Der Kanun des Lekë Dukagjini ist ein interessantes, soziales Phänomen in Albanien, welches bereits seit Jahrhunderten besteht und erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts als problematisch klassifiziert wurde. Es handelt sich um ein Gewohnheitsrecht, welches in den Bergen Nordalbaniens in der römisch-katholischen Bevölkerung Anwendung findet. Problematisch an diesem Gewohnheitsrecht sind vorrangig die festgefahrenen, mittelalterlichen Strukturen, in denen der Kanun verharrt. Dabei zentral ist die Blutrache, die zu Fehden zwischen Familien führt, die bereits über Generationen hinweg bestehen und immer größere Kreise ziehen. Der albanische Staat scheint dieser Problematik weitgehend ohnmächtig gegenüberzustehen. Diese Diffizilität erweitert sich auf ganz Europa, bedenkt man, dass Albanien seit dem 24. Juni 2014 offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union ist.
Daher ist eine Auseinandersetzung mit dem Kanun des Lekë Dukagjini von großer Relevanz. Eine solche soll in dieser Arbeit auf rechtsphilosophischer Weise stattfinden. Genauer sollen zentrale Aspekte aus Georg Wilhelm Friedrich Hegels Werk „Grundlinien der Philosophie des Rechts“ herausgegriffen und in Kürze erläutert werden. Dabei wird das abstrakte Recht, die Moralität und die Sittlichkeit kurz skizziert und einzelne Details, die für den Fortlauf der Arbeit notwendig sind, im Speziellen eingegangen. Dazu zählen das Unrecht, welches noch im abstrakten Recht verankert ist und das Gewohnheitsrecht, das wiederum in der bürgerlichen Gesellschaft und somit in der Sittlichkeit bei Hegel zu finden ist. In einem zweiten Schritt soll die Brisanz des Kanuns des Lekë Dukagjini anhand historischer Fakten und einigen wenigen inhaltlichen Einzelheiten, die sich dennoch eignen, die hohe Prägnanz des Problems zu illustrieren, aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Recht bei Hegel
- Das abstrakte Recht
- Die Charakteristik des Eigentums und des Vertrags
- Das Unrecht
- Das Recht in der Moralität
- Das Recht in der konkreten Sittlichkeit
- Das Gewohnheitsrecht in der Sittlichkeit der bürgerlichen Gesellschaft
- Der Kanun des Lekë Dukagjini in Albanien
- Die Rechtspluralität im Osmanischen Reich und die Wirkung des albanischen Kanuns in der Moderne
- Der Inhalt des Kanuns
- Die Familie und ihre Stellung in der Gemeinschaft
- Die Ehre
- Die Blutrache
- Die Kohärenz zwischen Hegels Rechtsphilosophie und den Kanun des Lekë Dukagjini
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem albanischen Kanun des Lekë Dukagjini und untersucht seine Beziehung zur hegelschen Rechtsphilosophie. Sie strebt danach, das traditionelle Gewohnheitsrecht des Kanuns aus der Perspektive Hegels zu analysieren und zu verstehen, inwiefern seine Prinzipien und Strukturen mit Hegels Konzepten von Recht, Moralität und Sittlichkeit in Einklang gebracht werden können. Die Arbeit untersucht insbesondere die Auswirkungen der Blutrache auf die albanische Gesellschaft und die Frage, ob der Kanun in Hegels Sinne ein Rechtsordnung darstellt.
- Der Kanun des Lekë Dukagjini als Gewohnheitsrecht in Albanien
- Die Blutrache als zentrales Element des Kanuns und ihre Auswirkungen
- Hegels Rechtsphilosophie und seine Konzepte von abstraktem Recht, Moralität und Sittlichkeit
- Die Anwendbarkeit hegelscher Rechtsprinzipien auf den Kanun des Lekë Dukagjini
- Die Frage nach der Legitimität des Kanuns im Lichte der hegelschen Rechtsphilosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kanun des Lekë Dukagjini als ein wichtiges soziales Phänomen in Albanien vor und erläutert die Relevanz seiner Analyse aus rechtsphilosophischer Sicht. Es werden die zentralen Aspekte der Arbeit und die Forschungsfrage formuliert.
Kapitel 2 bietet eine kurze Einführung in Hegels Rechtsphilosophie und beleuchtet seine Konzepte von abstraktem Recht, Moralität und Sittlichkeit. Die Bedeutung des Gewohnheitsrechts im hegelschen Sinne wird ebenfalls thematisiert.
Kapitel 3 widmet sich dem Kanun des Lekë Dukagjini in Albanien. Es beleuchtet die historische Entwicklung und die Strukturen des Kanuns, insbesondere die Rolle der Blutrache und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Kanun des Lekë Dukagjini, Blutrache, Gewohnheitsrecht, Rechtspluralität, Hegelsche Rechtsphilosophie, abstraktes Recht, Moralität, Sittlichkeit, Rechtsordnung, Legitimität.
- Quote paper
- Dorothee Stauche (Author), 2017, Der albanische Kanun des "Lekë Dukagjini" und die hegelsche Rechtsphilosophie. Das Gewohnheitsrecht in Albanien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388551