Gotthold Ephraim Lessing wurde am 22. Januar 1729 als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Kamenz (Sachsen) geboren. Er verstarb am 15. Februar 1781 in Braunschweig. Lessing besuchte die Fürstenschule St. Afra in Meißen und begann 1746 sein Theologie - und Philologie -Studium in Leipzig. 1748 beschloss er als einer der ersten Schriftsteller frei, also ohne Geldgeber, die eventuell Einfluss
auf seine Schriften hätten nehmen können, zu arbeiten. Eines seiner letzten Werke war das 1779 erschienene dramatische Gedicht „Nathan der Weise“. Doch was veranlasste Lessing ein solches hochpolitisches Drama zu schreiben, in dem kritische theologische Fragen verarbeitet werden? Um dies zu klären, werde ich mein Hauptaugenmerk auf den damaligen Fragmentenstreit richten. Das Herausstellen des Ablaufs sowie dessen Auswirkungen, sind Ziel meiner Arbeit. Dabei steht im Zentrum meiner Untersuchung Lessings Werk „Nathan der Weise“, welches aus dem Fragmentenstreit hervorging. Vorgestellt werden im Hauptteil die zwei unversöhnlichen Parteien, die sich im Fragmentenstreit gegenüberstanden: Die orthodoxe Buchstabengelehrsamkeit des Pastors Goeze, die stur auf den Machtinteressen von Staat und Kirche beharrte und die Verfechter einer kritisch gebrauchten Vernunft, die als einzige Autorität nur sich selbst verpflichtet ist und der sich auch Staat und Kirche nicht entziehen können. Aufgezeigt soll werden wie sich aus diesem Streit das dramatische Gedicht entwickelte und welche Absichten Lessing damit bezweckte. Den Hauptteil vorangestellt sind die so genannten Grundlagen, in denen die Epoche der Aufklärung erläutert wird. Dies ist notwendig, um das Kernthema bearbeiten und verstehen zu können. So wird das dramatische Gedicht in seinem historischen Kontext eingeordnet. Schwerpunkt hierbei liegt in dem Aufzeigen der Theologie der damaligen Zeit und es soll die Frage geklärt werden, in wieweit Lessing mit dem aufklärerischen Gedankengut übereinstimmte. Abschließend werde ich in meiner Arbeit auf die Auswirkungen des Fragmentenstreits weisen. Hierbei soll aufgezeigt werden, welchen großen Einfluss das Werk und der Fragmentenstreit auf die damalige und nachfolgende Generation hatte und bis heute ausübt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Aufbau und Ziel der Ausarbeitung
- 1.2 Die Aufklärung als beherrschende Geistesrichtung
- 2. Vom Fragmentenstreit zum dramatischen Gedicht
- 2.1 Grundzüge der Orthodoxie
- 2.2 Die Fragmente des Hermann Samuel Reimarus
- 2.3 Lessing und der Fragmentenstreit
- 2.4 Nathan der Weise als dichterisches Mittel im Fragmentenstreit
- 3. Schlussbemerkungen
- 3.1 Auswirkungen des Fragmentenstreits
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung untersucht Lessings „Nathan der Weise“ im Kontext des damaligen Fragmentenstreits. Ziel ist es, den Entstehungsprozess des Dramas zu beleuchten und Lessings Absichten aufzuzeigen. Dabei werden die gegensätzlichen Positionen der orthodoxen Theologie und der aufklärerischen Vernunft gegenübergestellt.
- Der Fragmentenstreit als Hintergrund für „Nathan der Weise“
- Die Rolle der Aufklärung in Lessings Werk
- Die Auseinandersetzung mit der orthodoxen Theologie
- Lessings Konzept von Toleranz und Vernunft
- Die Bedeutung von „Nathan der Weise“ für die Nachwelt
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt den Aufbau und die Zielsetzung der Arbeit. Sie stellt Gotthold Ephraim Lessing kurz vor und nennt sein Werk "Nathan der Weise" als Ausgangspunkt der Untersuchung. Der Fokus liegt auf dem Fragmentenstreit und seinen Auswirkungen, wobei Lessings Werk im Zentrum steht. Die Einleitung erläutert, dass der Hauptteil die Konfliktparteien des Fragmentenstreits – die orthodoxe Buchstabengelehrsamkeit und die aufklärerische Vernunft – darstellt und aufzeigt, wie aus diesem Streit das dramatische Gedicht entstand. Die Grundlagen, die die Epoche der Aufklärung erklären, werden vorangestellt, um das dramatische Gedicht in seinen historischen Kontext einzuordnen und Lessings Übereinstimmung mit dem aufklärerischen Gedankengut zu beleuchten. Abschließend wird auf die Auswirkungen des Fragmentenstreits hingewiesen.
1.2 Die Aufklärung als beherrschende Geistesrichtung: Dieser Abschnitt beschreibt die Aufklärung als eine Epoche, in der religiöse Überlieferungen, sittliche Vorschriften und politische Einrichtungen dem Urteil der Vernunft unterworfen wurden. Lessing, als Vertreter der Aufklärung, setzte sich für Vernunft, Toleranz und Freiheit ein und kritisierte Vorurteile und kirchliche Bevormundung. Die Auseinandersetzung mit der kirchlichen Orthodoxie führte zur Entwicklung einer eigenständigen Theologie der Aufklärung, die die Bibel kritisch untersuchte und den Menschen in den Mittelpunkt stellte. Die öffentliche Diskussion theologischer Fragen führte zu einer Komplexität der Theologie, die sowohl konservativ als auch reformierend war. Lessings eigene Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Vernunft und Offenbarung wird erwähnt, wobei sein Ideal der religiösen Toleranz hervorgehoben wird. Der Abschnitt betont Lessings Engagement für eine vernunftsgemäße „natürliche Religion“, in der konfessionelle Grenzen bedeutungslos wurden.
2. Vom Fragmentenstreit zum dramatischen Gedicht: Dieses Kapitel beschreibt den Fragmentenstreit zwischen dem orthodoxen Pastor Goeze und Lessing. Es erläutert zunächst die Grundzüge der Orthodoxie, die die Bibel als unfehlbares Wort Gottes betrachtete und jeder Kritik enthob. Anschließend werden die Fragmente von Hermann Samuel Reimarus vorgestellt, die die Orthodoxie herausforderten, da Reimarus ein überzeugter Deist war.
Schlüsselwörter
Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise, Fragmentenstreit, Aufklärung, Orthodoxie, Toleranz, Vernunft, Religion, Bibelkritik, Dramatisches Gedicht, Hermann Samuel Reimarus, Aufklärungstheologie.
Häufig gestellte Fragen zu "Lessings Nathan der Weise im Kontext des Fragmentenstreits"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Gotthold Ephraim Lessings Drama "Nathan der Weise" im Kontext des zeitgenössischen Fragmentenstreits. Sie beleuchtet den Entstehungsprozess des Dramas, Lessings Intentionen und stellt die gegensätzlichen Positionen der orthodoxen Theologie und der aufklärerischen Vernunft gegenüber.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Fragmentenstreit als Hintergrund für "Nathan der Weise", die Rolle der Aufklärung in Lessings Werk, die Auseinandersetzung mit der orthodoxen Theologie, Lessings Konzept von Toleranz und Vernunft sowie die Bedeutung von "Nathan der Weise" für die Nachwelt.
Wer waren die Hauptkontrahenten im Fragmentenstreit?
Der Fragmentenstreit wird hauptsächlich zwischen dem orthodoxen Pastor Goeze und Lessing dargestellt. Die Arbeit beleuchtet auch die Rolle von Hermann Samuel Reimarus und seinen Fragmenten, die den Streit auslösten.
Was sind die Grundzüge der Orthodoxie im Kontext des Fragmentenstreits?
Die Orthodoxie vertrat die Ansicht, dass die Bibel das unfehlbare Wort Gottes ist und keiner Kritik unterliegt. Diese Position stand im Gegensatz zu den aufklärerischen Ideen Lessings und Reimarus.
Welche Rolle spielte die Aufklärung in Lessings Werk?
Lessing, als Vertreter der Aufklärung, setzte sich für Vernunft, Toleranz und Freiheit ein und kritisierte Vorurteile und kirchliche Bevormundung. Sein Werk "Nathan der Weise" spiegelt diese aufklärerischen Ideale wider.
Wie wird Lessings Konzept von Toleranz und Vernunft dargestellt?
Die Arbeit hebt Lessings Engagement für eine vernunftsgemäße „natürliche Religion“ hervor, in der konfessionelle Grenzen bedeutungslos werden. "Nathan der Weise" dient als Beispiel für Lessings Plädoyer für Toleranz und Vernunft.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Hauptkapitel ("Vom Fragmentenstreit zum dramatischen Gedicht") und Schlussbemerkungen. Die Einleitung stellt den Kontext und die Zielsetzung dar. Das Hauptkapitel beschreibt den Fragmentenstreit detailliert und Lessings Rolle darin. Die Schlussbemerkungen fassen die Auswirkungen des Streits zusammen.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Gotthold Ephraim Lessing, Nathan der Weise, Fragmentenstreit, Aufklärung, Orthodoxie, Toleranz, Vernunft, Religion, Bibelkritik, Dramatisches Gedicht, Hermann Samuel Reimarus, Aufklärungstheologie.
Wie wird der Zusammenhang zwischen dem Fragmentenstreit und "Nathan der Weise" hergestellt?
Die Arbeit zeigt auf, wie der Fragmentenstreit den Kontext für die Entstehung und die Thematik von "Nathan der Weise" bildete. Lessings Drama wird als Reaktion auf die kontroversen theologischen Debatten des Fragmentenstreits interpretiert.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit schlussfolgert, indem sie die langfristigen Auswirkungen des Fragmentenstreits und die Bedeutung von Lessings "Nathan der Weise" im Kontext der Aufklärung und der Entwicklung einer toleranteren Gesellschaft hervorhebt.
- Quote paper
- Christina Hundeshagen (Author), 2004, Nathan der Weise - Vom Fragmentenstreit zum dramatischen Gedicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38593