„[…] Christus der Herr hat eine einige und einzige Kirche gegründet, und doch erheben mehrere christliche Gemeinschaften vor den Menschen den Anspruch, das wahre Erbe Jesu Christi darzustellen […]“. Mit diesen Worten beschreiben die Konzilsväter die wahrscheinlich schmerzlichste Kirchenspaltung der Neuzeit im Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio.
Schon im nächsten Satz aber wird dieses historische Faktum als „Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums“ eingeordnet und somit zum dringlichen Problem des Zweiten Vatikanischen Konzils erhoben. Der Stellenwert dieses interkonfessionellen Konflikts tritt nicht alleine dadurch deutlich zu Tage, weil dieses Konzil überhaupt einen Text zur ökumenischen Bewegung verfasst, sondern besonders da der programmatische Titel „Wiederherstellung der Einheit“ gewählt wurde.
Doch wie denkt das katholische Lehramt die „Einheit aller Christen“, so wie sie das Dekret fordert? Welche Prinzipien gelten für eine solche Einheit? Ist überhaupt eine Einheit aus katholischer Sicht denkbar und wenn ja, unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen? Im Folgenden soll auf der Grundlage der Quellentexte zum Thema Ökumene – namentlich dem bereits erwähnten Dekret Unitatis redintegratio und der Enzyklika Ut unum sint – erarbeitet werden, welchen theologischen Strukturen katholische Ökumene folgt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ökumene als Denk- und Handelsprinzip
- Prinzip der Einheit als kirchentragendes Element
- Trinitarischer Aspekt
- Christologischer Aspekt
- Geänderter Kirchenbegriff als Grundlage des Ökumenismus
- Prinzipien der ökumenischen Interaktion
- Gebet und Gewissensprüfung – geistliche Ökumene
- Gebetsgemeinschaft – tätige Ökumene
- Wertschätzung und Anerkennung
- Stellung der Hierarchie der Wahrheiten im konfessionellen Dialog
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die römisch-katholischen Prinzipien der Ökumene, basierend auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Enzyklika Ut unum sint. Ziel ist es, die theologischen Grundlagen des katholischen ökumenischen Handelns zu erarbeiten und zu verstehen.
- Ökumene als Denk- und Handlungsprinzip
- Das Prinzip der Einheit als kirchentragendes Element (trinitarisch und christologisch begründet)
- Der geänderte Kirchenbegriff nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil
- Prinzipien der ökumenischen Interaktion
- Die Bedeutung des Dialogs und der gegenseitigen Wertschätzung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die schmerzliche Kirchenspaltung und den dringenden Bedarf an Ökumene, wie im Dekret Unitatis redintegratio des Zweiten Vatikanischen Konzils hervorgehoben. Sie stellt die zentralen Fragen nach dem Verständnis der Einheit aller Christen aus katholischer Sicht und den Prinzipien, die eine solche Einheit ermöglichen.
2. Ökumene als Denk- und Handelsprinzip: Dieses Kapitel definiert Ökumene nicht als dogmatischen Lehrsatz, sondern als offenes Denk- und Handlungsprinzip im Umgang mit Nicht-Katholiken. Es erläutert den Prozess des „Sehen-Urteilen-Handeln“, der durch ehrlichen Dialog und die Überprüfung der eigenen Treue zum Willen Christi gekennzeichnet ist. Das Kapitel betont die Wichtigkeit, gegenseitige Missverständnisse auszuräumen und den Dialog zu fördern.
3. Prinzip der Einheit als kirchentragendes Element: Dieses Kapitel behandelt das Streben nach Einheit als göttlichen Plan, verwurzelt im Wirken des Heiligen Geistes und der trinitarischen Natur Gottes. Der trinitarische Aspekt betont die Einheit der drei göttlichen Personen als Vorbild für die Einheit der Kirche. Der christologische Aspekt unterstreicht das Gebet Jesu um die Einheit seiner Jünger (Joh 17, 21) und die Bedeutung der Eucharistie als Zeichen dieser Einheit. Die Kapitelteile zeigen, wie die Einheit der Kirche mit der Trinität und Christus verbunden ist.
4. Geänderter Kirchenbegriff als Grundlage des Ökumenismus: Das Kapitel beschreibt die Veränderung des katholischen Kirchenverständnisses nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Es hebt den Unterschied zwischen dem vor- und nachkonziliaren Verständnis von Nicht-Katholiken hervor, wobei der neue Kirchenbegriff die Existenz kirchlicher Elemente außerhalb der römisch-katholischen Kirche anerkennt, ohne die Einzigartigkeit der katholischen Kirche in Frage zu stellen (subsistit in). Dieser geänderte Kirchenbegriff bildet die Grundlage für den ökumenischen Dialog.
Schlüsselwörter
Ökumene, Einheit der Christen, Zweites Vatikanisches Konzil, Unitatis redintegratio, Ut unum sint, Trinität, Christologie, Kirchenbegriff, interkonfessioneller Dialog, geänderter Kirchenbegriff, geistliche Ökumene, tätige Ökumene.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Römisch-Katholische Prinzipien der Ökumene
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die römisch-katholischen Prinzipien der Ökumene, basierend auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil und der Enzyklika Ut unum sint. Ziel ist es, die theologischen Grundlagen des katholischen ökumenischen Handelns zu erarbeiten und zu verstehen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt unter anderem Ökumene als Denk- und Handlungsprinzip, das Prinzip der Einheit als kirchentragendes Element (trinitarisch und christologisch begründet), den geänderten Kirchenbegriff nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, Prinzipien der ökumenischen Interaktion und die Bedeutung des Dialogs und der gegenseitigen Wertschätzung.
Wie definiert die Arbeit Ökumene?
Ökumene wird nicht als dogmatischer Lehrsatz, sondern als offenes Denk- und Handlungsprinzip im Umgang mit Nicht-Katholiken definiert. Es wird der Prozess des „Sehen-Urteilen-Handeln“ durch ehrlichen Dialog und die Überprüfung der eigenen Treue zum Willen Christi betont.
Welche Rolle spielt die Einheit der Kirche?
Das Streben nach Einheit wird als göttlicher Plan dargestellt, verwurzelt im Wirken des Heiligen Geistes und der trinitarischen Natur Gottes. Der trinitarische und christologische Aspekt (Joh 17, 21) unterstreichen die Einheit der Kirche als Vorbild und Ziel.
Wie hat sich der Kirchenbegriff verändert?
Das Kapitel beschreibt die Veränderung des katholischen Kirchenverständnisses nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Der neue Kirchenbegriff anerkennt die Existenz kirchlicher Elemente außerhalb der römisch-katholischen Kirche (subsistit in), ohne die Einzigartigkeit der katholischen Kirche in Frage zu stellen.
Welche Prinzipien der ökumenischen Interaktion werden genannt?
Die Arbeit nennt Prinzipien wie Gebet und Gewissensprüfung (geistliche Ökumene), Gebetsgemeinschaft (tätige Ökumene), Wertschätzung und Anerkennung sowie die Stellung der Hierarchie der Wahrheiten im konfessionellen Dialog.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Ökumene, Einheit der Christen, Zweites Vatikanisches Konzil, Unitatis redintegratio, Ut unum sint, Trinität, Christologie, Kirchenbegriff, interkonfessioneller Dialog, geänderter Kirchenbegriff, geistliche Ökumene, tätige Ökumene.
Welche Dokumente werden im Text erwähnt?
Die Arbeit bezieht sich maßgeblich auf das Dekret Unitatis redintegratio des Zweiten Vatikanischen Konzils und die Enzyklika Ut unum sint.
Welche Kapitel gibt es?
Die Arbeit beinhaltet Kapitel zu Einleitung, Ökumene als Denk- und Handlungsprinzip, Prinzip der Einheit als kirchentragendes Element, Geänderter Kirchenbegriff als Grundlage des Ökumenismus und Zusammenfassung und Ausblick.
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- Dominik Baumgartner (Author), 2017, Die römisch-katholische Kirche und ihre ökumenischen Prinzipien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/384561