Als nichtfiktionaler, narrativ organisierter Text im schwer eingrenzbaren Bereich der Autobiografie, soll die Vergangenheit zusammenfassende Schreibsituation des Autobiografen, welcher sich in dieser sprachlich handelnd ins Verhältnis zu seiner Umwelt setzt, in Bezug auf die Wirklichkeitsdarstellung untersucht werden.
Hierzu wird der 1949 erschienene, zweite Teil "Doppelleben" der Gesamtautobiografie "Doppelleben: Zwei Selbstdarstellungen" des deutschen Lyrikers Gottfried Benn, dessen Leben im nachfolgenden Punkt bibliografisch vorgestellt werden soll, herangezogen. Inwieweit dieser, dem Versuch nachgehend, "aus de[m] ‚Schatten der Vergangenheit‘ herauszutreten, […] damaliges Verhalten plausibel zu machen und mit elitäre[r] Geisteshaltung zu rechtfertigen" , als "künstlerisch inspirierte Selbstreflexion und rhetorisch raffinierte Selbstrechtfertigung" anzusehen ist, wird des Weiteren unter analytischer Bezugnahme "De[s] biographische[n] Nenners" der 1962 in München geborenen Essayistin Ulrike Draesner behandelt.
Nachdem anschließend ausführlicher aus die von Gottfried Benn betriebene Kunst der Auslassung eingegangen wird, soll im letzten Punkt, dem Fazit, ein zusammenfassender Exkurs in Philippe Lejeunes "Der autobiographische Pakt" und sein Verständnis der Autobiografizität gegeben werden, bevor mit dem Aufgriff eines Zitats Gottfried Benns geschlossen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung zum Thema
- Autobiografie „Doppelleben: Zwei Selbstdarstellungen“
- Gottfried Benn
- „Doppelleben“
- Autobiografie als Konstrukt
- Ulrike Draesner „Der biographische Nenner“
- Kunst der Auslassung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Autobiografie als narrativ organisiertem Text und untersucht, wie der Autobiograf in seiner sprachlichen Darstellung seine Vergangenheit zur Wirklichkeitsdarstellung nutzt. Im Zentrum steht Gottfried Benns „Doppelleben: Zwei Selbstdarstellungen", insbesondere der zweite Teil „Doppelleben", der 1949 erschien.
- Die Autobiografie als Konstrukt
- Die Kunst der Auslassung in Benns „Doppelleben“
- Die Beziehung zwischen autobiografischer Selbstreflexion und rhetorischer Selbstrechtfertigung
- Die Rolle von Benns Lebensgeschichte im Kontext seiner literarischen Werke
- Benns Einstellung zum Nationalsozialismus und dessen Auswirkungen auf sein Leben und Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Hinführung zum Thema
Der einleitende Abschnitt stellt die Thematik der Autobiografie als nichtfiktionalen Text vor und grenzt den Fokus der Arbeit auf die Wirklichkeitsdarstellung in Benns „Doppelleben“ ein. Es wird auf die Bedeutung von Benns elitäre Geisteshaltung und seine Rechtfertigung des eigenen Verhaltens in der Vergangenheit hingewiesen.
Autobiografie „Doppelleben: Zwei Selbstdarstellungen“
Gottfried Benn
Dieser Abschnitt liefert eine umfassende biografische Darstellung von Gottfried Benn, von seiner Geburt bis zu seinen späteren Jahren. Die Schwerpunkte liegen auf seiner literarischen Karriere, seiner Zeit als Militärarzt und seinen Erfahrungen während der NS-Zeit. Der Fokus liegt auf Benns komplexer Beziehung zum Nationalsozialismus, seinem Umgang mit dem Druck der politischen Situation und seinen persönlichen Herausforderungen.
Autobiografie als Konstrukt
Ulrike Draesner „Der biographische Nenner“
Das Kapitel widmet sich der Analyse von Benns „Doppelleben“ unter Berücksichtigung der Perspektive der Essayistin Ulrike Draesner. „Der biographische Nenner“ beleuchtet die Frage, wie sich die Autobiografie als Konstrukt aus verschiedenen Perspektiven und Interpretationen zusammensetzt. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Selbstreflexion in Benns Werk und deren Einfluss auf die Rezeption.
Kunst der Auslassung
Der letzte Abschnitt analysiert die von Gottfried Benn angewandte Kunst der Auslassung, indem er untersucht, welche Informationen in seinem Werk bewusst ausgeblendet werden und welche Gründe dafür sprechen. Die Auslassung als Stilmittel dient der Interpretation und dem Verständnis der autobiografischen Erzählung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Autobiografie, Wirklichkeitsdarstellung, Selbstreflexion, Kunst der Auslassung, elitäre Geisteshaltung, Gottfried Benn, „Doppelleben“, Ulrike Draesner, „Der biographische Nenner“, Nationalsozialismus, literarische Produktion, Militärarzt, und die Frage der Selbstrechtfertigung im Kontext der eigenen Vergangenheit.
- Quote paper
- Maria Beyer (Author), 2016, Die Autobiografie als rhetorisch-strategisches Konstrukt zwischen Sein und Schein. "Doppelleben" von Gottfried Benn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/380437