Das Kugelstoßen gehört zu den leichtathletischen Wurf- und Stoßdisziplinen, ist seinem Charakter nach schnellkraftorientiert und den azyklischen Bewegungen zuzuordnen. Bereits Homer berichtete in seiner Ilias über Steinstoßwettbewerbe der Soldaten während der Belagerung Trojas. Im 17. Jahrhundert waren es englische Soldaten, die Wettbewerbe im Kanonenkugelstoßen durchführten. Um das Jahr 1860 wurde das Kugelstoßen reglementiert: Das Gewicht wurde auf 16 Pfund (=7,257 kg) festgelegt und der Stoß erfolgte fortan aus einer vorgegebenen Fläche heraus. Das war anfangs ein Quadrat mit 7 Fuß (ca. 2,13) Kantenlänge, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch einen Kreis ersetzt wurde. Allerdings war dieser Kreis damals nicht betoniert, sondern wurde einfach in die Asche eingezeichnet. Das Kugelstoßen ist seit 1896 olympisch und konnte bis zu Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts eine kontinuierliche Leistungssteigerung verzeichnen. Seither stagniert die Entwicklung aus Gründen, die hier nicht diskutiert werden. In der vorliegenden Arbeit soll vielmehr das Kugelstoßen als sportliche Disziplin beschrieben werden. Auf die physikalischen und biomechanischen Grundlagen aufbauend sollen die beiden im Hochleistungssport vorzufindenden Techniken erläutert werden. Im abschließenden Teil der Arbeit werden methodische Empfehlungen für das Lehren und Lernen des Kugelstoßens dargeboten. Dabei werden jedoch keine Übungsbeispiele gegeben, von denen es unzählige gibt, sondern es wird eine methodische Stufenfolge erläutert, die zum Erlernen der Technik eingehalten werden sollte. Bei der konkreten Auswahl der Übungen sind der Kreativität des Lehrenden keine Grenzen gesetzt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Physikalische Grundlagen des Kugelstoßes
2.1 Vorbemerkungen
2.2 Allgemeine physikalische Gesetzmäßigkeiten für den Kugelstoß
2.3 Biomechanische Gesetzmäßigkeiten für den Kugelstoß
3. Die Leistungsstruktur des Kugelstoßens
4. Die Techniken des Kugelstoßes
4.1 Vorbemerkungen
4.2 Die Angleittechnik
4.3 Die Drehstoßtechnik
5. Das Lehren und Lernen des Kugelstoßes
Literatur
1. Einleitung
Das Kugelstoßen gehört zu den leichtathletischen Wurf- und Stoßdisziplinen, ist seinem Charakter nach schnellkraftorientiert und den azyklischen Bewegungen zuzuordnen.
Bereits Homer berichtete in seiner Ilias über Steinstoßwettbewerbe der Soldaten während der Belagerung Trojas. Im 17. Jahrhundert waren es englische Soldaten, die Wettbewerbe im Kanonenkugelstoßen durchführten. Um das Jahr 1860 wurde das Kugelstoßen reglementiert: Das Gewicht wurde auf 16 Pfund (=7,257 kg) festgelegt und der Stoß erfolgte fortan aus einer vorgegebenen Fläche heraus. Das war anfangs ein Quadrat mit 7 Fuß (ca. 2,13) Kantenlänge, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch einen Kreis ersetzt wurde. Allerdings war dieser Kreis damals nicht betoniert, sondern wurde einfach in die Asche eingezeichnet.
Das Kugelstoßen ist seit 1896 olympisch und konnte bis zu Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts eine kontinuierliche Leistungssteigerung verzeichnen. Seither stagniert die Entwicklung aus Gründen, die hier nicht diskutiert werden.
In der vorliegenden Arbeit soll vielmehr das Kugelstoßen als sportliche Disziplin beschrieben werden. Auf die physikalischen und biomechanischen Grundlagen aufbauend sollen die beiden im Hochleistungssport vorzufindenden Techniken erläutert werden.
Im abschließenden Teil der Arbeit werden methodische Empfehlungen für das Lehren und Lernen des Kugelstoßens dargeboten. Dabei werden jedoch keine Übungsbeispiele gegeben, von denen es unzählige gibt, sondern es wird eine methodische Stufenfolge erläutert, die zum Erlernen der Technik eingehalten werden sollte. Bei der konkreten Auswahl der Übungen sind der Kreativität des Lehrenden keine Grenzen gesetzt.
2. Physikalische Grundlagen des Kugelstoßes
2.1 Vorbemerkungen
Die Technik des Kugelstoßes unterliegt, wie auch andere sportliche Techniken, physikalischen Gesetzen. Die physikalischen Faktoren, die das sportliche Ziel, das Erreichen einer maximalen Flugweite der Kugel, beeinflussen, lassen sich dabei zwei Bereichen zuordnen:
- den allgemeinen physikalischen Gesetzmäßigkeiten des Fluges der Kugel und
- den biomechanischen Gesetzmäßigkeiten, denen sich der Sportler beim Stoßen der Kugel auszusetzen hat.
Im Folgenden sollen diese Faktoren, den entsprechenden Bereichen zugeordnet, näher beleuchtet werden.
2.2 Allgemeine physikalische Gesetzmäßigkeiten für den Kugelstoß
Rein physikalisch gesehen handelt es sich beim Kugelstoß um einen schrägen Wurf. Demnach sind die folgenden Parameter für die Flugweite (L) des Gerätes entscheidend:
- die Abfluggeschwindigkeit der Kugel (v0)
- der Abflugwinkel der Kugel zur Horizontalen (α0)
- die Abflughöhe der Kugel (h0)
- die Erdbeschleunigung (g, als Konstante mit 9,81 m/s²) (vgl. Abb. 1)
Abb. 1 Abflugparameter und Flugbahn der Kugel für einen 23-m-Stoß (aus: Hinz, 1991, S. 22)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Unter der Voraussetzung, dass diese Faktoren hinreichend genau bestimmt werden, lässt sich die (theoretische) Weite des Kugelstoßes mit der folgenden Formel berechnen:
Aus der Formel wird ersichtlich, dass die Abfluggeschwindigkeit der Faktor mit dem größten Einfluss auf die Stoßweite ist[1]. Damit hat der Sportler die Aufgabe, diese zu maximieren und alle anderen Faktoren zu optimieren. Die Leistungsentwicklung im Kugelstoßen ist beinahe ausschließlich an die Erhöhung der Abfluggeschwindigkeit gebunden. Eine Erhöhung der Abfluggeschwindigkeit um 3,6% hat eine Verbesserung der Stoßweite um 6% zur Folge (nach Tutewitsch, vgl. Hinz, 1991, S. 21; Bauersfeld & Schröter, 1992, S. 293).
Den Abflugwinkel gibt HINZ (1991, S. 20) mit 42° als physikalisch optimal an, ohne jedoch zu erwähnen, dass dieser von Abfluggeschwindigkeit und der -höhe abhängig und folglich verschieden ist. Dieser Winkel wird aber i.d.R. nicht erreicht, da ein flacherer Ausstoß günstigere Arbeitsbedingungen für die Muskulatur ermöglicht. Dass die Verringerung des Abflugwinkels zugunsten einer höheren Abfluggeschwindigkeit absolut gerechtfertigt ist, zeigt der von HINZ angeführte Vergleich: Eine Abweichung vom optimalen Winkel um 4,7% hat eine Verringerung der Stoßweite von lediglich 0,3 % zur Folge.
Die Abflughöhe ist im Wesentlichen vom Leistungsfaktor Konstitution bestimmt und vom Sportler nicht sinnvoll veränderbar[2]. Daher ist diese Größe für die Technik des Kugelstoßes nicht relevant, wenngleich sie bei der Athletensichtung berücksichtigt werden sollte.
Aus physikalischer Sicht sind außerdem äußere Kräfte (wie etwa Wind oder Regen) und die Aerodynamik der Kugel als Einflussgrößen auf die Flugweite zu nennen. Da jedoch die Lage der Kugel in der Luft stets und bei allen Sportlern gleich und die Flugdauer relativ gering ist, können diese Größen vernachlässigt werden[3].
Hieraus wird deutlich, dass die Biomechanik und folglich die Technik des Kugelstoßes fast ausschließlich auf das Erreichen einer maximalen Abfluggeschwindigkeit der Kugel ausgerichtet sein müssen.
2.3 Biomechanische Gesetzmäßigkeiten für den Kugelstoß
Um die gewünschte maximale Abfluggeschwindigkeit der Kugel zu erreichen, muss diese beschleunigt werden. Da der Beschleunigungsweg durch die Anatomie des Sportlers und das Regelwerk (Stoßen aus dem Ring heraus) begrenzt ist, ist eine Leistungsentwicklung fast ausschließlich über die Vergrößerung der Beschleunigungskraft möglich. Diese wird in Form eines Kraftstoßes übertragen. Es muss eine hohe mechanische Leistung, die Beschleunigungsleistung Pa, abgegeben werden. Das heißt, innerhalb einer relativ kurzen Zeit muss eine möglichst große Energiemenge auf die Kugel übertragen werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Um die maximale Beschleunigungsleistung zu erreichen, durchläuft die Kugel zwei voneinander abhängige Phasen[4]:
a) Vorbeschleunigung im System Sportler-Kugel
Im Zuge dieses Bewegungsabschnittes sind optimale Bedingungen für die folgende Phase zu schaffen. Das heißt, der Sportler und die Kugel sollen eine möglichst hohe Anfangs-geschwindigkeit erreichen. Dabei ist eine zweckmäßige Stellung der Körperglieder zueinander und zur Kugel zu sichern.
b) Hauptbeschleunigung zum Erreichen von v 0
Während dieser Phase wird die Kugel durch das Beschleunigen und Bremsen einzelner Körperglieder auf seine maximale Geschwindigkeit beschleunigt (vgl. Hinz, 1991, S. 27).
Durch die Stemmbewegung wird eine Seite des vorbeschleunigten Körpers abrupt abgebremst. Das hat einen auf das Becken wirkenden exzentrischen Kraftstoß zur Folge, der die andere Körperseite beschleunigt. Diese Schwenkbewegung im Hüftgelenk wird durch eine Drehstreckbewegung des nicht stemmenden Beines unterstützt und verstärkt die Muskelvorspannung im Rumpf (vgl. Haberkorn & Plaß, 1992, S. 125). Diese Impuls-übertragung muss letztlich bis zur Kugel fortgesetzt werden.
[...]
[1] Die Abfluggeschwindigkeit entscheidet zu ca. 85% über die Stoßweite. Vgl. Haberkorn & Plaß, 1992, S. 124.
[2] Theoretisch könnte der Sportler durch ein Abspringen vor dem Ausstoß die Abflughöhe vergrößern, jedoch verbieten die Masse der Kugel und die Biomechanik des Stoßens dieses Vorgehen.
[3] Im Gegensatz zum Diskus- oder Speerwurf, bei denen genannte Größen einen wesentlichen Einfluss haben.
[4] Diese Phaseneinteilung unterliegt biomechanischen Gesichtspunkten und unterscheidet sich daher von der Gliederung der jeweiligen Techniken im Kapitel 4.
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