In dieser Hausarbeit sollen die Gemeinsamkeiten zwischen dem Begriff des poeta doctus, wie ihn Walter Jens definiert hat, und dem orator perfectus-Ideal von Cicero herausgearbeitet werden.
Walter Jens ist schwer auf nur einen Aspekt seines Lebens zu reduzieren. Er wurde am 08. März 1923 als Sohn einer Lehrerin und eines Bankdirektors in Hamburg geboren. Den Krieg konnte er aufgrund seiner Asthma-Krankheit ohne Dienst an der Waffe in Deutschland verbringen und widmete sich stattdessen der Schule und dem Studium der Germanistik. Beides schloss er erfolgreich ab und führte sein durchaus bemerkenswertes Leben weiter im Sinne der Literatur. Im Laufe der Zeit wurde er: Literatur- und Fernsehkritiker, Essayist, Übersetzer, Präsident des PEN-Zentrums der BRD, Professor für Klassische Philologie und Rhetorik, Romancier, Fernseh- und Hörspielautor, Mitglied verschiedener Akademien und Träger mehrerer Literaturpreise. Die Liste seiner Tätigkeiten wäre wohl noch weiter zu führen, doch in dieser Arbeit interessiert ein Aspekt besonders: Walter Jens hat das schon seit der Antike bestehende Ideal des poeta doctus, des gelehrten Dichters, neu definiert. Für ihn ist der poeta doctus ein „Essayist und Dichter in einer Person, Erbe der Aufklärung, Nachfolger Lichtenbergs und Nietzsches, […] Analytiker und Forscher, sachkundiger Interpret und […] Beherrscher eines Labors von unermeßlicher Größe“.
Da Walter Jens der Gründer des Faches Allgemeine Rhetorik an der Tübinger Universität war, liegt die Vermutung nahe, dass diese Definition des poeta doctus auch auf die Rhetorik anwendbar sein muss. Es gibt viele Definitionen in und über die Rhetorik, unter anderem die von Cicero, dem bekanntesten Rhetoriker des römischen Reichs, über den perfekten Rhetoriker und dessen Eigenschaften. Cicero bezeichnete dieses Ideal als orator perfectus .
In dieser Arbeit werden nun sowohl die Punkte, die beide Ideale gemeinsam haben, als auch die Unterschiede beider Auffassungen herausgearbeitet.
Als erstes wird näher auf die Idee des poeta doctus von Walter Jens eingegangen und die Unterschiede zur antiken Vorstellung dieses Begriffes dargelegt, um im weiteren Verlauf der Arbeit das orator-perfectus-Ideal von Cicero mit dem des poeta doctus zu vergleichen und die entscheidenden Überschneidungen und Unterschiede herauszustellen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Die Idealvorstellungen des poeta doctus und des orator perfectus von Walter Jens beziehungsweise Marcus Tullius Cicero
- Walter Jens' Definition des poeta doctus
- Überschneidungen mit dem orator-perfectus-Ideal von Cicero
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Gemeinsamkeiten zwischen Walter Jens' Definition des "poeta doctus" und Ciceros "orator perfectus"-Ideal. Die Arbeit beleuchtet die Überschneidungen und Unterschiede beider Konzepte.
- Definition des poeta doctus nach Walter Jens
- Das orator perfectus-Ideal nach Cicero
- Vergleich der beiden Ideale: Gemeinsamkeiten
- Vergleich der beiden Ideale: Unterschiede
- Anwendung der Ideale auf literarische Werke und historische Ereignisse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Idealvorstellungen des poeta doctus und des orator perfectus von Walter Jens beziehungsweise Marcus Tullius Cicero: Diese Arbeit vergleicht die Konzepte des "poeta doctus" (gelehrte Dichter) nach Walter Jens und des "orator perfectus" (perfekter Redner) nach Cicero. Sie untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Ideale, wobei der Fokus auf den Überschneidungen und der jeweiligen Bedeutung liegt. Die Arbeit legt die Grundlage für einen detaillierten Vergleich der beiden Konzepte und ihrer Anwendung.
Walter Jens' Definition des poeta doctus: Dieser Abschnitt analysiert Walter Jens' Definition des "poeta doctus" als "Essayist und Dichter in einer Person, Erbe der Aufklärung...", betont die Notwendigkeit umfassender Bildung, wissenschaftlicher Genauigkeit und gleichzeitig fantasievoller Gestaltung. Jens' Ideal geht über bloße Belesenheit hinaus und fordert eine kritische Forscherhaltung, die sich in den von Jens als Beispiele genannten Schriftstellern wie Kafka, Brecht, Musil und Hemingway widerspiegelt. Die Fähigkeit, die Welt aus der Perspektive der Wirklichkeit zu betrachten, wird als zentrale Anforderung hervorgehoben. Der Abschnitt verdeutlicht die hohe Anforderung an den "poeta doctus", der nicht nur gebildet, sondern auch begabt sein muss.
Überschneidungen mit dem orator-perfectus-Ideal von Cicero: Dieser Teil vergleicht Jens' "poeta doctus" mit Ciceros "orator perfectus". Obwohl sich die Ideale auf unterschiedliche Subjekte (Schriftsteller vs. Redner) beziehen, wird die gemeinsame Intention, den Zuhörer/Leser zu überzeugen und Erkenntnis zu vermitteln, hervorgehoben. Ciceros Anforderungen an den "orator perfectus" (umfassende Sachkenntnis, stilistische Fähigkeiten, Affekterregung, Humor, Schlagfertigkeit etc.) werden beschrieben. Der Vergleich verdeutlicht, dass trotz unterschiedlicher Ausrichtung beide Ideale eine umfassende Bildung, rhetorische Fähigkeiten und die Fähigkeit, das Publikum zu überzeugen, als essentiell betrachten. Der Abschnitt analysiert die Gemeinsamkeiten trotz der unterschiedlichen Ausrichtungen.
Schlüsselwörter
poeta doctus, orator perfectus, Walter Jens, Cicero, Rhetorik, Literatur, Essayistik, Wissenschaft, Bildung, Aufklärung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vergleich der Ideale "poeta doctus" und "orator perfectus"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit vergleicht die Ideale des "poeta doctus" (gelehrte Dichter) nach Walter Jens und des "orator perfectus" (perfekter Redner) nach Cicero. Der Fokus liegt auf den Gemeinsamkeiten und Unterschieden beider Konzepte und deren Anwendung auf literarische Werke und historische Ereignisse.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition des "poeta doctus" nach Walter Jens, das "orator perfectus"-Ideal nach Cicero, einen detaillierten Vergleich beider Ideale (Gemeinsamkeiten und Unterschiede) sowie deren Anwendung in der Praxis.
Wie definiert Walter Jens den "poeta doctus"?
Walter Jens beschreibt den "poeta doctus" als eine Person, die die Eigenschaften von Essayist und Dichter vereint und Erbe der Aufklärung ist. Wesentlich sind umfassende Bildung, wissenschaftliche Genauigkeit und fantasievolle Gestaltung. Es wird eine kritische Forscherhaltung gefordert, wie sie bei Schriftstellern wie Kafka, Brecht, Musil und Hemingway zu finden ist. Die Fähigkeit, die Welt realistisch zu betrachten, ist zentral.
Was kennzeichnet Ciceros "orator perfectus"?
Ciceros "orator perfectus" zeichnet sich durch umfassende Sachkenntnis, stilistische Fähigkeiten, die Fähigkeit, Affekte zu erregen und Humor einzusetzen, sowie Schlagfertigkeit aus. Im Kern geht es um die Überzeugungskraft und die Vermittlung von Erkenntnis an das Publikum.
Welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen "poeta doctus" und "orator perfectus"?
Trotz der unterschiedlichen Ausrichtungen (Schriftsteller vs. Redner) teilen beide Ideale die gemeinsame Intention, den Zuhörer/Leser zu überzeugen und Erkenntnis zu vermitteln. Beide Ideale betonen die Bedeutung umfassender Bildung, rhetorischer Fähigkeiten und die Fähigkeit, das Publikum zu überzeugen.
Welche Unterschiede bestehen zwischen "poeta doctus" und "orator perfectus"?
Die Hauptunterschiede liegen in der Ausdrucksform (schriftlich vs. mündlich) und dem damit verbundenen Fokus. Der "poeta doctus" konzentriert sich auf die schriftliche Gestaltung und den Essay, während der "orator perfectus" auf die mündliche Rede ausgerichtet ist. Die spezifischen Fähigkeiten, die betont werden, unterscheiden sich dementsprechend.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: poeta doctus, orator perfectus, Walter Jens, Cicero, Rhetorik, Literatur, Essayistik, Wissenschaft, Bildung, Aufklärung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu den Idealvorstellungen von "poeta doctus" und "orator perfectus", einer detaillierten Analyse von Walter Jens' Definition des "poeta doctus" und einem Vergleich der beiden Ideale, der ihre Überschneidungen hervorhebt.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2012, Überschneidungen der poeta-doctus-Theorie von Walter Jens mit dem orator-perfectus-Ideal von Markus Tullius Cicero, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/386862