Seit dem Erscheinen der grundlegenden Studie von Blau und Duncan 1967 ist die Statuszuweisungsforschung ein Forschungsansatz mit dem Mobilitätsprozesse untersucht werden. In diesem Forschungsprogramm wird untersucht, durch welche Prädiktoren die Platzierung von Individuen auf einer abgestuften vertikalen Skala des sozio-ökonomischen Status oder sozialen Prestige am besten vorausgesagt werden können. Ein wichtiges Instrument der Statuserwerbsforschung sind Berufsprestigeskalen auf denen die Individuen eingeordnet werden. Die Einordnung auf solchen Skalen ist Produkt der Bewertung eines Berufes nach höher und tiefer, wichtiger und weniger wichtig, schwer und weniger schwer etc. Daraus ergibt sich eine Wertschätzung, die in Relation zu den anderen Berufen als Prestige des Berufes bezeichnet wird. Berufsprestigeskalen werden neben anderen individuellen Eigenschaften der befragten Person, beispielsweise Herkunftsstatus, Ausbildungsniveau oder Aspiration, als Prädiktoren in verschiedenen multivariaten Regressionsrechnungen (Pfadanalyse, Strukturgleichungsmodelle) angewendet. Im klassischen Statuszuweisungsmodell von Blau und Duncan (1967) wird beispielsweise postuliert, dass die Bildung und das Berufsprestige des Vaters einen Einfluss auf das Bildungsniveau einer Person haben. Das Bildungsniveau wiederum bestimmt zusammen mit den beiden Herkunftsvariablen das Berufsprestige dieser Person. Untersuchungen über den Statuserwerbsprozess wurden auch in Deutschland im Laufe der 1970er-Jahre von Müller 1972, 1975, Müller und Mayer 1976 durchgeführt.
In den letzten Jahren hat die Statuserwerbsforschung für die Schichtungsforschung an Bedeutung verloren. Die Berufsprestigeskalen sind dagegen nach wie vor Bestandteil vieler nationaler und internationaler Bevölkerungsumfragen wie beispielsweise ALLBUS oder ISSP. Standardmäßig werden dort das Berufsprestige auf standardisierten Skalen, z.B. Treimann-Skala, Magnitude-Prestige-Skala nach Wegener oder ISEI, erhoben. Trotz Erhebung und regelmäßiger Verwendung solcher Berufsprestigeskalen in vielerlei empirischen Untersuchungen wurde bislang wenig Augenmerk auf die Qualität, d.h. Reliabilität und Validität, dieses Messinstrumentes gelegt.
Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Messtheoretische Grundlagen
- 2.1 Einleitung
- 2.2 Messtheoretische Ansätze
- 2.2.1 Die Direkte Messung
- 2.2.2 Die Latent-Trait-Theorie
- 2.2.3 Klassische Testtheorie (KTT)
- 2.2.4 Die Messfehler - Testtheorie
- 2.2.5 Die Test-Retest-Studie zum ALLBUS 1984
- 2.3 Zusammenfassung
- Kapitel 3: Berufsklassifikationen
- 3.1 Einleitung
- 3.2 Status – sozialer Status – sozio-ökonomischer Status
- 3.3 Die Klassifikation von Berufen
- 3.4 Zusammenfassung
- Kapitel 4: Das multiple Messformat zur Messung von Berufen
- 4.1 Offener und geschlossener Fragetypus
- 4.2 Die Umsetzung des offenen und geschlossenen Frageformats
- 4.3 Erwartungen über die Güte der Berufsindikatoren
- Kapitel 5: Strukturgleichungsmodelle
- 5.1 Einführung
- 5.2 Geschichte und Typologie von Strukturgleichungsmodellen
- 5.3 Der Prozess des Statuserwerbs
- 5.4 Vollständige Strukturgleichungsmodelle
- Kapitel 6: Empirische Analysen
- 6.1 Datenbasis
- 6.2 Die vollständigen Strukturgleichungsmodelle
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Reliabilität und Validität verschiedener Messmethoden zur Erfassung des beruflichen Status. Der Fokus liegt auf dem Vergleich offener, geschlossener und multipler Messindikatoren. Die Arbeit analysiert verschiedene messtheoretische Ansätze und Berufsklassifikationen, um die Güte der jeweiligen Messinstrumente zu bewerten.
- Vergleich verschiedener Messmethoden (offen, geschlossen, multiplikativ) zur Erfassung des beruflichen Status
- Analyse der Reliabilität und Validität der verschiedenen Messmethoden
- Anwendung messtheoretischer Grundlagen auf die Messung des beruflichen Status
- Bewertung verschiedener Berufsklassifikationen und deren Eignung
- Empirische Überprüfung der Ergebnisse mittels Strukturgleichungsmodellen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2: Messtheoretische Grundlagen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die empirische Untersuchung fest. Es beleuchtet verschiedene messtheoretische Ansätze, darunter die direkte Messung, die Latent-Trait-Theorie und die klassische Testtheorie. Besonderes Augenmerk liegt auf der Reliabilität und Validität von Messungen, mit detaillierten Erklärungen zu verschiedenen Methoden der Reliabilitäts- und Validitätsschätzung (Test-Retest, Paralleltest, Split-Half, interne Konsistenz, Kriteriums-, Inhalts- und Konstruktvalidität). Die Diskussion der Test-Retest-Studie zum ALLBUS 1984 liefert ein konkretes Beispiel für die Anwendung dieser Konzepte. Das Kapitel liefert somit das essentielle theoretische Rüstzeug für die spätere empirische Analyse der verschiedenen Messmethoden des beruflichen Status.
Kapitel 3: Berufsklassifikationen: Das Kapitel analysiert verschiedene Ansätze zur Klassifizierung von Berufen und deren Einfluss auf die Messung des beruflichen Status. Es werden sowohl Klassifikationen nach beruflichen Tätigkeiten (ISCO-88, SIOPS, ISEI, MPS) als auch nach beruflichen Stellungen (TSES, TGP, HSES, MBP) vorgestellt und kritisch diskutiert. Die detaillierte Beschreibung der jeweiligen Stärken und Schwächen der verschiedenen Klassifikationssysteme, inklusive der Magnitude-Prestigeskala, bietet dem Leser einen umfassenden Überblick über die Herausforderungen bei der Operationalisierung des Konstrukts "beruflicher Status". Die Zusammenhänge zwischen diesen Klassifikationen und den späteren empirischen Analysen werden implizit hergestellt, indem die theoretischen Grundlagen für die Auswahl geeigneter Messinstrumente gelegt werden.
Kapitel 4: Das multiple Messformat zur Messung von Berufen: In diesem Kapitel werden offene und geschlossene Frageformate zur Erfassung von Berufen im Detail verglichen. Die unterschiedlichen Vor- und Nachteile beider Methoden werden diskutiert, wobei insbesondere die Implikationen für die Reliabilität und Validität der resultierenden Daten im Fokus stehen. Die Umsetzung der offenen und geschlossenen Frageformate in der empirischen Studie wird erläutert und die Erwartungen an die Güte der Berufsindikatoren werden formuliert. Der Leser erhält einen Einblick in die methodischen Entscheidungen, die im Rahmen der Studie getroffen wurden, und versteht die Begründungen für die gewählte Messstrategie.
Kapitel 5: Strukturgleichungsmodelle: Dieses Kapitel führt in die Theorie und Anwendung von Strukturgleichungsmodellen ein. Es werden die Geschichte und Typologie dieser Modelle erläutert, inklusive Pfadanalyse und verschiedener Schätzverfahren. Der Fokus liegt auf der Modellierung des Statuszuweisungsprozesses, wobei das Grundmodell von Blau & Duncan (1967) als Ausgangspunkt dient. Die Darstellung quantitativ-empirischer Untersuchungen in der Bundesrepublik Deutschland bietet einen Kontext für die eigene Studie. Das Kapitel bereitet den Leser auf die Interpretation der empirischen Ergebnisse im folgenden Kapitel vor, indem es das methodische Fundament der Analyse erklärt und die Relevanz von Strukturgleichungsmodellen für die Fragestellung verdeutlicht.
Schlüsselwörter
Reliabilität, Validität, Beruflicher Status, Messmethoden, Offene Fragen, Geschlossene Fragen, Multiple Indikatoren, Berufsklassifikationen, Strukturgleichungsmodelle, Empirische Sozialforschung, Messtheorie, ALLBUS.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Reliabilität und Validität verschiedener Messmethoden zur Erfassung des beruflichen Status
Was ist das Thema der Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Reliabilität und Validität verschiedener Messmethoden zur Erfassung des beruflichen Status. Der Fokus liegt auf dem Vergleich offener, geschlossener und multipler Messindikatoren.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Messtheoretische Grundlagen, Berufsklassifikationen, Das multiple Messformat zur Messung von Berufen, Strukturgleichungsmodelle und Empirische Analysen. Jedes Kapitel wird im Inhaltsverzeichnis detailliert aufgeführt.
Welche messtheoretischen Ansätze werden behandelt?
Die Arbeit behandelt verschiedene messtheoretische Ansätze, darunter die direkte Messung, die Latent-Trait-Theorie und die klassische Testtheorie (KTT). Es wird auch auf die Messfehler-Testtheorie eingegangen. Die Reliabilität und Validität der Messungen werden ausführlich diskutiert, inklusive verschiedener Methoden der Reliabilitäts- und Validitätsschätzung (Test-Retest, Paralleltest, Split-Half, interne Konsistenz, Kriteriums-, Inhalts- und Konstruktvalidität).
Welche Berufsklassifikationen werden analysiert?
Die Arbeit analysiert verschiedene Ansätze zur Klassifizierung von Berufen, sowohl nach beruflichen Tätigkeiten (ISCO-88, SIOPS, ISEI, MPS) als auch nach beruflichen Stellungen (TSES, TGP, HSES, MBP). Die Stärken und Schwächen der verschiedenen Klassifikationssysteme werden kritisch diskutiert.
Wie werden offene und geschlossene Frageformate verglichen?
Das Kapitel 4 vergleicht detailliert offene und geschlossene Frageformate zur Erfassung von Berufen. Es werden die Vor- und Nachteile beider Methoden diskutiert, mit besonderem Fokus auf die Implikationen für die Reliabilität und Validität der Daten. Die Umsetzung in der empirischen Studie wird erläutert, und die Erwartungen an die Güte der Berufsindikatoren werden formuliert.
Welche Rolle spielen Strukturgleichungsmodelle?
Strukturgleichungsmodelle werden verwendet, um die empirischen Ergebnisse zu analysieren. Die Arbeit führt in die Theorie und Anwendung dieser Modelle ein, einschließlich Pfadanalyse und verschiedener Schätzverfahren. Der Fokus liegt auf der Modellierung des Statuszuweisungsprozesses, basierend auf dem Modell von Blau & Duncan (1967).
Welche Datenbasis wird verwendet?
Die Arbeit nennt im Kapitel 6 die verwendete Datenbasis für die empirischen Analysen. Nähere Details werden im Text der Arbeit beschrieben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Reliabilität, Validität, Beruflicher Status, Messmethoden, Offene Fragen, Geschlossene Fragen, Multiple Indikatoren, Berufsklassifikationen, Strukturgleichungsmodelle, Empirische Sozialforschung, Messtheorie, ALLBUS.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Reliabilität und Validität verschiedener Messmethoden zur Erfassung des beruflichen Status, mit dem Schwerpunkt auf dem Vergleich offener, geschlossener und multipler Messindikatoren. Sie analysiert messtheoretische Ansätze und Berufsklassifikationen, um die Güte der jeweiligen Messinstrumente zu bewerten und wendet Strukturgleichungsmodelle zur empirischen Überprüfung an.
Wo finde ich die Kapitelzusammenfassungen?
Die Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel befinden sich im Abschnitt "Zusammenfassung der Kapitel" innerhalb des Dokuments.
- Quote paper
- Marco Schmider (Author), 2005, Reliabilität und Validität der Messung von beruflichem Status, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39317