Die vorliegende Hausarbeit wird untersuchen, welche Funktion bzw. Funktionen Dido und ihr Verhältnis zu Aeneas erfüllen und was sich daraus für das Selbstverständnis eines Römers ableiten lässt.
Vergils "Aeneis" war in der augusteischen Zeit, in der das Epos entstanden ist, ein sehr wichtiges Werk, beeinflusste nachfolgende Generationen nachhaltig, und bietet uns heute interessante Einblicke in das damalige Selbstverständnis der Römer. Joachim Hamm schreibt dazu: „Die trojanische Ursprungssage, in deren Mittelpunkt Aeneas steht, war im kollektiven Gedächtnis der Römer als identitätsstiftende Geschichtskonstruktion fest verankert.“ Es wird darin suggeriert, dass die Gründung Roms durch höhere Mächte, genauer gesagt durch das Fatum, dessen Wirkung sich weder Menschen noch Götter entziehen können, gewünscht, geplant und letzten Endes auch herbeigeführt wurde. So steht also die lange Reise des Aeneas mit seiner Gefolgschaft von Troja bis Latium, wo dann Rom entstehen soll, ganz unter dem Zeichen des Fatums. Man kann daher annehmen, dass auch die Ereignisse und Begegnungen im Verlauf der langen Überfahrt ebenso bedeutungsträchtig sind wie die Erfüllung der Mission am Ende.
Dabei fällt auf, dass speziell eine Zwischenstation einen relativ hohen Anteil der Erzählung für sich beansprucht, nämlich der Aufenthalt des Aeneas in Karthago und die Liebesgeschichte mit Dido. In den Büchern 1-3 nimmt Königin Dido die Gestrandeten in ihrem Herrschaftsgebiet Karthago auf, Buch 4 ist ganz der unglücklichen Liebe Didos zu Aeneas gewidmet. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der Dido-Episode eine sehr wichtige Rolle in diesem römischen Nationalmythos zukommt.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung.
- I.1 Infelix Dido - felix Roma?.
- II. Die Dido-Episode - ein Machtspiel treibender Kräfte.
- II.1 Fatum vs. Götter...
- II.2 Aeneas vs. pietas oder: Privatinteresse vs. Gemeinschaftsinteresse....
- II.3 Karthago vs. Rom........
- III. Ergo
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Analyse der Dido-Episode in Vergils Aeneis und untersucht, welche Funktion bzw. Funktionen Dido und ihr Verhältnis zu Aeneas in Bezug auf das Selbstverständnis der Römer erfüllen.
- Die Rolle der Dido-Episode als Abwechslung zum Kriegsgeschehen und die emotionalen Auswirkungen auf den Leser.
- Die Darstellung Didos als "retardierende Frauenfigur" und die Analyse ihrer Verzögerung von Aeneas' Mission.
- Die Bedeutung der Dido-Episode für die Entwicklung des römischen Nationalmythos und das Selbstverständnis der Römer.
- Die Analyse der Interaktion zwischen Dido und Aeneas und die Auswirkungen auf die spätere Auseinandersetzung zwischen Rom und Karthago.
- Die Rolle der Göttinnen Juno und Venus und deren Einfluss auf die Liebe zwischen Dido und Aeneas.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und beleuchtet die Bedeutung der Aeneis in der augusteischen Zeit und ihre nachhaltige Wirkung auf spätere Generationen. Besonderes Augenmerk wird auf die Dido-Episode und ihre Rolle im römischen Nationalmythos gelegt.
Das erste Kapitel "Infelix Dido - felix Roma?" untersucht die offensichtlichen Gründe für Vergils Einarbeitung der Liebesgeschichte in sein Epos. Neben der willkommenen Abwechslung zum Kriegsgeschehen wird die emotionale Wirkung der Episode auf den Leser und das didaktische Ziel Vergils hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Aeneis, Dido, Karthago, Rom, Fatum, pietas, Nationalmythos, Selbstverständnis, retardierende Frauenfigur, Juno, Venus, Liebesgeschichte, Krieg, Geschichte, Literatur, Kunst, Rezeption.
- Arbeit zitieren
- Michaela Caputo (Autor:in), 2015, Die Funktionen der Dido-Episode in Vergils "Aeneis", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379363