Die Frage, ob und wie Medien wirken, ist gerade für die politikwissenschaftliche Medienforschung von besonderer Relevanz. Ihre Rolle in der Demokratie wird als zentral angesehen, damit wohnt ihr aber natürlich auch ein entsprechender Einfluss inne. Ein Versuch, diese Fragen zu beantworten stellt das Konzept des „CNN-Effekts“ dar. Das Konzept geht von der Hypothese aus, dass die spezifischen Eigenschaften der CNN-Berichterstattung, namentlich die Übertragung emotional stark wirkender Fernsehbilder und Kommentare in Echtzeit von jedem Krisenherd des Globus aus, Einfluss auf die (US-amerikanische) Außenpolitik ausüben würden.
Die Annahme, Präsentationsweise und Präsentation von Hungerkrisen, Bürgerkriegen o.ä. könnte entweder direkt oder über den Umweg der öffentlichen Meinung des TV-Publikums Politikentscheidungen beeinflussen, unterstellt eine starke Medienwirkung. Gleichzeitig verzichtet die CNN-Effekt-Forschung weitgehend darauf, diese Beziehungen zwischen Medium und Rezipienten zu thematisieren oder gar zu theoretisieren. Generell kann bei der CNN-Hypothese nicht von einer Theorie im eigentlichen Sinne gesprochen werden, da sie über einen kleinen gemeinsamen definitorischen Nenner hinaus nicht ausformuliert wurde.
Die unterstellten Schwächen der Hypothese hinsichtlich ihrer Wirkungsannahmen lassen sich durch einen Rückgriff auf etablierte Medien- bzw. Publizistikwissenschaftliche Theoriekonzepte herausarbeiten und - in Teilen - verbessern. Insbesondere die Konzepte des Framing und des Agenda-Setting sind Wirkungskonzepte, die einen schlüssigen Zusammenhang zwischen öffentlicher Meinung und Medieninhalten herstellen können.
In einem ersten Schritt werden daher in dieser Arbeit die Annahmen über die Medienwirkung des CNN-Effekt diskutiert. Auf dieser Basis soll eine Definition des Effektes erfolgen. In einem zweiten Schritt sind die Wirkungskonzeptionen zu erörtern, die hierzu als Maßstab, Ergänzung und Kontrastfolie dienen sollen: Public-Agenda-Setting als Einfluss auf die Prioritäten der öffentlichen Meinung und seine Resonanz bei politischen Entscheidungsträgern; Policy-Agenda-Setting als direkter Einfluss der Medien auf die Relevanz von Politikinhalten; und Framing als Einfluss auf die Interpretation eines Themenkomplexes. In einem dritten Schritt gilt es zu fragen, wie die Medienwirkungskonzeption der CNN-Effekt-Theoreme im Vergleich zu den Modellen der Medienwirkung zu bewerten, zu ergänzen und zu korrigieren ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der CNN-Effekt
- Begriffsgenese und Forschungsüberblick
- Definition und offene Fragen
- Konzeptionen der Medienwirkung: Agenda-Setting und Framing
- Agenda-Setting
- Public-Agenda-Setting
- Policy-Agenda-Setting
- Framing
- Der CNN-Effekt als Agenda-Setting- und Framing-Prozess
- Der CNN-Effekt als Agenda-Setting-Prozess
- Der CNN-Effekt als Framing-Prozess
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den „CNN-Effekt“, seine theoretischen Grundlagen und seine Einordnung in etablierte medienwissenschaftliche Theorien wie Agenda-Setting und Framing. Ziel ist es, die impliziten Wirkungsannahmen des CNN-Effekts zu identifizieren, eine präzise Definition zu formulieren und seine Stärken und Schwächen im Vergleich zu den umfassenderen Modellen des Agenda-Setting und Framing zu analysieren.
- Definition und Abgrenzung des CNN-Effekts
- Analyse des CNN-Effekts im Kontext von Agenda-Setting
- Untersuchung des CNN-Effekts im Kontext von Framing
- Vergleichende Bewertung der theoretischen Konzepte
- Identifizierung von Forschungslücken und Optimierungspotenzial
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die zentrale Frage nach dem Einfluss der Medien auf die Politik und führt den „CNN-Effekt“ als ein Konzept ein, das versucht, diese Frage zu beantworten. Sie kritisiert die mangelnde theoretische Fundierung der bisherigen CNN-Effekt-Forschung und argumentiert für eine Einbettung in etabliertere Theorien wie Agenda-Setting und Framing. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit einer genaueren theoretischen Analyse des Effekts und seiner Grenzen.
Der CNN-Effekt: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung des Konzepts „CNN-Effekt“ und gibt einen Forschungsüberblick. Es differenziert den ursprünglichen, vielschichtigen Begriff und konzentriert sich auf die Kernaussage: die Beeinflussung politischer Entscheidungen durch CNNs Berichterstattung, insbesondere im Kontext humanitärer Interventionen. Die Diskussion um die Rolle von Echtzeit-Berichterstattung und emotional wirksamen Bildern in der politischen Entscheidungsfindung steht im Mittelpunkt.
Konzeptionen der Medienwirkung: Agenda-Setting und Framing: Dieses Kapitel erläutert die Konzepte von Agenda-Setting (Public- und Policy-Agenda-Setting) und Framing. Es beschreibt detailliert, wie diese Konzepte den Einfluss der Medien auf die öffentliche Meinung und politische Entscheidungen erklären und legt die theoretischen Grundlagen für den Vergleich mit dem CNN-Effekt. Die Kapitel diskutiert die jeweiligen Stärken und Schwächen der Modelle.
Der CNN-Effekt als Agenda-Setting- und Framing-Prozess: Dieses Kapitel analysiert den CNN-Effekt im Lichte der in Kapitel 2 vorgestellten Theorien. Es untersucht, wie CNNs Berichterstattung sowohl die Agenda der Öffentlichkeit als auch die Interpretation (Framing) politischer Ereignisse beeinflusst und wie diese Einflüsse zu politischen Entscheidungen führen können. Der Fokus liegt auf dem Zusammenspiel beider Konzepte im Kontext des CNN-Effekts.
Schlüsselwörter
CNN-Effekt, Agenda-Setting, Framing, Medienwirkung, Außenpolitik, Humanitäre Interventionen, Medien und Politik, Echtzeit-Berichterstattung, Informationskrieg, Öffentliche Meinung, Politikwissenschaftliche Medienforschung.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument "Der CNN-Effekt: Eine Analyse im Kontext von Agenda-Setting und Framing"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den „CNN-Effekt“, seine theoretischen Grundlagen und seine Einordnung in die medienwissenschaftlichen Theorien Agenda-Setting und Framing. Ziel ist die präzise Definition des Effekts, die Identifizierung impliziter Wirkungsannahmen und der Vergleich seiner Stärken und Schwächen mit den umfassenderen Modellen von Agenda-Setting und Framing.
Was sind die zentralen Themen der Arbeit?
Die Arbeit befasst sich mit der Definition und Abgrenzung des CNN-Effekts, seiner Analyse im Kontext von Agenda-Setting und Framing, einem Vergleich der theoretischen Konzepte und der Identifizierung von Forschungslücken und Optimierungspotenzial. Ein Schwerpunkt liegt auf der Rolle von Echtzeit-Berichterstattung und emotional wirksamen Bildern in der politischen Entscheidungsfindung.
Welche Theorien werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Theorien des Agenda-Setting (Public- und Policy-Agenda-Setting) und des Framing. Diese werden detailliert erläutert und im Kontext des CNN-Effekts analysiert, um dessen Wirkungsmechanismen zu verstehen und zu bewerten.
Wie wird der CNN-Effekt definiert und abgegrenzt?
Die Arbeit differenziert den ursprünglichen, vielschichtigen Begriff des CNN-Effekts und konzentriert sich auf dessen Kernaussage: die Beeinflussung politischer Entscheidungen durch CNNs Berichterstattung, insbesondere bei humanitären Interventionen. Die Arbeit strebt eine präzisere Definition an, um die bisherigen Forschungsmängel zu überwinden.
Wie wird der CNN-Effekt im Kontext von Agenda-Setting und Framing analysiert?
Die Arbeit analysiert, wie CNNs Berichterstattung die Agenda der Öffentlichkeit und die Interpretation (Framing) politischer Ereignisse beeinflusst und wie diese Einflüsse zu politischen Entscheidungen führen. Es wird das Zusammenspiel von Agenda-Setting und Framing im Kontext des CNN-Effekts untersucht.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu einem Fazit, das die Ergebnisse der Analyse des CNN-Effekts zusammenfasst und Forschungslücken und Potenziale für zukünftige Forschung aufzeigt. Sie bewertet die Stärken und Schwächen des CNN-Effekts im Vergleich zu den umfassenderen Modellen des Agenda-Setting und Framing.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: CNN-Effekt, Agenda-Setting, Framing, Medienwirkung, Außenpolitik, Humanitäre Interventionen, Medien und Politik, Echtzeit-Berichterstattung, Informationskrieg, Öffentliche Meinung und Politikwissenschaftliche Medienforschung.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum CNN-Effekt, ein Kapitel zu den Konzeptionen der Medienwirkung (Agenda-Setting und Framing), ein Kapitel zur Analyse des CNN-Effekts als Agenda-Setting- und Framing-Prozess und ein Fazit.
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- M.A. Christoph Sprich (Author), 2009, Machen Nachrichten Politik? "CNN-Effekt" versus Agenda-Setting und Framing, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/386544