„Man kann nicht nicht kommunizieren.“1 Diesen Satz formulierten Watzlawick, Beavin und Jackson im Jahre 1967. Trotzdem gibt es Menschen, die wir als kommunikations unfähig bezeichnen, zum Beispiel schwerstbehinderte Menschen oder Mensche n mit autistischen Zügen, die sich nicht artikulieren können. Was ist nun also wahr? Kommunizieren diese Menschen wirklich nicht oder kommunizieren sie vielleicht ohne zu kommunizieren, jedenfalls in dem Rahmen in dem wir Kommunikation verstehen (Sprache, Mimik, etc.)? Genau mit dieser Frage beschäftigt sich die folgende Ausarbeitung, und soll diese weitestgehend beantworten. 1 Watzlawick, Beavin, Jackson: Menschliche Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien, 1996, S. 53
Inhalt
1. Einführung
2. Was ist Kommunikation?
2.1. Definition nach Röder
2.2. Definition nach Piaget
3. Ausgangsproblem
4. Lösung
5. Entstehung von Kommunikation
6. Was ist Basale Kommunikation?
7. Quellen
8. Zielgruppen
8.1. Menschen mit autistischem Verhalten
8.2. Menschen mit schwerer geistiger Behinderung
9. Inhaltliche Bestimmung
10. Kommunikationsinhalte
10.1. Herstellung von Beziehungen
10.2. Schaffung einer kommunikativen Situation
11. Der erste Schritt liegt bei der Bezugsperson
12. Durchführung
13. Veränderungen
13.1. Veränderungen bei dem passiven Partner
13.2. Veränderungen bei dem aktiven Partner
14. Grenzen
14.1. Zu große Abwehr
14.2. Zu großes Bewußtsein
15. Kritische Bilanz und Stellungnahme
16. Literaturverzeichnis
1. Einführung
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“[1] Diesen Satz formulierten Watzlawick, Beavin und Jackson im Jahre 1967. Trotzdem gibt es Menschen, die wir als kommunikationsunfähig bezeichnen, zum Beispiel schwerstbehinderte Menschen oder Menschen mit autistischen Zügen, die sich nicht artikulieren können.
Was ist nun also wahr?
Kommunizieren diese Menschen wirklich nicht oder kommunizieren sie vielleicht ohne zu kommunizieren, jedenfalls in dem Rahmen in dem wir Kommunikation verstehen (Sprache, Mimik, etc.)?
Genau mit dieser Frage beschäftigt sich die folgende Ausarbeitung, und soll diese weitestgehend beantworten.
2. Was ist Kommunikation?
2.1. Definition nach Rödler
Nach Rödler[2] versteht Winfried Mall unter Kommunikation ganz allgemein jeden Vorgang der wechselseitigen Beeinflussung, in dem ich auf einen anderen Menschen Wirkung habe und mich seinem Einfluß aussetze.
2.2. Definition nach Piaget
In Piagets[3] Augen ergibt sich Kommunikation durch Assimilation („Ich passe die Umwelt mir an.“) und Akkommodation („Ich passe mich der Umwelt an.“). Das Gleichgewicht dieser beiden Polaritäten beschreibt er als den Hauptmotor der intellektuellen Entwicklung.
Einflussnahme → Anpassung
Assimilation ← Akkomodation
Abb.1: Dialogische Grundstruktur unserer Auseinandersetzung mit der Welt
3. Ausgangsproblem
Behinderte Menschen sind oft nicht in der Lage ihre Bedürfnisse mitzuteilen, da sie ganz einfach nicht in der Lage sind diese zu artikulieren. Ihre Mimik und Gestik geben auch keine genauen Hinweise auf ihr Befinden, da sie oft keinen erkennbaren Bedeutungsgehalt besitzen. Im Gegenzug reagiert der behinderte Partner genauso wenig auf unsere Mimik, Sprache oder Gestik wenn wir mit ihm Kontakt aufnehmen wollen. Es kommt also keine Kommunikation zustande, da dies aufgrund des fehlenden gegenseitigen Austausches nicht möglich ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Es kommt keine Kommunikation zustande[4]
4. Lösung
Es ist falsch zu behaupten, daß ein Mensch der sich nicht verbal äußern kann grundsätzlich nicht kommuniziert, denn wir beachten nur unsere Kommunikationskanäle (Blickkontakt, Sprache, Mimik, Gestik). Diese Kanäle nennt man auch Kanäle der aktiven, bewußten und gezielten Kontaktaufnahme. Diese passen jedoch nicht zu den Kommunikationskanälen unseres behinderten Partners, der sich eher durch Lautäußerungen, Bewegungen und Berührungen mitteilt. Und auch wenn er nicht in der Lage ist diese Aktivitäten durchzuführen, dann besitzt er immer noch seinen ganz individuellen Atemrhythmus, wobei es oft vorkommt, dass der Atemrhythmus eines behinderten Menschen Auffälligkeiten wie Hyperventilation aufweist, die durch jahrelange Verspannung verfestigt sind. Dennoch stellt er das elementarste Ausdrucksmittel eines Menschen dar, da er nicht nur eine Spieglung des momentanen Befindens ist, sondern gibt er auch Rückschlüsse auf die Grundstimmung, das Lebensgefühl, sowie die Persönlichkeit eines Individuums.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Die eingesetzten Kommuikationskanäle „passen“ nicht.[5]
Als Konsequenz ergibt sich, dass nicht der passive Partner sich und seine Kommunikationskanäle ändern muss, sondern es ist die Aufgabe des aktiven Partners sich seinem Gegenüber anzupassen. Er muss lernen die Sprache des Behinderten zu sprechen und erst dann kann es zu einem wechselseitigem Austausch kommen. Deshalb verwendet Winfried Mall den Begriff Basale Kommunikation, denn Basal bedeutet an Anlehnung an Andreas Fröhlich Voraussetzungslosigkeit auf Seiten des behinderten Partners. Das heißt der Andere, also nicht die Bezugsperson, darf so bleiben wie er ist.
[...]
[1] Watzlawick, Beavin, Jackson: Menschliche Kommunikation – Formen, Störungen, Paradoxien, 1996, S. 53
[2] Rödler, P.: Dialogische Pädagogik mit „Autisten“ – Paradox? Möglich? Voraussetzung!, Behinderte 7. Jg. 1984 Heft 3, S. 37-42
[3] Piaget, J.: Das Erwachen der Intelligenz beim Kinde. Stuttgart (Klett) 1975
[4] Abb. 2: Mall, W.: Basale Kommunikation- Kommunikation ohne Voraussetzung, veröffentlicht in Berufsverband der Heilpädgogen e.V.: Mehr als nur reden- Heilpädagogik und Kommunikation. Kiel 2001, S. 1
[5] Abb. 3: Mall, W.: Basale Kommunikation- Kommunikation ohne Voraussetzung, veröffentlicht in Berufsverband der Heilpädgogen e.V.: Mehr als nur reden- Heilpädagogik und Kommunikation. Kiel 2001, S. 2
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