[...] Der Fels selbst war und ist – allem voran – ein international bedeutendes militärisches Sperrgebiet. Dass der Besucher dies heute nicht mehr als vornehmlich wahrnimmt, ist zum großen Teil den politischen Entspannungsbemühungen Englands und Spaniens während der vergangenen drei Jahrzehnte sowie dem Ende des Kalten Krieges zu verdanken: Grenzzäune wurden abgebaut, die Militärpräsenz erheblich reduziert und der lange Zeit, Gibraltar betreffend, nur verhalten diplomatische Ton zwischen London und Madrid relativ entschärft. Gleichwohl natürlich begegnet auch der nicht auf militärgeschichtlicher „Mission“ befindliche Tourist nach wie vor schon auf ersten Blick allem voran einer Unzahl an Stadtwällen, Festungsresten, Kanonenstellungen, Verteidigungstunnel-Eingängen und musealen Würdigungen, die eindrucksvoll von der äußerst bewegten militärischen Vergangenheit der kleinen Kolonie künden. Bereits mit seinem Grenzübertritt befindet er sich auf einer Rollbahn der „British Air Force“, stößt nach der Überquerung der Startbahn auf ein Denkmal, das ihm Gibraltar samt einer Soldatenstatue als „Cradle of History“ benennt, passiert die „Devil’s Tower“-Kaserne, quert weiter durch ein schmales, einst mit Zugbrücke versehenes Stadttor die Festung „Casemate Battery“, erblickt auf dem Stadtplatz das erste Kanonendenkmal – und erhält schließlich im Tourist Office, das sich in der einstigen Offiziersmesse und den ehemaligen „Fortress Headquarters“ befindet, allem voran Tipps zur Besichtigung von maurischen Burgen, spanischen Grenzwällen und englischen Verteidigungstunneln. Kurz: Bereits nach wenigen Schritten wird offenbar, dass Gibraltars Herz ohne einen Rückgriff auf seine Militä rgeschichte nur schwerlich fassbar wird. Ziel unseres Exkursionsberichtes soll es sein, die wechselvolle Vergangenheit des Felsens unter besonderer Berücksichtigung einiger militärhistorischer und -architektonischer Meilensteine nachzuzeichnen. Dabei wollen wir, selbst Neuland- Besucher, auf einen einführenden landeskundlichen Überblick zur Erstorientierung natürlich nicht verzichten (Kapitel 2). Im Anschluss daran gilt es, die zentralen Weichenstellungen innerhalb der vielen „verschlungenen Pfade“ in der Geschichte Gibraltars im Rahmen eines Überblicks vorzustellen (Kapitel 3), um auf diesem Fundament schließlich die zur näheren Betrachtung ausgewählten militärhistorischen Monumente vorzustellen (Kapitel 4).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grenzerfahrung Gibraltar - eine Erstbegegnung
- Geologische Eckdaten
- Lebensraum „The Rock“
- „Gibraltarian first“ - Anmerkungen zum Kulturraum Gibraltar
- Gibraltar - ein historischer Abriss
- Ur- und Frühgeschichte
- Moorish Occupation
- Spanish Occupation
- „British Occupation“
- Die „Neutrale Zone“, oder: Was vom Grenzland übrig blieb
- Gibraltar und die Weltkriege
- Militärhistorische Monumente
- Hafen
- Moorish Castle
- Stadtmauern
- Parson's Lodge
- Trafalgar Battle und Trafalgar Cemetery
- Kanonenstellungen und Batteries
- allgemein
- Die 100 Ton Gun
- Tunnelsysteme
- Great Siege Tunnels
- World War II Tunnels
- The Upper Rock
- St Michael's Cave
- O'Hara und Lord Airey's Battery
- Military Heritage Centre
- Exkurs: Last Ape Standing - der Kampf um die Affen
- Flughafen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Exkursionsbericht „Verschlungene Pfade“ widmet sich der militärischen Geschichte Gibraltars und untersucht die verschiedenen Aspekte des Felsens als strategisch wichtiges Gebiet. Die Autoren, selbst Ex-„Zivis“, beschreiben ihre Entdeckungsreise durch die Geschichte Gibraltars und beleuchten die faszinierenden Facetten des britischen Überseegebiets.
- Die Rolle Gibraltars als strategischer Militärstützpunkt und seine Bedeutung für die Weltgeschichte
- Die wechselvolle Geschichte des Felsens unter verschiedenen Besatzungen
- Die militärische Architektur und die verschiedenen Festungsanlagen Gibraltars
- Der Einfluss der Militärgeschichte auf die Kultur und das Leben der Einwohner
- Die politisch-territoriale Spannung zwischen Großbritannien und Spanien und deren Auswirkungen auf Gibraltar
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Bericht beginnt mit einer kurzen Beschreibung der Ankunft auf Gibraltar und der bemerkenswerten Präsenz der Militärgeschichte in der Umgebung. Es wird deutlich, dass die militärische Vergangenheit des Felsens eine zentrale Rolle im Verständnis Gibraltars spielt.
- Grenzerfahrung Gibraltar - eine Erstbegegnung: Dieses Kapitel bietet einen einführenden Überblick über die Geologie, die Lebensräume und die kulturellen Besonderheiten Gibraltars. Es stellt die geografischen und kulturellen Rahmenbedingungen für die folgende Analyse der Militärgeschichte dar.
- Gibraltar - ein historischer Abriss: Dieses Kapitel behandelt die historische Entwicklung Gibraltars von der Ur- und Frühgeschichte bis zur „British Occupation“ und bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Herrschaftszeiten und deren Auswirkungen auf die Geschichte des Felsens.
- Militärhistorische Monumente: Dieses Kapitel stellt verschiedene militärische Monumente Gibraltars vor, darunter den Hafen, das Moorish Castle, die Stadtmauern, Parson's Lodge, Trafalgar Battle und Trafalgar Cemetery, Kanonenstellungen und Batteries, Tunnelsysteme und The Upper Rock. Der Fokus liegt dabei auf der Beschreibung der militärischen Bedeutung und der architektonischen Besonderheiten dieser Orte.
Schlüsselwörter
Der Exkursionsbericht „Verschlungene Pfade“ konzentriert sich auf die militärische Geschichte und die architektonischen Monumente Gibraltars. Schlüsselbegriffe sind dabei: Militärgeschichte, strategischer Stützpunkt, Festungsanlagen, Kanonenstellungen, Tunnelsysteme, „The Rock“, Besatzungen, britische Militärpräsenz, Grenzerfahrung, historische Entwicklung, kulturelle Besonderheiten, spanisch-britische Beziehungen, Geschichte Gibraltars.
- Quote paper
- Jürgen Rindt (Author), Sascha Bruss (Author), 2003, Verschlungene Pfade: Militärgeschichte auf Gibraltar - eine Spurensuche, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38648