„Der Religionsunterricht macht euch unkritisch. Er nötigt zur Anpassung und soll die in der Taufe erschlichene Christianisierung verfestigen und euch für eine lebenslängliche Mitgliedschaft in Kirche und christlichem Abendland präparieren. [...] Beginnt damit den Religionsunterricht auszutrocknen. Massenhaft. Dann wird der Weg frei für einen kritischen Unterricht.“ Das vorangestellte Zitat aus einem Flugblatt des Jahres 1968 verdeutlicht mit drastischen Worten die auf grundlegende Veränderung zielende Stimmung im Deutschland der ausgehenden sechziger Jahre. Es zeigt, dass sich neben einer konservativen politischen Haltung auch die religiöse Tradition einer umfassenden Kritik ausgesetzt sah. Die Religionspädagogik reagiert auf die veränderten Umstände. Auf evangelischer Seite kommen verschiedene Varianten eines Problemorientierten Religionsunterrichts auf. Auf katholischer Seite spielt die sogenannte Korrelationsdidaktik und die damit verbundene Wende eine große Rolle. Allgemein kann man davon sprechen, dass eine Neuorientierung zum Subjekt hin, dem Kind und Jugendlichen, erfolgte. Titel wie "Muß die Bibel im Mittelpunkt des Religionsunterrichtes stehen?" - "Empirische Wendung" - "Verleugnung des Kindes" - "Themen statt Texte?" legen davon Zeugnis ab. Mit empirischer Wende „ [...] ist die Abkehr von der geisteswissenschaftlich-philosophischen Orientierung der Pädagogik proklamiert [...] Vielmehr wendet man sich den empirischen Sozialwissenschaften zu [...] So ist nunmehr die Rede von Sozialisation, von Identitätsfindung, von Erziehung, von Unterricht oder Qualifikation anstelle des bisherigen Bildungsbegriffs.“ Anhand zweier Konzepte, den Arbeiten von Dieter Stoodt und Hans- Jürgen Fraas möchte ich mitten in diese spannende Phase der Religionspädagogik eintauchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sozialisationsbegleitender Religionsunterricht
- Biographische Anmerkungen zu Stoodt
- Prägende Biographiestationen im religiösen Bereich
- Prägende Biographiestationen im politischen Bereich
- Prägende Biographiestationen im kirchlichen Bereich
- Prägende Biographiestationen im wissenschaftlichen Bereich
- Analyse des Konzeptes
- Gesamtziele des Konzeptes
- Hilfe zur Selbstfindung
- Hilfe zu solidarischem Handeln
- Hilfe zu stellvertretendem Handeln
- Hilfe zu alternativischem Denken
- Mündigkeit
- Religionsbegriff (Neutralisierte Religion)
- Rolle des Lehrers
- RU als Hilfe zur Identitätsbildung
- Biographische Anmerkungen zu Fraas
- Drei Elemente eines theologischen Lebens
- Besondere religiöse Situation unter Nationalsozialismus und Sozialismus
- Universitätszeit
- Theologisches Profil
- Analyse des Konzeptes
- Dominanzsysteme
- Gesellschaft
- Orientierung am Schüler
- Fachwissenschaft und Tradition
- Identität als Bezugsrahmen
- Vermittlung von Identität und dabei entstehende Probleme
- Verbindung von Identität und Biographie
- Vorschulische Entwicklung
- Schule und pubertäre Identitätskrise
- Sozialisationsinstitutionen
- Familie
- Kindergarten
- Gemeinde
- Religionsunterricht
- Weiterführung des Konzeptes im Kontext der Religionspsychologie
- Vergleich beider Konzepte
- Kritik an den Konzepten
- Kritik an Stoodt
- Kritik an Fraas
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese wissenschaftliche Arbeit setzt sich zum Ziel, zwei Konzepte des Religionsunterrichts im Kontext der Religionspädagogik zu vergleichen: den "sozialisationsbegleitenden Religionsunterricht" von Dieter Stoodt und den Religionsunterricht als Hilfe zur Identitätsbildung von Hans-Jürgen Fraas. Die Arbeit analysiert die jeweiligen Konzepte, betrachtet die Biografien der Autoren und beleuchtet die Kritikpunkte, die an den Ansätzen geäußert wurden.
- Analyse und Vergleich der Konzepte des sozialisationsbegleitenden Religionsunterrichts und des Religionsunterrichts als Hilfe zur Identitätsbildung
- Biographische Einflüsse auf die Konzepte der beiden Autoren
- Kritik an den Konzepten und deren Schwächen
- Relevanz der Konzepte im Kontext der Religionspädagogik und deren Beitrag zur Diskussion um die Rolle des Religionsunterrichts
- Entwicklung des Religionsunterrichts im Kontext der 60er Jahre und die Bedeutung der empirischen Wende in der Pädagogik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Arbeit vor und führt in die Thematik des sozialisationsbegleitenden Religionsunterrichts und des Religionsunterrichts als Hilfe zur Identitätsbildung ein. Sie beleuchtet den historischen Kontext und die Relevanz der beiden Konzepte im Wandel der Religionspädagogik.
Kapitel 1 analysiert das Konzept des sozialisationsbegleitenden Religionsunterrichts von Dieter Stoodt. Es beschreibt Stoodts Biografie und seine prägenden Stationen im religiösen, politischen, kirchlichen und wissenschaftlichen Bereich. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Konzeptes, seiner Gesamtziele und seiner zentralen Elemente wie Mündigkeit, Religionsbegriff und der Rolle des Lehrers.
Kapitel 2 befasst sich mit dem Konzept des Religionsunterrichts als Hilfe zur Identitätsbildung von Hans-Jürgen Fraas. Auch hier werden Fraas' biografische Stationen beleuchtet, mit Fokus auf seinen Werdegang im Bereich der Theologie und seine zentrale These vom Religionsunterricht als Hilfe zur Identitätsbildung. Das Kapitel analysiert Fraas' Konzept im Detail, betrachtet die Dominanzsysteme, die Rolle der Identität und die Bedeutung der verschiedenen Sozialisationsinstitutionen.
Kapitel 3 bietet einen Vergleich der beiden Konzepte. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Stoodts und Fraas' Ansätzen herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen der Religionspädagogik, insbesondere die Konzepte des sozialisationsbegleitenden Religionsunterrichts, des Religionsunterrichts als Hilfe zur Identitätsbildung und deren Kritik. Die Arbeit fokussiert auf die Biografien der beiden Autoren Dieter Stoodt und Hans-Jürgen Fraas, deren Ansätze im Kontext der empirischen Wende in der Pädagogik und der veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der 60er Jahre zu betrachten sind.
- Quote paper
- Dominik Benz (Author), 2005, Sozialisationsbegleitender Religionsunterricht (D. Stoodt) und Religionsunterricht als Hilfe zur Identitätsbildung (H.-J. Fraas) - Ein Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38749