Die Literatur, die zum Thema des Exils während des Dritten Reichs erschienen ist, ist äußerst umfangreich. Sie umfaßt sowohl Analysen der Ereignisse, der offiziellen Politik der betroffenen Staaten, Spezialuntersuchungen über einzelne Berufgruppen wie auch Biographien prominenter Exilanten. Besonders die oral history hat sich dabei in den letzten Jahrzehnten hervorgetan, die Schicksale Betroffener vor dem Vergessen zu bewahren. In dieser Arbeit soll ein zu diesem Thema bislang kaum beschrittener Weg eingeschlagen und durch die systematische Analyse englischer Zeitungen das Schicksal der Flüchtlinge, wie es sich in der Presse widerspiegelte, dargestellt werden. Hierdurch kann direkt auf die Meinungen, Stimmungslagen und eventuell Motive der Engländer wie auch der geflohenen Deutschen im zeitlichen Verlauf geschlossen werden. Dabei sollen zahlreiche Quellenzitate einen unmittelbaren Eindruck von den Geschehnissen vermitteln, die das Leben Hunderttausender Menschen prägten. Da es zwar wünschenswert wäre, die Presse über das Leben der Flüchtlinge während der gesamten zwölf Jahre nationalsozialistischer Diktatur zu untersuchen, dies jedoch den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen würde, soll vielmehr die Berichterstattung um sechs einschneidende Ereignisse als zeitliche Bezugspunkte beleuchtet werden. Diese sollen die Ursachen der Flucht und ihre Wahrnehmung in England vor dem Krieg, die Verhältnisse im Exil 1940 sowie die Lage bei Kriegsende umreißen. Als Quellen werden der liberale Manchester Guardian und die regierungsnahe Boulevardzeitung Daily Mail sowie die in England erschienenen Exilantenzeitungen „Die Zeitung“ und „Freie Deutsche Kultur“ verwendet. Deren Analyse sollte hinreichend erscheinen, um das Stimmungsgefüge in seiner Breite von einer informierten liberalen Öffentlichkeit hin zu einer konservativ eingestellten Leserschaft zumindest in ihrer Tendenz anschaulich zu machen. Durch eine vorausgehende Darstellung der Situation der Einwanderer aus Deutschland zu Beginn des 20.Jahrhunderts sowie einen allgemeinen Überblick der Situation deutscher Flüchtlinge in England während des Dritten Reichs soll deren Schicksal und das Verhalten der englischen Bevölkerung in einen größeren Kontext eingebettet werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Inhalt
- 2. Einleitung
- 3. Deutsche und England zwischen 1900 und 1945
- 3.1. Deutsche in England bis 1933
- 3.2. Deutsche Exilanten in England nach der Machtergreifung Hitlers
- 4. Die Deutschen Flüchtlinge in der englischen Presse 1935-1945
- 4.1. Darstellung der Quellen
- 4.1.1. The Daily Mail
- 4.1.2. The Manchester Guardian
- 4.1.3. Deutsche Exilantenzeitungen: „Die Zeitung“ und „Freie Deutsche Kultur“
- 4.2. September 1935: Die „Nürnberger Gesetze“
- 4.3. März 1938: Der Anschluss Österreichs
- 4.4. November 1938: Die Pogrome in Deutschland
- 4.5. Mai 1940: Internierung deutscher Exilanten in England
- 4.6. Juli 1940: Änderung in der britischen Internierungspolitik
- 4.7. Mai 1945: Das Kriegsende als Neubeginn?
- 4.1. Darstellung der Quellen
- 5. Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studienarbeit untersucht die Darstellung deutscher Exilanten und Flüchtlinge in England zwischen 1935 und 1945 anhand ausgewählter Ereignisse in der englischen Presse. Ziel ist es, die öffentliche Meinung und die Stimmungslage in Großbritannien gegenüber den Flüchtlingen zu analysieren und die Perspektiven sowohl der englischen Bevölkerung als auch der geflohenen Deutschen zu beleuchten. Die Arbeit betrachtet die Berichterstattung in verschiedenen Zeitungen, um ein breiteres Bild der öffentlichen Wahrnehmung zu erhalten.
- Die Situation deutscher Immigranten in England vor 1933 und die Entwicklung von Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.
- Die Darstellung der Fluchtursachen und der Lebensbedingungen der Exilanten in der englischen Presse.
- Die Reaktion der englischen Öffentlichkeit auf wichtige Ereignisse im Zusammenhang mit dem deutschen Exil, wie z.B. die Nürnberger Gesetze und die Novemberpogrome.
- Die Internierungspolitik Großbritanniens gegenüber deutschen Exilanten während des Krieges.
- Die Veränderung der öffentlichen Meinung und die Situation der Exilanten zum Kriegsende.
Zusammenfassung der Kapitel
2. Einleitung: Die Einleitung erläutert die Thematik der Arbeit und die Problematik der Definition von „Emigranten“ im Kontext des Dritten Reichs. Sie hebt die umfangreiche vorhandene Literatur zum Thema Exil hervor und betont die Originalität dieser Arbeit, die sich auf die Analyse englischer Zeitungen konzentriert, um die öffentliche Wahrnehmung der Flüchtlinge darzustellen. Die Arbeit fokussiert sich auf sechs Schlüsselereignisse, um die Entwicklung im Zeitverlauf nachzuzeichnen und die Perspektiven verschiedener Zeitungen (Daily Mail, Manchester Guardian, „Die Zeitung“, „Freie Deutsche Kultur“) zu vergleichen.
3. Deutsche und England zwischen 1900 und 1945: Dieses Kapitel liefert einen umfassenden historischen Kontext, indem es die Situation deutscher Immigranten in England vor 1933 beleuchtet. Es beschreibt die Größe und Struktur der deutschen Gemeinden, deren kulturelles und religiöses Leben und die vorhandene soziale Schichtung. Gleichzeitig wird der wachsende Antisemitismus und die Fremdenfeindlichkeit in der britischen Gesellschaft behandelt, die durch den zunehmenden Weltmachtsanspruch Deutschlands verstärkt wurden. Der Erste Weltkrieg und die darauf folgende Internierung tausender Deutscher werden als ein Wendepunkt dargestellt, der die deutschen Gemeinden stark beeinträchtigte und die negativen Vorurteile gegenüber Deutschen zementierte.
Schlüsselwörter
Deutsche Exilanten, Flüchtlinge, England, Presse, 1935-1945, The Daily Mail, The Manchester Guardian, „Die Zeitung“, „Freie Deutsche Kultur“, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Internierung, öffentliche Meinung, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Nationalsozialismus.
Häufig gestellte Fragen zu: Darstellung deutscher Exilanten und Flüchtlinge in England (1935-1945)
Was ist der Gegenstand dieser Studie?
Diese Studienarbeit analysiert die Berichterstattung über deutsche Exilanten und Flüchtlinge in ausgewählten englischen Zeitungen zwischen 1935 und 1945. Im Fokus steht die öffentliche Meinung in Großbritannien gegenüber den Flüchtlingen und die Perspektiven sowohl der englischen Bevölkerung als auch der geflohenen Deutschen.
Welche Zeitungen wurden untersucht?
Die Studie untersucht die Berichterstattung von The Daily Mail, The Manchester Guardian, sowie der deutschsprachigen Exilzeitungen „Die Zeitung“ und „Freie Deutsche Kultur“. Der Vergleich dieser verschiedenen Perspektiven ermöglicht ein umfassenderes Bild der öffentlichen Wahrnehmung.
Welche Ereignisse werden im Detail betrachtet?
Die Arbeit konzentriert sich auf sechs Schlüsselereignisse: die Nürnberger Gesetze (September 1935), den Anschluss Österreichs (März 1938), die Novemberpogrome (November 1938), die Internierung deutscher Exilanten (Mai 1940), die Änderung der britischen Internierungspolitik (Juli 1940) und das Kriegsende (Mai 1945).
Wie wird der historische Kontext dargestellt?
Kapitel 3 bietet einen umfassenden historischen Überblick über die Situation deutscher Immigranten in England vor 1933, einschließlich ihrer kulturellen und religiösen Lebensweisen, der sozialen Schichtung und des wachsenden Antisemitismus und der Fremdenfeindlichkeit in der britischen Gesellschaft. Der Erste Weltkrieg und die damit verbundene Internierung vieler Deutscher werden als Wendepunkt dargestellt.
Welche Zielsetzung verfolgt die Studie?
Die Studie zielt darauf ab, die öffentliche Meinung und die Stimmungslage in Großbritannien gegenüber deutschen Flüchtlingen zu analysieren. Sie beleuchtet die Perspektiven verschiedener Akteure und untersucht die Entwicklung der Wahrnehmung im Laufe der Zeit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Studie?
Schlüsselwörter sind: Deutsche Exilanten, Flüchtlinge, England, Presse, 1935-1945, The Daily Mail, The Manchester Guardian, „Die Zeitung“, „Freie Deutsche Kultur“, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Internierung, öffentliche Meinung, Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Nationalsozialismus.
Wie wird die Internierungspolitik Großbritanniens behandelt?
Die Studie untersucht die Internierungspolitik Großbritanniens gegenüber deutschen Exilanten während des Krieges und deren Auswirkungen auf die öffentliche Meinung und die Situation der Exilanten.
Welche Bedeutung hat die Einleitung?
Die Einleitung erläutert die Thematik, die Problematik der Definition von „Emigranten“ im Kontext des Dritten Reichs, die vorhandene Literatur und die Originalität dieser Arbeit, die sich auf die Analyse englischer Zeitungen konzentriert.
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- Sven Feyer (Author), 2005, Deutsche Exilanten und Flüchtlinge in England im Spiegel der Presse 1935-1945, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37871