In seinem Text “Abschied von der Aufklärung?” formuliert Wolfgang Klafki ein neues Konzept von Allgemeinbildung. Dabei stützt er sich auf die bildungstheoretischen Traditionen der Epoche der Aufklärung, weil er ihre Ideen für immer noch brauchbar befindet und sie weiterdenken möchte. Diese vom Bürgertum ausgehende Emanzipationsbewegung Ende des 17. bis Ende des 18. Jahrhunderts in Europa zeichnet ihr Glaube an die autonome Vernunft, die Individualität und Selbstbestimmung des Menschen aus. Zu ihren bildungstheoretischen Konzepten zählen die Forderung nach Allgemeinbildung (allerdings nur für Jungen) aller Schichten, wobei Bildung als Grundvoraussetzung für Mündigkeit verstanden wird. Die Erziehung und Bildung der Kinder wurde zur Voraussetzung des historischen Fortschritts und der Wirtschaftsförderung. Klafki begründet seine Forderung nach einer Neubestimmung von Allgemeinbildung, indem er ihr eine wichtige Bedeutung bei der Weiterentwicklung und der Reform im Bildungswesen zuschreibt. Um seinen Bildungsbegriff zu konkretisieren, zeigt Klafki außerdem die resultierenden nötigen Veränderungen im Schulsystem – und unterricht auf. In diesem Essay soll zunächst Klafkis “zeitgemäßer” Bildungsbegriff dargelegt und anschließend diskutiert werden. Ich werde Klafkis Konzept im Hinblick auf die gegenwärtigen Anforderungen der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts überprüfen und auch sein Bildungskonzept darauf untersuchen, welche seiner Ideen in das heutige Schulwesen gefunden haben. Außerdem werde ich die bildungstheoretischen Traditionen seit der Aufklärung hinzuziehen und ihre Ideen und Forderungen mit denen Klafkis vergleichen. Es wird sich zeigen, dass viele seiner Ideen dort ihren Ursprung haben. In meiner kritischen Auseinandersetzung mit seinem Bildungsbegriff werde ich auch “Schwachstellen”, sowie mir offen gebliebene Fragen an sein Konzept aufzeigen.
Einleitung
In seinem Text “Abschied von der Aufklärung?” formuliert Wolfgang Klafki1 ein neues Konzept von Allgemeinbildung. Dabei stützt er sich auf die bildungstheoretischen Traditionen der Epoche der Aufklärung, weil er ihre Ideen für immer noch brauchbar befindet und sie weiterdenken möchte. Diese vom Bürgertum ausgehende Emanzipationsbewegung Ende des 17. bis Ende des 18. Jahrhunderts in Europa zeichnet ihr Glaube an die autonome Vernunft, die Individualität und SelbstbestimmungdesMenschenaus.ZuihrenbildungstheoretischenKonzeptenzählendie Forderung nach Allgemeinbildung (allerdings nur für Jungen) aller Schichten, wobei Bildung als Grundvoraussetzung für Mündigkeit verstanden wird. Die Erziehung und Bildung der Kinder wurde zur Voraussetzung des historischen Fortschritts und der Wirtschaftsförderung.
Klafki begründet seine Forderung nach einer Neubestimmung von Allgemeinbildung, indem er ihr eine wichtige Bedeutung bei der Weiterentwicklung und der Reform im Bildungswesen zuschreibt. Um seinen Bildungsbegriff zu konkretisieren, zeigt Klafki außerdem die resultierenden nötigen Veränderungen im Schulsystem - und unterricht auf.
In diesem Essay soll zunächst Klafkis “zeitgemäßer” Bildungsbegriff dargelegt und anschließend diskutiert werden. Ich werde Klafkis Konzept im Hinblick auf die gegenwärtigen Anforderungen der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts überprüfen und auch sein Bildungskonzept darauf untersuchen, welche seiner Ideen in das heutige Schulwesen gefunden haben. Außerdem werde ich diebildungstheoretischenTraditionenseitderAufklärunghinzuziehenundihreIdeenund Forderungen mit denen Klafkis vergleichen. Es wird sich zeigen, dass viele seiner Ideen dort ihren Ursprung haben. In meiner kritischen Auseinandersetzung mit seinem Bildungsbegriff werde ich auch “Schwachstellen”, sowie mir offen gebliebene Fragen an sein Konzept aufzeigen.
Der zeitgemäße Bildungsbegriff bei Wolfgang Klafki und die kritische Auseinandersetzung mit dem selbigen
In Anknüpfung an die Aufklärung ist Bildung für Klafki der Zusammenhang dreier Grundfähigkeiten: Selbstbestimmungs-, Mitbestimmungs- und Solidaritätsfähigkeit. Selbstbestimmungsfähigkeit ist die Kompetenz jedes einzelnen über seine individuelle Lebensgestaltung,seieszwischenmenschlicher,beruflicher,religiöseroderethischerArtzu entscheiden. Das Ziel ist also Mündigkeit und Eigenständigkeit des Menschen. Die Mitbestimmungsfähigkeit ergibt sich aus dem Anspruch jedes einzelnen, an den gemeinsamen kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen der Gesellschaft mitzuwirken. Unter Solidaritätsfähigkeit versteht Klafki den Einsatz für diejenigen, denen diese Rechte und Möglichkeiten fehlen oder vorenthalten werden. Diese drei Grundfähigkeiten müssen selbsttätig erarbeitet werden und sind Zielperspektiven eines neuen Bildungsbegriffs.
Laut Klafki kann Bildung als allgemein bestimmt werden, wenn drei Grundvoraussetzungen erfüllt sind: Sie muss Bildung für alle und Bildung im Medium des Allgemeinen sein. Außerdem muss Allgemeinbildung als Bildung in allen Grunddimensionen menschlicher Fähigkeiten, also als allseitig verstanden werden.
Aus dem Prinzip der Allgemeinbildung als Bildung für alle ergibt sich die Forderung nach Chancengleichheit im Bildungswesen, die Ausweitung der Grundschulzeit von bisher vier auf sechs Jahre und der Einsatz für die integrierte Gesamtschule2.
Unter dem Aspekt der Bildung im Medium des Allgemeinen versteht Klafki Allgemeinbildung als Konzentration auf die Kultur und den Umgang mit Schlüsselproblemen unserer Gegenwart und Zukunft. Als zur Zeit wichtige Schlüsselprobleme nennt Klafki die Friedens - und Umweltfrage, das Problem der sozialen Ungleichheit und Ungerechtigkeiten, das Problem der neuen Medien, sowiedasderzwischenmenschlichenBeziehungen.Sieallesindgesamtgesellschaftlichund betreffen jeden von uns. Als Konsequenz daraus sieht Klafki die Friedenserziehung als wichtige pädagogische Aufgabe, die sich auch mit den Ursachen von Krieg und Unruhen beschäftigen muss. Bei der Umweltfrage ist es erforderlich ein Problembewusstsein zu schaffen und bei dem Problem der Ungleichheit setzt Klafki auf multikulturelle Erziehung. Weil Klafki der Meinung ist, dass neue Medien Gefahren für die Arbeitsmarktsituation und zwischenmenschliche Beziehungen bergen, sprichtersichfüreinekritischeGrundbildungimBildungssystembezogenaufdieneuen technischen Informations - und Kommunikationsmedien aus.
Der dritte Aspekt, Bildung in allen Grunddimensionen menschlicher Fähigkeiten, deutet darauf hin, dass Allgemeinbildung auch eine Vielseitigkeit der Interessen und Fähigkeiten darstellt. Ihr Ziel ist die Entwicklung kognitiver, emotionaler, ästhetischer, sozialer und praktischer Fähigkeiten eines Menschen, sowie der ethischen und politischen Entscheidungs - und Urteilsfähigkeit. Allgemeinbildung soll als Bildung des Menschen im Ganzen verstanden werden. Für die Praxis bedeutet dies, dass Lernenden eine Fülle an möglichen, frei wählbaren, individuellen Interessenschwerpunkten, sowie die Vorbereitung auf berufliche Schwerpunkte ermöglicht werden soll. Denn Klafki sieht die Berufsbildung auch als einen Teil der Allgemeinbildung.
Eine Person mit Allgemeinbildung besitzt für die Auseinandersetzung mit den Schlüsselproblemen außerdem vier grundlegende Kompetenzen: Kritikfähigkeit, Argumentationsfähigkeit, Empathie und “Zusammenhangsdenken”. Besonders die letzte Eigenschaft betont Klafki, denn sie ergibt sich aus der in der heutigen Zeit hochentwickelten Technik und soll helfen die Zusammenhänge und Wechselwirkungen in unserer Gesellschaft zu erkennen.
Meiner Meinung nach, ist es wichtig den Begriff der Allgemeinbildung neu zu definieren, denn bis heute wird Allgemeinbildung oft mit Allgemeinwissen verwechselt oder gleichgesetzt. Dabei hat Allgemeinbildung Einfluss auf die Persönlichkeit, die alle Menschen gemeinsam haben. Sie formt und entwickelt diese. Bei Allgemeinwissen handelt es sich dagegen um Wissen und Informationen, die gebraucht werden, um sich in der Welt zurecht zu finden. Klafki beschäftigt die Frage, welche geistigen und sozialen Fähigkeiten man heute braucht, um sich als Mensch zu entwickeln, nicht welches abfragbare Wissen in Schulen gelehrt werden sollte.
Im Hinblick auf die Anforderungen unserer modernen Wissensgesellschaft, sehe ich genau das aber kritisch. Klafki erläutert zwar wie, aber nicht was gelernt werden muss und dabei ist doch genau dieser Wissensgehalt entscheidend für die gesellschaftliche Entwicklung. Auf der anderen Seite wird Klafki den Anforderungen, die eine Wissensgesellschaft an den Menschen stellt, doch gerecht, denn er betont das Beschaffen neuer Informationen, Zusammenhangsdenken, sowie den kritischen Umgang mit neuen Medien als wichtige Fähigkeiten seines Bildungsbegriffs.
Auch positiv hervorzuheben ist, dass Klafki sich bewusst darüber ist, Wissen kann für gute, sowie schlechte Ziele eingesetzt werden. Durch die Ausbildung des Menschen im Ganzen, zu Kritik- und Selbstbestimmungsfähigkeit sieht er also die Möglichkeit einem solchen “Missbrauch” vorzubeugen.
Klafki will soziale Fähigkeiten fördern und dies zeigt sich in seinem didaktischen Leitfaden in Form von Lernen in Gruppen, Konfliktbewältigung, dem Argumentieren und Sicheinbringen. Diese didaktischen Ideen unterstütze ich, allerdings sehe ich nicht das “Neue” an seinem Konzept. Ich erkenne viele seiner Ideen und daraus resultierenden Methoden in heutigen Schulkonzepten und Unterrichtsmethoden, wie z.B. die Ausbildung zur Meinungs- und Kritikfähigkeit, den kritischen Umgang mit neuen Medien oder auch die Kombination aus theoretischem und praktischem Lernen. Vielleicht liegt dies daran, dass Klafkis Text um 1990 entstanden ist, vor rund 18 Jahren, und seither seine Ideen durch Reformen Einzug in das deutsche Schulwesen gehalten haben. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die meisten seiner Ideen nicht wirklich neu sind und schon in den Traditionen seit der Aufklärung vorkommen, wie wir später sehen werden.
Bei Klafkis Ausführungen komme ich nicht drum rum, mich über die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft zu wundern. Im Mittelpunkt seiner Betrachtung steht nicht die Gesellschaft, sondern einzig die Person. Laut Klafki ist Bildung eine individuelle Angelegenheit, denn sie muss selbsttätig erarbeitet werden. Zwar spricht Klafki der Schule eine große Rolle und Verantwortung bei der Bildung des Menschen zu, doch welche Rolle spielen die Gesellschaft und die Anderen dabei? Und welche Rolle spielt die Familie? Sollte in der Familie nicht auch Allgemeinbildung im Sinne von Kompetenzvermittlung stattfinden? All diese Fragen bleiben bei Klafki unbeantwortet.
In den beiden Grundfähigkeiten, Selbstbestimmungs- und Mitbestimmungsfähigkeit, erkennt man den Anspruch auf Eigenständigkeit, sowie den Wunsch nach Mitwirken an der Gesellschaft. Ich kann nachvollziehen, dass Klafki diese Fähigkeiten als elementar sieht und als Grundvoraussetzung für Bildung. Ich kann mir vorstellen, dass sie durch die Erfahrungen der NS-Zeit an Wichtigkeit gewonnen haben.
Eine andere Frage, die sich auftut ist, ob es möglich wäre dieser Bildung zu entgehen? Was wenn jemand diese Fähigkeiten nicht erwerben kann oder will, ist er dann kein Mensch? Hier ist zu kritisieren, dass Klafki nur den Idealfall zeichnet und mögliche Störfaktoren unbeachtet lässt. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Klafkis Konzept nicht komplett universell ist: Er geht nämlich bei seinem Bildungsbegriff von den menschlichen Grundrechten und einem freien demokratischen System aus. Dadurch ist sein Konzept nicht auf alle Länder und Gesellschaften übertragbar.
Allgemeinbildung soll kognitive, also erkenntnisreiche, aber auch soziale Fähigkeiten ausbilden.
Dem stimme ich zu, denn eine rein kognitive Bildung könnte zur Entfremdung der Menschen führen. So betont Klafki die sozialen Bereiche wie Empathie oder Solidaritätsfähigkeit, die zwischen den anderen Fähigkeiten deutlich als soziale, emotionale Kompetenzen herausstechen. Allerdings muss man beachten, dass Klafki unter Empathie nicht das Sichhineinfühlen in eine Person versteht, sondern die Fähigkeit ihre Perspektive bei einem Problem oder einer Handlung einzunehmenunddiesekritischzubeleuchten.Dabeisetzteraufdiezuvorerworbene Kritikfähigkeit der Person. Ich halte diesen “Standpunktwechsel” für eine wichtige Fähigkeit, denn sie gehört heute zu den grundlegenden Anforderungen im Berufsleben. Allerdings stellt sich mir die Frage, was mit dem ursprünglichen Empathiebegriff geschehen wird, wenn er durch diesen neuen abgelöst wird. Ich sehe Gefahren für zwischenmenschliche Beziehungen, wenn wir zu einer rein kritischen Empathie erzogen werden.
Wenn man nun Klafkis Konzept der Bildung mit den bildungstheoretischen Traditionen seit der Aufklärung vergleicht, fällt wie bereits schon angedeutet auf, dass viele seiner Ideen nicht wirklich neu sind. Allerdings finden sich innerhalb der einzelnen Traditionen auch Unterschiede, die im Weiteren aufgezeigt werden sollen:
Als Erziehungs- und Bildungsziel in der Aufklärung müssen Mündigkeit und Selbstbestimmung des Menschen genannt werden. Um zu diesem Ziel zu gelangen sind der Gebrauch seines Verstandes, rationales Denken und die Fähigkeit zur Kritik wichtig. Wie schon bereits gesehen, finden sich genaudieseVoraussetzungenauchbeiKlafkiu.a.inFormderSelbstbestimmungs-und Kritikfähigkeit wider.
In der Epoche des Neuhumanismus im 19. Jahrhundert galt das Perfektionieren der Menschheit als AufgabederBildung.SosolltedurchBildungdieGestaltungderPersönlichkeitunddie Selbstentfaltung des Einzelnen gefördert werden. Auch bei Klafki wird Allgemeinbildung als Bildung des Charakters und der Persönlichkeit verstanden. Insbesondere Wilhelm von Humboldt (1767-1835) sah im Mittelpunkt den Menschen, der aber die Welt um sich herum braucht, um all seine Kräfte auszubilden. Diese starke Betonung der Umwelt und Gesellschaft fehlt bei Klafki, der die Rolle der Gesellschaft bei der Bildung des Menschen nicht klar formuliert. Auch legte Humboldt großen Wert auf die Entwicklung von Vielseitigkeit der Interessen und Fähigkeiten des Menschen,allerdingsunterschiedendieNeuhumanistenzwischenallgemeinerundspezieller Bildung und forderten die Trennung von allgemein- und berufsbildenden Schulen. Es wurde sogar als „unreine“ Bildung angesehen, diese beiden Wissen zu vermischen. Im Unterschied dazu fordert Klafki die Kombination aus allgemeinem Wissen mit berufsrelevanten Inhalten an Schulen durch sein Prinzip der Vielseitigkeit.
In der Epoche der Reformpädagogik, ca. 1900-1933, sah man als Aufgabe der Bildung die Entwicklung zur eigenständigen Persönlichkeit, also Charakterbildung und Selbstverantwortung. In Form von Selbstbestimmungs- und Kritikfähigkeit sind diese bei Klafki wiederzufinden. Während in der Aufklärung und im Neuhumanismus allgemeine Bildung ausschließlich für Jungen bestimmt war, wurde in der Reformpädagogik die Forderung nach Koedukation laut. Auch das KonzeptderGesamtschulegaltlautReformpädagogenalsideal,umsozialeUnterschiede aufzuheben,wasdemGedankenderChancengleichheitbeiKlafkinahekommt.Außerdem kritisierteReformpädagogikdieKluftzwischenSchuleundLeben.DerUnterrichtseizu lebensfremd und es gäbe keine befriedigende Vorbereitung auf künftige berufliche Tätigkeiten. Daraus entwickelte sich die Idee der Arbeitsschule, die wir heute in Form der Berufsschule kennen. Bei Klafki spiegeln sich all diese Ideen in der Vielseitigkeit seiner Bildung wieder. Während der NS-Zeit von ca.1933 bis 1945 lassen sich keine Gemeinsamkeiten zum Bildungs- begriff bei Klafki ziehen, denn es ging nicht mehr um den Menschen an sich. Bildung wurde als Instrument für nationalistische Propaganda benutzt, der Mensch sollte auf keinen Fall kritisch oder solidarisch denken und weder Chancengleichheit, noch Vielseitigkeit der Bildung sind zu finden. Ab 1945 wurde Bildung dann als Grundrecht eines jeden Bürgers anerkannt: Jedem Kind sollte es vondaanmöglichseindieSchulezubesuchen,allerdingsnurdieSchule,dieseiner Bildungsfähigkeit entsprach. So wird bis heute nach der für alle verbindlichen vier-jährigen Grundschulzeit eine Unterteilung nach Begabung auf verschiedene Schultypen vorgenommen. Bildung wurde zwar zum Grundrecht für alle, unabhängig von Religion, Herkunft, Geschlecht oder sozialerStellung,bisheutefindetaberdurchdieseUnterteilunggenaudieSelektionund Diskriminierung statt, gegen die Klafki sich schon 1990 ausspricht. Bereits mit zehn Jahren wird nämlich der spätere Werdegang des Kindes von (nicht immer objektiven) Lehrern festgelegt. Zwar gehören bis heute alle weiterführenden Schultypen zum allgemeinbildenden Schulwesen, welches nicht auf berufliche Tätigkeiten vorbereitet, so unterscheidet sich der Bildungsgehalt der einzelnen Schultypen doch enorm. Während z.B. auf Haupt- und Realschulen auch lebensnahes, zukünftig berufsrelaventes Wissen vermittelt wird, findet an Gymnasien eine eher klassische theoretische Wissensvermittlung als Vorbereitung auf die Universität statt.
Bezogen auf Schule betont Klafki die Vielseitigkeit der Bildung und sieht sie als einen Ausgleich zur Auseinandersetzung mit den Schlüsselproblemen unserer Gesellschaft. Diese angesprochene Vielseitigkeit spiegelt sich in den unterschiedlichen Fächern in der heutigen Schule wieder: Musik und Kunst zur Entwicklung ästhetischer Fähigkeiten, oder auch Ethik oder Religionsunterricht zur ethischen und religiösen Interessenvermittlung. Später dann auch berufsrelevante Fächer wie Haushaltskunde, Informatik, Elektrotechnik, wie man sie z.B. auf der Realschule wählen kann.
[...]
1 Wolfgang Klafki, geboren 1927 in Ostpreußen, gilt weltweit als Repräsentant deutscher Erziehungswissenschaft. Zuerst studierte er an einer Pädagogischen Hochschule und wurde Lehrer. Darauf folgte ein Studium der Pädagogik, Philosophie und Germanistik. Bis zu seiner Emeritierung 1992 war er als Professor für Erziehungswissenschaft in Marburg tätig. Seine Ideen und Konzepte zur bildungstheoretischen Didaktik waren und sind bis heute von großer Bedeutung. (Meyer M. A./ Meyer H.: Wolfgang Klafki. Eine Didaktik für das 21. Jahrhundert. Weinheim, Basel 2007. S. 7 - 23.)
2 Integrierte Gesamtschule bezeichnet ein Schulsystem, wo Schüler mit Empfehlung für Haupt- und Realschule, sowie Gymnasium gemeinsam unterrichtet werden. Neben dem Kernunterricht können je nach Leistungsniveau Fächer als Förder-, Grund- und Erweiterungskurse gewählt werden. Den Schülern ist es möglich einen Haupt- oder Realschulabschluss zu erreichen und auch das Abitur. (Klafki, W.: Die Integrierte Gesamtschule. In: Klafki, W./ Rang, A./ Röhrs, H.: Integrierte Gesamtschule und Comprehensive School. Motive - Diagnose - Aspekte. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Braunschweig 1972. S. 105.)
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- Daria Cappel (Author), 2017, Abschied von der Aufklärung? Grundzüge eines bildungstheoretischen Gegenentwurfs von Wolfgang Klafki, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387027
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