Ziel dieser Arbeit ist den Patriotismus und seine möglichen Folgen aus wissenschaftlicher Sicht anhand des Literaturwerkes "Im Westen nichts neues" von Erich Maria Remarque zu reflektieren.
Es werden einmal die Entstehungsbedingungen des Patriotismus näher untersucht und vor allem die Stimmung im deutschen Kaiserreich unmittelbar vor Ausbruch des 1. Weltkrieges analysiert.
Anschließend erfolgt eine kurze Vorstellung der Hauptdarsteller und deren jeweilige Einstellung zu ihrem Land.
Es werden die Bedingungen aufgezeigt, welche vorherrschten um die jungen Menschen jener Zeit zu fanatisieren, wie sie teilweise unter Druck gesetzt werden, damit sie auch wirklich mittun und wie dieser Druck und die dadurch geweckten oft falschen Vorstellungen ihr Handeln beeinflussen.
Abschließend werde ich versuchen aufzuzeigen wie sich die Einstellung der jungen Männer angesichts der grausamen Realität eines mörderischen Krieges und eines falsch verstandenen Patriotismus verändert.
Inhaltsverzeichnis
1. Wahl des Themas und persönliches Interesse
2. Was ist Patriotismus aus wissenschaftlicher Sicht
2.1. Wie entsteht Patriotismus
2.2. Bedeutung des Patriotismus im deutschen Kaiserreich
2.3. Vorstellung der Hauptdarsteller
2.4. Welche Einstellung haben die Hauptdarsteller zu ihrem Land
2.5. Wie und von wem wird der Patriotismus der jungen Männer angestachelt und ausgenutzt
2.6. Handeln der Hauptdarsteller aufgrund des moralischen Druckes aus der Gesellschaft
2.7. Wie ändert sich die Einstellung zu ihrem Land durch die grausame Realität des Krieges
3. Patriotismus und Mißbrauch
3.1. Bezüge zur gegenwärtigen Einstellung gegenüber patriotischer Strömungen in Deutschland
Hausarbeit: Patriotismus - Einstellungen und Handeln und die Folgen, dargestellt anhand des Literaturwerkes: "Im Westen nichts neues" von Erich Maria Remarque.
1 Wahl des Themas und persönliches Interesse
Schon seit meiner Kindheit interessierte ich mich für den ersten und zweiten Weltkrieg, vor allem wohl deswegen, weil mein Vater, ein Veteran der Ostfront im zweiten Weltkrieg, immer wenn er ein wenig getrunken hatte, begann seine Kriegserlebnisse und Eindrücke zu berichten, die er während jener Zeit sammelte.
Mit Schaudern erinnere ich mich noch heute, wenn er von den vielen verstümmelten Leichen berichtete, die entweder von Granaten zerrissen wurden oder den Partisanen in die Hände gefallen waren..
Mit haßerfüllter Stimme sprach er von den Partisanen und was sie dann mit jenen anstellten, wenn sie ihnen in die Hände fielen.
Sicher nichts was man einem Kinde erzählen sollte, doch hatte Vater getrunken, brachen alle Dämme und er kümmerte sich nicht mehr darum ob seine Erinnerungen für die Ohren eines Kindes geeignet waren.
Die meisten Details seiner Erzählungen habe ich vergessen, da ich gerade acht Jahre alt war als er starb.
Ich weiß nur, dass ich ihn in meiner Kindheit für einen großen Helden hielt und sehr stolz auf ihn war.
Als ich jedoch im Laufe meiner Schulzeit und später als ich mich selbst eingehender mit dem zweiten Weltkrieg beschäftigte, immer mehr über jene Zeit, das verbrecherische Regime und die Greueltaten die vor allem auch von der Wehrmacht verübt wurden, erfuhr, da fühlte ich nur noch Abscheu.
Vor allem aber konnte ich nicht verstehen, wie ganz einfache Menschen zu Massenmördern wurden, wie sie sich von so einem System korrumpieren lassen konnten.
Ich sah auch eine ganze Menge Dokumentarfilme aus jener Zeit und hörte Reden von Göbbels und Hitler und anderen Größen jenes Regimes und mir fiel immer wieder auf, dass alle jene Redner das Ziel hatten, das Volk zu fanatisieren, zu einem übersteigerten Patriotismus anzustacheln und ihnen einzureden, sie seien das "auserwählte Volk" und alle anderen Völker seien Untermenschen.
Ich wunderte mich immer wieder, wie solche teilweise überaus primitiven, menschenverachtenden, auf die niedersten Triebe abzielenden Reden, eine solche Wirkung erzielen konnten.
Mit etwa 16 Jahren bekam ich von einer lieben Bekannten das Buch: "Im Westen nichts neues - Der Weg zurück" von Erich Maria Remarque geschenkt.
Ich las es damals und war erschüttert darin ähnliche Grausamkeiten zu lesen, wie mein Vater sie mir erzählt hatte.
Erst Jahre später, als ich jenes Buch wieder las, begann ich mich zu fragen, wie es geschehen konnte, das man diese jungen Männer so fanatisieren konnte, dass sie zu willigen Werkzeugen wurden.
Das waren doch immerhin intelligente Menschen, Abiturienten.
Diese Frage bewegt mich also schon eine ganze Weile und jetzt, im Rahmen dieser Hausarbeit, bot sich mir Gelegenheit, das Entstehen von Patriotismus und die Einstellung dazu und das daraus abgeleitete Handeln auf wissenschaftlicher Basis zu behandeln.
2. Was ist Patriotismus aus wissenschaftlicher Sicht
Nach der freien Enzyklopädie von Wikipedia ist Patriotismus: "ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit dem eigenen Vaterland (entweder wegen der ethnischen oder der politischen Zugehörigkeit)."[1]
Im Internet-Lexikon der Bundeszentrale für politische Bildung steht unter Patriotismus:
"(franz.: Vaterlandsliebe). P. bezeichnet eine besondere Wertschätzung der Traditionen, der kulturellen und historischen Werte und Leistungen des eigenen Volkes. In einem negativen Sinne kann P. zu nationaler Arroganz, Chauvinismus und übersteigertem Nationalismus führen (Hurra - P.). Im positiven, zeitgemäßen Sinne kann P. als Bekenntnis zu den demokratischen Grundlagen der Gesellschaft und zur Verteidigung der Grund- und Menschenrechte (Verfassungs - P.) verstanden werden."[2]
Patriotismus geht eigentlich auf die römische Republik zurück. Das lateinische Wort patriota wird in etwa mit Landsmann übersetzt.[3].
In der römischen Republik war der Satz "das Vaterland ist die Republik" eine gängige Redewendung.[4]
Die Bedeutung und Verwendung des Begriffes Patriotismus veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte, worauf ich jetzt aber nicht näher eingehen möchte, sondern nur einen stark gestrafften Abriß ab dem 18. Jahrhundert darstellen werde (siehe hierzu Anlage: Patriotismus aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie)
Waren es bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert vornehmlich die adligen und reichen bürgerlichen Schichten, die sich überhaupt einen Patriotismus leisteten, änderte sich das Bild mit der französischen Revolution grundsätzlich. Erstmals wurde ein Patriotismus und positiv verstandener Nationalismus politisch in der Maße der Bevölkerung verankert und verbreitete sich in der Folge, mit den napoleonischen Kriegen über Europa.
Diese frühe Form des bürgerlichen Patriotismus, verband sich vor allem mit den Idealen der französischen Revolution, nämlich "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit", nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland.[5] Erinnert sei an die sogenannte "Märzrevolution" von 1848/49.
Erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff Patriotismus, nicht nur in Deutschland, sondern Europaweit sehr stark mit einem Nationalismus und Chauvinismus verbunden.
Das bedeutet die eigene Nation wurde dabei zur absolut überlegenen erhoben und der Glaube andere Völker seien minderwertiger griff Raum.
Diese nationale Arroganz war vor allem im Deutschland zur Zeit des "Zweiten Kaiserreiches" ab 1871 vorherrschend, was letztlich in die "europäische Katastrophe" des "ersten Weltkrieges" mündete.
Noch grauenvoller mußte die Welt einen absolut ins wahnhafte übersteigerten Nationalismus während des "Dritten Reiches" erleben.
Aber auch im Deutschland der Nachkriegszeit ist und bleibt der Terminus Patriotismus problematisch.
Wohl versuchen einige Denker diese Problemhaftigkeit zu lösen, indem sie den Begriff "Verfassungspatriotismus" einführten, jedoch ist jener auch umstritten und wird ambivalent diskutiert[6]
Wieviel Patriotismus ist gut für ein Land?
Benötigt eine liberale Gesellschaft überhaupt Patriotismus?
Ist Patriotismus in Zeiten der Globalisierung nicht ein obsolet gewordener Begriff?[7]
Solche und ähnliche Diskussionen kann man alltäglich verfolgen, wenn man die Zeitung aufschlägt.
Noch dazu läßt sich am Beispiel Amerika tagtäglich verfolgen, welche negativen Einflüsse ein übersteigerter Patriotismus auch in einer Demokratie haben kann.
Teile der amerikanischen Gesellschaft sind nämlich im Begriff oder schon dabei in einen stark nationalistischen Patriotismus abzugleiten.
Jedoch wird der Begriff Patriotismus nicht erst seit dem "Zweiten Weltkrieg" und nicht nur in Deutschland sehr kritisch gesehen.
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gab es heftige Gegner.
So z. B. Leo Tolstoi, der den Patriotismus als "...Prinzip, das die Ausbildung für den Mord auf breiter Basis zu rechtfertigen erlaubt" definiert.[8]
Auch Gustave Herve nennt ihn: "...einen Aberglauben - einen, der schädlicher, brutaler und inhumaner ist als die Religion."[9]
Hier kann der Begriff selbst und die Frage ob eine moderne Gesellschaft ihn überhaupt noch nötig hat nicht umfassender behandelt werden.
Für die vorliegende Arbeit ist die Darstellung in der vorliegenden Form ausreichend.
2.1 Wie entsteht Patriotismus?
Nach den unter Punkt 2 behandelten Definitionen entsteht Patriotismus einmal dadurch, dass sich ein Volk, eine Gemeinschaft von Menschen verbunden fühlt durch gleiche religiöse, politische, kulturelle oder geschichtliche Werte und Leistungen oder durch die Sprache und die Besiedlung eines geografisch relativ begrenzten Raumes.
Einfach, dass ein Volk sein "Vaterland" liebt und stolz ist auf die Leistungen des eigenen Volkes.
Jedoch ist es gar nicht so einfach genau abzugrenzen wo Vaterlandsliebe (Patriotismus) beginnt und wo er die Grenze zum Nationalismus überschreitet.[10]
Mir persönlich stellt sich dabei die Frage, ob ein Patriotismus sich wirklich erst aus jenen Bedingungen entwickelt oder ob er nicht eine Erscheinung ist, die es schon immer gab?
Selbst in vorstaatlicher Zeit, als Menschen in Stämmen lebten und sich mit jenem Zusammenschluß von Menschen identifizierten und mit dem Gebiet, welches sie als ihre Heimat ansahen.
Was ist Vaterland?
Für jeden hat es doch irgendwie eine eigene Bedeutung.
Streng nach Definition, wäre obige Überlegung wohl kein Patriotismus, vielleicht eine Vorform bestenfalls, aber zeigt diese Überlegung nicht doch auch, dass es so etwas wie Stolz auf den eigenen Stamm, auf das eigene Volk und dessen Leistungen nicht schon immer gab und der Mensch offensichtlich ein Bedürfnis hat sich mit seinesgleichen zu identifizieren und gegen andere abzugrenzen?
Kann es daher ein Volk, eine Gesellschaft geben, die ganz ohne Patriotismus auskommt?
Ist nicht jeder irgendwie Stolz, z. B. auf das was ein großer Sportler des eigenen Volkes bei Olympia geleistet hat?
Fühlt es sich da nicht gut an Deutscher oder Franzose oder Amerikaner zu sein?
Sicher kann diese Arbeit nicht den Rahmen bilden um jene Fragen zu beantworten, jedoch scheinen sie mir in Bezug auf meine Fragestellung wichtig, da gerade in Deutschland der Begriff "Patriotismus" auch heute noch einen schalen Beigeschmack, aufgrund unserer Geschichte, behält.
Ein starker Patriotismus in der oben definierten Form, kann auch in Krisenzeiten entstehen, wenn sich ein Volk z. b. von einem äußern Feind bedroht fühlt und es sich daher enger zusammenschließt und auf gemeinsame überkommene Werte besinnt.
Patriotismus ist zumeist eine bewußte Abgrenzungsreaktion gegenüber anderen Staaten oder einfach Ausländern, also Menschen die nicht von Geburt Bürger des Landes sind, die nicht dieselbe Sprache sprechen oder einer anderen Rasse oder Religion angehören.
Es gibt auch noch die Form des Verfassungspatriotismus, die aber u.a. von Matthias Kamann als "intellektuelle Kopfgeburt" bezeichnet wird, die kein Volk emotional binden könne.[11]
Dolf Sternberger dagegen schreibt in seinem Leitartikel Verfassungspatriotismus zum 30. Jahrestag der Verkündigung des Grundgesetzes, erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass der Patriotismus "ürsprünglich und wesentlich" Verfassungspatriotismus war und begründet das damit, das die Traditionsfundamente für patriotische Ideale in der altrömischen Republik, des politischen Humanismus der Renaissance und der europäischen Aufklärung lagen.[12]
Also könne es laut Sternberger gar keinen Patriotismus ohne die Grundlage einer Verfassung geben.
Da ich den Rahmen der Arbeit nicht sprengen möchte, belasse ich es jetzt dabei und vertiefe die Entstehungsgeschichte des Patriotismus nicht weiter.
[...]
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Patriotismus /siehe Anhang.
[2] http://www.bpb.de/popup_lemmata.html?guid=B3B81X /siehe Anhang
[3] Behrmann, G. C., Verfassung, Volk und Vaterland aus: Behrmann, Schiele; Verfassungspatriotismus als Ziel politischer Bildung? S.7.
[4] Sternberger, Dolf, Das Vaterland, aus: Behrmann, Schiele; Verfassungspatriotismus als Ziel politischer Bildung? S.2.
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Patriotismus
[6] Behrmann, G. C., Verfassung, Volk und Vaterland aus: Behrmann, Schiele; Verfassungspatriotismus als Ziel politischer Bildung? S.5-20.
[7] siehe hierzu auch Anlage: www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/geisterfahrer/node27.html und www.welt.de/data/2003/11/12/196036.html?prx=1
[8] aus Emma Goldmann, Patriotismus - eine Bedrohung der Freiheit, S.2. http://cnt-ait.info/article.php3?id_article=748
[9] ebda.
[10] Behrmann, G.C.; Verfassung, Volk und Vaterland, aus: Behrmann, G.C., Verfassungspatriotismus als Ziel politischer Bildung,S.12ff.
[11] Kamann, M.; Leitartikel: Die Leerstelle namens Patriotismus aus: die Welt: www.welt.de/data/2003/11/12/196036.html?prx=1
[12] Behrmann, G.C.; Verfassung, Volk und Vaterland, aus: Behrmann, G.C., Verfassungspatriotismus als Ziel politischer Bildung, S.5f.
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