Diätassistenten und Ernährungswissenschaftler haben Aufgaben in der Ernährungsberatung. Diätassistenten zusätzlich in der Diätberatung. Bedauerlicherweise ist die Ernährungsberatung in Deutschland nicht gesetzlich geregelt, definiert und geschützt. Auch die Bezeichnung Ernährungsberater ist nicht geregelt. Da im EU-Land Österreich sowohl die Ernährungsberatung bei gesunden Menschen und die Ernährungsberatung von Kranken (vulgo Diätberatung oder diätetische Beratung) gesetzlich definiert sind [1], kann daraus abgeleitet werden, dass dies auch in der Bundesrepublik Deutschland möglich wäre. In vielen anderen europäischen Ländern wie beispielsweise der Schweiz gibt es für die Ernährungsberater ebenfalls eine gesetzliche Regelung [2, 3] beziehungsweise sind die Erbringer der Diät- und Ernährungsberatung gesetzlich definiert. In Deutschland ist das nicht der Fall. Daher kann jeder Ernährungsberatung anbieten und sich als Ernährungsberater bezeichnen. Diese Situation ist unhaltbar, erläutert der Vorsitzende des Deutschen Kompetenzzentrum Gesundheitsförderung und Diätetik Sven-David Müller. Dabei hat die Ernährungsweise (entscheidende) Auswirkungen auf die Gesundheit, kann zu Krankheiten führen und sie beeinflussen. Schon jetzt fließt nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit rund jeder dritte Euro im Gesundheitswesen in die Therapie ernährungs(mit)bedingter Erkrankungen [4, 5, 6]. Zudem sind zirka zwei Drittel der Todesfälle auf Fehlernährung sowie ernährungsbedingte Krankheiten zurückzuführen [7, 8]. Ab 1. Januar 2018 ist Ernährungstherapie inklusive Diätberatung (medizinische-therapeutische Beratung) bei Patienten mit Mukoviszidose und seltenen angeborenen Stoffwechselerkrankungen als verordnungsfähiges Heilmittel anerkannt.
Inhaltsverzeichnis
- Ernährungsberatung muss gesetzlich definiert und geschützt werden
- 1,BÄK-Curriculum Ernährungsmedizin umfasst 80 Zeitstunden
- Staatlich geprüfte Diätassistenten sind kompetente Ansprechpartner
- Ernährungswissenschaftler an Fachhochschulen und Universitäten
- Diätetik muss als Heilmittel anerkannt werden
- In Deutschland sind mindestens 16.000 staatlich anerkannte Diätassistenten tätig
- Deutschland könnte dem „Vorbild“ Österreichs folgen
- Optimale Weiterbildung: Ernährungsberater DGE
- Ernährungstherapie endlich als Heilmittel anerkannt
- Diätberatung bei seltenen Erkrankungen jetzt als Heilmittel anerkannt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text beleuchtet die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung und Definition der Ernährungsberatung in Deutschland. Er vergleicht die Situation in Deutschland mit anderen europäischen Ländern und hebt die Bedeutung qualifizierter Ernährungsberatung für die Prävention und Therapie ernährungsbedingter Krankheiten hervor.
- Die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung der Ernährungsberatung in Deutschland
- Der Vergleich der deutschen Situation mit anderen Ländern bezüglich der Regulierung von Ernährungsberatern
- Die Bedeutung qualifizierter Ernährungsberatung für die öffentliche Gesundheit
- Die Rolle verschiedener Berufsgruppen (Diätassistenten, Ernährungswissenschaftler, Ärzte) in der Ernährungsberatung
- Die Anerkennung von Diätetik als Heilmittel
Zusammenfassung der Kapitel
Ernährungsberatung muss gesetzlich definiert und geschützt werden: Der Text beginnt mit der Feststellung, dass Ernährungsberatung in Deutschland nicht gesetzlich geregelt ist, im Gegensatz zu Österreich und der Schweiz. Dies führt zu einer unkontrollierten Situation, in der jeder sich als Ernährungsberater bezeichnen kann, obwohl Fehlernährung zu erheblichen Kosten im Gesundheitswesen und hohen Sterblichkeitsraten führt. Die Anerkennung der Ernährungstherapie als Heilmittel ab 2018 für bestimmte Krankheiten wird als positiver Schritt hervorgehoben, unterstreicht aber gleichzeitig die Notwendigkeit einer umfassenderen gesetzlichen Regelung.
1,BÄK-Curriculum Ernährungsmedizin umfasst 80 Zeitstunden: Dieser Abschnitt vergleicht die Ausbildungszeiten von Ärzten im Bereich Ernährungsmedizin (80 Stunden) mit denen staatlich geprüfter Diätassistenten (4450 Stunden). Der enorme Unterschied in der Ausbildungsdauer verdeutlicht die unzureichende Qualifikation von Ärzten im Bereich Ernährungsberatung und hebt die Expertise staatlich geprüfter Diätassistenten hervor. Auch die Ausbildung von Apothekern (100 Stunden) im Bereich Ernährungsberatung wird als unzureichend bewertet.
Staatlich geprüfte Diätassistenten sind kompetente Ansprechpartner: Der Text würdigt die Kompetenz staatlich geprüfter Diätassistenten, die seit über 80 Jahren in Deutschland tätig sind und eine umfassende Ausbildung im Bereich Diät- und Ernährungsberatung durchlaufen haben. Ihre Anerkennung als Heilberufler und die detaillierte Beschreibung ihrer Ausbildung (Theorie und Praxis) unterstreichen ihre Eignung für die qualifizierte Beratung und Therapie ernährungsbedingter Erkrankungen.
Ernährungswissenschaftler an Fachhochschulen und Universitäten: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Ausbildung von Ernährungswissenschaftlern und stellt fest, dass die Ausbildungsinhalte sehr unterschiedlich sind und keine einheitliche Kompetenz in der Diät- und Ernährungsberatung garantieren. Es wird empfohlen, dass Ernährungswissenschaftler zusätzlich die Ausbildung zum staatlich geprüften Diätassistenten oder Ernährungsberater DGE absolvieren sollten, um eine ausreichende Qualifikation zu erhalten.
Diätetik muss als Heilmittel anerkannt werden: Der Text argumentiert für die allgemeine Anerkennung der diätetischen Beratung als Heilmittel, um den Verbraucherschutz zu gewährleisten und die Abrechnung im Rahmen der GVK zu ermöglichen. Die Bedeutung qualifizierter Berater, insbesondere staatlich geprüfter Diätassistenten und Ernährungsberater DGE, wird hervorgehoben. Die umfassenden Kenntnisse der Diätassistenten in Lebensmittelkunde, Hygiene und Küchentechnik werden als zusätzliche Vorteile ihrer Qualifikation dargestellt.
In Deutschland sind mindestens 16.000 staatlich anerkannte Diätassistenten tätig: Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die Anzahl der in Deutschland tätigen Diätassistenten (mindestens 16.000) und diskutiert die Notwendigkeit einer Modernisierung der Berufsbezeichnung und des zugehörigen Gesetzes. Die Möglichkeit einer Akademisierung des Berufs wird angesprochen, und es werden universitäre Weiterbildungsmöglichkeiten für Diätassistenten erwähnt.
Deutschland könnte dem „Vorbild“ Österreichs folgen: Der Text beschreibt das österreichische Modell der Regulierung von Ernährungsberatung als Vorbild, bei dem zwischen medizinischer und nicht-medizinischer Beratung unterschieden wird und nur qualifizierte Personen die Beratung durchführen dürfen. Die Kritik an der Berichterstattung in Medien, die oft unqualifizierte Personen als Experten präsentiert, wird geäußert.
Optimale Weiterbildung: Ernährungsberater DGE: Dieser Abschnitt empfiehlt Ernährungswissenschaftlern die Fortbildung zum Ernährungsberater DGE, um ihre praxisorientierte Beratungskompetenz zu verbessern. Die staatlich geprüften Diätassistenten werden erneut als qualifizierte Ansprechpartner hervorgehoben, wobei zusätzliche Weiterbildungen und Studienabschlüsse als wertvolle Ergänzung betrachtet werden.
Ernährungstherapie endlich als Heilmittel anerkannt: Der Abschnitt beschreibt die Anerkennung der Ernährungstherapie als Heilmittel ab Januar 2018 für Mukoviszidose und bestimmte angeborene Stoffwechselerkrankungen. Dies ermöglicht staatlich geprüften Diätassistenten mit entsprechender Erfahrung, die Ernährungstherapie auf ärztliche Verordnung durchzuführen und mit den Krankenkassen abzurechnen. Die Bedeutung dieser Entwicklung für die Patientenversorgung wird betont.
Diätberatung bei seltenen Erkrankungen jetzt als Heilmittel anerkannt: Dieser Abschnitt konkretisiert die Anerkennung der Diätberatung als Heilmittel für Mukoviszidose und bestimmte seltene Stoffwechselerkrankungen ab Januar 2018. Die Notwendigkeit einer lebenslangen Ernährungstherapie bei diesen Erkrankungen und die Bedeutung dieser Regelung für die Vermeidung von Behinderungen und Tod werden unterstrichen.
Schlüsselwörter
Ernährungsberatung, Diätetik, Ernährungstherapie, Heilmittel, Gesetzgebung, Diätassistenten, Ernährungswissenschaftler, Qualifikation, Verbraucherschutz, Gesundheitswesen, Mukoviszidose, angeborene Stoffwechselerkrankungen, DGE, Österreich.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Gesetzliche Regelung der Ernährungsberatung in Deutschland
Was ist das Hauptthema des Textes?
Der Text behandelt die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung und Definition der Ernährungsberatung in Deutschland. Er vergleicht die deutsche Situation mit anderen Ländern, betont die Bedeutung qualifizierter Beratung für die Prävention und Therapie ernährungsbedingter Krankheiten und beleuchtet die Rolle verschiedener Berufsgruppen.
Warum braucht Deutschland eine gesetzliche Regelung der Ernährungsberatung?
Derzeit fehlt eine gesetzliche Regelung, was zu unkontrollierter Beratung durch unzureichend qualifizierte Personen führt. Fehlernährung verursacht hohe Kosten im Gesundheitswesen und Sterblichkeit. Eine gesetzliche Regelung schützt Verbraucher und sorgt für qualifizierte Beratung.
Wie ist die Situation in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern?
Im Gegensatz zu Ländern wie Österreich und der Schweiz, wo die Ernährungsberatung gesetzlich geregelt ist, fehlt in Deutschland eine solche Regelung. Der Text nennt Österreich als positives Beispiel für ein differenziertes System, das zwischen medizinischer und nicht-medizinischer Beratung unterscheidet.
Welche Berufsgruppen sind in der Ernährungsberatung tätig, und welche Qualifikationen haben sie?
Der Text erwähnt staatlich geprüfte Diätassistenten (umfassende Ausbildung, über 4450 Stunden), Ernährungswissenschaftler (Ausbildungsinhalte variieren stark), Ärzte (80 Stunden im BÄK-Curriculum Ernährungsmedizin) und Apotheker (100 Stunden). Die Kompetenz staatlich geprüfter Diätassistenten wird besonders hervorgehoben.
Welche Rolle spielen staatlich geprüfte Diätassistenten?
Staatlich geprüfte Diätassistenten verfügen über eine umfassende Ausbildung und sind laut Text kompetente Ansprechpartner für Ernährungsberatung und -therapie. Ihre Expertise in Lebensmittelkunde, Hygiene und Küchentechnik wird betont. Ihre Zahl in Deutschland wird auf mindestens 16.000 geschätzt.
Sollte Diätetik als Heilmittel anerkannt werden?
Der Text argumentiert für die Anerkennung von Diätetik als Heilmittel, um den Verbraucherschutz zu gewährleisten und die Abrechnung mit Krankenkassen zu ermöglichen. Dies würde die qualifizierte Beratung, insbesondere durch staatlich geprüfte Diätassistenten und Ernährungsberater DGE, fördern.
Was ist die Bedeutung der Anerkennung der Ernährungstherapie als Heilmittel?
Seit Januar 2018 ist die Ernährungstherapie für bestimmte Krankheiten (z.B. Mukoviszidose, angeborene Stoffwechselerkrankungen) als Heilmittel anerkannt. Dies ermöglicht staatlich geprüften Diätassistenten mit entsprechender Erfahrung, die Therapie auf ärztliche Verordnung durchzuführen und abzurechnen.
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten werden empfohlen?
Für Ernährungswissenschaftler wird die Weiterbildung zum Ernährungsberater DGE empfohlen, um die praxisorientierte Beratungskompetenz zu verbessern. Zusätzliche Weiterbildungen und Studienabschlüsse für staatlich geprüfte Diätassistenten werden als wertvolle Ergänzung betrachtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Textes?
Ernährungsberatung, Diätetik, Ernährungstherapie, Heilmittel, Gesetzgebung, Diätassistenten, Ernährungswissenschaftler, Qualifikation, Verbraucherschutz, Gesundheitswesen, Mukoviszidose, angeborene Stoffwechselerkrankungen, DGE, Österreich.
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- MSc. Sven-David Müller (Author), 2017, Wie Ernährungsberatung gesetzlich geschützt und definiert werden muss, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383772