Ein Essay über "blat", das in der damaligen Sowjetunion praktiziert wurde und bis heute Teil russischer Kultur ist. Es werden Methoden herausgearbeitet, mit denen man heutzutage noch Informationen über "blat" herausfinden kann.
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ... 3
2.
Ursprung und Entstehung des Begriffs ,,blat" ... 3
3.
Beispiele von ,,blat" ... 4
4.
Einige positive und negative Aspekte über ,,blat" ... 5
5.
Tagebücher ... 5
6.
Interviews mit Zeitzeugen ... 6
7.
Schwierigkeiten bei der Suche nach Zeitzeugen ... 7
8.
Andere Recherchequellen zum Thema ,,blat" ... 8
9.
Fazit ... 8
Literaturverzeichnis ... 10
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1. Einleitung
In dem folgenden Absätzen möchte ich gerne den Begriff ,,blat" definieren und werde kurz
beschreiben wie ,,blat" in den 70er Jahren in der Sowjetunion funktionierte, wer davon profitierte
und in welchem Ausmaß es praktiziert wurde.
Insbesondere werde ich versuchen Methoden herauszuarbeiten, mit denen man heut- zutage an
Informationen über das damalige ,,blat" herausbekommt. Sei es durch Befragung von Zeitzeugen
oder durch andere archivierte Dokumente. Ich möchte gerne versuchen herauszufinden, welche
Methode am besten dafür geeignet ist und was die Menschen damals über ,,blat" gedacht haben.
2. Ursprung und Entstehung des Begriffs ,,blat"
Zuerst möchte ich gerne näher auf den Begriff ,,blat" eingehen. Die Begriffsprägung entstand in der
Zeit von Ekaterina II. Sie erließ damals den deutschen Rückkehrern nach Russland die Wehrpflicht,
Gefängnisstrafen und erteilte andere Privilegien. Sie selbst war auch eine Deutsche und handelte
aus Solidarität zu ihrer Heimat. Diese Bevorzugungen im Vergleich zu den in Russland lebenden
Russen, die dies alles nicht bekamen, nannte man ,,blat".
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Der Begriff ,,blat" hat seinen Ursprung daher aus dem Deutschen und entstand damals in der Zeit in
der Sowjetunion, in der Konsumgüter sehr knapp waren und nur durch bestimmte Beziehungen zu
erhalten waren.
,,Blat" war früher etwas, was man als eine Art ,,Währung" beschreiben könnte. In einer
Mangelwirtschaft, wie damals in der Sowjetunion, war es schwierig durch reine Selbstversorgung
zu überleben.
Die Menschen bekamen entweder keine Löhne, stattdessen bekamen sie Lebensmittelgüter von
ihrem Arbeitgeber, oder der Lohn kam verspätet oder wurde nur teilweise ausbezahlt. Das führte
natürlich dazu, dass Geld aus anderen Quellen beschafft werden musste, um seine Familien
ernähren zu können. Es wurden illegale Nebenverdienste praktiziert, wobei Dienstleistungen gegen
Geld oder ein Austausch von knappen Waren angeboten wurden. Man knüpfte Beziehungen zu
Leuten unter dem Deckmantel einer Freundschaft, damit es nicht nach Bestechung aussah.
Riewe Kai (2010): Interdependenz wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Transformation. Das ökonomische Potenzial
sozialen Kapitals am Beispiel der Russischen Föderation. Berlin: Logos Verlag Berlin
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Man musste die richtigen Leute kennen, um an knappe Waren oder besondere Dienstleistungen zu
kommen, um sich dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Es fand sozusagen ein Austausch zwischen
zwei oder mehreren Parteien statt, der den beteiligten Personen Vorteile verschaffte. Hatte jemand
eine Dienstleistung oder eine Ware unter der Hand bekommen, stand er sozusagen in der Schuld des
anderen und musste dieser Person entweder eine direkte Gegenleistung anbieten oder musste die
Schuld zu einem anderen Zeitpunkt, auch durch dritte Beteiligte möglich, begleichen.
3. Beispiele von ,,blat"
Wollte jemand zum Beispiel seine Kinder an eine bestimmte Universität schicken oder benötigte er
eine gute Schulnote, damit sie die Prüfungen bestehen, konnte er dies ohne großen Aufwand tun,
indem er dem Professor eine Gegenleistung anbietet oder ihn einfach mit Geld besticht. Dies war
damals, sowie auch teilweise heute noch eine gängige Praxis.
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War früher aufgrund der Konsumknappheit vielmehr der Verkauf von Waren unter der Hand weit
verbreitet, sind es heute eher die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen, in denen sowas wie
,,blat" noch praktiziert wird. Hohe Staatsposten werden untereinander weitergereicht und lukrative
Wirtschaftsbeziehungen ziehen gegenseitigen Nutzen von sich. Jeder profitiert von jedem. Der
Kreis, der von ,,blat" profitierte, war aber begrenzt, da man bereits vorhandene Beziehungen haben
musste, um durch sie an Vorteile zu kommen. Es war schwer für Menschengruppen, die aus sozial
schwachen Verhältnissen kamen, in bereits bestandene Bekanntennetzwerke reinzukommen, da sie
keine Gegegnleistung anbieten konnten und daher wirtschaftlich gesehen nutzlos waren.
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http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/bestechung-an-russischen-universitaeten-mit-rubeln-zum-erfolg-a-
895931.html
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http://www.buergerimstaat.de/23_01/russland11.htm
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4. Einige positive und negative Aspekte über ,,blat"
,,Blat" hatte sowohl positive wie auch negative Aspekte, die ich hier gerne aufgreifen möchte.
Berichte von Zeitzeugen beschreiben ,,blat" sogar als ,,warm" und ,,menschlich". Da das Vertrauen
an den Staat nicht mehr so stark war, war man auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Man nahm sein
Schicksal selbst in die Hand. Damals war man auf verbindliche Netzwerke angewiesen. Alles
geschah natürlich unter der Hand, aber es entstand ein Gefühl der Solidarität und ein
Gemeinschaftsgefühl in der Gesellschaft, das vielen Hoffnung und ein positives Gefühl verschaffte,
nicht mehr vom Staat abhängig zu sein.
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Was aber ein negativer Aspekt von ,,blat" ist, ist natürlich die Korruption von Staats-bediensteten.
Der Rechtsstaat erfüllte seine Funktion als solches nur bedingt. Man konnte wegen nichts verhaftet
werden, aber auch trotz offensichtlicher Beweise freigesprochen werden. Alles durch gewisse
Kontakte von oben.
Bei vielen Menschen verursachte offen gezeigter Wohlstand oft Neid und Missgunst. Die Schere
zwischen arm und reich wurde immer grösser. Die Reichen wurden dadurch nur noch reicher und
die Armen mussten zugucken wie sie klarkommen.
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5. Tagebücher
Wie kann man heutzutage also belegen, dass es sowas wie ,,blat" überhaupt gab? Damals war es
verpönt über seine Beziehungen zu reden, da man natürlich Angst hatte, dass man dadurch seine
Kontakte verliert und sich dadurch eventuell strafrechtliche Konsequenzen daraus ziehen könnten,
weil alles illegal passierte.
Anhand von Tagebüchern lässt sich ganz gut belegen, dass es sowas wie ,,blat" damals gab.
Tagebücher sind einerseits schriftliches Beweismaterial aus der damaligen Zeit und stammen von
echten Zeitzeugen.
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https://books.google.de/books?id=T6kBBQAAQBAJ&pg=PA87&dq=Alltagsbeobachtung+als+Subversion:+blat&hl=
de&sa=X&ei=nq0aVeHwEMLVavT8geAB&ved=0CCEQ6AEwAA#v=onepage&q=Alltagsbeobachtung%20als%20Su
bversion%3A%20blat&f=false
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http://www.buergerimstaat.de/23_01/russland11.htm
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- Irina Koch (Author), 2015, Wie kommt man heute an Informationen über "blat", das in den 70er Jahren in der Sowjetunion herrschte?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387604
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