Die vorliegende Arbeit konzentriert sich im Folgenden zunächst auf das damalige Verständnis des Schicksals und dem damit, zumindest bei Goethe, eng zusammenhängenden Terminus des Dämonischen. Welche Konnotation erwirkte dieses Konzept bei der Öffentlichkeit, welches Bild machten sich ausgewählte Persönlichkeiten wie etwa Napoleon und nicht zuletzt, wie gestalteten sich Goethes eigene Vorstellungen des Schicksals.
Die Handlung Johann Wolfgang von Goethes 1809 erschienenen Romans „Die Wahlverwandtschaften“ beginnt zur überzeitlich unbestimmten „schönste[n] Stunde eines Aprilnachmittags“ mit der Namensgebung Eduards, einem „reichen Baron im besten Mannesalter“, durch den Erzähler. Besagter Protagonist ist nur einer von vieren, welche sich im Laufe des Geschehens in wechselwirkender Beziehung zueinander befinden.
Charlotte, Eduards Frau, stimmt nach anfänglichem Unbehagen dem dringlichen Wunsch ihres Gatten bei, den befreundeten Hauptmann „auf einige Zeit“ bei sich wohnen und wirken zu lassen, woraufhin sie allerdings das Anliegen äußert, Ottilie, ihre Nichte, zu sich holen zu wollen - es geschieht. Eduard verliebt sich in Ottilie, diese sich in jenen, ebenso ergeht es Charlotte und dem Hauptmann. Die Viererkonstellation gipfelt im Doppelten Ehebruch und die Katastrophe nimmt ihren Lauf. Im erzählten Zeitrahmen von 18 Monaten verlieren drei Menschen ihr Leben.2
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Denkfiguren des Schicksals
- Ein tragischer Roman?
- Goethes Verständnis des Dämonischen
- Napoleon über das Schicksal
- Schicksalskonzepte der Protagonisten
- Mittler und die Macht der Wörter
- Charlottes Intuition und Ottilies Schwur
- Eduards Wunschglaube und der doppelte Ehebruch
- Ottilie und der feindselige Dämon
- Der Erzähler als Schöpfer?
- Ein Roman-Experiment?
- Benjamin über die Bezüge des realen Autoren zum Erzähler
- Blick durchs Mikroskop
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle des Schicksals in Goethes Roman "Die Wahlverwandtschaften". Der Fokus liegt dabei auf der Bedeutung des Schicksals sowohl für die Protagonisten als auch für die Gestaltung des Romans durch den Erzähler.
- Das Verständnis des Schicksals im 18. Jahrhundert
- Goethes eigene Konzepte des Schicksals und des Dämonischen
- Die Schicksalskonzepte der Protagonisten in "Die Wahlverwandtschaften"
- Die Rolle des Erzählers bei der Gestaltung des Schicksals im Roman
- Die Frage, ob "Die Wahlverwandtschaften" als Experiment betrachtet werden kann
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in "Die Wahlverwandtschaften" und beschreibt die Handlung des Romans. Anschließend wird das damalige Verständnis des Schicksals sowie Goethes eigene Sichtweise auf dieses Konzept beleuchtet. Im dritten Kapitel werden die verschiedenen Schicksalskonzepte der Protagonisten analysiert, und es wird untersucht, ob sie das Schicksal in die eigene Hand nehmen können. Im vierten Kapitel schließlich wird der Erzähler als Schöpfer des Romans und dessen Rolle bei der Gestaltung des Schicksals der Figuren untersucht.
Schlüsselwörter
Schicksal, Dämonisches, "Die Wahlverwandtschaften", Goethe, Roman-Experiment, Erzähler, Protagonisten, Tragödie, Naturwissenschaft, Affinität, Freiheit, Wille, Notwendigkeit.
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- Frank König (Author), 2016, Schicksalskonzepte in Johann Wolfang Goethes Werk "Wahlverwandtschaften", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381415