Journalisten sehen sich einer schier unendlichen Flut an Informationen ausgesetzt. Sie können nicht im entferntesten die Welt in ihrer ganzen Komplexität abbilden. Doch nach welchen Kriterien treffen sie aus dieser Fülle an Meldungen ihre Auswahl? Anders gesagt: wann wird aus einer Information eine Nachricht? Mit dieser Frage beschäftigen sich nun seit fast einem ganzen Jahrhundert Wissenschaftler aus dem Bereich der Nachrichtenforschung. Eine Erklärung dafür bietet die sogenannte Nachrichtenwerttheorie. Sie führt die Entscheidung zur Publikation einer Nachricht auf bestimmte Eigenschaften von Ereignissen zurück. Nicht (nur) die subjektive Auswahl des Journalisten, sondern Eigenschaften eines Ereignisses bestimmen nach diesem Erklärungsmodell, was berichtet wird und was nicht. Sogenannte Nachrichtenfaktoren sind also Eigenschaften, die eine Nachricht für den Journalisten interessant machen.
Die Nachrichtenwerttheorie unterliegt gerade einem Wandel. Durch das Internet werden Nachrichten nicht mehr ausschließlich von ausgebildeten Journalisten geliefert, über Facebook und Co. strömen von allen Seiten Informationen auf den Rezipienten ein. Das führt zum Verdacht, dass der Wert von Nachrichtenfaktoren einem zeitlichen Wandel unterliegt. Doch in der Fachliteratur gibt es kaum Untersuchungen diesbezüglich. Bei der Recherche über den Wandel von Nachrichtenfaktoren fällt auf, dass es große Unterschiede auch zwischen Qualitäts- und Boulevardjournalismus gibt. Was die Relevanz von bestimmten Nachrichtenfaktoren zwischen den unterschiedlichen Gattungen betrifft, geben wissenschaftliche Arbeiten, zumindest im deutschsprachigen Raum, bisher auch wenig her.
Die Motivation, eine quantitative Analyse diesbezüglich zu erarbeiten, liegt nun darin, neue Erkenntnisse im Bereich der Nachrichtenwertforschung zu erhalten. Ob sich die Bedeutungen von bestimmten Nachrichtenfaktoren im Laufe der Zeit verändern oder ob sie eine allgemeine, zeitlose Gültigkeit haben, wie sich die einzelnen Nachrichtenfaktoren zueinander verhalten, und ob es Unterschiede zwischen Qualitätsmedien und Boulevardzeitungen gibt, all dem soll diese Arbeit nun auf den Grund gehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theorie
- 2.1 Nachrichtenwerttheorie
- 2.1.1 Forschungstraditionen der Nachrichtenwerttheorie
- 2.1.1.1 Amerikanische Forschungstradition nach Lippmann
- 2.1.1.2 Europäische Forschungstradition nach Östgaard, Schulz, Galtung und Ruge
- 2.1.1 Forschungstraditionen der Nachrichtenwerttheorie
- 2.2 Nachrichtenfaktoren (nach Galtung & Ruge)
- 2.3 Verwandte Modelle der Nachrichtenforschung
- 2.3.1 Gate-Keeper Forschung
- 2.3.2 News Bias
- 2.1 Nachrichtenwerttheorie
- 3. Methodik
- 3.1 Forschungsfragen und Hypothesen
- 3.2 Titelseite als Gegenstand der Analyse
- 3.3 Auswahl der Medien
- 3.3.1 Historische Medien
- 3.3.2 Zeitgenössische Medien
- 3.4 Einteilung der Medien in Boulevard- und Qualitätsmedium
- 3.4.1 Exkurs: Unterscheidung zwischen Boulevard- und Qualitätsjournalismus
- 3.4.2 Einteilung
- 3.5 Kategorisierung & Ausprägung der zu behandelnden Nachrichtenfaktoren
- 3.5.1 „Negativität“
- 3.5.2 „Personalisierung“
- 3.5.3 „Bezug zu Elite Personen“
- 3.5.4 „Bezug zu Elite Nationen“
- 3.6 Ergebnisse
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Einfluss kulturabhängiger Nachrichtenfaktoren auf die Auswahl von Nachrichten in Boulevard- und Qualitätsjournalismus, im Vergleich zwischen historischen und zeitgenössischen Medien. Ziel ist es, die Nachrichtenwerttheorie und ihre Anwendung in der Praxis zu untersuchen und Unterschiede in der Berichterstattung aufzuzeigen.
- Kulturabhängige vs. kulturabhängige Nachrichtenfaktoren
- Vergleich von Boulevard- und Qualitätsjournalismus
- Analyse historischer und zeitgenössischer Medien
- Anwendung der Nachrichtenwerttheorie
- Untersuchung der Selektionskriterien von Journalisten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den enormen Informationsfluss, dem Journalisten täglich ausgesetzt sind und führt die zentrale Forschungsfrage ein: Nach welchen Kriterien wird aus einer Information eine Nachricht? Die Arbeit positioniert sich innerhalb der Nachrichtenforschung und hebt die Relevanz der Nachrichtenwerttheorie hervor, die objektive Eigenschaften von Ereignissen als entscheidend für die Selektion von Nachrichten betrachtet, im Gegensatz zu rein subjektiven Faktoren.
2. Theorie: Dieses Kapitel befasst sich mit der fundierten Darstellung der Nachrichtenwerttheorie. Es beleuchtet verschiedene Forschungstraditionen, insbesondere die amerikanische (Lippmann) und die europäische (Östgaard, Schulz, Galtung und Ruge), und differenziert zwischen kulturabhängigen und -unabhängigen Nachrichtenfaktoren nach Galtung & Ruge. Zusätzlich werden verwandte Modelle der Nachrichtenforschung wie die Gatekeeper-Forschung und der News Bias diskutiert, um ein umfassendes Verständnis der theoretischen Grundlagen zu schaffen. Die ausführliche Auseinandersetzung mit verschiedenen theoretischen Ansätzen bildet die Grundlage für die anschließende empirische Untersuchung.
3. Methodik: Das Kapitel Methodik detailliert den Forschungsansatz der Arbeit. Es präsentiert die Forschungsfragen, die Hypothesen und die methodische Vorgehensweise bei der Analyse der Titelseiten ausgewählter Medien. Die Auswahl der Medien (historische und zeitgenössische, Boulevard- und Qualitätsmedien) wird begründet und die Kriterien zur Einteilung der Medien erläutert. Der Abschnitt beschreibt die Kategorisierung und Ausprägung der zu untersuchenden Nachrichtenfaktoren (Negativität, Personalisierung, Bezug zu Elite-Personen und -Nationen) und legt die Grundlage für die Interpretation der Ergebnisse. Die genaue Beschreibung der methodischen Schritte gewährleistet die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Analyse.
Schlüsselwörter
Nachrichtenfaktoren, Nachrichtenwerttheorie, Galtung & Ruge, Boulevardjournalismus, Qualitätsjournalismus, Medienanalyse, Kulturvergleich, historische Medien, zeitgenössische Medien, Negativität, Personalisierung, Elite, Selektion.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des Einflusses kulturabhängiger Nachrichtenfaktoren
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Die Arbeit analysiert den Einfluss kulturabhängiger Nachrichtenfaktoren auf die Nachrichtenauswahl im Boulevard- und Qualitätsjournalismus, verglichen zwischen historischen und zeitgenössischen Medien. Im Mittelpunkt steht die Untersuchung, nach welchen Kriterien aus einer Information eine Nachricht wird.
Welche Theorie steht im Zentrum der Untersuchung?
Die zentrale Theorie ist die Nachrichtenwerttheorie, insbesondere die Ansätze von Galtung & Ruge. Die Arbeit untersucht sowohl kulturabhängige als auch -unabhängige Nachrichtenfaktoren und beleuchtet verschiedene Forschungstraditionen (amerikanische und europäische).
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die Arbeit untersucht, wie sich kulturabhängige Nachrichtenfaktoren auf die Auswahl von Nachrichten in Boulevard- und Qualitätsmedien auswirken und wie sich diese Auswahl im historischen Vergleich verändert hat. Es geht um die Selektionskriterien von Journalisten und die Anwendung der Nachrichtenwerttheorie in der Praxis.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Methodik umfasst die Analyse von Titelseiten ausgewählter Medien (Boulevard und Qualitätsjournalismus, historische und zeitgenössische). Die Arbeit kategorisiert und untersucht die Ausprägung bestimmter Nachrichtenfaktoren (Negativität, Personalisierung, Bezug zu Elite-Personen und -Nationen) um Unterschiede in der Berichterstattung aufzuzeigen.
Welche Medien wurden untersucht?
Die Untersuchung umfasst sowohl historische als auch zeitgenössische Medien, wobei eine explizite Unterscheidung zwischen Boulevard- und Qualitätsjournalismus getroffen wird. Die genaue Auswahl der Medien wird in der Arbeit detailliert beschrieben.
Welche Nachrichtenfaktoren wurden analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf die Nachrichtenfaktoren Negativität, Personalisierung, Bezug zu Elite-Personen und Bezug zu Elite-Nationen. Die Arbeit erläutert die Kategorisierung und Ausprägung dieser Faktoren.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Ergebnisse der Analyse der Titelseiten zeigen Unterschiede in der Berichterstattung zwischen Boulevard- und Qualitätsmedien sowie zwischen historischen und zeitgenössischen Medien auf, bezogen auf die untersuchten Nachrichtenfaktoren.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Das Fazit fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und diskutiert deren Bedeutung im Kontext der Nachrichtenwerttheorie. Es bewertet den Einfluss kulturabhängiger Nachrichtenfaktoren auf die Nachrichtenauswahl und zieht Schlussfolgerungen für das Verständnis von Journalismus und Medien.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Nachrichtenfaktoren, Nachrichtenwerttheorie, Galtung & Ruge, Boulevardjournalismus, Qualitätsjournalismus, Medienanalyse, Kulturvergleich, historische Medien, zeitgenössische Medien, Negativität, Personalisierung, Elite, Selektion.
- Quote paper
- Simon Garschhammer (Author), 2017, Nachrichtenfaktoren in Theorie und Praxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378536