Kaum ein Lebensbereich Jugendlicher hat sich in den letzten Jahrzehnten so stark gewandelt wie der sexuelle. Sexualität wird heute wie nie zuvor öffentlich in Zeitschriften, Fernsehen und vor allem im Internet in zumeist pornografischer Weise vorgeführt und beeinflusst erheblich Vorstellungen und Praxis der Sexualität Jugendlicher. Ein exzessives Sexualleben, Pornokonsum, frühe Schwangerschaften, ständiger Partnerwechsel und Desinteresse an der emotionalen Basis des sexuellen Handelns werden als Symptome der Verwahrlosung genannt. Aus diesem Grund ist der Wandel von Sexualität und Beziehungen Jugendlicher ein untersuchungswürdiges Phänomen. Meine Forschungsfrage lautet: Kann man im Bezug auf das Sexualverhalten und die Sexualmoral von Jugendlichen von einer „sexuell verwahrlosten Jugend“ sprechen? Da die These über die „sexuell verwahrloste Jugend“, eine von den Medien hervorgebrachte und eher unbegründete These ist, gilt es, sie mithilfe von Studien und Forschungserkenntnissen zu hinterfragen.
Diese Ausarbeitung setzt sich im ersten Teil mit historischen und aktuellen gesellschaftstheoretischen und sexualwissenschaftlichen Theorien, zum Wandel von Sexualität und explizit Jugendsexualität auseinander. Zu allererst soll geklärt werden, inwieweit sich Sexualität gewandelt hat, im Hinblick auf die Liberalisierung der Sexualität in den 60er- und frühen 70er-Jahren. Anschließend befasst sich dieses Kapitel mit der Frage nach dem Wandel der Jugendsexualität. Bereits hier werde ich auf einige nennenswerte empirische Befunde von Gunter Schmidt eingehen. Dieses Kapitel bildet den theoretischen Rahmen und dient als Vorarbeit für das dritte Kapitel. Des Weiteren wird auf den ersten Geschlechtsverkehr eingegangen. An dieser Stelle ist es wichtig, anhand von empirischen Daten von Matthiesen, Schmidt, Klein und der PARTNER 4-Studie, festzustellen, ob es eine Vor oder Nachverlagerung des ersten Geschlechtsverkehrs gibt. Das heißt, ob die mediale Aussage, dass Jugendliche immer früher Sex haben, berechtigt ist. An dieser Stelle ist eine Differenzierung der Jugendlichen anhand von Bildungshintergründen, bzw. Schultypen wichtig, um herauszufinden, ob diese die sexuelle Aktivität beeinflussen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der historische Wandel von Sexualität
- Wandel der Sexualität
- Wandel der Jugendsexualität
- Sexualverhalten und Sexualmoral Jugendlicher in der Spätmoderne
- Orientierung an Liebe, Treue und Beziehung?
- Stellenwert der Sexualität
- Der erste Geschlechtsverkehr
- Verhütung: Verantwortliche Sexualität von Anfang an
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Wandel von Jugendsexualität in der Spätmoderne. Im Fokus steht die Frage, ob man im Hinblick auf das Sexualverhalten und die Sexualmoral von Jugendlichen von einer „sexuell verwahrlosten Jugend“ sprechen kann. Hierzu werden historische und aktuelle gesellschaftswissenschaftliche und sexualwissenschaftliche Theorien sowie empirische Daten herangezogen.
- Der historische Wandel von Sexualität und Jugendsexualität
- Die „sexuelle Revolution“ und ihre Folgen für das Sexualverhalten
- Empirische Befunde zur Sexualität Jugendlicher in der Spätmoderne
- Der Einfluss von Medien und Kultur auf das Sexualverständnis Jugendlicher
- Verhütung und verantwortungsvoller Umgang mit Sexualität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Jugendsexualität im Kontext der medialen Skandalisierung ein. Es wird die Forschungsfrage formuliert und der methodische Ansatz der Arbeit skizziert.
Das zweite Kapitel beleuchtet den historischen Wandel von Sexualität, beginnend mit der „sexuellen Revolution“ der 60er und 70er Jahre. Die Veränderungen in den Verhaltensweisen, Einstellungen und Diskursen werden analysiert, und es wird auf die Bedeutung von Verhütungsmitteln für die Trennung von Lust und Fortpflanzung hingewiesen. Abschließend wird auf den Wandel der Jugendsexualität in diesem Kontext eingegangen.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf empirische Daten, die die mediatisierte These der „sexuellen Verwahrlosung Jugendlicher“ beleuchten. Es werden Aspekte wie das Sex- und Beziehungsverständnis von Jugendlichen, der Stellenwert von Liebe, Treue und Beziehung in ihrem Liebesleben sowie der erste Geschlechtsverkehr betrachtet. Dabei werden empirische Daten von Matthiesen, Schmidt, Klein und der PARTNER 4-Studie herangezogen.
Das vierte Kapitel untersucht das Verhütungsverhalten von Jugendlichen. Es wird analysiert, ob und wie Mädchen und Jungen gemeinsam Verantwortung für Verhütung übernehmen, und es wird ein Blick auf die Verbreitung verschiedener Verhütungsmethoden unter Jugendlichen geworfen.
Schlüsselwörter
Jugendsexualität, Sexualität, Wandel, Spätmoderne, Sexualmoral, empirische Forschung, Medien, Verhütung, "sexuelle Verwahrlosung"
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- Anna Mindlina (Author), 2016, Zeitalter der verwahrlosten Jugend? Zum Wandel der Jugendsexualität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381087