Neil Gaiman knüpft mit seinem Debutroman "Niemalsland" an die überlieferten, strukturellen Elemente und inhaltlichen Motive der traditionellen High Fantasy an. In einigen seiner Erzählungen modifiziert er die konventionellen Kriterien, nimmt sie als Ausgangspunkt und transformiert sie ins Jetzt. So entstehen Romane im Umfeld moderner Städte und Weltanschauung, die Archetypisches nutzen, um individuelle Schicksale und gesellschaftliche Aspekte einer postmodernen Lebenswelt zu interpretieren.
Die Gattung, von der hier die Rede ist, bezeichnet man mittlerweile als Urban Fantasy. Letztlich ist diese Kategorisierung aber zu verschwommen und unscharf, wird der inhaltlichen und strukturellen Qualität dieses Romans nicht wirklich gerecht. Strukturell betrachtet ist "Niemalsland" ein Fantasy-Hybrid.
Neil Gaiman richtet sich in einigen seiner phantastischen Erzählungen an junge Menschen, an junge Erwachsene, die, wie seine Protagonisten, an der Schwelle des Erwachsenwerdens mit der Herausforderung der Gestaltung ihres neuen Status und ihrer neuen Identität konfrontiert werden. Gaiman wählt bewusst das Buch, und zwischen dessen Deckeln die Fantasy-Erzählung, als unterstützendes Medium in diesem Prozess. Indem er sich an das Heldenreise-Konzept von Joseph Campbells tausendgestaltigem Heros orientiert, gelingen ihm Erzählungen, die interkulturell nachvollziehbar Initiationsprozesse thematisieren.
"Niemalsland" ist ein ausgesprochen intelligent konzipierter, spannend und gleichzeitig unterhaltsam zu lesender Coming-Of-Age-Roman. In dieser Erzählung für junge Erwachsene verarbeitet Neil Gaiman das in den Mythologien, Märchen und Kulturen der Völker weltweit verbreitete Thema der Initiation Jugendlicher in eine erwachsene Identität, ein Ritual, dass Kindheit und Jugend endgültig beendet. Für die Bewältigung dieser Phase des individuellen Lebenszyklus bieten seine Erzählungen jugendlichen Lesern ein Surrogat an, das ihnen die dramatischen Riten einer Initiation schildert, indem er ihnen die Funktion einer die Protagonisten verändernden Queste vorführt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Niemalsland: Das doppelte London
- Schwellenwesen und Grenzgänger...
- Richard betwixt and between
- Re-Integration in Ober-London...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert Neil Gaimans Roman „Niemalsland“ und beleuchtet die Verbindung von moderner Fantasy-Literatur mit dem städtischen Milieu des 21. Jahrhunderts. Der Text untersucht, wie Gaiman die Konventionen der High Fantasy nutzt, um eine postmoderne Mythologie für den urbanen Raum zu kreieren.
- Die Verbindung von High Fantasy und Urban Fantasy
- Die Entwicklung der Fantasy-Literatur von Tolkien bis Gaiman
- Die Rolle der Mythologie in der modernen Welt
- Die Bedeutung von Imagination und Fiktion in der Gesellschaft
- Die pädagogischen Aspekte von Gaimans Werk
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Tradition der High Fantasy und ihre Wurzeln in der europäischen Mythologie vor. Sie diskutiert den Einfluss von Autoren wie Tolkien, Lewis und Jordan auf die Entwicklung des Genres.
- Niemalsland: Das doppelte London: Dieses Kapitel beschreibt die Struktur und die wichtigsten Elemente von Gaimans „Niemalsland“. Der Roman wird als Hybrid zwischen High Fantasy und Urban Fantasy kategorisiert.
- Schwellenwesen und Grenzgänger...: Dieses Kapitel analysiert den Protagonisten Richard Mayhew und seine Reise in eine andere Realität. Es erklärt das Konzept der Transliminalität und seine Bedeutung für die Erzählung.
- Richard betwixt and between: Dieses Kapitel betrachtet die psychologische Entwicklung von Richard Mayhew im Kontext des Romans. Es beleuchtet, wie Richard seine eigene Identität und seine Rolle in der Welt neu entdeckt.
Schlüsselwörter
High Fantasy, Urban Fantasy, Neil Gaiman, Niemalsland, Mythologie, Postmoderne, Imagination, Fiktion, Transliminalität, Städtisches Milieu, Pädagogik
- Quote paper
- Dr. Herbert W. Jardner (Author), 2005, Initiation und Individuation in postmodernen Fantasy-Romanen. Gesellschaftliche Aspekte und postmoderne Lebenswelten in "Niemandsland" von Neil Gaiman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/384216