Die vorliegende Studienarbeit hat die Ziele einen kurzen Überblick über die Entwicklung und den Verlauf der Asienkrise zu geben, die Funktionsweise und die Möglichkeiten der Tobin Steuer darzustellen, einen kleinen theoretischen Einblick in das Gebiet der Spekulation zu vermitteln und letztendlich eine Antwort auf die Frage zu geben, ob die Tobin Steuer in der Lage gewesen wäre, den Verlauf der Asienkrise zu beeinflussen. Der erste Teil der Arbeit setzt sich auf theoretischer Ebene mit der Spekulation auseinander. An dieser Stelle möchte ich versuchen die Entwicklung der Spekulation sowie deren Funktion aufzuzeigen und die derzeitigen Möglichkeiten des
Spekulierens darzustellen. Im zweiten großen Abschnitt wird die Asienkrise anhand von Länderbeispielen sowie wichtigen ökonomischen Faktoren wie Leistungsbilanzen oder Devisenreserve n dargestellt. Einen Schwerpunkt bildet hier die Schilderung von Fakten vor Krisenausbruch. Der vorletzte Teil meiner Arbeit beschäftigt sich mit der Tobin Steuer. Ein erster Schritt wird hierbei die Erläuterung der Entstehung der Devisentransaktionssteuer sein. Anschließend werden auf die Funktionsweise sowie die praktische Ausführung der Tobin Steuer eingegangen. Der abschließende Abschnitt befasst sich speziell mit der fiktiven Annahme einer internationalen Devisentransaktionssteuer und deren Auswirkungen und Einflüsse in Bezug auf die Asienkrise. Der theoretische Teil zur Spekulation dient hierbei nur als hintergründiges Basiswissen.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Spekulation
1. Zum Begriff der Spekulation
2. Entwicklung der Spekulation
3. Funktion der Spekulation
4. Möglichkeiten der Spekulation
a) Devisenmarkt
b) Aktienhandel
c) Termingeschäfte
III. Die Asienkrise
1. Situation und Entwicklung vor Ausbruch der Krise
2. Finanzmarktliberalisierung
3. Entwicklung der Krise
a) Überblick
b) Thailand
c) Indonesien
d) Malaysia
e) Südkorea
4. Kapitalabzug aus den Krisenländern
5. Devisenreserven
IV. Tobin Steuer
1. Entwicklung und Geschichte
2. Funktionsweise
3. Steuererhebung in der Praxis
4. Steuerhöhe und Steuerverwendung
V. Fiktive Auswirkungen der Tobin Steuer auf die Asienkrise
VII. Literaturverzeichnis
1. Primär- und Sekundärquellen
2. Internetquellen
I. Einleitung
Die vorliegende Studienarbeit hat die Ziele einen kurzen Überblick über die Entwicklung und den Verlauf der Asienkrise zu geben, die Funktionsweise und die Möglichkeiten der Tobin Steuer darzustellen, einen kleinen theoretischen Einblick in das Gebiet der Spekulation zu vermitteln und letztendlich eine Antwort auf die Frage zu geben, ob die Tobin Steuer in der Lage gewesen wäre, den Verlauf der Asienkrise zu beeinflussen.
Der erste Teil der Arbeit setzt sich auf theoretischer Ebene mit der Spekulation auseinander. An dieser Stelle möchte ich versuchen die Entwicklung der Spekulation sowie deren Funktion aufzuzeigen und die derzeitigen Möglichkeiten des Spekulierens darzustellen.
Im zweiten großen Abschnitt wird die Asienkrise anhand von Länderbeispielen sowie wichtigen ökonomischen Faktoren wie Leistungsbilanzen oder Devisenreserven dargestellt. Einen Schwerpunkt bildet hier die Schilderung von Fakten vor Krisenausbruch.
Der vorletzte Teil meiner Arbeit beschäftigt sich mit der Tobin Steuer. Ein erster Schritt wird hierbei die Erläuterung der Entstehung der Devisentransaktionssteuer sein. Anschließend werden auf die Funktionsweise sowie die praktische Ausführung der Tobin Steuer eingegangen.
Der abschließende Abschnitt befasst sich speziell mit der fiktiven Annahme einer internationalen Devisentransaktionssteuer und deren Auswirkungen und Einflüsse in Bezug auf die Asienkrise. Der theoretische Teil zur Spekulation dient hierbei nur als hintergründiges Basiswissen.
II. Spekulation
1. Zum Begriff der Spekulation
Was ist unter "Spekulation" genau zu verstehen? Der Ausdruck "Spekulation" kommt von dem lateinischen Wort "speculari" und bedeutet soviel wie "spähen, beobachten" bzw. "von einem erhöhten Standpunkt aus in die Ferne spähen". (vgl. WIKIPEDIA)
Bei Aschinger lässt sich folgende Definition finden: "Unter Spekulation versteht man jede durch Gewinnstreben motivierte Ausnutzung erwarteter zeitlicher Preisunterschiede eines Gutes auf einem bestimmten Markt." (Aschinger 1995: 17). Im weiteren Textverlauf wird hier von "enger Spekulation" ausgegangen, d.h. es geht weder um langfristige Anlagegeschäfte noch um die Ausnutzung von örtlichen Preisunterschieden (Arbitrage). Die Studienarbeit befasst sich lediglich mit Geschäften, die mit der Absicht getätigt worden sind (Kauf oder Verkauf), das betreffende Gut zu einem späteren Zeitpunkt wieder mit Gewinn zu kaufen bzw. zu verkaufen. Es wird hierbei auch kein gewinnbringender Nutzen aus dem Besitz des betreffenden Gutes gezogen. Die Voraussetzung, dass diese Art der Spekulation überhaupt funktioniert, ist die Unsicherheit der zukünftigen Preisentwicklung. Hierbei gilt: Je höher die Unsicherheit der zukünftigen Preiserwartung, desto unterschiedlichere Erwartungen haben die Marktteilnehmer, was letztendlich die Möglichkeiten von spekulativem Engagement vergrößert. (vgl. Aschinger 1995: 17f.).
2. Entwicklung der Spekulation
Zur Entwicklung der Spekulation liefert der Börsenaltmeister André Kostolany in seinem Buch "Die Kunst über Geld nachzudenken" einiges an Informationen. Kostolany nach, wurde die Spekulation nicht erst durch das kapitalistische Wirtschaftssystem geschaffen, sondern existierte schon lange bevor es überhaupt die Börse gab. Die wahrscheinlich älteste überlieferte Spekulation ist in der Bibel aufgeführt. Joseph von Ägypten lagerte während der fetten Jahre große Getreidevorräte an, um diese anschließend in den folgenden mageren Jahren zu hohen Preisen zu verkaufen. Im alten Rom wurde mit Getreide und andern Waren spekuliert. Für Cicero, der es selber durch einige Spekulationen zu einem beachtlichen Vermögen gebracht hatte, galt das Geld als der Nerv der Republik und er war davon überzeugt, dass die Spekulation der Motor der Vermögensbildung sei. (vgl. Kostolany 2001: 29f.)
"Solange es den Menschen gibt, gibt es auch Spekulation und Spekulanten, das gilt für die Vergangenheit genauso wie für die Zukunft." (Kostolany 2001: 32).
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Entstehung eine der ersten Spekulationsblase. Im 17. Jahrhundert wurde die Tulpe in Holland zu einen Prestigeobjekt der reichen Bevölkerungsschicht, die dann etwas später allerdings auch von ärmeren Menschen gekauft worden ist. Die Tulpenzwiebeln wurden bis 1634 über Zwiebelzüchter gehandelt. Es gab im Zeitraum von Juni bis September einen Kassamarkt[1] für Tulpenzwiebeln. Durch die steigende Nachfrage entwickelte sich im November 1636 ein Terminmarkt[2], auf dem die Tulpenzwiebeln per Terminkontrakt ge- und verkauft wurden, wobei die Käufer nur einen geringen Teil des Kaufpreises hinterlegen mussten. Dieser Markt kann durchaus mit den heutigen Futuresmärkten verglichen werden. Die Terminmarktteilnehmer hatten kein direktes Interesse an Tulpen, sondern wollten vielmehr durch zukünftige Preissteigerungen einen Gewinn erzielen. Es entstand durch Mitläuferspekulanten eine Spekulationsblase, die anschließend durch panikartige Verkaufswellen platzte. (vgl. Aschinger 1995: 55-60)
3. Funktion der Spekulation
Die Spekulation kann preisstabilisierend sein, wenn durch die Spekulation heftige Preisschwankungen gedämpft werden. Allerdings ist dies nur möglich, wenn es zu den Spekulanten auch nicht spekulierende Marktteilnehmer, wie beispielsweise langfristige Anleger gibt. Weiterhin darf der Anteil der Spekulanten jedoch nicht zu hoch sein, damit diese nur das Ausmaß, nicht aber die Marktrichtung beeinflussen können. (vgl. Aschinger 1995: 18f.)
Eine ebenfalls positive Sichtweise der Funktion von Spekulation findet sich bei Keynes und Hicks. "Die soziale Funktion der Spekulation besteht nach Keynes (1936) und Hicks (1976) darin, das Preisrisiko von einer Gruppe mit höherer Risikoaversion (Hedgers) auf eine Gruppe mit geringerer Risikoaversion (Spekulanten) zu verschieben" (Aschinger 1995: 36). Die Spekulanten nehmen indirekt sozusagen eine Versicherungsfunktion auf sich, welche durch eine Risikoprämie vergütet wird.
4. Möglichkeiten der Spekulation
a) Devisenmarkt
Auf dem Devisenmarkt oder Forex-Markt[3] handeln Unternehmen, Fondsmanger und Banken in unterschiedlich großen Summen und aus vielfältigen Gründen heraus Fremdwährungen. Unternehmen tätigen Geschäfte mit Partnern aus dem Ausland und benötigen daher für anfallende Zahlungen fremde Währungen. Fondgesellschaften investieren in ausländische Wertpapiere und sind zu deren Kauf auf fremde Währungen angewiesen. Banken sind sehr aktive Devisenmarktteilnehmer, da sie zum einen Devisen im Kundenauftrag handeln und zum zweiten versuchen Kursschwankungen von Währungen gewinnbringend zu nutzen. Der Devisenmarkt lässt sich nicht lokalisieren, da Händler ihre Geschäfte am Telefon oder per Computernetzwerk erledigen, wobei allerdings der bedeutendste Handelsplatz für Devisen die Stadt London ist. (vgl. Beike / Schlütz 2001: 276f.)
Der weltweite Tagesumsatz am Devisenmarkt liegt zurzeit bei rund 1,5 Billionen US-Dollar, wobei natürlich die Einführung des Euro zunächst zu einer Verringerung des Umsatzes führte, da einige Währungen durch Euro ersetzt worden sind.
Notenbanken, wie die Europäische Zentralbank besutzen die Mittel den Devisenkurs zu beeinflussen, indem sie die betreffende Währung kaufen (bzw. verkaufen), wenn diese gestärkt (bzw. geschwächt) werden sollen. Zentralbanken handeln aus gesamtwirtschaftlichen Motiven heraus, um beispielsweise die Inflationsrate zu steuern. Solche Interventionen sind innerhalb eines kurzen Zeitraumes in der Regel erfolgreich. Allerdings lassen sich grundlegende volkswirtschaftliche Probleme nicht mit Devisenmarktinterventionen lösen. (vgl. Beike / Schlütz 2001: 278)
b) Aktienhandel
Käufer von Aktien sind Miteigentümer des betreffenden Unternehmens. Ihnen steht ein Anteil des Unternehmensgewinnes zu. Dieser wird in Form der Dividende je nach Ertragslage des Unternehmens, ausgeschüttet. Daher spielt beim Aktienkauf bzw. Aktienverkauf nicht nur die zukünftige Kursentwicklung eine Rolle sondern auch die Aussicht der Dividendenerträge. (vgl. Beike / Schlütz 2001: 52)
c) Termingeschäfte
Im Unterschied zu einen Kassageschäft liegt bei einem Termingeschäft zwischen Abschluss und Erfüllung eine Zeitspanne. Der zugrunde liegende Handelsgegenstand wird als "Basiswert" bzw. "Underlying" bezeichnet. Der vereinbarte Preis heißt Terminpreis. Basiswerte können beispielsweise Aktien, Währungen oder Waren sein. Bei Termingeschäften ist es nicht notwendig den vollen Preis (des Basiswertes) zu investieren, es genügt, lediglich eine Sicherheitsleistung (Margin) zu hinterlegen. (vgl. Beike / Schlütz 2001: 459-477)
Beispiel: Vergleich Aktienkauf / Termingeschäft
1. Direkter Aktienkauf in Höhe von 100,00 Euro. Aktienkurs steigt um 10%. Verkauf der Aktie zu 110,00 Euro. Es wird ein Gewinn in Höhe von 10,00 Euro bzw. 10% auf das eingesetzte Kapital erzielt. Transaktionskosten bleiben unberücksichtigt.
2. Termingeschäft auf eine Aktienoption zum Terminkurs 102,00 Euro. Es genügt eine Sicherheitsleistung in Höhe von 10%, d.h. hier 10,20 Euro. Der Terminkurs steigt auf 110,00 Euro. Die Aktienoption wird verkauft. Es wird ein Gewinn in Höhe von 8,00 Euro bzw. von fast 80% (!!!) auf das eingesetzte Kapital erzielt.
Durch dieses Beispiel wird die enorme Hebelwirkung von Termingeschäften deutlich, die natürlich in beide Richtungen funktioniert.
[...]
[1] Kassageschäft: (Wertpapier-)geschäft an der Börse, bei dem die Erfüllung unverzüglich zu erfolgen hat.
[2] Termingeschäft: (Wertpapier-)geschäft an der Börse zum Tageskurs des Geschäftsabschlusses, dessen Erfüllung jedoch erst zu einem vereinbarten späteren Termin erfolgt.
[3] Forex-Markt bzw. FX-Markt steht als Abkürzung für Foreign Exchange.
- Arbeit zitieren
- Andreas Piplies (Autor:in), 2004, Darstellung der Asienkrise im Zusammenhang der Möglichkeiten der Tobin-Steuer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38422
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