Betrachtet man einen literarischen Text als ein Gewebe, so könnte man ein Leitmotiv zum Leitfaden erklären, der dem ganzen ein sinnstiftendes Kontinuum gibt. Ein Leitmotiv weist auf Genanntes zurück, und auf Späteres voraus, mehrere Leitmotive bilden ein leitmotivisches Geflecht. In der Literatur spielt das Leitmotiv eine große Rolle, da es, wegen der intensiven Beschäftigung des Autors mit einem oder mehrer Themengebiete, Rückschlüsse auf die Persönlichkeitsstruktur des Autors geben kann. So könnte man sagen, dass Leitmotive das Verständnis des Ganzen fördern und deshalb in der Literatur von großer Wichtigkeit sind. Bei der Lektüre Horazens fällt das häufige Vorkommen des Themas invidia auf, weshalb man es als Leitmotiv innerhalb seines Gesamtwerks ausgeben kann. Dieser Themenkomplex wird von Horaz als eine menschliche Schwäche ausgegeben und von ihm als Fehler bzw. Laster deklariert, das es erschwert, glücklich zu leben. Die folgenden Seiten werden sich nun also mit der invidia beschäftigen und nach den Hintergründen für ihr häufiges Auftauchen in den Schriften des Horaz fragen. Hierbei verdienen vor allem die Satiren 1.6 uns 2.6 eine ausführliche Untersuchung, da sie für die Bearbeitung des Themas eine zentrale Rolle spielen. Nach der Interpretation der eben genannten Satiren soll schließlich auch noch das Leben des Horaz unter dem Aspekt der invidia Betrachtung finden, da sich hieraus sicherlich Aufschlüsse über die intensive Beschäftigung Horazens mit dem Thema ergeben.
Inhaltsverzeichnis
I Vorwort
II Invidia als Leitmotiv in den Satiren des Horaz
2.1 Die sechste Satire des ersten Buches
2.2 Die sechste Satire des zweiten Buches
III Invidia im Leben des Horaz
3.1 Ihre Vergangenheit – Erziehung und Kindheit des Autors
3.2 Ihre Gegenwart- der Maecenaskreis
3.3 Schlussbetrachtung
IV Literaturverzeichnis
4.1 Quellen
4.2 Darstellungen
4.3 Nützliche Helfer
I Vorwort
Betrachtet man einen literarischen Text als ein Gewebe, so könnte man ein Leitmotiv zum Leitfaden erklären, der dem ganzen ein sinnstiftendes Kontinuum gibt. Ein Leitmotiv weist auf Genanntes zurück, und auf Späteres voraus, mehrere Leitmotive bilden ein leitmotivisches Geflecht.
In der Literatur spielt das Leitmotiv eine große Rolle, da es, wegen der intensiven Beschäftigung des Autors mit einem oder mehrer Themengebiete, Rückschlüsse auf die Persönlichkeitsstruktur des Autors geben kann. So könnte man sagen, dass Leitmotive das Verständnis des Ganzen fördern und deshalb in der Literatur von großer Wichtigkeit sind.
Bei der Lektüre Horazens fällt das häufige Vorkommen des Themas invidia auf, weshalb man es als Leitmotiv innerhalb seines Gesamtwerks ausgeben kann. Dieser Themenkomplex wird von Horaz als eine menschliche Schwäche ausgegeben und von ihm als Fehler bzw. Laster deklariert, das es erschwert, glücklich zu leben.
Die folgenden Seiten werden sich nun also mit der invidia beschäftigen und nach den Hintergründen für ihr häufiges Auftauchen in den Schriften des Horaz fragen. Hierbei verdienen vor allem die Satiren 1.6 uns 2.6 eine ausführliche Untersuchung, da sie für die Bearbeitung des Themas eine zentrale Rolle spielen.
Nach der Interpretation der eben genannten Satiren soll schließlich auch noch das Leben des Horaz unter dem Aspekt der invidia Betrachtung finden, da sich hieraus sicherlich Aufschlüsse über die intensive Beschäftigung Horazens mit dem Thema ergeben.
II Invidia als Leitmotiv in den Satiren des Horaz
2.1 Die sechste Satire des ersten Buches
Das Thema invidia scheint, betrachtet man ihr häufiges Erscheinen, ein wichtiges Thema für Horaz gewesen zu sein, auffallend hierbei ist stets die Tatsache, dass er sich oft selbst in Zusammenhang mit ihr setzt.
In Satire 1.6, die auf den folgenden Seiten Betrachtung findet, ist die invidia gepaart mit einem anderen wichtigen Thema, das auch des öfteren bei Horaz eine Rolle spielt und das man aus diesem Grunde auch als ein Leitmotiv sehen kann. Die Rede ist von der avaritia. Dennoch steht in dieser Satire die Abwehr der invidia im Vordergrund, die Horazens Verhältnis zu Maecenas erregt hat.
Zu beginn geht es also, wie so oft in den Schriften Horazens, zunächst um seinen Gönner Maecenas. Horaz ist der Meinung, dass Maecenas einen Menschen nicht nach seiner Herkunft beurteilt, sondern vielmehr nach seinen inneren Werten, seinem Charakter und seiner Arbeit, wie auch im Falle Horazens selbst.
Horaz betont an dieser Stelle in aller Ausführlichkeit, dass seine inneren Werte und sein Charakter auf seine gute Erziehung zurückgehen und setzt dem Vater in der Satire ein Denkmal. Er steht ganz offen zu seiner Herkunft und spricht über seinen Vater in tiefer Verehrung :
(…) non patre praeclaro sed vita et pectore puro.[1]
Mit diesem kurzen Vers, der durch seine beiden starken Alliterationen sehr bedeutend zu sein scheint, bringt Horaz das Verhältnis zu seinem Vater und die ihm vom Vater mit auf den Weg gegebene Lebenseinstellung eigentlich auf den Punkt, dass nämlich nicht die Herkunft bzw. Abstammung eines Menschen für dessen Beurteilung maßgeblich ist, sondern allein sein Charakter. Nach diesem Grundsatz, nach dem Horaz beurteilt zu werden verlangt, beurteilt er auch selbst.
Da Maecenas nun seinen Kreis mit Leuten besetzt, die er nach ihren inneren Werten beurteilt, geht Horazens Aufnahme in diesen Kreis eigentlich auf seinen Vater zurück, da er ja den Charakter Horazens durch seine Erziehung wohlgeformt hat.
Aus diesem Grunde kann der Autor es auch nicht nachvollziehen, warum ihm bezüglich seines Verhältnisses zu Maecenas Neid entgegengebracht wird, da er ja schließlich für seinen guten Charakter nichts kann.
Auch weiß Horaz um den Umstand, dass er als Sohn vornehmer Eltern in seiner Jugend viel mehr Unannehmlichkeiten hätte in Kauf nehmen müssen, weshalb er von Vers 90 bis Vers 131 sein jetziges Leben preisend mit dem vergleicht, in das man ihn hineindrängen wollte.
An dieser Stelle sei noch ein weiterer Aspekt kurz erwähnt: Bei dem Vergleich der beiden Lebensarten kommt deutlich die Grundlage der Epikureischen Ethik zum Vorschein.
Horaz macht sich nichts aus einem Leben voller Hektik und Ruhm, für ihn steht ein glückliches Leben im Vordergrund, das, fern von Gefahren , sein Glück und Heil in friedlicher Abgeschiedenheit sucht.
Diese Thematik findet sich im Übrigen auch in Satire 2.6, der Satire von der Land- und der Stadtmaus, und bildet im Allgemeinen eine Grundlage der horazischen Lebensführung.
Mit den Worten:
(...)et revocas nono post mense iubesque
esse in amicorum numero.[2]
die die Aufnahme des Horaz in den Maecenaskreis erklären, wird die Entwicklung des Horaz als ein Reifeprozess dargestellt, den er selbst mit einer Schwangerschaft vergleicht. Eigentlich ist dies ein sehr lebendiges Bild, das als Höhepunkt, nach langer Zeit der Geduld, einen Lohn für seine Mühen impliziert. Man könnte dieses Bild allerdings auch so deuten, dass sein Kind, nach langer Pflege und viel Zuwendung reif war zu leben, was im übertragenen Sinne bedeutet, dass Horaz in seinem Tun auch nicht von Anfang an gut war, und sich erst mit viel Zeit, Geduld, und Mühe etwas daraus entwickelte, dass wert war zu leben. Horaz hat sich also hochgearbeitet, weshalb er es entschieden ablehnt, sich der invidia auszusetzen.
[...]
[1] Shackleton Bailey, S.193, V.64
[2] Shackleton Bailey, S.192, V.61 f.
- Arbeit zitieren
- Steffi Rothmund (Autor:in), 2002, Die Invidia bei Horaz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39997
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