Macbeth ist das einzige von Shakespeare's Stücken, in dem eine so starke Frauenrolle auftaucht, dass sie der männlichen Hauptrolle nicht nur ebenbürtig ist, sondern diese auch in hohem Maße beeinflusst, was die ohnehin schon brisanten psychologischen Implikationen von zwischengeschlechtlichen Beziehungen noch ergänzt und verschärft.
Im Verlauf des Dramas spielen vor allem zwei Komponenten eine entscheidende Rolle: die abstrakten Begriffe Ehrgeiz und Gewissen.
Die beiden stehen keineswegs losgelöst voneinander in Raum. Sie sind durch einen weiteren sehr bedeutenden Begriff des Dramas miteinander verknüpft: durch die Tat. Im Stück passieren ausschließlich Taten, die moralisch verwerflich sind. Namentlich: der Mord an Duncan, der Mord an Banquo und der Mord an Macduff’s Familie. Ehrgeiz ist die treibende Kraft für diese Aktionen, da er den Tätern das Motiv für ihren Mord liefert. Der Ehrgeiz, Macht zu erlangen und sie zu behalten macht diese Handlungen erst möglich. Er lässt moralische Aspekte in den Hintergrund treten.
Das Gewissen hingegen ist gleichzusetzen mit der Bewertung, folglich mit der Legitimation der Tat, und wirkt dem Ehrgeiz so entgegen. Es ist die aktionshemmende Kraft, stellt also moralische Fragen in den Vordergrund, um eine Tat an ihnen zu bewerten.
Das Zustandekommen einer Tat hängt also davon ab, welche dieser beiden Strömungen stärker ist.
In der folgenden Arbeit soll gezeigt werden, wie diese beiden charakterlichen Eigenschaften bei den beiden Protagonisten ausgeprägt, und mit deren Entwicklung verknüpft sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Macbeth als psychologisches Drama
- Hauptteil: Der Kampf von Ehrgeiz und Gewissen
- „Only Vaulting Ambition“ – Macbeth's Konstitution zu Beginn
- „Unsex Me Here“ - Lady Macbeth's Absichten
- „Macbeth shall sleep no more“ - Duncan's Mord als psychologischer Wendepunkt
- Fortschreitende Entfremdung der beiden Protagonisten
- Psychologischer Chiasmus
- Vergleich Szene I.v. und III.ii.
- Schluss: „I am in blood stepped in so far that should I wade no more, returning were as tedious as go o'er” – Die Eigendynamik der Macht als Grund für die gegenläufige Entwicklung der beiden Hauptfiguren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Shakespeares Macbeth als psychologisches Drama, indem sie den Fokus auf den Konflikt zwischen Ehrgeiz und Gewissen bei den Hauptfiguren Macbeth und Lady Macbeth legt. Die Analyse verfolgt die Entwicklung dieses Konflikts im Verlauf des Stücks und zeigt, wie die Handlungen der Protagonisten von diesem inneren Kampf beeinflusst werden.
- Der Kampf zwischen Ehrgeiz und Gewissen als zentraler Konflikt
- Die Entwicklung der Charaktere Macbeth und Lady Macbeth
- Die Rolle der Tat und ihre moralische Bewertung
- Die Bedeutung der Prophezeiungen
- Die Folgen von Machtstreben und Gewissenskonflikten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Macbeth als psychologisches Drama: Die Einleitung diskutiert unterschiedliche Interpretationsansätze von Shakespeares Macbeth, insbesondere die Frage nach der Gewichtung psychologischer Aspekte gegenüber der reinen Poetik. Sie argumentiert, dass die psychologischen Komponenten, insbesondere der Konflikt zwischen Ehrgeiz und Gewissen bei den Protagonisten, essentiell für das Verständnis des Stücks sind und nicht vernachlässigt werden dürfen. Die besondere Dynamik der Beziehung zwischen Macbeth und Lady Macbeth wird als Beispiel für die Bedeutung psychologischer Betrachtung hervorgehoben.
Hauptteil: Der Kampf von Ehrgeiz und Gewissen: Dieser Abschnitt stellt den zentralen Konflikt des Stücks vor: den Kampf zwischen Ehrgeiz und Gewissen bei Macbeth und Lady Macbeth. Er kündigt eine detaillierte Analyse der Entwicklung dieses Konflikts an und legt den Fokus auf die Ausgangslage der beiden Hauptfiguren vor dem Mord an Duncan.
2.1 „Only Vaulting Ambition“ – Macbeth's Konstitution zu Beginn: Dieser Abschnitt untersucht Macbeths Ehrgeiz zu Beginn des Stücks. Macbeths anfängliche Zögerlichkeit, trotz der Prophezeiung, die Königswürde aktiv anzustreben, wird analysiert. Seine inneren Konflikte und der Kampf mit seinem Gewissen werden anhand seiner Zitate und Handlungen deutlich gemacht, wobei seine militärische Vergangenheit und Gewohnheit, Befehlen zu folgen, als ein möglicher Faktor für sein Zögern interpretiert wird. Die Ambivalenz seiner Wünsche und die Hemmung, selbst zu handeln, werden betont.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Macbeth - Psychologische Analyse
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Shakespeares Macbeth als psychologisches Drama, mit besonderem Fokus auf den inneren Konflikt zwischen Ehrgeiz und Gewissen bei Macbeth und Lady Macbeth. Die Entwicklung dieses Konflikts und dessen Einfluss auf die Handlung wird im Detail untersucht.
Welche Themen werden im Hauptteil behandelt?
Der Hauptteil befasst sich eingehend mit dem Kampf zwischen Ehrgeiz und Gewissen bei den Hauptfiguren. Es werden Macbeths anfängliche Zögerung, Lady Macbeths Absichten, der Mord an Duncan als Wendepunkt, die zunehmende Entfremdung des Paares und ein psychologischer Chiasmus (Vergleich von Szene I.v. und III.ii.) analysiert.
Wie wird Macbeths Charakter zu Beginn des Stücks dargestellt?
Zu Beginn zeigt Macbeth Zögerlichkeit, obwohl ihm die Prophezeiung der Königswürde vorliegt. Seine inneren Konflikte und der Kampf mit seinem Gewissen werden anhand von Zitaten und Handlungen beleuchtet. Seine militärische Vergangenheit und Gewohnheit, Befehlen zu folgen, werden als mögliche Faktoren für sein Zögern interpretiert. Die Ambivalenz seiner Wünsche und die Hemmung, selbst zu handeln, werden hervorgehoben.
Welche Rolle spielt Lady Macbeth in der Analyse?
Lady Macbeth's Absichten und ihr Einfluss auf Macbeth werden untersucht. Die Analyse betrachtet die Entwicklung ihrer Beziehung und wie sich der innere Konflikt auf ihr Handeln und ihre Beziehung zueinander auswirkt.
Wie wird der Mord an Duncan psychologisch bewertet?
Der Mord an Duncan wird als psychologischer Wendepunkt dargestellt, der die Entwicklung des Konflikts zwischen Ehrgeiz und Gewissen bei Macbeth und Lady Macbeth maßgeblich beeinflusst. Die Folgen dieser Tat werden im Kontext des weiteren Handlungsverlaufs analysiert.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Schlussfolgerung betont die Eigendynamik der Macht als Grund für die gegenläufige Entwicklung der beiden Hauptfiguren. Der anfängliche Ehrgeiz und der Gewissenskonflikt führen zu einem unabwendbaren Verlauf der Ereignisse.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung (Macbeth als psychologisches Drama), einen Hauptteil (Der Kampf von Ehrgeiz und Gewissen mit Unterkapiteln zu Macbeth, Lady Macbeth und dem Mord an Duncan) und einen Schluss (Die Eigendynamik der Macht).
Welche weiteren Themen werden neben dem zentralen Konflikt behandelt?
Neben dem zentralen Konflikt zwischen Ehrgeiz und Gewissen werden auch die Entwicklung der Charaktere, die Rolle der Tat und ihre moralische Bewertung, die Bedeutung der Prophezeiungen und die Folgen von Machtstreben und Gewissenskonflikten behandelt.
Wie wird die Einleitung gestaltet?
Die Einleitung diskutiert verschiedene Interpretationsansätze von Shakespeares Macbeth und argumentiert für die essentielle Bedeutung psychologischer Aspekte, insbesondere des Konflikts zwischen Ehrgeiz und Gewissen, für das Verständnis des Stücks.
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- Kerstin Nowak (Author), 2004, Be bloody, bold and resolute - Über Ehrgeiz und Gewissen in Macbeth, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39385