Diese Arbeit bietet eine Einführung in die Berufswahltheorie nach Linda Gottfredson. Zudem findet ihre Auffassung von Selbstkonzept und von Berufskonzepten Beachtung, ebenso wie ihre Eingrenzungstheorie (sircumscription).
Die Eingrenzungs- und Kompromisstheorie von Linda Gottfredson, welche im Jahr 1981 erstmalig publiziert und im Laufe der Jahre immer weiterentwickelt wurde, ist primär als psychologisch–entwicklungstheoretischer Ansatz anzusehen, wenngleich sie weitere Aspekte psychologischer und soziologischer Theoriestränge mit einbezieht. Zum einen integriert Gottfredson die RIASEC–Typologie von Holland und die damit verbundene Annahme, dass berufliche Interessen als Ausdruck von Persönlichkeit zu verstehen sind und gleichzeitig relevant für die Berufswahlentscheidung sind. Zum Anderen versteht Gottfredson, ebenso wie Ginzberg und Super die Berufswahl als einen langjährigen Passungsprozess, welcher seinen Ursprung in der früher Kindheit hat. Dieser Prozess setzt zum Einen voraus, dass die Personen eine Vorstellung über Berufe und deren Merkmale haben, zum Anderen müssen sie Klarheit über ihre Passungsmerkmale erlangen. Ähnlich wie Super sieht Gottfredson eine starke Verbindung von Selbstkonzept und Berufswahl. Um mehr Einflussfaktoren in ihre Theorie zu integrieren, lässt die studierte Soziologin zu den psychologischen Perspektiven ihrer Arbeit auch soziologische Aspekte einfließen. Hierzu trifft sie die Entscheidung, das Selbstkonzept in ein soziales und ein psychologisches Selbst zu unterteilen.
Inhaltsverzeichnis
1 Berufswahltheorie nach Linda Gottfredson
2 Selbstkonzept nach Gottfredson
3 Berufskonzepte nach L. Gottfredson
4 Eingrenzungstheorie(circumscription)nach L. Gottfredson
Literaturverzeichnis
1 Berufswahltheorie nach Linda Gottfredson
Die Eingrenzungs- und Kompromisstheorie von Linda Gottfredson (1981, 1996, 2002, 2005), welche im Jahr 1981 erstmalig publiziert und im laufe der Jahre immer weiterentwickelt wurde, ist primär als psychologisch – entwicklungstheoretischer Ansatz anzusehen, wenngleich sie weitere Aspekte psychologischer und soziologischer Theoriestränge mit einbezieht. Zum Einen integriert Gottfredson die RIASEC – Typologie von Holland (1997, 1999) und die damit verbundene Annahme, dass berufliche Interessen als Ausdruck von Persönlichkeit zu verstehen sind und gleichzeitig relevant für die Berufswahlentscheidung sind. Zum Anderen versteht Gottfredson, ebenso wie Ginzberg ( 1952, 1984) und Super ( 1953, 1957) die Berufswahl als einen langjährigen Passungsprozess, welcher seinen Ursprung in der früher Kindheit hat. Dieser Prozess setzt zum Einen voraus, dass die Personen eine Vorstellung über Berufe und deren Merkmale haben, zum Anderen müssen sie Klarheit über ihre Passungsmerkmale erlangen. Ähnlich wie Super (1953) sieht Gottfredson eine starke Verbindung von Selbstkonzept und Berufswahl (vgl. Ratschinki 2009, S. 52). Um mehr Einflussfaktoren in ihre Theorie zu integrieren, lässt die studierte Soziologin zu den psychologischen Perspektiven ihrer Arbeit auch soziologische Aspekte einfließen. Hierzu trifft sie die Entscheidung, das Selbstkonzept in ein soziales und ein psychologisches Selbst zu unterteilen.
Ihre Theorie basiert auf der Annahme, dass die Aspekte des sozialen Selbst wie Geschlechtszuschreibung, Klasse oder auch Intelligenz relevanter für die Berufswahl sind als Interessen und Normen, welche Aspekte des psychologischen Selbst darstellen ( vgl. ebd. S.53 f.)
Ferner nimmt Gottfredson an, dass der Stand der kognitiven Entwicklung eines Individuums die Entwicklung des Selbstkonzepts beeinflusst und bestimmt, d.h. durch die kognitiven Wahrnehmungen und Vorstellungen über soziale Zugehörigkeiten, Interessen und Fähigkeiten, bilden sich berufliche Präferenzen aus. Da sich Aspekte des sozialen Selbst früher entwickeln, nehmen diese länger und damit stärker Einfluss auf die Wahl des Berufes als die des psychologischen Selbsts, so Gottfredson . Parallel hierzu entwickeln Individuen, in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, eine Vorstellung von Berufen. Diese Vorstellungen bezeichnet Gottfredson als Berufskonzepte, welche der Person als Strukturierung und Ordnung bekannter Berufe dienen ( vgl. Gottfredson 1981, S.547 ff.). In dem zuvor erwähnten Passungsprozess werden berufliche Aspirationen über einen teilweise vorbewussten Bewertungsprozess, welcher sich auf die Passung von Selbstkonzept und Berufskonzepte stützt, ausgebildet. Dies bedeutet nach Gottfredson, ein Ergebnis aus der persönlichen Bewertung von Berufen nach Vereinbarkeit und Zugänglichkeit ( vgl. Gottfredson 1996b, S. 187). Abhängig von der individuellen kognitiven Entwicklung, bildet sich ein berufliches Aspirationsfeld mit adäquaten Berufsalternativen heraus. Diese Eingrenzung ( circumscription) geschieht vor allem durch eine Eliminierung von nicht akzeptablen Berufen in Bezug auf das vorhandene Selbstkonzept ( vgl. Gottfredson 1981, S. 554ff.). Zum Zeitpunkt der Berufswahl erfolgt ferner eine Bewertung anhand der Realisierungsmöglichkeiten. Lassen sich diese nicht umsetzen werden Kompromisse ( compromise) geschlossen ( vgl. Gottfredson 1996b, S. 198 f.).
Für die im Fokus stehende Fragestellung der vorliegenden Arbeit zur Darstellung von Berufszurückweisungen und Berufswünschen, welche im Kontext der Eingrenzungstheorie von Linda Gottfredson steht, wird in der vorliegenden Arbeit lediglich diese näher beschrieben. Kernannahmen zur Kompromisstheorie werden im weiteren Verlauf nicht näher behandelt.
Infolgedessen werden in den folgenden zwei Kapiteln die Darstellungen des Selbstkonzepts sowie des Berufskonzepts in den Fokus genommen. Ferner werden die Eingrenzungsprozesse genauer beschrieben.
2 Selbstkonzept nach Gottfredson
Zentral in der Theorie von Linda Gottfredson für die Berufswahlentscheidung ist das Selbstkonzept, dieses umfasst allgemein beschreibende Kognitionen einer Person über sich selbst. Explizit bedeutet dies, Selbstwahrnehmungen über die eigenen Fähigkeiten, Begabungen, Vorlieben, Interessen, eigene soziale Stellung uvm. (vgl. Gottfredson 1981 , S. 456ff., S.547). Ferner geht es aber auch um ein Bild der eigenen Person in einer bestehenden Gesellschaft. Diese Vorstellungen können dem aktuellen zeitlichen Zustand entsprechen, sich aber auch auf ein Bild in der Zukunft beziehen.
„When projecting oneself into the future, self-concept also includes who one expects or would like to be“ ( Gottfredson, S. 546)
Das Selbstkonzept dient zur Strukturierung, Lenkung von Handlungen sowie als Entscheidungsbasis ( vgl. Ratschinski 2009, S.53).In ihrer Theorie nimmt Gottfredson, wie zuvor beschrieben, die Unterscheidung zwischen einem sozialen und einem psychologischen Selbst vor. Das soziale Selbst impliziert Vorstellungen und Bewertungen über öffentliche soziale Aspekte der eigenen Person, wie zum Beispiel Geschlecht oder soziale Zugehörigkeit. Werte, Persönlichkeitseigenschaften oder auch Interessen sind hingegen Teil des psychologischen Selbst. Die Verknüpfung der Elemente des sozialen wie auch des psychologischen Selbst werden in vier aufeinander aufbauenden Stufen im Selbstkonzept integriert ( vgl. Gottfredson 1981, S.547-557):
1. Orientierung an Größe und Macht ( 3- 5 Jahren)
2. Orientierung an Geschlechtsrollen ( 6- 8 Jahren)
3. Orientierung an sozialer Bewertung ( 9- 13 Jahren)
4. Orientierung am inneren, einzigartigen Selbst ( 14 Jahre und älter)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: 4 Entwicklungsstadien des Selbstkonzepts und der Berufspräferenzen ( Quelle: Gottfredson 1981,S. 555)
Während der ersten Phasen ordnen Kinder die wahrgenommene Welt, zweiteilig, in Größen- und Alters- bzw. Machtunterschiede. In dieser Entwicklungsphase zwischen drei und fünf Jahren, nehmen Kinder Berufe bewusst als Rolle der Erwachsenenwelt wahr. In der zweiten Phase entwickelt sich ein differenziertes Verständnis über Geschlechterrollen. Hierbei nimmt Gottfredson an, dass sich Berufspräferenzen herausbilden, welche zur eigenen Geschlechtsrolle als passend bewertet werden. Im Alter von neun bis 13 Jahren ( 3 Entwicklungsstufe) entwickeln sich Vorstellungen von ihren Fähigkeiten sowie der eigenen sozialen Position im Vergleich zu anderen. Während dieser Phase, so Gottfredson, bildet sich bei den Kindern und Jugendlichen eine untere Anspruchsgrenze und eine obere Anstrengungsgrenze heraus. Somit haben sie schon in dieser Phase ein Feld akzeptabler Berufe, welches überwiegend von den Erwartungen der Eltern und Peergroups beeinflusst wird. Auf der vierten und letzten Stufe etabliert sich das psychologische Selbst. Hierbei werden individuelle Interessen und Werte mit ihren Berufskonzepten binnen ihres Aspirationsfeldes abgeglichen ( vgl. Gottfredson 1981, S. 558ff.)
Gottfredson nimmt an, dass die vier Stadien die kognitive Entwicklung repräsentiteren. Ferner sieht sie als Indikator für die Entwicklung das Alter heran, wenngleich es sich hierbei nicht um eine klare Zuordnung des chronologischen sondern vielmehr um die des kognitiven Alters handelt ( vgl. ebd., S. 555)
3 Berufskonzepte nach L. Gottfredson
Berufskonzepte werden in der Literatur als generalisierte Konzepte einer Person zu bestimmten Eigenschaften eines Berufes beschrieben ( vgl. ebd., S. 547). Analog zu den Entwicklungsphasen, bilden sich nach Gottfredson´s Theorie, Konzepte von Berufen. Hierbei ist erstaunlich, dass die Konzepte über Personengruppen hinweg relativ übereinstimmend sind. D.h. im Gegensatz zum Selbstkonzept, sind Berufskonzepte universell ( vgl. Ratschinski 2009, S.56). Gottfredson bemerkt, dass schon Kinder der vierten Klasse die Beurteilung von Berufen, ähnlich wie Erwachsene vornehmen, vor allem in der Beurteilung der Berufe anhand des Geschlechtstyps lassen sich deutliche Ähnlichkeiten zu den Einordnungen der Erwachsenen aufzeigen. Ferner ließ sich dieser Sachverhalt, bezüglich der Einschätzung von Berufen anhand des Merkmals Prestige, vor allem für Jugendliche und Erwachsene nachweisen, wie jüngere Untersuchungen von Ratschinski ( 2009) zeigen ( vgl. ebd., S. 107ff.).
Darüber hinaus ließ sich empirisch belegen, dass Menschen ihre Vorstellungen von Berufen anhand von drei Dimensionen, Geschlechtstyp, Prestige und Arbeitsfeld, entwickeln, welche dann auf einer kognitiven Landkarte abgebildet werden können (vgl. Steinritz et al. 2012, S.2). Diese Ausbildung von Vorstellungen über gewisse Berufe oder Berufsgruppen ist erforderlich um eine angemessene Passung zum Selbstkonzept zu erhalten. Hierbei unterstellt Gottfredson, dass sich die kognitive Landkarte in einem Koordinatensystem, mit den Koordinaten Prestige und Geschlecht, darstellen lässt. Die Klassifikation der Berufsfelder erfolgte hierbei entlang des Holland - Codes (vgl. Gottfredson 1981, S. 551ff.). Berufliche Aspirationen lassen sich hierdurch als Fläche abbilden, welche durch die untere und oberere Akzeptanzgrenze anhand von Prestige und Geschlecht eingegrenzt wird. Gottfredson bezeichnet dies als „ Zone akzeptabler Berufsalternativen“, welche durch Abgleichung vorbewusster Selbstkonzepte und Berufskonzepte entstehen (vgl. Steinritz et. al. 2012, S.3).
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2017, Eine Kurzeinführung in die Berufswahltheorie nach Linda Gottfredson, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/386965
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