In unserer heutigen Konsumgesellschaft spielen materielle Dinge eine wichtige, für manche Menschen sogar die wichtigste Rolle in ihrem Leben. Viele Menschen definieren sich über ihre Besitztümer, wie das eigene Haus, ein Auto oder ihre Kleidung. Die Wirtschaft in den modernen Staaten unserer Erde profitiert von dem gestärkten Konsumverhalten unserer Gesellschaft und wirkt mit Hilfe der Werbung auch direkt auf dieses ein. Auch schon im Kindesalter kommt unser Nachwuchs in den Grundschulen oder im Kindergarten mit der Bedeutung von Markenkleidung oder geldintensiven Hobbys in Berührung. So auc h in der Jugend hat das Privateigentum unserer Eltern und deren Kapital eine mitentscheidende Auswirkung auf unser späteres Leben, sei es durch die Finanzierung unserer weiterführenden Bildung oder durch die Knüpfung wichtiger Kontakte im Bezug auf das Berufsleben. Nun ist die Frage wie nur bestimmte Menschen in den Genuss dieser Vorteile kommen und andere nicht und wie dies seinen Anfang nahm? In der heutigen Zeit kann man Güter mit Hilfe des Geldes erwerben, das man durch geleistete Arbeit erhält und auch vermehren kann. Jedoch wurde der Austausch oder die Aneignung von Gütern nicht schon immer über das Zahlungsmittel Geld abgewickelt. Vor der Einführung des Geldes bemaß man die Güter nach ihrem tatsächlichen Eigenwert, wodurch z.B. Feuerholz im Winter einen höheren Tauschwert hatte als im Sommer. Wenn man nun zurück geht zur Wiege der Menschheit stellt sich die Frage: Wie damals die Aneignung von Gütern gerechtfertigt wurde und vor sich ging? Durch schlichte Okkupation oder durch vertragsförmliche Absprache mit den übrigen Menschen, was sehr unwahrscheinlich ist. Oder war eine Rechtfertigung gegenüber der restlichen Menschheit, z.B. beim Pflücken eines Apfels, überhaupt nötig? Nach der Bibel hat Gott den Menschen die Welt gegeben und zwar hat er sie ihnen gemeinsam gegeben, was bedeutet, dass keiner ein Vorrecht auf bestimmte Dinge hatte. Wenn die Menschen nach diesem Glauben ihre Handlungen ausgerichtet haben, besteht das oben angesprochene Problem der Rechtfertigung und Billigung, bei der Aneignung eines Guts, durch die restliche Menschheit. Wie ist nun dieses Problem zu lösen? [...]
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Hintergrund und Intention der Eigentumstheorie
3 Eigentum und Arbeit
3.1 Der Naturzustand
3.2 Die Arbeitstheorie
3.3 Wertung der Arbeit
4 Erwerbsschranken
4.1 Die sufficiency Klausel
4.2 Eine versteckte Erwerbsschranke?
4.3 Die spoilation Klausel
5 Die Bedeutung und Funktion des Geldes
6 Kritik der Eigentumsbegründung John Lockes
7 Fazit
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
In unserer heutigen Konsumgesellschaft spielen materielle Dinge eine wichtige, für manche Menschen sogar die wichtigste Rolle in ihrem Leben. Viele Menschen definieren sich über ihre Besitztümer, wie das eigene Haus, ein Auto oder ihre Kleidung. Die Wirtschaft in den modernen Staaten unserer Erde profitiert von dem gestärkten Konsumverhalten unserer Gesellschaft und wirkt mit Hilfe der Werbung auch direkt auf dieses ein. Auch schon im Kindesalter kommt unser Nachwuchs in den Grundschulen oder im Kindergarten mit der Bedeutung von Markenkleidung oder geldintensiven Hobbys in Berührung. So auch in der Jugend hat das Privateigentum unserer Eltern und deren Kapital eine mitentscheidende Auswirkung auf unser späteres Leben, sei es durch die Finanzierung unserer weiterführenden Bildung oder durch die Knüpfung wichtiger Kontakte im Bezug auf das Berufsleben. Nun ist die Frage wie nur bestimmte Menschen in den Genuss dieser Vorteile kommen und andere nicht und wie dies seinen Anfang nahm? In der heutigen Zeit kann man Güter mit Hilfe des Geldes erwerben, das man durch geleistete Arbeit erhält und auch vermehren kann. Jedoch wurde der Austausch oder die Aneignung von Gütern nicht schon immer über das Zahlungsmittel Geld abgewickelt. Vor der Einführung des Geldes bemaß man die Güter nach ihrem tatsächlichen Eigenwert, wodurch z.B. Feuerholz im Winter einen höheren Tauschwert hatte als im Sommer. Wenn man nun zurück geht zur Wiege der Menschheit stellt sich die Frage: Wie damals die Aneignung von Gütern gerechtfertigt wurde und vor sich ging? Durch schlichte Okkupation oder durch vertragsförmliche Absprache mit den übrigen Menschen, was sehr unwahrscheinlich ist. Oder war eine Rechtfertigung gegenüber der restlichen Menschheit, z.B. beim Pflücken eines Apfels, überhaupt nötig?
Nach der Bibel hat Gott den Menschen die Welt gegeben und zwar hat er sie ihnen gemeinsam gegeben, was bedeutet, dass keiner ein Vorrecht auf bestimmte Dinge hatte. Wenn die Menschen nach diesem Glauben ihre Handlungen ausgerichtet haben, besteht das oben angesprochene Problem der Rechtfertigung und Billigung, bei der Aneignung eines Guts, durch die restliche Menschheit. Wie ist nun dieses Problem zu lösen?
Grotius, Pufendorf und John Locke, die sich alle einen Zustand vorstellten, wo alle alles gemeinsam besitzen, versuchen dieses Problem auf verschiedene Art zu lösen. Wie soll man sich einen Zustand vorstellen, in dem alle alles besitzen? Aristoteles meint, der Gedanke, dass alle kollektiv das gleiche besitzen, sei ein guter Gedanke, der allerdings nicht zu verwirklichen sei. Kann überhaupt irgendetwas nutzbar
gemacht und gebraucht werden, ohne dass es vom gemeinsamen Besitz dazu übergeht, privater Besitz zu sein? Wenn Eigentumsrecht die völlige Verfügungsfreiheit und totalen Besitzschutz für jedermann in sich einschließt, dann wird es schwierig, sich einen Zustand vorzustellen, in dem alle alles besitzen.
Grotius, Pufendorf und John Locke versuchten dieses Problem über verschiedene Ansätze zu lösen. In meiner Arbeit werde ich den Lösungsansatz und die Eigentumstheorie von John Locke näher untersuchen und analysieren, da sich auch schon Theoretiker der französischen Revolution, frühe Sozialisten ebenso wie die Väter der amerikanischen Verfassung auf seine geistiges Erbe beriefen. Ich werde zuerst den Hintergrund und die Intention, die John Locke zu deiner Abfassung der Two Treatises of Government bewegte, herausarbeiten und dann über die Darstellung seiner Eigentumstheorie zu einer Untersuchung seiner Theorie auf Konsistenz kommen. Somit wird sich ein Bild der Eigentumsbegründung ergeben der damals ein revolutionärer Schritt, im Bezug auf die vorherige Okkupationstheorie, bedeutete.
2 Hintergrund und Intention der Eigentumstheorie
Nachdem John Locke 1664 die Two Tracts of Government und die Essays on the Law of Nature fertiggestellt hatte wandte er sich zunächst von der Politik ab und verschrieb sich der Naturwissenschaft und der phänomenologisch betriebenen Medizin. Als er 1667 Oxford verließ und in die Dienste des späteren Earl of Shaftesbury, einem einflussreichen Politiker, eintrat, geschah dies nur in der Absicht weiter die Lehre der Medizin zu verfolgen. Die folgenden 12 Jahre, einschließlich seines Aufenthaltes in Frankreich, verbrachte Locke mit Problemen der Religion, Pädagogik, Philosophie sowie der Erkenntnistheorie, jedoch keineswegs mit der Naturrechts – oder Eigentumstheorie. Erst als ihn sein Freund und Förderer Shaftesbury 1679 nach London beorderte und ihn zu einer Abfassung einer Abhandlung über den Ursprung, Umfang und Zweck der staatlichen Regierung und politischen Herrschaft veranlasste, begann Lock über die Struktur und Beziehung der individuellen Rechte der Bürger nachzudenken. Zwischen 1679 und 1683 entstanden sodann, parallel zu der offenen Konfrontation des protestantischen Lords of Shaftesbury und des katholisch orientierten englischen Thronfolgers, die Two Treatises of Government. Im Laufe dieser Konfrontation versuchten die Tories (Anhänger des Königs) die Rechte des Monarchen über seine Untertanen theoretisch, mit Hilfe der Ausführungen Sir Robert Filmers aus den vierziger und fünfziger Jahren des 17. Jahrhunderts zu rechtfertigen. In dieser Zeit muss John Locke den Auftrag von den Whigs, also Shaftesbury, bekommen haben, die Argumente Filmers zu widerlegen und die Rechte der Bürger auf ein, von dem Monarchen unabhängigem, Eigentum und das damit verbundene Widerstandsrecht, niederzulegen. Womit sodann Shaftesbury die öffentliche Meinung auf seine Seite ziehen könnte, um Sie für sein Anliegen, eine Rebellion gegen die Krone, zu gewinnen. Die Two Treatises of Government sind somit als eine politische Unterstützung der Wighs anzusehen, die eine geplante Rebellion ideologisch vorbereiteten.[1]
3 Eigentum und Arbeit
„Property I have nowhere found more clearly explained, than in a book entitled, Two Treatises of Government“.[2] An diesem Zitat John Lockes kann man ablesen, dass seine Darstellung und Rechtfertigung des natürlichen individuellen Rechts auf Eigentum der Kern seiner Theorie der bürgerlichen Gesellschaft und Regierung war.[3] Das Recht Privateigentum zu besitzen schrieb er, im Abschnitt „Of Property“ in „The Second Treatise of Civil Government and a Letter Concerning Toleration“, nieder.[4] Das primäre Ziel der Menschheit, weswegen sie sich zu einem Staatswesen vereinigt und sich unter eine Regierung stellt, ist die Erhaltung ihres Eigentums. Dieser Satz der mehrmals im „Second Treatise“ niedergeschrieben ist, erfordert eindeutig ein natürliches Recht der Menschen auf Eigentum, ein Recht, das der Existenz einer bürgerlichen Gesellschaft und Regierungsgewalt vorausgeht und von ihr unabhängig ist. Schon zu Beginn des „Treatise“ setzt Locke voraus, dass jeder Mensch ein natürliches Recht auf Besitz habe. Der Zustand in dem sich alle Menschen befinden sei geprägt durch vollkommene Freiheit, ihre Handlungen so einzurichten und über ihren Besitz und ihre Person so zu verfügen, wie sie es für richtig erachten, unabhängig vom Rest der Menschheit.[5]
3.1 Der Naturzustand
Es ist auf jeden Fall klar, dass Gott, wie König David in Psalm 115, 16 sagt, dass er die Erde den Menschenkindern gegeben hat, und dass er sie ihnen gemeinsam gegeben hat.[6] Er hat sie ihnen gegeben, damit sie ihnen zum größten Vorteil und zur Annehmlichkeit ihres Lebens von Nutzen sei, da er allerdings keinem einzelnen Menschen einen speziellen Anspruch auf Güter zugewiesen hat („nobody has originally a private Dominion, exclusive of the rest of the mankind“II§26), waren Mittel und Wege von Nöten, die es ihnen ermöglichte in den Besitz äußerer Güter zu gelangen.[7] Denn erst wenn, z.B. ein Indianer eine Frucht für sich beanspruchen kann auf die kein anderer Jäger einen Anspruch hat, dann kann sie für den Unterhalt seines Lebens von Nutzen sein.[8] Um die Verhältnisse des von Locke beschriebenen Naturzustand zu verdeutlichen sind im Folgenden die wichtigsten Eigenschaften angemerkt: Es gibt einen Überfluss an materiellen Gütern, die Anzahl der Menschen ist klein im Verhältnis zu dem Gebiet das ihnen zur Verfügung steht, das Leben entspricht vorindustriellen Verhältnissen, es gibt keine staatliche Organisation, das Geldsystem ist noch nicht eingeführt, der Eigenwert der Dinge hängt von ihrem Gebrauch ab, keiner wünscht sich mehr als er braucht.[9] Nun ist die Frage wie ein einzelner Mensch ohne die Zustimmung der ganzen Menschheit zu privatem Eigentum gelangen kann?
[...]
[1] Brocker, Manfred: Arbeit und Eigentum. Der Paradigmenwechsel in der neuzeitlichen Eigentumstheorie. Darmstadt 1992, S.137-147.
[2] Hahn, Johannes: Der Begriff des Property bei John Locke. Frankfurt am Main 1984, S.9.
[3] Macpherson, C.B.: Die politische Theorie des Besitzindividualismus. Frankfurt am Main 1980, S.223.
[4] Diss.: Lantz, Göran, Eigentumsrecht-ein Recht oder Unrecht. Eine kritische Beurteilung der ethischen Argumente für das Privateigentum bei Aristoteles, Thomas von Aquin, Grotius, Locke, Hegel, Marx und in den modernen katholischen Sozialenzykliken. Uppsala 1977, S.73.
[5] Macpherson, Besitzindividualismus, S.224.
[6] Locke, John: Über die Regierung. Stuttgart 1980, S.217
[7] Brocker, Eigentum, S.167f.
[8] Locke, Regierung, S.217f.
[9] Lantz, Eigentumsrecht, S.75.
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- Bernhard Ulrich (Author), 2005, John Locke, The Second Treatise of Government, Kapitel V: Das Eigentum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39148
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