1996: 8)), selbst wenn absolute Zahlen das weltweite Interaktionsniveau noch eher dürftig erscheinen lassen (Krugman (1999: 45ff)).
[41] Straubhaar (1996: 223).
[42] Ebd.
[43] Schirm (1998: 24); Diese Investitionen werden zu sunk investments, die weitere Investitionstätigkeit erwarten lassen.
[44] Vgl. dazu Wade (1996: 79).
[45] Siehe dazu ebd. (1996: 63); danach sind MNU in Deutschland für ca. 30% des BSP verantwortlich, in Japan und den USA für ca. 20%.
[46] Eine detaillierte Aufschlüsselung der FDI nach Flußgröße und –richtung in UNCTAD (1998: 7ff) u. Rode (2000: 51ff).
[47] So Zugehör (1997:146).
[48] Vgl. Ohmae (1985), der für die MNU Produktionsstrukturen in jedem Teil der Triade für unentbehrlich hält und am Beispiel der Direktinvestitionen japanischer Auto-produzenten in den 80er Jahren diese Notwendigkeit empirisch stützt.
[49] The Economist 22.11.1997: 108; ähnlich Krugman (1999: 113f).
[50] Eigene Berechnungen anhand der Daten in UNCTAD (1997: Annnex xv, 3ff).
[51] Gemessen am Kapitalmobilitätsindex. Siehe dazu Prinz/Beck (1999: 12).
[52] Es sei auch darauf hingewiesen, daß ein Großteil der international getätigten Direkt-investitionen in die unmittelbar benachbarten Regionen fließt; weit seltener sind trans-kontinentale FDI.
[53] Hoffmann (1999: 5).
- Arbeit zitieren
- Danko Knothe (Autor:in), 2000, Ökonomische Globalisierung und politischer Wettbewerb, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40
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