Europa zwischen den beiden Weltkriegen stellt sich als ein demokratisierender Kontinent dar. In vielen Staaten entstanden Formen demokratischer Herrschaft, in wenigen waren sie von Bestand. Die beiden Jahrzehnte sind ohne Umschweife als Zeit des Umbruchs zu bezeichnen. Drei Monarchien finden nach mit dem 1. Weltkrieg ihr Ende. Darunter auch die der Romanovs. Wie in mehreren anderen Staaten auch, setzt sich in Russland nun der Wunsch zur Demokratie durch. Diesem Wunsch war jedoch kein Erfolg beschieden. Innerhalb des Jahres ihrer Entstehung fand die Demokratie auch schon wieder ihr Ende. An dieser Stelle soll nach den Gründen für diese Entwicklung gefragt werden, ohne jedoch das russische Fallbeispiel in einen europäischen Vergleich stellen zu wollen. Dass der Fall der russischen Demokratie nach gerade einmal acht Monaten nicht monokausal zu erklären ist, scheint offensichtlich. Vielmehr ist man geneigt, ein Konglomerat aus verschiedensten Ursachen und Umständen zu diagnostizieren. Diese Ursachen und Umstände sollen im Zentrum der Darstellung stehen. Es soll auf den folgenden Seiten geklärt werden, warum die russische Demokratie keinen Bestand hatte. Der Fokus der Betrachtung wird dabei bewusst auf die Monate Februar bis Oktober des Jahres 1917 gelegt. Eine Analyse der Vorraussetzungen der russischen Demokratie im Zusammenhang der Erfahrungen des Zarenreiches wird also ausgespart. Ebenso wird der Schlusspunkt des demokratischen Russlands, die Oktoberevolution der Bolschewisten nicht Eingang in die Darstellung finden. So historisch wichtig dieses Ereignis sein mag, so wenig würde dessen Darstellung zu dieser Arbeit beitragen. Es soll nicht darum gehen, die Ereignisse auf dem Weg zum Sowjetreich zu schildern, sondern explizit zu klären, aus welchen Gründen ein „Demokratieversuch“ in Russland scheiterte und welche Faktoren beziehungsweise Umstände dazu beigetragen haben. Die Schwerpunkte stellen dabei zum einen die Entstehungsumstände der Demokratie im Zuge der Februarrevolution sowie die Politik der Provisorischen Regierung dar. Darüber hinaus soll der politische Kampf veranschaulicht werden, welcher Russland 1917 prägte. Diese drei Felder werden der Rahmen für diese Arbeit sein. Ohne Ergebnisse vorwegzunehmen kann jetzt schon gesagt werden, dass es diese drei Bereiche sind, welche die zentralen Ursachen umfassen. Im Zuge der Darstellung kommen vor allem aktuelle Monographien der letzten Jahre zum Einsatz. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorgedanken
- Entstehung der russischen Demokratie
- Zur Politik der Provisorischen Regierung
- Die Kriegsfrage
- Wirtschaft, Versorgung und Bauernproblematik
- Politischer Kampf
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Scheitern der „demokratischen Experiments“ in Russland zwischen der Februar- und der Oktoberrevolution. Sie untersucht die Ursachen für den Aufstieg und den Fall der russischen Demokratie und fokussiert dabei auf die Zeit von Februar bis Oktober 1917.
- Die Entstehung der russischen Demokratie im Zuge der Februarrevolution
- Die Politik der Provisorischen Regierung
- Der politische Kampf in Russland im Jahr 1917
- Die Rolle der Arbeiter und Soldaten im revolutionären Prozess
- Die Kluft zwischen den Liberalen und den Massen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Entstehung der russischen Demokratie im Kontext der Februarrevolution. Es analysiert die Ursachen für das Ende der Zarenmonarchie und die Entstehung eines Machtvakuums. Es werden die unterschiedlichen Reaktionen der Duma und der Arbeiter/Soldaten auf die revolutionäre Situation sowie die Bildung des Provisorischen Komitees und des Deputiertensowjets beschrieben.
Das zweite Kapitel widmet sich der Politik der Provisorischen Regierung. Es untersucht die verschiedenen Herausforderungen, denen die Regierung gegenüberstand, insbesondere die Kriegsfrage, die wirtschaftliche und soziale Situation sowie die Bauernproblematik.
Das dritte Kapitel beleuchtet den politischen Kampf in Russland im Jahr 1917. Es analysiert die unterschiedlichen politischen Kräfte, die sich im Land aktiv waren, und die Konflikte zwischen ihnen. Es wird die Rolle der Arbeiter und Soldaten im politischen Prozess und die wachsende Kluft zwischen den Liberalen und den Massen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Russische Revolution, Februarrevolution, Oktoberrevolution, Provisorische Regierung, Deputiertensowjet, Arbeiter, Soldaten, Liberale, Kriegsfrage, Wirtschaft, Versorgung, Bauernproblematik, politischer Kampf, Demokratie, sozialistische Bewegung.
- Quote paper
- Martin Röw (Author), 2003, Russland zwischen Februar- und Oktoberrevolution - zum Scheitern des 'demokratischen Experiments', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38197