Zwischen dem Erscheinen der beiden Romane „Der Gehülfe“ von Robert Walser, erschienen 1908, und „Der Trafikant“ von Robert Seethaler, erschienen 2012, liegen etwa 100 Jahre Zeitgeschichte. In diesem Zeitraum hat sich die Beziehung zwischen Vernunft und Gesellschaft – durch gesellschaftliche Veränderungen im Allgemeinen und das dritte Reich im Besonderen – deutlich verändert.
Neben sprachlichen Besonderheiten und Besonderheiten der Beziehung zwischen Fiktion, historischer Realität und biographischer Realität, soll in dieser Arbeit vor diesem Hintergrund vor allem die Bedeutung und Darstellung der Vernunft in den beiden Romanen vergleichend untersucht werden. Hierbei gilt es zu untersuchen, ob die Helden in den beiden Romanen es verstehen, um mit dem angeführten Zitat von Sloterdijk zu sprechen, zu denken.
Dem Verfasser drang sich, angeregt durch die zeitliche Nähe seiner Lektüre der untersuchten Romane, der Verdacht auf, dass sie sowohl inhaltlich, als auch in der Erfüllung bestimmter Gattungsmerkmale Parallelen aufzuweisen scheinen. Die Unklarheiten, die bezüglich der Gattungseinordnung Walsers Roman in der Forschungsliteratur vorliegen, bestätigten zunächst den Eindruck, dass er sich den Schemen bestehenden Gattungen entzieht. Der Erkenntnisgewinn, der eine Einordnung der beiden Romane mit sich bringt, könne möglicherweise, so die Überlegung des Verfassers, Gemeinsamkeiten aufdecken und Klarheit über die bislang weniger diskutierte Gattung Antibildungsroman und ihr Verhältnis zu den Romanen schaffen. Nicht nur die beide Romantitel verbindende Bezeichnung einer Berufstätigkeit, sondern vielmehr der Modus des Denkens der beiden Protagonisten verdichtete diesen Verdacht und führte zu der entschlossenen Entscheidung des Verfasser, diesem Phänomen auf die Spur zu gehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Bildungsroman
- Antibildungsroman
- (auto)biographisches Schreiben
- Vernunft
- Isolierte Darstellung der Romane
- Der Gehülfe
- Die Vernunft im Roman
- sprachliche Vorführung des Protagonisten
- Der Trafikant
- Die Vernunft im Roman
- sprachliche Vorführung des Protagonisten
- Das Verhältnis der Romane
- Das Gattungsverhältnis
- Das Verhältnis der Vernunft, Selbst- und Fremdliebe
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Romane „Der Gehülfe“ von Robert Walser und „Der Trafikant“ von Robert Seethaler hinsichtlich der Bedeutung und Darstellung der Vernunft. Dabei wird untersucht, ob die Protagonisten in der Lage sind, im Sinne von Sloterdijk zu denken. Die Arbeit beleuchtet die Parallelen zwischen den beiden Romanen, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf bestimmte Gattungsmerkmale, und untersucht die Gattung des Antibildungsromans und seine Beziehung zu den analysierten Werken.
- Die Darstellung der Vernunft in den Romanen „Der Gehülfe“ und „Der Trafikant“
- Die Beziehung zwischen Vernunft und Gesellschaft im Kontext von gesellschaftlichen Veränderungen und dem Dritten Reich
- Der Vergleich der beiden Romane hinsichtlich ihrer Gattungszuordnung und ihrer sprachlichen Besonderheiten
- Die Rolle des (auto)biographischen Schreibens in den Romanen
- Das Verhältnis von Selbst- und Fremdliebe in Bezug auf die Vernunft der Protagonisten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beleuchtet den zeitlichen Kontext der beiden Romane. Es wird der Verdacht geäußert, dass beide Romane inhaltliche Parallelen und Gemeinsamkeiten in Bezug auf bestimmte Gattungsmerkmale aufweisen. In Kapitel 2 werden die grundlegenden Begriffe der Arbeit definiert, einschließlich Bildungsroman, Antibildungsroman, autobiographisches Schreiben und Vernunft. Dieses Kapitel legt die Grundlage für die Analyse der Romane und stellt die wichtigsten theoretischen Rahmenbedingungen dar. Die Kapitel 3.1 und 3.2 befassen sich mit der isolierten Darstellung der Romane „Der Gehülfe“ und „Der Trafikant“ und analysieren die Bedeutung und Darstellung der Vernunft in den jeweiligen Werken.
Das Kapitel 5 befasst sich mit dem Verhältnis der beiden Romane in Bezug auf ihre Gattungszuordnung und die Darstellung der Vernunft. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Werke beleuchtet und das Verhältnis von Selbst- und Fremdliebe im Kontext der Vernunft der Protagonisten untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Vernunft, Bildungsroman, Antibildungsroman, autobiographisches Schreiben, Robert Walser, Robert Seethaler, "Der Gehülfe", "Der Trafikant", Gesellschaft, Zeitgeschichte, Drittes Reich, Sloterdijk, Selbst- und Fremdliebe.
- Quote paper
- Jonathan Hirtz (Author), 2017, Die Ästhetik der Vernunft im (Anti-) Bildungsroman. Eine Analyse der Romane "Der Gehülfe" von Robert Walser und "Der Trafikant "von Robert Seethaler im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381039