Die Erstlingsschrift Reden „Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“, ist 1799 anonym erschienen. In fünf Kapiteln versucht er sich der Reihe nach in einer „Apologie“ des Christentums (Erste Rede), sinnt „Über das Wesen der Religion“ (Zweite Rede), platziert seine Gedanken „Über die Bildung zur Religion“ (Dritte Rede) genau - in der Mitte seiner Schrift, äußert sich „Über das Gesellige in der Religion oder über Kirche und Priestertum“ (Vierte Rede) und reflektiert schließlich „Über die Religionen (Fünfte Rede) als positive historische Erscheinungen und insbesondere über die Stellung des Christentums in der Religionsgeschichte.
Es gelang ihm in den programmatischen Reden, Religion als einen eigenen, von Metaphysik und Moral gereinigten weltanschaulichen Bereich zu beschreiben, der nur über „Anschauung“ und „Gefühl“ zugänglich wird. Ebenso provozierte er einen Paradigmenwechsel in der Gegenstandsbeschreibung der wissenschaftlichen Theologie.
Kurz nach dem Erscheinen der Reden „über die Religion“ veröffentlichte Schleiermacher - ebenfalls anonym - im Jahr 1800 seine „Monologen“. Eine in lyrischer Prosa abgefasste autobiographische philosophisch-ethische Reflexion. In einer „Darbietung“ überschriebenen knappen Einleitung und in fünf Monologen -
I. Die Reflexion
II. Prüfungen
III. Weltansicht
IV. Aussicht
V. Jugend und Alter -
vergewissert sich Schleiermacher seiner eigenen Individualität im Gegenüber zur und in Auseinandersetzung mit der Welt.
Bildung des Menschen wird hier als Gestaltung der Individualität interpretiert und mit höchster Wertschätzung versehen. Selbstbildung und die Frage nach der Individualität sind zentrale Fragestellungen. Er fordert dabei mit Nachdruck die Bildung des Menschen zur Individualität, wobei jeder Mensch auf seine eigene Art die Menschheit darstellen soll.
Inhaltsverzeichnis
1. Biografie/ Werke
1.1 Biografie
1.2 Werke
1.2.1 Auswahlausgaben der Schriften Schleiermachers zur Pädagogik
1.2.2 Ausgewählte Werke
1.2.3 Erläuterung einzelner wichtiger Werke
2. Fiktives Interview mit F. D. E. Schleiermacher
a) Welche pädagogischen Grundprinzipien vertreten Sie?
b) Welches waren herausragende Ereignisse in Ihrem Leben?
c) Welche Forderungen würden Sie heute an die Pädagogik stellen?
d) Was kritisieren Sie in welcher Weise am heutigen Schul- system? (positiv und negativ)
e) In welchen pädagogischen Ansichten können Sie sich heute wiederfinden?
3. Drei weitere Fragen an F.D.E Schleiermacher
a) Wie sieht ihre Theorie der Bildung aus?
b) Was verstehen sie unter Erziehung?
c) Perioden der Erziehung
4. Reflexion
II. Literaturverzeichnis
1. Biografie/ Werke
1.1 Biografie
1768 Schleiermacher wird am 21.11. als ältester Sohn des reformierten preußischen Feldpredigers Johann Gottlieb Adolph Schleyermacher und dessen Frau Elisabeth Maria Katharina, geb. Stubenrauch in Breslau geboren.
1780 Übersiedlung der Familie nach Pleß (Anhalt). Die Eltern wenden sich in zunehmendem Maße zum Glauben der Herrnhuter Brüdergemeine hin, in dessen Folge die Kinder in die Obhut der Gemeinschaft gegeben werden.
1783 Schleiermacher tritt in das Pädagogium der Brüdergemeinde in Niesky/Görlitz ein.
1785 Mit dem Ziel, der Gemeinde später seelsorgerisch zu dienen, wechselt er an das „Seminarium“ der Herrnhuter in Barby über.
1787 Schleiermacher löst sich nach inneren Glaubenskämpfen von der Brüdergemeinde und erhält vom Vater die Erlaubnis, das Theologiestudium in Halle fortzusetzen. Kurse belegt er aber vorrangig bei dem Philosophen Johann August Eberhard.
1789 Nach dem Ende des Wintersemesters verlässt Schleiermacher die Universität, wohnt vorübergehend bei seinem Onkel Samuel Stubenrauch in Halle bzw. Drossen und bereitet sich auf das Kandidatenexamen vor.
1790 Nach Ablegung der Prüfung in Berlin siedelt er als Hauslehrer der Familie des Grafen zu Dahna-Schlobitten nach Westpreußen über.
1793 Meinungsverschiedenheiten veranlassen den Grafen, das Angestelltenverhältnis zu lösen. Schleiermacher verlässt Schlobitten dennoch in Freundschaft und nimmt eine Lehramtskandidatenstelle an Friedrich Gedikes „Seminarium für gelehrte Schulen“ in Berlin an.
1794 Schleiermacher verlässt das Seminar nach nur zwei Monaten und wird - nach bestandenem zweiten theologischen Examen - Hilfsprediger in Landsberg/Warthe.
1796 erhält er einen Ruf als reformierter Prediger an die Berliner Charite.
1797 Schleiermacher nimmt an Feßlers „Mittwochgesellschaft“ teil und gerät in den Kreis der Berliner Frühromantik. Im Salon von Henriette Herz lernt er neben anderen Friedrich Schlegel kennen. Kurz vor Weihnachten zieht Schlegel zu Schleiermacher. Sie fassen u.a. den Plan, Platons Dialoge ins Deutsche zu übertragen. Schleiermacher trägt zum Athenaeum bei und beginnt die Arbeit an seinem Versuch einer Theorie des geselligen Betragens.
1799 wird er zum Hof- und Garnisonsprediger in Potsdam bestellt . Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern erscheint zunächst anonym. Die Reden machen den Verfasser dann aber doch schlagartig bekannt.
1800 Die Monologen erscheinen.
1801 Unglückliche Verbindung mit Eleonore Grunow.
1802 Als Hofprediger in Stolp (Pommern) - geradezu im Exil - findet er Zeit, diverse literarische Projekte fortzuführen: Arbeit am Platon und Ethik- Studien.
1803 Mit den Grundlinien einer Kritik der bisherigen Sittenlehre erscheint der einzige zu Lebzeiten edierte systematisch-philosophische Text. Nach dem endgültigen Bruch mit Schlegel fällt die Entscheidung, das Platon-Projekt allein fortzusetzen und bei Reimer in Berlin zu publizieren.
1804 Ruf an die Universität Würzburg. Die preußische Administration lässt Schleiermacher aber nicht ziehen. Stattdessen wird ihm eine außerordentliche Professur für Theologie an der Universität Halle angeboten. Der erste Platon-Band erscheint. Freundschaft mit dem Naturphilosophen Henrik Steffens.
1806 Nach der Schließung der Universität Halle infolge des „Tilsiter Friedens“ geht Schleiermacher nach Berlin und versucht, die Diskussion um die Gründung einer neuen Landesuniversität zu beeinflussen: Gelegentliche Gedanken über Universitäten in deutschem Sinn.
1809 Schleiermacher wird die Mitarbeit in der Einrichtungskommission der Berliner Universität angetragen. Gleichzeitig erreicht ihn der Ruf als Prediger an der Dreifaltigkeitskirche. Er heiratet Henriette, die Witwe seines 1807 verstorbenen Rügener Freundes Ehrenfried von Willich.
1810 Schleiermacher wird Lehrstuhlinhaber für Theologie und Dekan der Theologischen Fakultät der neu gegründeten Berliner Universität. Da er zudem zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt wird, erhält er das Recht, auch philosophische Vorlesungen zu halten - in direkter Konkurrenz zu Fichte und Hegel. Als Direktor der Wissenschaftlichen Deputation für den öffentlichen Unterricht und mit mehreren in diesem Zusammenhang angefertigten Gutachten beeinflusst er die preußische Schulreform. Drucklegung seiner Kurzen Darstellung des theologischen Studiums.
1813 Schleiermacher ist Redakteur des Preußischen Correspondenten. Im Rahmen seiner philosophischen Kollegs liest er im Wintersemester erstmals über die Grundzüge der Erziehungskunst.
1814 Politische Repressalien setzen ein. Er legt die Arbeit in der Schul- Deputation nieder.
1820 Im Wintersemester hält er seine zweite Pädagogik-Vorlesung.
1821 Seine große zweibändige Dogmatik erscheint: Der christliche Glaube.
1824 Die politischen Verdächtigungen erreichen ihren Höhepunkt. Der Agendenstreit - eine Auseinandersetzung um die liturgische Ordnung - kulminiert.
1826 Mit der Politeia erscheint der letzte Platon-Band. Seine dritte Pädagogik-Vorlesung findet 121 Zuhörer.
1829 Der einzige Sohn - Nathanael - stirbt neunjährig. Schleiermacher selbst hält die Leichenrede.
1833 Schleiermacher reist nach Schweden und Dänemark. Er nimmt erstmals offizielle Ehrungen entgegen.
1834 Kurze Krankheit. Nachdem Schleiermacher seine Familie zum letzten gemeinsamen Abendmahl nochmals um sich versammelt hatte, stirbt er am 12.02. Zur Beisetzung auf dem Friedhof der Dreifaltigkeitskirche folgen mehr als 20.000 Menschen seinem Sarg.[1]
1.2 Werke
1.2.1 Auswahlausgaben der Schriften Schleiermachers zur Pädagogik:
- Erziehungslehre. Aus Schleiermachers handschriftlichem Nachlasse und nachgeschriebenen Vorlesungen herausgegeben von C. Platz. Berlin 1849.
- Erziehungslehre. Aus Schleiermachers handschriftlichem Nachlasse und nachgeschriebenen Vorlesungen herausgegeben von C. Platz. Langensalza 1871
- Schleiermachers Pädagogische Schriften. Mit einer Darstellung seines Lebens herausgegeben von C. Platz. Langensalza 1876 [zweite und erweiterte Auflage der Erziehungslehre von 1871]; 1902 [Nachdruck der 3. Auflage: Osnabrück 1968].
- Schleiermacher als Pädagoge. Von Horst Keferstein. Jena 1887.
- Friedrich Schleiermacher. Bearbeitet von Dr. Richard Wickert. In: Greßlers Klassiker der Pädagogik. Band XXVIII. Langensalza 1912.
- Kant und Schleiermacher als Pädagogen. Eine Auswahl aus ihren Schriften herausgegeben von Direktor H. Barckhausen. In: Pädagogische Schriftsteller Band 17. Bielefeld 1914.
- Fichte und Schleiermacher. Bearbeitet von Maria Caroli und Dr. Rudolf Dinkler. In: Quellen zur Geschichte der Erziehung. 11. Bd. Leipzig 1927.
- Friedrich Schleiermacher. Die Volksschule. Abdruck aus Schleiermachers Pädagogischen Schriften. Hamburg 1947 [Selbstverlag Uni-Hamburg].
- Pädagogische Schriften. Unter Mitwirkung v. Theodor Schulze hrsg. v. Erich Weniger. 2 Bänd Ausgewählte Pädagogische Schriften. Besorgt von Ernst Lichtenstein. Paderborn 1959; 1964; 1983.
- Ausgewählte Pädagogische Schriften und Vorlesungen. Ausgewählt und eingeleitet v. Heinz Schuffenhauer. Berlin (Ost) 1965.
- Friedrich Schleiermacher. Gedanken zu einer Theorie der Erziehung. Aus der Pädagogik-Vorlesung von 1826. Besorgt und eingeleitet von Horst Friebel. In: Grundlagen und Grundfragen der Erziehung 19. Heidelberg 1965.
- Texte zur Pädagogik. Kommentierte Studienausgabe. Herausgegeben von Michael Winkler und Jens Brachmann. 2 Bände. Frankfurt/M. 2000.[2]
Schleiermachers Schriften haben die theologische Diskussion des 19. und 20. Jahrhunderts maßgeblich geprägt. Nicht weniger bedeutend ist ihr Einfluss auf die Selbstbegründung der Geisteswissenschaften, die philosophische Hermeneutik und die Sprachphilosophie.
1.2.2 Ausgewählte Werke:
- Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern (1799). Hrsg. v. Hans-Joachim Rothert. Hamburg 1958;
- Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt. (1821-22). Hrsg. v. Martin Redeker. 2 Bde. Berlin 1960;
- Hermeneutik. Nach den Handschriften neu hrsg. von Heinz Kimmerle. Heidelberg 1959;
- Die Weihnachtsfeier. Ein Gespräch. Hrsg. von Georg Wehrung. Darmstadt 1953[3] (F.S.3)
1.2.3 Erläuterung einzelner wichtiger Werke
Die Erstlingsschrift Reden „Über die Religion . Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern“, ist 1799 anonym erschienen. In fünf Kapiteln versucht er sich der Reihe nach in einer „Apologie“ des Christentums (Erste Rede), sinnt „Über das Wesen der Religion“ (Zweite Rede), platziert seine Gedanken „Über die Bildung zur Religion“ (Dritte Rede) genau - in der Mitte seiner Schrift, äußert sich „Über das Gesellige in der Religion oder über Kirche und Priestertum“ (Vierte Rede) und reflektiert schließlich „Über die Religionen (Fünfte Rede) als positive historische Erscheinungen und insbesondere über die Stellung des Christentums in der Religionsgeschichte.[4]
Es gelang ihm in den programmatischen Reden, Religion als einen eigenen, von Metaphysik und Moral gereinigten weltanschaulichen Bereich zu beschreiben, der nur über „Anschauung“ und „Gefühl“ zugänglich wird. Ebenso provozierte er einen Paradigmenwechsel in der Gegenstandsbeschreibung der wissenschaftlichen Theologie.[5]
Kurz nach dem Erscheinen der Reden „über die Religion“ veröffentlichte Schleiermacher - ebenfalls anonym - im Jahr 1800 seine „ Monologen “. Eine in lyrischer Prosa abgefasste autobiographische philosophisch-ethische Reflexion. In einer „Darbietung“ überschriebenen knappen Einleitung und in fünf Monologen -
I. Die Reflexion
II. Prüfungen
III. Weltansicht
IV. Aussicht
V. Jugend und Alter -
vergewissert sich Schleiermacher seiner eigenen Individualität im Gegenüber zur und in Auseinandersetzung mit der Welt.
Bildung des Menschen wird hier als Gestaltung der Individualität interpretiert und mit höchster Wertschätzung versehen. Selbstbildung und die Frage nach der Individualität sind zentrale Fragestellungen. Er fordert dabei mit Nachdruck die Bildung des Menschen zur Individualität, wobei jeder Mensch auf seine eigene Art die Menschheit darstellen soll.[6]
Schleiermachers bedeutendstes pädagogisches Werk waren seine Vorlesungen über die Pädagogik, die er in den Jahren 1813/1814, 1820/1821 und 1826 gehalten hat.
Die systematische und zusammenhängende Darstellung der Pädagogik fällt in der entsprechenden Vorlesung über die Grundzüge der Erziehungskunst von 1813/1814 in eine Zeit, die Schleiermacher bereits auf dem Höhepunkt seines Werkens sieht.
Nach Mitschriften seiner Studenten wurden diese erst nach seinem Tode veröffentlicht. Der Hinweis auf die herausragende, umfassende Stellung für die pädagogische Arbeit von Schleiermacher kommt Wilhelm Dilthey zu. Ihm gelang es wie keinem anderen, die Werke Schleiermachers zum Wohle einer wissenschaftlich fundierten Pädagogik zu nutzen, bzw. die Pädagogik auf eine wissenschaftliche Plattform zu stellen.[7]
Es geht Schleiermacher in seinen Vorlesungen um eine Theorie der Erziehung und Bildung unter den Bedingungen der Moderne.
„Die Dialektik selbst ist Ausdruck des inneren Werdeganges des reinen Denkens.“
Die Dialektik zeigt sich als sprechendes Denken und zugleich als denkendes Sprechen. Für Schleiermacher sind Denken und Sprechen identisch. Das Denken enthält einerseits sowohl wahrnehmende Erfahrung als auch Artikulieren von Sprachzeichen; andererseits birgt das Denken in sich die Bindung an die Sprache.
Schleiermachers Vorstellungen von Dialektik allerdings sind uneinheitlich: Während er sie einerseits als die Königsdisziplin versteht, die alle epistemologischen Bestrebungen einigt, die gewissermaßen alle anderen Disziplinen - die ihr zuarbeiten und in ihr das Ziel ihres Zwecks finden - umfast, stellt sie andererseits die aktuelle Existenzform des absoluten Wissens dar, weil hier die Prinzipien von Wissenschaftlichkeit per Definitio- nenen formuliert werden.
[...]
[1] Brachmann, Jens: Friedrich Schleiermacher, S. 1-4
[2] Brachmann, Jens: Friedrich Schleiermacher. S. 137, 138
[3] http://www.gbbb-berlin.com/schlei_html
[4] Rupp, Horst: Religion - Bildung - Schule, S. 103,104
[5] Brachmann, Jens: Friedrich Schleiermacher, S. 12
[6] Rupp, Horst: Religion - Bildung - Schule. S. 126
[7] Groothoff: W. Dilthey, 1981, S. 40 ff.
- Arbeit zitieren
- Julia Fischer (Autor:in), 2004, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38649
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