„Und diese Dünste, die als Wegweiser dienen könnten. Bitte gehen sie geradeaus bis zum Ammoniak, dann links bis zur Salpetersäure. Wenn sie einen stechenden Schmerz im Hals und Bronchien spüren, kehren sie um und rufen den Arzt, das war dann Schwefeldioxyd.“ So beschreibt Monika Maron in ihrem Roman „Flugasche“ den Chemiestandort Bitterfeld/ Wolfen.
Oft galt das Chemiedreieck zwischen Bitterfeld, Wolfen und Leuna als Synonym für extreme Umweltbelastung und -zerstörung. Nur wenige außerhalb dieser Region wissen, dass hier deutsche Wirtschaftsgeschichte auf dem Gebiet der Chemieindustrie geschrieben wurde. Besonders die Filmfabrik Wolfen hat viel zur Entstehung des deutschen Films und der Kunststofffaser-entwicklung beigetragen. Nur wenige deutsche Unternehmen können auf eine derartig traditionsreiche und politisch geprägte Unternehmensgeschichte wie die Filmfabrik Wolfen zurückblicken.
Die vorliegende Arbeit soll einen Einblick in die Entwicklung des Chemiestandortes Wolfen, besonders der Filmfabrik Wolfen geben. Von den Anfängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter der Marke Agfa, über die schwierigen Zeiten während des 1. und 2. Weltkrieges bis zur Teilung Deutschlands, die für die Filmfabrik Wolfen besondere Auswirkungen hatten. Der Schwerpunkt der Arbeit soll auf der Zeit zwischen den Jahren 1945 und 1964 liegen. Hier gab es um die Filmfabrik Wolfen zahlreiche Rechtsstreitigkeiten, die sich besonders um den Markennamen „Agfa“ drehten. Es soll gezeigt werden, dass besonders die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) einen großen Anteil zum wirtschaftlichen Niedergang des Wolfener Chemiestandortes beitrug. Das Ende der Übersicht bildet die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, die ähnlich wie die Teilung große Probleme für die Filmfabrik Wolfen brachte.
Das Anliegen der Verfasserin ist es, dass Zusammenspiel von politischen, zeitgeschichtlichen und wirtschaftlichen Umständen innerhalb Deutschlands anhand eines Beispielunternehmens – der Filmfabrik Wolfen – aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Filmfabrik Wolfen
- Die Gründung der Actien Gesellschaft für Analin -Fabrikation
- Die Umsiedlung nach Wolfen – 1909 bis 1913
- Der 1. Weltkrieg - 1914 bis 1919
- Die „Goldenen“ 20er Jahre – 1920 bis 1929
- Das Naziregime und der 2. Weltkrieg – 1930 bis 1945
- Das aufgeteilte Deutschland - 1945 bis 1964
- Das Warenzeichen ORWO
- Die Einführung in den 1960er Jahren
- Der Aufschwung in den 1970er Jahren
- Der verpasste Anschluss in den 1980er Jahren
- Die Wende und die 1990er Jahre
- Die Filmfabrik Wolfen im neuen Jahrtausend
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Filmfabrik Wolfen im Kontext der deutschen Wirtschaftsgeschichte, mit besonderem Fokus auf die Zeit zwischen 1945 und 1964. Die Untersuchung analysiert die Auswirkungen der politischen und wirtschaftlichen Umstände auf die Filmfabrik, insbesondere im Hinblick auf die Rechtsstreitigkeiten um den Markennamen „Agfa“.
- Die Gründung der Filmfabrik Wolfen und ihre Rolle in der Entwicklung der deutschen Chemieindustrie.
- Die Auswirkungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf die Filmfabrik.
- Die Herausforderungen der Teilung Deutschlands für die Filmfabrik Wolfen und die Rolle der DDR-Regierung.
- Die Entstehung des Warenzeichens „ORWO“ und seine Bedeutung für die Filmfabrik.
- Der wirtschaftliche Niedergang des Chemiestandortes Wolfen und die Folgen der Wiedervereinigung.
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Die Filmfabrik Wolfen
- 2.1. Die Gründung der Actien Gesellschaft für Analin -Fabrikation
- 2.2. Die Umsiedlung nach Wolfen – 1909 bis 1913
- 2.3. Der 1. Weltkrieg - 1914 bis 1919
Die Einleitung beschreibt die Geschichte des Chemiestandortes Bitterfeld/Wolfen und die Bedeutung der Filmfabrik Wolfen für die deutsche Film- und Kunststofffaser-Industrie. Das Kapitel stellt die Zielsetzung und die Schwerpunkte der Arbeit vor.
Dieser Abschnitt behandelt die Gründung der Agfa durch Paul Mendelssohn-Bartholdy und Carl Alexander von Martius. Er beleuchtet den Aufstieg von Agfa zum Konkurrenten von Kodak und die Bedeutung der Forschung und Entwicklung für den Erfolg des Unternehmens.
Die Umsiedlung der Filmfabrik nach Wolfen wird in diesem Abschnitt behandelt. Es werden die Gründe für die Wahl des Standortes, wie die günstigen Grundstückspreise, die Lohnkosten und die gute Verfügbarkeit von Braunkohle, erläutert. Außerdem wird die Entwicklung des Industriestandortes Mitteldeutschlands im 19. Jahrhundert beleuchtet.
Dieser Abschnitt befasst sich mit den Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf die Filmfabrik Wolfen. Die Schwierigkeiten mit dem Export, die Verzögerungen bei der Rohstoffversorgung und die Notwendigkeit, Ersatzstoffe zu entwickeln, werden dargestellt. Es wird auch die Rolle von Frauen in der Kriegswirtschaft beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Filmfabrik Wolfen, Agfa, ORWO, deutsche Wirtschaftsgeschichte, Chemieindustrie, Industriestandort Mitteldeutschland, 1. und 2. Weltkrieg, Teilung Deutschlands, Wiedervereinigung, politischer und wirtschaftlicher Wandel.
- Quote paper
- Stephanie Müller (Author), 2005, Von Agfa bis Wolfen. Die Entwicklung der Filmfabrik Wolfen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39503