Wie einen Untergebenen behandelte Sulla den Gesandten der Parther, als die beiden Großmächte 96 v.Chr. erstmals offiziell aufeinander trafen. Rom war überzeugt, den Parthern politisch, kulturell und vor allem militärisch überlegen zu sein. Doch nachdem sie bei Carrhae eine vernichtende Niederlage erlitten hatten und die Rachepläne eines Caesar ebenso wie die tatsächlichen Revancheversuche eines Antonius fruchtlos geblieben waren, mussten die Römer einsehen, dass sie das Reich jenseits des Euphrat unterschätzt hatten. Augustus politische Maxime war es fortan, das römische Imperium in seinen Grenzen zu halten und auf weitere Eroberungszüge im Osten zu verzichten. Diese Vorstellung blieb im ersten Jahrhundert n.Chr. lange bestimmend, so dass die Beziehungen zwischen den Großmächten überwiegend friedlich waren. Nur unter Nero kam es zu offenen militärischen Auseinandersetzungen um das zwischen beiden Reichen gelegene Armenien. Man einigte sich schließlich auf einen Kompromiss, der den Interessen beider Seiten gerecht wurde: Armenien wurde ein Pufferstaat, dessen Herrscher aus Parthien stammen und von Rom gebilligt werden sollte. Im zweiten Jahrhundert, das hier im Mittelpunkt steht, erlebten die Beziehungen zwischen Rom und den Parthern eine gänzlich neue Dimension der Gewalt. In drei großen Kriegen traten die beiden Reiche gegeneinander an. Trotzdem hat es auch im zweiten Jahrhundert immer wieder längere Phasen der friedlichen Koexistenz gegeben. Diesen Entwicklungen geht die folgende Arbeit nach. Die unterschiedlichen Phasen von Krieg und Frieden zwischen Rom und den Parthern sollen ereignisgeschichtlich dargestellt und in bezug auf ihre Bedingungsfaktoren untersucht werden. Im Zentrum des Interesses wird dabei weniger die detailgetreue Rekonstruktion etwa einzelner Kriegszüge stehen. Hier soll eine eher schlaglichtartige Darstellung der Ereignisse genügen. Stärker in den Mittelpunkt gerückt werden dagegen die Ursachen und Anlässe von Konflikt und Kompromiss, die maßgeblichen politischen Konstellationen und besonders auch die handlungsleitenden Motive entscheidender politischer Akteure.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Partherkrieg zur Zeit Traians (114-116)
- Krise und Kriegsausbruch
- Traians Kampagne
- Das parthisch-römische Verhältnis zur Zeit Hadrians und des Antoninus Pius (117-161)
- Roms Defensivpolitik
- Wahrung des Status quo
- Der Partherkrieg zur Zeit des Lucius Verus (161-166)
- Die parthische Offensive
- Die Kampagne des Verus
- Das parthisch-römische Nebeneinander zur Zeit Marc Aurels und des Commodus (165/166-192)
- Die Partherpolitik des Septimius Severus (192-198)
- Das Unternehmen gegen Niger und die östlichen Kleinstaaten
- Der Partherkrieg des Septimius Severus
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die wechselvollen Beziehungen zwischen Rom und den Parthern im zweiten Jahrhundert n. Chr., fokussiert auf die Phasen von Krieg und Frieden. Sie analysiert die Ursachen und Anlässe von Konflikten und Kompromissen, die politischen Konstellationen und die Motive der beteiligten Akteure. Die detaillierte Rekonstruktion einzelner Kriegszüge tritt dabei hinter die Analyse der Hintergrundfaktoren zurück.
- Die römisch-parthischen Kriege des zweiten Jahrhunderts n. Chr.
- Die Ursachen und Anlässe der Konflikte zwischen Rom und Parthien.
- Die politische Konstellation in Rom und Parthien und deren Einfluss auf die Beziehungen.
- Die Motive der wichtigsten politischen Akteure.
- Die Phasen der friedlichen Koexistenz zwischen den beiden Großmächten.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die römisch-parthischen Beziehungen bis zum zweiten Jahrhundert n. Chr., beginnend mit der Begegnung unter Sulla und der vernichtenden Niederlage bei Carrhae. Sie beschreibt die Politik des Augustus, die auf friedliche Koexistenz und Verzicht auf weitere Eroberungen im Osten setzte. Der Fokus liegt auf dem Wandel im zweiten Jahrhundert, das von drei großen Kriegen geprägt war, aber auch Phasen friedlicher Koexistenz umfasste. Die Arbeit konzentriert sich auf die Ursachen und Bedingungen von Krieg und Frieden, unter Berücksichtigung der einseitigen Quellenlage, die eine überwiegend römische Perspektive bedingt. Die Gliederung orientiert sich an den Regierungszeiten der römischen Kaiser, da diese eng mit den politischen Wendepunkten in den Beziehungen zu den Parthern verbunden sind.
2. Der Partherkrieg zur Zeit Traians (114-116): Dieses Kapitel beschreibt den ersten großen Krieg zwischen Rom und Parthien im zweiten Jahrhundert, ausgelöst durch eine parthische Intervention in Armenien, die ein bestehendes Abkommen zwischen den Großmächten verletzte. Trajan nutzte diesen diplomatischen Affront als Vorwand für einen Feldzug, der ihn zunächst nach Armenien und dann gegen das Partherreich selbst führte. Die Motivation Trajans wird diskutiert, wobei neben dem Streben nach persönlichem Ruhm auch wirtschaftliche und militärisch-strategische Motive eine Rolle gespielt haben könnten. Der Kapitel beschreibt Traians entschlossenen Willen, den Krieg zu führen, und die vergeblichen Versuche der Parther, Frieden zu schließen.
3. Das parthisch-römische Verhältnis zur Zeit Hadrians und des Antoninus Pius (117-161): Dieses Kapitel behandelt die Periode nach Trajans Tod, unter Hadrian und Antoninus Pius. Im Mittelpunkt steht Roms Defensivpolitik und die Wahrung des Status quo nach den Konflikten unter Trajan. Die Zusammenfassung wird die Strategien Roms zur Stabilisierung der Ostgrenze und die Maßnahmen zur Vermeidung weiterer größerer Konflikte mit den Parthern erläutern. Die Analyse wird sich auf die politischen und militärischen Entscheidungen konzentrieren, die zur Aufrechterhaltung eines fragilen Friedens beigetragen haben. Der Abschnitt wird die Gründe für die Entscheidung des römischen Reiches, auf weitere Expansionen zu verzichten, und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Beziehungen zu den Parthern beleuchten.
4. Der Partherkrieg zur Zeit des Lucius Verus (161-166): Dieses Kapitel analysiert den zweiten großen Krieg zwischen Rom und Parthien, der unter der Herrschaft von Lucius Verus ausbrach. Es beschreibt die parthische Offensive und die anschließende römische Gegenoffensive. Die Zusammenfassung wird die strategischen und militärischen Aspekte des Konflikts detailliert untersuchen und die Ursachen für den erneuten Ausbruch des Krieges beleuchten. Die Analyse wird die Rolle der politischen Akteure beider Reiche hervorheben und die Konsequenzen dieses Krieges auf die langfristigen Beziehungen zwischen Rom und Parthien bewerten. Die Analyse wird die wichtigsten Ereignisse des Krieges zusammenfassen und ihren Einfluss auf die politische Landschaft des östlichen Mittelmeerraums untersuchen.
5. Das parthisch-römische Nebeneinander zur Zeit Marc Aurels und des Commodus (165/166-192): Dieses Kapitel befasst sich mit der Phase nach dem Krieg unter Lucius Verus. Die Zusammenfassung wird die politischen und diplomatischen Bemühungen um die Stabilisierung der Beziehungen zwischen Rom und Parthien nach dem Konflikt erörtern. Es wird die Entwicklungen in beiden Reichen analysieren, die zur friedlichen Koexistenz beitrugen oder diese gefährdeten, und mögliche Veränderungen in den jeweiligen außenpolitischen Strategien beleuchten. Die Zusammenfassung wird die wichtigsten politischen Ereignisse der Regierungszeiten von Marc Aurel und Commodus im Kontext des parthisch-römischen Verhältnisses erörtern.
6. Die Partherpolitik des Septimius Severus (192-198): Dieses Kapitel beschreibt die Politik des Septimius Severus gegenüber den Parthern, einschließlich des Unternehmens gegen Niger und die östlichen Kleinstaaten, sowie des Partherkriegs selbst. Es beleuchtet die militärischen Aktionen und die politischen Ziele des römischen Kaisers in diesem Kontext. Die Zusammenfassung wird die strategischen Überlegungen und die langfristigen Auswirkungen von Severus’ Politik auf das römisch-parthische Verhältnis untersuchen und die Gründe für den Ausbruch dieses letzten beschriebenen Krieges analysieren. Die Zusammenfassung wird die einzelnen Elemente des Kapitels, einschließlich der militärischen Kampagnen und der politischen Entscheidungen, zusammenfassen und auf deren Bedeutung eingehen.
Schlüsselwörter
Römisch-parthische Beziehungen, Kriege, Frieden, Armenien, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Lucius Verus, Marc Aurel, Commodus, Septimius Severus, Osroes, Außenpolitik, militärische Strategien, politische Konstellationen, Quellenlage.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Römisch-Parthische Beziehungen im 2. Jahrhundert n. Chr.
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die komplexen Beziehungen zwischen dem Römischen Reich und dem Partherreich im 2. Jahrhundert n. Chr., mit besonderem Fokus auf die sich abwechselnden Phasen von Krieg und Frieden. Analysiert werden die Ursachen und Hintergründe von Konflikten und Kompromissen, die politischen Gegebenheiten in beiden Reichen und die Motive der beteiligten Akteure. Im Vordergrund steht dabei die Analyse der Hintergrundfaktoren, weniger die detaillierte Darstellung einzelner militärischer Ereignisse.
Welche Zeitspanne wird behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf das 2. Jahrhundert n. Chr. und behandelt die Beziehungen zwischen Rom und Parthien während der Regierungszeiten verschiedener römischer Kaiser: Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Lucius Verus, Marc Aurel, Commodus und Septimius Severus.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die römisch-parthischen Kriege des 2. Jahrhunderts, die Ursachen und Anlässe dieser Konflikte, die politische Lage in Rom und Parthien und deren Einfluss auf die Beziehungen, die Motive der wichtigsten politischen Akteure beider Seiten sowie die Phasen friedlicher Koexistenz.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Eine Einleitung, die die Beziehungen bis zum 2. Jahrhundert einordnet; Kapitel über den Partherkrieg unter Trajan (114-116 n. Chr.), die Politik von Hadrian und Antoninus Pius (117-161 n. Chr.), den Krieg unter Lucius Verus (161-166 n. Chr.), die Beziehungen unter Marc Aurel und Commodus (165/166-192 n. Chr.), die Partherpolitik von Septimius Severus (192-198 n. Chr.) und abschließend ein Fazit und Ausblick. Jedes Kapitel behandelt die spezifischen Ereignisse und die politischen und militärischen Hintergründe der jeweiligen Epoche.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit basiert auf den verfügbaren Quellen, wobei die einseitige Quellenlage mit einer überwiegend römischen Perspektive berücksichtigt wird.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit analysiert die komplexen Wechselwirkungen zwischen den beiden Großmächten, die von militärischen Auseinandersetzungen, aber auch von Phasen friedlicher Koexistenz geprägt waren. Die genauen Schlussfolgerungen werden im Fazit und Ausblick zusammengefasst.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Römisch-parthische Beziehungen, Kriege, Frieden, Armenien, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius, Lucius Verus, Marc Aurel, Commodus, Septimius Severus, Osroes, Außenpolitik, militärische Strategien, politische Konstellationen, Quellenlage.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke gedacht und richtet sich an Leser, die sich für die Geschichte des Römischen Reiches, die Beziehungen zwischen Rom und Parthien und die politische und militärische Geschichte des 2. Jahrhunderts n. Chr. interessieren.
- Quote paper
- Torben Waleczek (Author), 2005, Rom und die Parther im 2. Jahrhundert nach Christus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38302