Max Weber (1864-1920) war mit seinen politischen Ideen, die er in zahlreichen Veröffentlichungen äußerte sowie als Berater von Hugo Preuß1 und als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) maßgeblich an der Entstehung der Weimarer Reichsverfassung beteiligt. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, ob Max Webers Ideen und Vorschläge zum Aufbau der Weimarer Verfassung nicht auch zum verhängnisvollen Untergang der Republik geführt haben könnten.
Für die Untersuchung werden im ersten Abschnitt dieser Arbeit Max Webers wissenschaftliche Ansichten von Politik und Herrschaft dargelegt. Dabei wird insbesondere auf den Idealtypus des Berufpolitikers und auf die charismatische Herrschaft eingegangen. Textgrundlagen hierfür sind hauptsächlich Webers Werke Politik als Beruf und Wirtschaft und Gesellschaft.
Im zweiten Teil der Arbeit wird Max Webers Beziehung und Einfluss auf die Weimarer Republik untersucht. Ausgehend von seiner Kritik am deutschen Kaiserreich sollen Webers Vorschläge für das künftige Deutschland und eine neue Verfassung analysiert und anschließend deren Auswirkung auf die Weimarer Verfassung und die Republik geprüft werden.
Als wichtigste Literatur zu diesem Thema dienten Webers Schriften Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland und Deutschlands künftige Staatsform. Die moderne Literatur über Max Webers Arbeit aus der heutigen Sicht, allen voran die Werke von Wolfgang J. Mommsens sowie Manfred G. Schmidts demokratie-theoretische Betrachtungsweise der Führerdemokratie ermöglichten eine kritische Auseinandersetzung mit dem Politiker Max Weber.
In der Untersuchung stellt sich heraus, dass einige Fehleinschätzungen Webers dazu führten, dass sein Konzept der plebiszitären Führerdemokratie sich gegen eine Wendung zum totalitären und antidemokratischen Herrschaftssystem als nicht ausreichend wehrhaft erweisen kann (Mommsen 1974b: 441). Ein theoretischer Zusammenhang zwischen Webers politischen Ideen, seinen Verfassungsvorschlägen und den Gründen für den Niedergang der jungen Demokratie ist somit gegeben. Eine grundsätzliche und ausnahmslose Schuld an diesem geschichtlichen Ereignis vermag man Max Weber, der „gemeinhin als einer der Ahnherren der deutschen parlamentarischen Demokratie“ (Mommsen 1974a: 44) gilt, jedoch nicht anlasten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Max Webers Verständnis von Politik und Herrschaft
- 2.1. Die Idealtypologie der Berufspolitiker
- 2.2. Das Prinzip der charismatischen Herrschaft
- 3. Max Weber und die Weimarer Republik
- 3.1. Gedanken und Entwürfe zur neuen Verfassung
- 3.2. Einfluss und Auswirkungen auf die Weimarer Republik
- 4. Schluss
- 5. Abstract
- 6. Literaturverzeichnis
- 7. Erklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Max Webers Ideen und Vorschläge zum Aufbau der Weimarer Verfassung nicht auch zum verhängnisvollen Untergang der Republik geführt haben könnten. Die Arbeit untersucht zunächst Max Webers wissenschaftliche Ansichten von Politik und Herrschaft, insbesondere den Idealtypus des Berufspolitikers und die charismatische Herrschaft. Anschließend wird Webers Beziehung und Einfluss auf die Weimarer Republik analysiert, wobei seine Kritik am deutschen Kaiserreich, seine Vorschläge für eine neue Verfassung und deren Auswirkungen auf die Weimarer Republik im Mittelpunkt stehen.
- Max Webers Verständnis von Politik und Herrschaft
- Der Idealtypus des Berufspolitikers
- Das Konzept der charismatischen Herrschaft
- Max Webers Einfluss auf die Weimarer Republik
- Die Rolle der Führerdemokratie in der Weimarer Republik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage dar. Sie erläutert, dass Max Weber mit seinen politischen Ideen maßgeblich an der Entstehung der Weimarer Reichsverfassung beteiligt war. Die Einleitung beleuchtet auch die Relevanz der Untersuchung, die klären soll, ob Webers Ideen und Vorschläge zum Untergang der Weimarer Republik beigetragen haben könnten.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit Max Webers Verständnis von Politik und Herrschaft. Es wird definiert, wie Weber Politik und Herrschaft begriff und wie er diese Konzepte in seinen Schriften einsetzte. Dieses Kapitel legt den Grundstein für die weiteren Ausführungen, indem es die theoretischen Grundlagen für die Analyse von Webers politischen Ideen liefert.
Kapitel 2.1 stellt Webers Idealtypologie der Berufspolitiker vor. Es wird deutlich, dass Weber die politischen Fähigkeiten und Qualitäten des Berufspolitikers als notwendig für eine effektive politische Führung erachtete. Das Kapitel behandelt auch die Voraussetzungen, die nach Webers Ansicht für das erfolgreiche Agieren von Berufspolitikern unerlässlich sind.
Kapitel 3 untersucht Max Webers Beziehung und Einfluss auf die Weimarer Republik. Es analysiert seine Kritik am deutschen Kaiserreich sowie seine Vorschläge für das künftige Deutschland und eine neue Verfassung. Kapitel 3.2 behandelt die Auswirkungen dieser Vorschläge auf die Weimarer Verfassung und die Republik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen der politischen Theorie von Max Weber, insbesondere mit den Themen Politik und Herrschaft, dem Idealtypus des Berufspolitikers, der charismatischen Herrschaft und der Führerdemokratie. Sie untersucht auch Webers Einfluss auf die Weimarer Republik und die Entstehung der Weimarer Verfassung. Darüber hinaus werden zentrale Konzepte der politischen Theorie wie die plebiszitäre Demokratie und der Untergang der Weimarer Republik behandelt.
- Quote paper
- Tilo Siewert (Author), 2004, Max Weber und der Untergang der Weimarer Republik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39467